Whakaari oder White Island – wie wir Nicht-Maoris ihn nennen – ist der aktivste Vulkan Neuseelands. In den letzten Monaten hat sich dort einiges verändert. Das war für mich Grund genug, mir das einmal aus der Nähe anzusehen.
Einen Vulkan, der aus dem Meer ragt, erreicht man am besten per Boot. Für die 40 km benötigt man fast 90 Minuten und die fühlten sich unendlich lang an. Ich werde selten seekrank, doch noch ein bisschen länger und ich hätte auch eine der zahlreich verteilten Kotztüten gefüllt.
Auf der Fahrt schwammen immerhin einige Delfine für eine Weile neben uns her; wohl um die Laune der Passagiere zu bessern. Doch letztendlich waren wir alle froh, endlich den Vulkan erreicht zu haben.
Immer der Nase nach
Im Schlauchboot setzten wir die letzten Meter auf die Insel über – allerdings nicht, ohne vorher mit Helm und Gasmaske ausgestattet worden zu sein.
Die Landschaft, wenn man sie so nennen möchte, erinnert zunächst stark an Bilder vom Mond. Alles ist grau, es liegt viel Geröll herum und dann merkt man recht schnell, dass dieser Vulkan sehr aktiv ist: Kleine Pfützen köcheln vor sich hin, Schlammlöcher blubbern, heiße Bäche und vor allem viel Schwefel in der Luft. Mmmh, dieser Duft nach faulen Eiern.
Als wir uns einer großen Schwefelwolke nähern, ist die Gasmaske ein Segen, denn sofort beißt es in Nase und Rachen. Mit der Maske ist es angenehm, aber auch dramatischer.
In der Nähe rumst es wie in einer alten Waschmaschine und wir hören, wie der Schlamm unter der Erdoberfläche durch die Gegend geschleudert wird. Oh ja, dieser Vulkan ist aktiv.
Ein Highlight ist der Blick in die aktivste Stelle des Vulkans. Wir beobachten sie mit einem respektvollen Abstand von etwa 100 Metern. Auch hier fliegt der Schlamm durch die Luft und es dampft weiß und gelb und blau.
Zurzeit ist viel los auf White Island. Vor allem seit dem letzten Sommer hat sich einiges verändert. Bis zum August war das was heute nur dampft und blubbert ein schöner blaugrüner See.
Auch die Oberfläche des Vulkans verändert sich. Vor einigen Monaten war eines Morgens plötzlich alles mit grauer Asche übersät.
Teile des Vulkans können sich kurzfristig extrem stark erhitzen. Vor ein paar Jahrzehnten glühte ein kleiner Hügel mit bis zu 800 Grad. Anwohner auf dem 40 km entfernten Festland konnten das Glühen aus der Ferne beobachten. Damals lag die aktivste Stelle des Vulkans noch ganz woanders. Heute ist dort Ruhe und man kann gemütlich über den Hügel spazieren. So schnell können sich die Dinge ändern.
Bergbau im Vulkan
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in diesem Vulkan Schwefel abgebaut. Damals war das ein sehr gut bezahlter Job. Doch er war auch sehr einsam, mit Entbehrungen verbunden und natürlich gefährlich. Man war auf Versorgungsschiffe angewiesen, die nur alle paar Wochen mal an White Island andockten.
1913 / 1914 starben zehn Menschen, als der Vulkan mal ernst gemacht hat. Sie lebten gleich neben der Fabrik und waren so der Naturgewalt direkt ausgesetzt.
Die White Island Tour
Seit 1990 werden Touren auf White Island durchgeführt, doch erst seit 1995 ist der Zugang beschränkt. Bis dahin konnte jeder übersetzen wie er es für richtig hielt und dementsprechend sah die Insel wohl auch aus. Heute erinnert nicht viel an die Anwesenheit vom Menschen: Nur ein paar Messstäbe, Kameras in der Ferne und die Überreste der Fabrik.
Die Insel befindet sich in Privatbesitz und nur wenige Veranstalter haben eine Lizenz für die Insel.
Fazit
Die Tour quer durch den Vulkan ist wirklich spannend. Wenn man hört, wie es unter der Erde rumst, Schlamm durch die Gegend fliegt, kleine Pfützen köcheln und der Schwefel in der Nase beißt, ahnt man wie unmittelbar und gewaltig die Natur sein kann.
Es ist auch bemerkenswert wie schnell sich die Dinge in Vulkanen ändern können, während man in der Geologie sonst häufig in Millionen Jahren rechnet.
Yes, White Island. Für mich war das eins der absoluten Highlights in Neuseeland. Lustig auch, dass von uns an derselben Stelle die Fotos gemacht wurden. Hattest Du zufällig auch den rothaarigen Guide?
Das war ja die einzige Stelle, wo wir tatsächlich die Maske auf dem Gesicht hatten. Klar, dass ich genau dort ein Foto machen lasse ;-)
Nee, rothaarig war er glaube ich nicht.
White Island war in jedem Fall ein Highlight!