Seit fast neun Monaten bin ich unterwegs und ich kann Dir sagen: Reisen ist eine gute Schule. Ich habe einiges gelernt und zwar nicht nur über andere Menschen, Länder und Kulturen, sondern auch über mich selbst. Doch um mich geht es heute einmal nicht.
Ich habe 11 Reisebloggern die gleiche Frage gestellt: Was hast Du unterwegs über Dich selbst gelernt?. Ich freue mich, dass auch 11 Reiseblogger geantwortet haben. Übrigens alles Blogs, die ich regelmäßig lese und empfehlen kann.
Daraus ist eine kleine Sammlung an persönlichen Geschichten, Erfahrungen und Erkenntnissen entstanden. Lies selbst, was diese Blogger über sich gelernt haben und wie gut es ihnen damit geht.
Kauf Dir heute keine Selbsthilfebücher, sondern lies diesen Artikel.
Sebastian – Phuketastic.com
Ich bin kein Langzeitreisender. Meine längste Reise war nur 3,5 Wochen am Stück. Somit kann ich zur Veränderung auf einer langen Reise nichts beitragen. Allerdings bin ich 2004 nach Thailand „ausgewandert“ und habe dort durchgehend bis Ende 2011 gelebt.
Die persönliche Veränderung, die ich dort erlebt habe, lässt sich wohl nur schwer beschreiben. Ich habe gelernt, dass ich mich überall zurecht finden kann, dass sprachliche, kulturelle und altersbedingte Barrieren nicht wichtig sind. Ich habe Freunde gewonnen, die ich wohl in Deutschland niemals kennengelernt hätte. Ich bin insgesamt zu einem positiveren, optimistischeren, lebensfröhlicheren Menschen geworden, als ich es in Deutschland jemals war.
Als ich Ende 2011 nach Deutschland zurückging, dachte ich es würde einfach werden. Doch die Rückkehr war wahnsinnig schwer. Alles was ich gelernt hatte, meine gesamte Persönlichkeit, mein Weltbild der letzten 7 Jahre waren plötzlich nichts mehr wert. Mit meiner Einstellung stiess ich ständig auf Widerstand. Letztlich war es mir unmöglich mich wieder zu integrieren. Die Re-Integration hätte einen Rückschritt bedeutet. Eine Veränderung in eine Richtung, die ich nicht mitmachen wollte.
Somit bin ich Anfang 2013 wieder zurück nach Thailand gezogen. Hier fühle ich mich mehr zu Hause, als ich es in Deutschland jemals war. Hier habe ich das Gefühl, ich selbst zu sein, ohne mich verstellen zu müssen.
In wenigen Worten zusammengefasst: Ich habe unterwegs gelernt, wo ich hingehöre, wer ich bin und wie ich leben will. Und vielleicht noch wichtiger: Ich habe gelernt, was ich nicht will!
Tim – earthcity.de
Ich habe gelernt, meinen „Entwurf zum Glücklich sein“ nicht blind von anderen zu kopieren oder mir diesen durch gesellschaftliche Normen diktieren zu lassen. Zugleich habe ich aber auch gemerkt, dass dieser Weg wesentlich schwieriger ist.
Man startet gewissermaßen bei Null und legt sich dabei auch schneller mal auf die Nase. Insgesamt hat man aber nicht das Gefühl der Stagnation oder der „Sinnsuche“, welches manch anderen überkommen mag, der ein Schema F anwendet. (Das soll nicht heissen, dass man nicht auch nach Schema F glücklich sein kann, das ist eine Typen-Frage.) Wer aber erkennt, dass er nicht glücklich ist, der sollte den Mut haben, etwas zu ändern.
Warum habe ich das gerade unterwegs gelernt? Weil ich gesehen habe, wie andere Menschen, in anderen Ecken der Welt ihren Weg gehen und dieser Weg oft weit entfernt ist von unseren Konventionen. Trotzdem sind sie glücklich. Aber bitte nicht falsch verstehen: Seinen eigenen Weg finden – das hat für mich nichts mit einer „4 Stunden Woche“ a la Ferriss oder einem dauerhaften Nomadendasein zu tun. Jeder muss hier selbst sein Tör(t)chen finden. Egal ob Selbstverwirklichung, Freiheit, viel Zeit, das Umfeld, Familie und so weiter – was Zufriedenheit bringt, kann bei Jedem vollkommen anders sein. Man sollte aber selbst herausfinden, was es ist!
Conni – Planetbackpack.de
Unglaublich viel. Jede Reise eröffnet mir neue Erkenntnisse.
Ein Auszug:
Ich habe gelernt, dass…
meine Seele und mein Herz das Wasser und die Wärme brauchen.
mir Geld und Besitz im Vergleich zu Erfahrungen und Erinnerungen sehr wenig bedeuten.
ich es liebe, liebe, liebe neue Menschen kennenzulernen.
es Spaß machen kann, seine Ängste zu überwinden. Aber dass es nie aufhört.
meine Geschichte und Herkunft auf Reisen wenig Relevanz hat. Auf Reisen bist du im Grunde ein Niemand.
alleine sein etwas Schönes sein kann. Eine Reise aber durch die Leute die man trifft an Wert gewinnt.
ich am liebsten nur aus meinem Rucksack lebe und mich das minimalistische Leben unterwegs sehr erfüllt.
Oliver – Weltreiseforum.com
Jede Menge. Die vielleicht wichtigste Reise-Erkenntnis ist, dass ich nur eine bestimmte Anzahl von Eindrücken verarbeiten kann. Wenn ich unterwegs zu sehr durch die Gegend hetze, weil ich alles sehen will, dann bleibt mir am Ende nichts mehr im Gedächtnis. Ich habe gelernt, dass ich am liebsten sehr langsam reise. Dies ist wohl auch der Grund, wieso meine Trips immer länger werden.
Ich denke, dass Reisen grundsätzlich eine gute Art ist, um die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. Wenn man nämlich ausserhalb des Alltags das Gleiche bemerkt, wie im Alltag, dann muss das ja an einem selber liegen.
Ein Beispiel? Insbesondere auf meiner ersten Reise – das war vor etwa 15 Jahren in Peru – habe ich bemerkt, dass ich anderen Menschen gegenüber manchmal nicht so offen bin. Bei freundlichen Einladungen hatte ich sofort das Gefühl, dass mich jemand übers Ohr hauen will. Anderen Reisenden, die mir nicht auf Anhieb gefielen, gab ich keine zweite Chance. Zu Hause hatte ich meinen Freundeskreis und da hat mich diese Verschlossenheit nicht eingeschränkt. Doch für einen Alleinreisenden ist das natürlich nicht gerade ideal. Ich habe mich also nach und nach bemüht, mich stärker zu öffnen. Und nach vielen tollen Begegnungen habe ich meine Skepsis allmählich überwinden können. Das hilft mir auch im Alltag ausserhalb des Reisens, offener auf meine Mitmenschen zuzugehen.
Carina – citygirlsblog.com
Was ich über mich gelernt habe? – Dass man erst wirklich entdeckt wer man ist, wenn man alleine auf Reisen geht. Niemals sonst ist man so frei von äusseren Einflüssen, von sozialen Zwängen und Erwartungen an einen selbst. Wo ich heute hingehe? Was ich heute mache? Allein meine Entscheidung. Werde ich zum Vegetarier? Oder zum Veganer? Allein meine Entscheidung. Welche Kleidung trage ich? Welchem Trend laufe ich hinterher? Die Entscheidung meines Rucksacks! Denn mehr als da rein passt, gibt es nunmal nicht. Darüber hinaus, allein meine Entscheidung.
Das kann sehr befreiend wirken und vor allem zur Selbstentfaltung hilfreich sein, wird aber schwierig, wenn man wieder in die alte Umgebung zurückkehrt. Ohne das alte Ich.
Der Lernprozess einer langen Reise hört also nie auf, denn nun muss man lernen, sein neues, echtes Ich im alten Alltag einzufügen. Oder man wird süchtig. Nach dem Reisen, der Unabhängigkeit und der Freiheit. Das ist es, was ich über mich gelernt habe. Das ich frei und unabhängig bin. Und wie wertvoll das ist!
Gerhard – Andersreisen.net
Deine Frage kann ich kurz und knapp beantworten: Ich habe mich und das Vertrauen in meine Fähigkeiten näher kennen gelernt. Ich denke, Reisen ist eine der besten Möglichkeiten um sich selbst näher kennen zu lernen.
Matze – pommesgibtsimmer.de
Du bist zum Beispiel 36. Du bist abends in einer neuen Stadt – sagen wir mal Sydney – unterwegs. Willst ein Bier trinken. Du gehst vielleicht einfach mal dahin, wo viele andere Reisende unterwegs sind. Was findest Du da?
Einen Haufen feierwütiger 20-Jähriger, trink- und irgendwann kopulationswillig. Und Du als Dinosaurier mitten drin. Auch wenn Du im ersten Moment vielleicht drüber nachdenken solltest: Findest Du Anschluss? Nein!
Geh gleich!
Du wirst hier keinen Spass haben. Du bist anders! Du bist alt! Du hast nicht gerade Deinen Schulabschluss gemacht! Du hast vielleicht nicht mehr alle Haare auf dem Kopf. Du bist im besten Fall vielleicht sogar etwas weiser.
Und: Im Grunde hast Du doch überhaupt keine Lust, Dich diesem Gelaber über wo-lässt-es-sich-am-besten-feiern, wer-hat-gestern-mit-wem-rumgemacht oder morgen-nehmen-wir-Pilze-die-sollen-hier-echt-gut-sein auszusetzen.
Geh! Gib einen Scheiss darauf!
Es gibt andere Reisende, mit denen man wunderbar eine tolle Zeit haben kann. Selbst wenn Du um 20 Uhr abends ins Bett gehst: Du wirst mehr erleben als die hüftenschwingende Endpubertät! Sei, wie Du bist. Akzeptiere es, nicht akzeptiert zu werden! Und lerne dabei, Du zu sein und Deine Reise mit Dir zu geniessen.
Anja – Travelontoast.de
Ich kann auf mich und andere vertrauen. Als ich zu meiner einjährigen Weltreise aufbrach, hatte ich etwas Bammel. Denn ich war meist allein unterwegs, als Frau. Alle bewunderten meinen Mut und warnten mich vor den vielen Gefahren.Kurz gesagt: Mir ist nichts passiert. Dafür überstand ich einen heftigen Sonnenbrand auf den Schienbeinen in Thailand (meine schlimmste Erkrankung unterwegs) mithilfe meines Reisegefährten Bernhard. Ich konnte zeitweise nicht laufen, er brachte mir Aloe Vera Creme, Essen und Trinken. Bei einem Anflug von Flugangst in Chile erklärte mir vor dem Start der Pilot mit Engelsgeduld die Geräte in seinem Cockpit. Und in Patagonien nahm mich ein Gaucho auf seinem Pferd mit, als mir beim Wandern die Puste ausging.
Meine Erkenntnis: Die Welt ist ein freundlicher Ort, wenn man Gefahren im Blick behält und trotzdem offen ist für positive Erfahrungen.
Marianna – Weltenbummlermag.de
Ich bin ein Großstadt Junkie. Klingt komisch, aber ich hab’s endgültig begriffen, als ich drei Tage in der ägyptischen Wüste war, wo wir die ganze Zeit über keine Menschenseele oder menschliche Spuren gesehen haben. Und nach ein paar Stunden nicht mal mehr andere Fahrzeugspuren im Sand zu sehen waren.
Das war ein großartiges Erlebnis und ich will’s auf jeden Fall wieder machen. Aber was ich danach unbedingte wollte, war schnellstmöglich zurück nach Kairo. Rein in die Menschenmassen, in das Gewimmel, in das Chaos und wieder alle Sinne zeitgleich fordern.
Patrick – Heldenleben.com
Es war der 15. März 2012 und ich saß in einem Hostel in Shanghai. In den letzten Wochen hatte ich alles hergegeben, was nicht in meinen Rucksack passt und hatte mein sesshaftes Leben aufgegeben. Und jetzt saß ich hier und fragte mich: Wozu?
Jetzt, ein Jahr später, fragt mich Patrick, was ich unterwegs über mich selbst gelernt habe. Und er beantwortet damit meine Frage von vor einem Jahr: Ich reise, um zu lernen.
Die drei wichtigsten Dinge, die ich unterwegs über mich selbst gelernt habe:
Du nimmst Dich immer mit. Das heißt, wenn Du in Berlin gelangweilt bist, bist du es in Shanghai auch, zumindest bald. Wenn Du Deinen jetzigen Job scheiße findest, dauert es beim nächsten auch nicht lange. Diese Erkenntnis ist mir nicht neu, aber das Reisen hat es mir wieder bestätigt. Wenn ich in Zukunft gelangweilt, genervt, frustriert o.ä. bin, versuche ich erst, meinen Kopf zu ändern und dann die äußeren Umstände.
„Du nimmst Dich immer mit.“
Home is where my backpack is. Ich fühle mich erstaunlich schnell an neuen Orten zu Hause. Mir reicht ein eigenes Zimmer mit einem Bett, einem Schreibtisch und einem Regal. Dann packe ich aus und bin zu Hause. Hätte ich nie gedacht, dass mir das so leicht fällt.
Sprache ist der Schlüssel. Wenn man wirklich in eine Kultur und ein Land eintauchen will, dann muss man eine gemeinsame Sprache sprechen. Das heißt in den meisten Ländern, die lokale Sprache zu lernen. Englisch ist in touristischen Gegenden zwar weit verbreitet, das heißt, für den Urlaub reicht’s. Aber dann gibt es eben auch nur die touristische Erfahrung.
Ich habe natürlich noch viel mehr über mich und überhaupt gelernt. Darüber schreibe ich auf heldenleben.com, z.B. das hier: 100 Tage als digitaler Nomade.
Susi – Blackdotswhitespots.com
Am meisten hab ich auf Reisen über mich selbst gelernt, wenn ich ganz alleine unterwegs war.
So wie Anfang des Jahres, als ich für insgesamt zwei Monate mit dem Rucksack durch Australien und Neuseeland gereist bin – meine bisher längste Reise ganz allein. Dabei habe ich täglich immer wieder aufs Neue meine Komfortzone verlassen müssen: auf neue Menschen zugehen, alles alleine von unterwegs organisieren, alleine losziehen und eine neue Umgebung erkunden, viele Dinge ausprobieren, die ich vorher noch nie gemacht habe.
Natürlich war das oft anstrengend und stressig, manchmal frustrierend, aber unterm Strich habe ich so unglaublich viel gesehen und erlebt und hatte eine tolle Zeit. Die ganze Erfahrung hat mich selbst total gepusht. Warum, fragt Ihr?
Weil ich folgendes gelernt habe: Ich kann’s. Es funktioniert. Ich kann alleine in einer fremden Umgebung überleben – und mir geht es die meiste Zeit auch noch gut dabei. Nach den ersten paar Tagen habe ich es sogar total genossen, einmal im Leben so viel Zeit für mich allein zu haben und einfach mal machen zu können, was ich möchte. Ich empfinde das heute als Luxus. Und wenn ich nicht möchte, bin ich auch nicht allein, weil ich gelernt habe, auf Menschen zuzugehen und ihnen mit Offenheit zu begegnen. Ich hab gelernt, dass ich zu Dingen fähig bin, von denen ich vorher noch gar nicht wusste, dass ich zu ihnen fähig bin. Aus einem fliegenden Flugzeug springen zum Beispiel, oder in der Wüste übernachten. Oder einfach nur alleine essen gehen. Dass man längere Zeit nur mit wenigen Dingen auskommen kann, die alle in einen Rucksack passen.
Eigentlich ist es unvermeidlich, dass man auf Reisen etwas über sich selbst lernt, denn letztendlich ist ja so, wie Haruki Murakami sagt:
„No matter how far you travel, you can never get away from yourself.“
Schlussworte
Ich finde es schön, so viele verschiedene Antworten erhalten zu haben, die sich aber doch in vielem ähnlich sind. Ich erkenne mich in vielen dieser Erkenntnisse wieder und damit bin ich sicher nicht allein. Es ist aber nicht nur interessant diese Dinge über sich selbst zu lernen, sondern auch schön und beruhigend und ermutigend.
Vertrauen in sich selbst zu gewinnen und zu wissen, dass alles immer irgendwie klappt. Unsere Stärken und Schwächen erkennen. Lernen, wie wir leben wollen (und nicht wie andere es von uns wollen). Zeit für sich haben, mal allein sein und das auch genießen können. Wollen wir das nicht alle?
Aber bei all den schönen Dingen auch das Bewusstsein: „Du nimmst Dich immer mit.“
An dieser Stelle vielen Dank an Sebastian, Tim, Conni, Oliver, Carina, Gerhard, Matze, Anja, Marianna, Patrick und Susi.
Kannst Du dem noch weitere Erkenntnisse hinzufügen?
Nachtrag: Jenny von Weltwunderer.de ist aufgefallen, dass ich keine Familienreisenden befragt habe. Diese Lücke hat sie nun selbst geschlossen und ihre Familienlektionen aufgeschrieben – was man beim Reisen mit Kindern lernt.
Inzwischen liegt es schon 20 Jahre zurück als ich 4 Wochen durch Thailand gereist bin und ich bin seitdem von diesem Land und ganz besonders von den Menschen begeistert. Stand ich irgendwo und sah mich suchend um, wurde ich von Thai’s angesprochen und mir in den meisten Fällen geholfen. Bei einer über 5-stündigen Zugfahrt kam der Schaffner kurz vor meiner Station zu mir, um mir zu sagen, dass ich als nächstes Aussteigen muss. Ich wurde nich über das Ohr gehauen und wenn man mir sagte, am nächsten morgen werden ich um x Uhr abgeholt, dann war darauf auch verlass.
Ich habe mich seitdem auch mit dem Buddhismus beschäftigt und finde diese Lebensphilosophie bemerkenswert. Ich hatte nach der Reise erst einmal größere Schwierigkeiten wieder mit dem Leben hier und wieder in den Mühlen des Berufslebens zurecht zu kommen. Hier wird zu oft über alles mögliche gejammert. Viele Menschen in Thailand leben viel schlechter und haben trotzdem ein Lächeln auf den Lippen (einmal wurde ich angesprochen, was in Deutschland los ist, da so viele Touristen ein so ernstes Gesicht machen).
Die Reise hat sich tief bei mir eingeprägt und einiges von damals verinnerlicht.
Ich kann alle Antworten allesamt unterschreiben. Sehr cooles Posting. Rückblickend (2 Jahre unterwegs) habe ich das Gefühl, das mein wahres Ich nur auf Reisen wirklich zutage kommt. Hier im Alltagswahnsinn geht das leider viel zu oft verschütt. LG, Nadine
Schön geworden! Danke, dass ich mitmachen durfte.
Toller Artikel und interessante Eindrücke und Sichtweisen der Reisenden.
Da bekomme ich direkt schon wieder Fernweh… :)
Schade, dass du gar keine reisenden Eltern gefragt hast. Die kommen in der (deutschsprachigen) Reiseblogger-Welt irgendwie so gar nicht vor. Dabei gibt es so viele …
Hallo Jenny,
ich kenne überhaupt nur zwei Familienreiseblogs (inkl. Deines) und verfolge beide nicht regelmäßig, da sie nicht zu meiner Lebenssituation passen.
Vielleicht kannst Du aber die Frage in Deinem Blog aufgreifen und mal ein paar Eltern befragen. Ich kann mir schon vorstellen, dass ihr noch ganz andere Erkenntnisse habt.
Falls es dazu kommt, würde ich den Link dazu hier gern noch ergänzen.
Viele Grüße,
Patrick
Erledigt! ;-)
Hi Patrick,
eine ernst gemeinte Frage, das nur vorne weg ;)
Was sagen uns die Gemeinsamkeiten in den Antworten? Reisende konnten in ihrer „vorherigen Welt“ nicht zu sich finden, kein Selbstvertrauen aufbauen und haben mehr nach der Meinung anderer gelebt? „Zeit für sich haben, mal allein sein und das auch genießen können.“ Wenn man will, kann man das auch an einem schönen Sommerabend auf seinem Balkon, dafür muss man nicht reisen. Man muss sich nur die Zeit nehmen und das Alleinsein genießen können.
Das klingt komisch, aber schwingt nach meiner Interpretation in den Antworten und deinen Schlussworten mit.
Viele Grüße,
Simon
Hi Simon,
schön von Dir zu hören. Der erste Satz wäre gar nicht nötig gewesen. Kritisches Nachfragen, das kommt mir doch bekannt vor :-)
Deine Schlussfolgerung würde ich nicht mit dem Wort „Reisende“ beginnen. Ich denke es ist kein Phänomen von Reisenden, dass Menschen Probleme haben, zu sich zu finden, Selbstvertrauen aufzubauen und nach den Vorstellungen anderer leben. Das ist meiner Meinung nach ein Phänomen von Gesellschaft an sich. Wenn Du das alles nicht kennst: Herzlichen Glückwunsch :-)
Im Übrigen bin ich der erste, der sich allein am wohlsten fühlt. Aber Du würdest Dich vielleicht wundern, wie oft ich höre, dass sich Leute davor regelrecht fürchten, mal für eine Weile allein zu sein. Auf Reisen fällt das nur besonders auf. Da reisen ja viele gar nicht erst los, wenn sie keinen Reisepartner haben. Das scheinen überraschend viele Menschen heute gar nicht mehr gewohnt zu sein.
Aber recht hast Du natürlich auch: Das ganze kannst Du auch an einem Sommerabend auf dem Balkon erkennen, wenn auch vielleicht nicht an einem einzigen. Ich habe schon die letzten Jahre recht viel Zeit damit verbracht, Erkenntnisse über mich zu gewinnen und das hat auch ganz gut geklappt. Aber wer nimmt sich diese Zeit (frage ich mal aus Erfahrung als Beobachter)? Unterwegs haste auf einmal Zeit, zumindest wenn Du allein unterwegs bist.
Danke für Deine Nachfrage. Find ich gut!
Klar, man benötigt Zeit um über sich selbst nachzudenken. Die findet man auf Reisen eher, nicht umsonst wird der Gang auf dem Jakobsweg häufig als positive Erfahrung beschrieben.
Wann machst du deinen Zwischenstopp in Deutschland/Berlin? Hab gelesen, der Flug ist schon gebucht.
Ab dem 11. Mai kann ich einige Sommerabende auf deutschen Balkonen verbringen :)
…Ich drück Dir die Daumen das Du das dann nicht mit dem Regenschirm machen musst ;-)
Tolle Sammlung, Patrick! Sehr spannend zu lesen. Vieles kann ich unterschreiben. . Thumbs Up besonders am Matze vom Pommesblog – deine Antwort ist mein Favorit :-)
Ach…auch in Australien gewesen? ;-)
Wirklich cooler Post, danke dass ich Teil davon sein durfte!
Ich habe gelernt, wie schön es auch zu Hause ist! (Oder auf die Frage bezogen: Dass ich gerne da lebe, wo ich lebe). Komisch, dass das hier keiner schreibt, oder habe ich es übersehen?
Ich sehe mein gewohntes Umfeld nach einer Reise mit neuen Augen (mit Touri-Augen) und denke: Kein Wunder, dass so viele Leute aus aller Welt hierher reisen und endlose Flugstunden auf sich nehmen, um diese Stadt zu sehen. (Liegt vielleicht auch daran, dass ich in Berlin wohne.)
Ist jetzt vielleicht eine komische Antworf für eine, die wirklich sehr gerne reist und darüber bloggt. Ich liebe es, neue Orte zu entdecken. Aber manchmal reicht schon ein Schritt vor die Tür, um auf eine Reise zu gehen.
Hallo Maike,
nein, das hat so tatsächlich niemand geantwortet.
Ich würde diese Antwort für mich noch etwas anders interpretieren, aber der Kern ist vielleicht ähnlich: Schon nach meinen ersten Reisen habe ich gemerkt, wie gut wir es in Deutschland in nahezu allen Belangen haben. Und das merke ich nicht nur, wenn ich in Entwicklungs- und Schwellenländern unterwegs bin, sondern vor allem in westlichen Ländern, allen voran die USA. Wir nörgeln ja gern viel herum, wie schlecht alles ist. Dabei finde ich, dass Deutschland eines der lebenswertesten Länder der Welt ist. Und Berlin sicherlich eine der lebenswertesten Städte :)
Viele Grüße,
Patrick
Mich hat die Antwort von Matze ein bisschen überrascht. Ich denke, ich bin etwa im selben Alter wie er und damit für viele Backpacker ein Greis. Ich hatte aber eigentlich nie das Gefühl, irgendwo nicht dazuzugehören. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass man im Verlaufe der Zeit auch seine Destinationen ändert. Nach Thailand hats mich schon seit bald zehn Jahren nicht mehr gezogen. Dafür beginnt mich Afrika immer mehr zu reizen, wo es wohl weniger Schulabgänger hat und dafür mehr ältere und erfahrenere Traveller gibt.
Ja, ich denke auch das hängt stark mit dem Ort zusammen. In Südostasien geht es sogar noch. Aber Matze war ja in Australien, als er die Antwort schrieb und dort sind ja die 20-Jährigen wirklich in der absoluten Überzahl.
Oli, es geht für mich inzwischen mehr dazu, irgendwo NICHT dazugehoeren zu wollen! Vieles laeuft auf Reisen ueber Kontakte ab, ueber Leute kennenlernen. Am Anfang hatte ich teilweise noch Angst davor allein zu sein, irgendwann rennt man aus dem Grund sogar mit Leuten rum, die man nicht mag. Aber irgendwann hat mans dann und befriedigt sich sozusagen nur noch selbst. Was natuerlich nicht „allein“ heisst ;-)
So gehts jedenfalls mir. Und ich bin damit sehr zufrieden.
Super cooler Beitrag, mit sehr schönen Antworten! Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte, obwohl ich ja gar kein langzeitreisender bin;-)
Zu dem was Maike im Kommentar sagt:
Du hast Recht, denn durch meine lange Abwesenheit ist mir erst aufgefallen, wie schön Deutschland als Land eigentlich ist. Allerdings nur zum Besuchen. Leben möchte ich dort nicht mehr und nach 2-3 Wochen Urlaub bin ich dann sehr froh, wenn ich wieder nach Hause in Thailand fliege.
Das geht mir aber grundsätzlich so, egal wohin ich fliege. Ich bin jeden Monat 1,2x im Flieger irgendwo in Asien zum Arbeiten. Und auch wenn es super ist in den Metropolen für ein paar Nächte zu sein, ich freue mich immer auf meinen Rückflug nach Phuket.
Echt klasse beitrag und sehr schon einsichten. Danke für den Beitrag und für die vielen Blogs die ich jetzt auch allesamt abonniert habe.
Irgendwie sind alle, so – öööhm – vernünftig. Und harmlos. Wo bleiben bloss die wilden und mutigen Reisenden?
liebe Grüsse vom Muger
Was hast Du denn Unvernünftiges, Wildes und Mutiges über Dich gelernt?
Über mich habe ich habe ich viel herausgefunden – aber noch viel mehr über andere Reisende. Zum Beispiel, dass die meisten Reisenden unglaublich konservativ sind. Sie reisen da hin, wo alle andern auch. Weltenbummler tun nicht bummeln. Und sich halten sich am liebsten da auf, wo all die andern Traveller auch sind. In der Ukraine, in Mali, Lettland, Nicaragua, Pakistan, Luxemburg, Libanon, usw. trifft man sie kaum an. Und wenn, dann nur in den Hauptstädten.
Dagegen ist ja auch gar nichts einzuwenden. Aber die selben Leute behaupten dann, „die Welt ist ein Dorf“ und „ich finde mich überall zurecht“. Und das – das ist zumindest naiv. Oder ärgerlich.
Aber ich will jetzt nicht nur schimpfen. Ich finde deine „101 Plätze“ ganz toll und lese gerne mit…
liebe Grüsse vom Muger
Hey,
da hast Du recht. Darüber habe ich mich auch schon mal ein wenig lustig gemacht: http://www.101places.de/how-to-be-a-backpacker
Ich finde auch überhaupt nichts dabei, auf dem Touritrail zu sein, aber bitte nicht ständig herumposaunen, dass man eigentlich „off the beaten track“ sein möchte.
Ich glaube übrigens, es ist auch eine ganz normale Evolution bei Reisenden: Wir fangen dort an, wo die Pfade schon bereitet sind und mit der Zeit wagen wir uns dann in etwas abgelegenere Gefilde vor. Nur, dass viele möglicherweise nicht soweit kommen, da dann „der Ernst des Lebens“ beginnt ;-)
Die angesprochene Evalution hängt aber meiner Erfahrung nach nicht unbedingt mit dem Wesen einer Person zusammen, sondern eher mit ihrer konkreten Reise-Geschichte. Beispiel von mir selber: Ich lebe seit fünf Jahren in China und habe in diesem Land sehr vieles Off-The-Beaten-Path gemacht wie Dörfer besucht, die nicht einmal chinesische Touristen besuchen (sind dann naütrlich auch im klassischen Sinne nicht sehenswert) oder hab in der mongolischen Steppe gecampt, bin per Autostopp durchs Land gefahren und so weiter. Aber ich kann auch ein bisschen Chinesisch, kenne überall Leute. Angefangen hab ich vor Jahren auch mit der Grossen Mauer und der Terrakottarmee.
Nur: Wenn ich mich wirklich entwickelt hätte, würde ich nun ja auch in anderen Ländern in abgelegene Gebiete gehen. Aber was hab ich im letzten Oktober auf meiner ersten Myanmarreise gemacht? Genau: die klassische Touri-Route. Bei einem nächsten Besuch des Landes kommen dann vielleicht die abgelegenen Gebiete dran.
Ich dachte in Myanmar hätte man gar keine große Wahl, wohin man dort reisen kann. Aber ich bin auch nicht gut informiert.
Ja und Nein. Es sind tatsächlich viele Gebiete geschlossen. Aber es gibt auch viele, weniger bekannte Regionen, die man problemlos bereisen kann und die ich dennoch nicht besucht habe. Aber letztlich gehts ja nicht um Myanmar, sondern um den Mechanismus.
Bei mir steht in ein paar Wochen eine Indonesienreise an. Zwar interessiert mich West Papua am meisten. Aber weil das etwas schwierig zu organsieren ist, werde ich wohl zunächst ganz etwas einfachere Ziele ansteuern und hoffen, dass am Ende auch genügend Zeit für aussergewöhnlichere Ziele bleibt.
Spannende Frage. Ich bin vor ein paar Wochen aus Neuseeland zurückgekommen, wo ich mit meiner Familie drei Monate verbrachte. Die ersten Wochen herumreisend im Campervan, dann gut zwei Monate an einem Ort auf der Nordinsel. Eine Art Alltag wollten wir dort erleben, wenn auch nur für eine vergleichsweise kurze Zeit. Wir hatten ihn, den Alltag. Und es war gut so.
Was habe ich über mich gelernt? Dem überaus freundlichen und positiven Umfeld in NZ kann man sich gar nicht entziehen, das färbt ab, und ich versuche mir das auch hier im manchmal grauen und ruppigen Deutschland zu bewahren. Was noch? Am Meer zu leben, obwohl (oder weil?) ich riesigen Respekt davor habe, machte mich unfassbar glücklich. Es in Hör-, Sicht- und Riechweite zu haben – das ist das, was mir seit unserer Rückkehr am meisten fehlt. Des Weiteren habe ich festgestellt, dass es mir durchaus reichen würde, nur 2-3 Stunden am Tag zu arbeiten ;-).
Weitere – wenig überraschende – Erkenntnis: Ich bin Stadtmensch. Ich liebe die Natur, aber ich möchte nie auf dem Land leben. Lieber mittendrin. Und noch eine: Home is where your friends are. Deswegen war es auch gut zurückzukommen.
Pingback: Was haben wir unterwegs über uns gelernt? Eine Familien-Antwort | weltwunderer
Welche zwei Familienreiseblogs sind es, die du verfoglst?
Auch wenn es nicht zu deinem Reisestil passt, wäre es sicherlich interessant (vielleicht für andere Leser) gewesen, sie zu fragen. Zumindest bei so großen Reiseblog-Rundumgeschichten… ;-)
Hallo Heike,
ich sagte, dass ich die beiden Blogs nicht verfolge, aber kenne ;-)
Jenny’s Weltwunderer und Dein Köln Format.
Ich habe mir schon vorgenommen, mal etwas zum Thema Reisen mit Familie zu machen, da auch ein paar Eltern mitlesen. Dann würde ich sicherlich auch auf Euch beide zukommen :-)
Viele Grüße,
Patrick