In Laos ticken die Uhren anders. Hier ist alles langsam. Das muss man aushalten können, aber dann ist es schön.
Langsames Reisen
Wir tuckern im gefühlten Schritttempo auf dem Mekong entlang. Vorbei an Fischern, die vor allem warten, hin und wieder aber auch mal ein Netz auswerfen. Zwei Tage geht das so. Am Ende haben wir etwa 200 km Luftlinie hinter uns gelassen.
Die Fahrt mit dem Slow Boat ist das kleinere Übel auf dem Weg von Huay Xai nach Luang Prabang. Es ist aber auch das langsamste. Nicht umsonst nennen sie es Slow Boat.
Ohne Eile auf dem Mekong entlang
Einige Tage später geht es mit dem Minibus weiter nach Vang Vieng. Für 185 km benötigen wir mehr als sechs Stunden. Schneller wird’s nicht in Laos.
In Vang Vieng miete ich einen Motoroller und nach einem langen Tag komme ich zurück in die Stadt gerast. Ich ziehe an allen vorbei: Fahrräder, Motorräder, Autos. Ich fahre wie im Rausch. Der Blick auf das Tacho verrät: 40 km/h.
Für die mehr als 600 km von Vientiane nach Pakse buche ich gleich den Nachtbus. Diese endlose Tortour möchte ich nicht im Wachzustand ertragen. Die Fahrt soll 10 Stunden dauern, doch das kann nichts werden. 14 Stunden später sind wir in Pakse.
Service geht hier anders
Mit westlichen Ansprüchen gehe ich schon längst nicht mehr in ein Restaurant. Das macht nur unglücklich. In Laos gibt es keine Servicekräfte, die sich beeilen. Hier wird geschlurft.
Im Restaurant auf Don Det lässt sich gut dösen
Manchmal gehe ich zum Kellner, um eine Bestellung aufzugeben. Auf Blicke und Handzeichen wird nicht immer reagiert, denn dafür müsste man zum Gast schauen. Doch die fünf Servicekräfte (für drei Gäste) können sich ganz gut selbst beschäftigen.
Auf der Insel Don Det esse ich häufig im Restaurant meines Bungalow Resorts, denn es gibt ohnehin kaum Alternativen in der Nähe. Der Inhaber bemüht sich, alle anderen nicht. Nach einer Mahlzeit steht Stunden später immer noch das Geschirr auf dem Tisch. Jetzt aber unter einem Ameisenhaufen. Die Mitarbeiter oder Familienangehörigen dösen in der Hängematte.
Die Buddhastatuen „leben“ es vor
Das Leben in Laos verläuft in Zeitlupe
Auf der Straße sehe ich nie einen Laoten, der es eilig hat (abgesehen von einzelnen Bus- oder Mopedfahrern). Sie laufen so langsam vor mir her, dass es weh tut. Bei aller Entspannung kann ich einfach nicht so langsam gehen. Selbst schlurfend geht es nicht.
Nur die Wasserbüffel und Dorfschweine sind noch gemütlicher unterwegs.
Die Wasserbüffel lassen es ruhig angehen
Ich kaufe hier und da mal einen Snack am Straßenstand. Hier überschlägt sich niemand für mich. Manchmal dauert es, bis man mich überhaupt anschaut.
Um die Mittagszeit ist es eh schlecht. Laoten können in jedem Schatten wunderbar dösen und den Tag an sich vorbei ziehen lassen.
In Laos ist Zeit zum Schachspielen
Wenn es dunkel wird, klingt der Tag so langsam aus. Vor allem auf Don Det ist dann ganz schnell Ruhe. Es ist ja auch schon halb sieben. Strom gibt es nun zwar auch am Abend, doch das Licht zieht eh nur Insekten an.
23:30 Uhr ist Sperrstunde in ganz Laos. Doch die gilt nur für Hartgesottene, denn um diese Zeit ist ja sowieso schon seit Stunden nichts mehr los.
Warum auch? Morgen ist ja auch noch ein Tag.
Haha, genau! Kennst du den Ausdruck „laotisch sein?“ Das ist z.B. das was der Busfahrer und sein Helfer machen, wenn es mal nicht weitergeht. Und ich erinnere mich ebenfalls an eine Situation im Restaurant, wo 5 Servicekräfte 45 Minuten gebraucht haben, um Frühstück für 4 Gäste zu machen.
Aber ganz ehrlich: Das hat mich in Laos gar nicht gestört. Wie alle dort, hatte ich einfach keine Eile. Schon erstaunlich, wie man in Laos als serviceerwartender Deutscher zum entspanntesten Reisenden wird, den man sich vorstellen kann.
Den Ausdruck kannte ich noch nicht, ich kann mir allerdings etwas darunter vorstellen :)
Das mit dem Frühstück kenne ich. In Tad Lo hatte ich einmal eine Verabredung zu einem Kaffee Workshop und wollte mir vorher noch ein Frühstück genehmigen. Ich hatte noch 30 Minuten Zeit und für Eggs & Toast brauchen ja selbst Laoten oft nicht mehr als 5 Minuten. In diesem Fall hat das aber auch 45 Minuten gedauert ;-)
Haha :D Super! Herrlich! Und ich dachte ich bin in Miami Beach mit den mittelamerikanischen Einwanderern hart dran ;) Bin ich beim Abendessen gleich mal entspannter, in dem Wissen, es könnte noch langsamer gehen.
Außerhalb Laos‘ könnte ich das wohl auch nicht ertragen. Aber vielleicht ist etwas bei mir hängengeblieben und wenn wir das nächste Mal im Alex in Leipzig sitzen, bin ich etwas entspannter, auch wenn es 20 Minuten dauert, um eine Bestellung aufzugeben ;-)
Es gibt einen alten Kolonialistenwitz der Franzosen, den ich irgendwo mal aufgeschnappt habe. Der geht so: „Die Vietnamesen pflanzen den Reis, die Kamboschaner schauen zu, wie er wächst und die Laoten hören ihm beim Wachsen zu (schlafen mit dem Ohr auf dem Boden ein).“
Gut, der Witz ist nicht so superlustig. Aber ich finde daran interessant, dass es doch eine gewissen Kontinuität gibt, wie wir Ausländer diese drei Länder wahrnehmen. Der Witz muss ja mindestens 50 Jahre alt sein.
hallo, lese seit ein paar tagen deinen blog und die berichte über laos!
plane nämlich einen trip nach laos und suche nach hilfreichen infos und tipps.
eine frage: anscheinend hast du die strecke von vientiane nach pakse in einem rutsch durch gefahren. ich würde diese strecke gerne bewußter machen und die auf dem weg befindlichen nationalparks und conservation areas anschauen und erkunden soweit das zumindest geht.
weshalb hast du auf diesem gesamten weg keinen halt gemacht?
so alles in allem erscheinen mir da doch die ein oder anderen sachen sehr spannend.
wobei ich dazu sagen muß, dass ich ein ziemlicher naturfan bin und bei jeder höhle und jedem wasserfall freudig in die luft hüpfe.
was meinst du: strecke in kleineren etappen abfahren oder doch lieber komplett durchfahren?
klar, kleine etappen sind angesichts der organisation sicherlich anstrengend, aber ich erhoffe mir dabei tolle erlebnisse!
VG
kadi
Hi Kadi,
ich hab’s in einem Rutsch gemacht, da es dazwischen nichts Nennenswertes gab, das ich sehen wollte – außer einer Höhle, soweit ich mich erinnere, aber das war mir organisatorisch zu kompliziert (aber machbar!).
Es gibt halt Touristenpfade, die lassen sich gut bereisen, weil fast jeder Backpacker diese Strecken fährt. Wenn man davon abweichen will, wird es umständlich und man muss sich vor Ort immer selbst kümmern (evtl. mit Taxis o.ä.). Alles machbar, aber eben auch abenteuerlicher und individueller :-)