Nun war ich also in Laos. Die erste Nacht verbrachte ich in der Grenzstadt Huay Xai, doch das ist auch schon alles, was sich dort machen lässt.
Von hier aus wollte ich nach Luang Prabang, wie vermutlich 90% oder mehr der in Huay Xai Eingereisten. Dafür gibt es zwei Optionen:
1. Mit einem Boot auf dem Mekong (2 Tage)
2. Mit dem Bus (10-15 Stunden)
Ich habe mich dazu vorab im Internet belesen und wie so oft hätte ich das besser nicht tun sollen. Denn nun klang die Auswahl für mich nach Pest oder Cholera.
Von dem Boot hatte ich mich gedanklich längst verabschiedet, als ich die Reiseberichte über die Busfahrt las, die noch schlimmer klangen. Also, doch aufs Boot.
Die Slow Boats am Pier in Huay Xai
Um 11:30 Uhr soll das Boot ablegen, doch ich bin schon 30 Minuten vorher dort, um einen guten Platz zu bekommen. Das haben sich aber auch andere gedacht und so wird mein Platz nicht allzu gut. Die Sitzabstände sind eng. Manches Flugzeug ist gemütlicher. Irgendwann ist das Boot voll (nach meinem Verständnis) und 11:30 Uhr ist längst verstrichen, doch es kommen immer mehr Fahrgäste.
Man entscheidet sich, ein zweites Boot startklar zu machen und die verspäteten Gäste bekommen ihr eigenes Boot mit viel Platz. Das Leben ist nicht immer fair. Um 12:20 Uhr legen wir ab.
Das Boot ist gut gefüllt
Ich habe einen Fensterplatz (ohne Fenster) und kann mir alles schön anschauen. Es gibt zwar nur bedingt viel zu sehen: Ein paar Boote, Fischer, Kinder, Dörfer und viel Landschaft eben. Es ist anstrengend, aber schön. Mit der Zeit schmerzen meine Beine und ich genieße den einzigen 10-minütigen Stopp. Später wälze ich mich nur noch auf dem Sitz hin und her und hoffe, dass es bald vorbei ist.
Die Fahrt dauert etwas mehr als sechs Stunden und wir kommen zur Abenddämmerung in Pak Beng an. Dort warten bereits die Vertreter von Gästehäusern und verfrachten mich mit 17 anderen Leuten auf die Ladefläche eines kleinen Transporters. Da stehen wir also wie Vieh. Aber immerhin geht’s ins Hotel und nicht zur Schlachtbank. Könnte also alles schlimmer sein. Ich finde es nun eigentlich ganz amüsant.
Mein Zimmer ist ganz OK. Die Betreiber bemühen sich um möglichst viel Upselling (Abendessen, Frühstück, Snacks für unterwegs). Ich denke der größte Teil des Geschäfts in diesem Dorf besteht daraus, jeden Abend neue Touristen vom Pier abzuholen und in einer Nacht möglichst viel Geld mit ihnen zu machen. Verständlich.
Am nächsten Morgen soll es um 09:30 Uhr weitergehen. Man muss aber schon ein paar Mal nachfragen, um das zu erfahren. Ich bin vorsichtshalber zeitig am Pier und siehe da: Um kurz nach 9 Uhr legt das erste Boot ab.
Ich habe dieses Mal einen besseren Platz. Das Boot ist zwar kleiner, aber viel leerer. Es ist nun schon beinahe bequem. Die Fahrt dauert wieder 6,5 Stunden. Ich lese viel, höre Musik, beobachte die Landschaft und schwatze ein bisschen mit Tom, einem Australier, den ich später noch ein paar Mal wiedersehen sollte.
Kurz vor Luang Prabang halten wir im Nirgendwo. Ich erwarte, dass wieder Pakete an Land geschmissen werden. Stattdessen winken uns die Laoten irgendwann vom Boot und können gar nicht fassen, dass wir da immer noch sitzen. Endstation!
In Luang Prabang soll der Mekong momentan wohl zu flach sein, um dort anzulegen. Glauben wir das mal.
Weiter geht’s also mit einem Tuk Tuk für 20.000 Kip (2 Euro) pro Nase. Es sind nur noch 6 km bis in die Stadt. Am Ende der Fahrt sind wir alle komplett durchgeweicht. Doch das ist eine andere Geschichte.
Nass und zufrieden in Luang Prabang
Ich bin nun froh, das Boot genommen zu haben. Ja, die Fahrt war etwas anstrengend, aber sie war auch schön und etwas Besonderes. Wann schippert man schon mal zwei Tage auf dem Mekong entlang? Busfahren kann man immer!
Deine Fotos machen es wohl noch ein wenig nostalgischer, als es eh schon ist – zwei Tage auf einem Boot, das klingt ja nach Paul Theroux und Konsorten! Ich will mir gar nicht vorstellen, wie man das mit Kindern bewerkstelligt hätte ;-)
Ich freue mich auf deine weiteren Berichte aus Laos, das soll ja ein tolles Land sein (mir fehlt da schon im Vorhinein das Meer, kein Interesse)
Die Originalfotos waren etwas blass, da musste ich mit dem Filter etwas nachhelfen, um sie etwas atmosphärischer zu machen.
Familien habe ich auf den Booten aber tatsächlich nicht gesehen. Das möchte ich mir auch nicht vorstellen, aber schlimmer als ein langer Flug ist es auch nicht.
Laos ist wirklich ein sehr schönes Land. Es ist Vietnam sehr ähnlich. Nur eben ohne das Meer, genau :)
Pingback: Über die Grenze von Thailand nach Laos - 101places.de
Pingback: Luang Prabang - ein bisschen Frankreich am Mekong - 101places.de
Spannend, ein aktueller Bericht übers Slow Boat! Nachdem wir von anderen Reisenden einige Horrorstories über die ultra-öde, unbequeme und nichtendenwollende Fahrt gehört hatten, haben wir uns (im Dezember 2012 war das) nämlich dazu entscheiden, den Bus nach Luang Prabang zu nehmen (auch, um Zeit zu gewinnen). Was soll ich sagen? Das nächste Mal nehme ich glaub ich das Boot ;-)
Die Fahrt war unglaublich lang und holprig, von der glaub ich sehr tollen Landschaft bei der Fahrt durch die Berge haben wir leider nichts gesehen, da es ja um 6 dunkel ist und weil die Straßen so schlecht waren (schlimmer als in Myanmar) mussten wir morgens um 4 erst mal Reifen wechseln.
Die Ankunft in Luang Prabang ganz früh morgens, als der Nebel noch über dem Mekong lag und die Menschen auf der Straße knieten, um den Mönchen Almosen zu geben, werd ich allerdings nie vergessen!
Ich bin auch froh, das Boot genommen zu haben. Die Busfahrt danach von Luang Prabang nach Vang Vieng war nur 6 Stunden lang und das hat schon gereicht :)
Allerdings am frühen Morgen in Luang Prabang anzukommen und die Mönche zu sehen, ist natürlich auch schön. Das habe ich leider auch danach völlig verschlafen.
Pingback: Auf dem Landweg nach Laos - von Chiang Rai nach Luang Prabang | black dots white spots
Hey Patrick,
ich habe die Fahrt vor kurzem (Februar 2015) auch gemacht und dein Artikel war eine gute Hilfe!
Wir haben sie als extrem angenehm empfunden. Im Gegensatz zum Bus gibt es keine Fenster und es weht immer eine schöne Brise durch das Schiff, die Stühle waren bequem und es entwickeln sich lustige Bekanntschaften durch die zwei gemeinsamen Tage auf dem Boot.
Wir haben die Mitreisenden vom Boot auch in in Luang Prabang wieder getroffen und konnten uns dann sogar ein Tuk Tuk zu den Wasserfällen dort teilen.
Falls das hier also jemand liest, der ebenfalls vor der Entscheidung steht: Nimm das Boot :)
Tolle Beschreibung.
Ich habe als Alternative so ein „An die Hand nehmen“ Angebot, für 4.600 Baht zuzügl. 600 Baht „Alleinreisender-Strafe“. Mit Hotel Und Essen, also schon vorgekaut, nicht das Essen aber alles organisiert.
Da fehlt mir (als SeniorReisender) die Eigeninitiative, die ich noch aufbringen will, also eher so
ne B o o t (Tor)Tour, aber —wat kostet dett.
Die 2 Euro fürs TUK-TUK hab ich gelesen, aber die „Kkan-Fahrt“ — war ja nicht kostenlos?
Ich will Ende Juli 2015 starten, von Chiang Rai und in Vientiane wieder nach Thailand. Das Ganze darf ruhig zehn Tage dauern, oder zwei Wochen.
Ich hab ja als Rentner Zeit.
und da ich nicht in tollen „Palästen“ zu nächtigen beabsichtige, kann es ruhig länger dauern, denn die anderen Kosten für Essen und Bier und Vergnügen fallen auch an, wenn ich nicht auf Reisen bin. und 20 Euro für ein Zimmer…. da bekommt man in Europa manchmal nicht einmal einen Platz fürs Auto für.
Nicht nur darum (er)lebe ich gerne meine „Alten Tage“ in Süd-Ost-Asien
uli
Hallo
kurze Anmerkung von mir (70)
Wir haben die Bootsfahrt zu zweit im Feb 2018 gemacht. Ich kann nur sagen der 1. Tag war die absolute Katastrophe.
Es wurde nur 1 Boot zur Verfügung gestellt, total überfüllt. Das Boot war voll, es wurden immer mehr Leute hineingedrängt. Eine Gruppe Franzosen hat sich geweigert mit dem überfüllten Boot zu fahren und hat nur die Hälfte des Tickets erstattet bekommen.
Die meist jüngeren Leute saßen hinten im Maschinenraum bei 7 Std ohrenbetäubendem Lärm.
Es gab nur 1 Toilette zu der man aber kaum durchkam.
Wie kann man sich gegen diesen Betrug schützen, leider garnicht, da man ja vorher bezahlt hat.
Mir hat dann ein Kennner erzählt, das die Bootstour und die Zwangs Übernachtung in PakBeng von Art mafiösen Familien durchgeführt wird. Also ein großes Geschäft.
Aber was kann man machen, man hat ja vorher bezahlt und ist dann der Situation ausgeliefert.
Die Fahrt könnte eigentlich sehr schön sein, aber durch die Enge konnte mans nicht geniessen.
Der 2. Tag der Bootsfahrt war dann ok, da 2 Boote zur Verfügung standen.
Luang Prabang ein schöner Ort im Französischen Kolonialstil, schöne alte restaurierte Häuser, Cafés und Restaurants en masse, aber natürlich auch viele Touristen, trotzdem lohnenswert.
Vang Vien nichts für ältere Leute und Familien, die Umgebung wunderschön aber der Ort wie Klein Las Vegas.