Kaffeekenner werden in Laos wohl kaum glücklich. Der „Lao Coffee“ ist ein Filterkaffee, der mit allem möglichen gestreckt wird. Auch beliebt: Nescafé aus der Tüte, denn Laoten glauben, uns Ausländern damit etwas Gutes zu tun.
Dabei wird in Laos sogar guter Kaffee angebaut. Das Bolaven-Plateau im Süden des Landes ist bekannt für seine Kaffeeplantagen. Hier hat jeder Bauer zumindest ein paar Pflanzen im Garten stehen.
In eben jener Region liegt das kleine Dorf Tad Lo. Dort betreibt der Österreicher Emmanuel einen kleinen Coffee Shop mit hochwertigem Kaffee vom Bolaven Plateau. Jeder Kaffee wird von Hand geröstet, später von Hand gemahlen und dann in der italienischen Espressokanne gebrüht.
Emmanuel lebt seit 1996 in Laos. Die Laoten nennen ihn nur „Em“. Vor einigen Monaten hat ihn das örtliche Tourismusbüro eingeladen, um dem Dorf einen anspruchsvolleren Anstrich zu verpassen. Er zahlt in diesem Jahr weder Miete, noch Steuern. Hauptsache er zieht Touristen mit einem Hang zu gutem Kaffee an.
Der Shop ist nicht schwer zu finden. Im gesamten Dorf weisen große Holzschilder auf „Daily Fresh Roasted Coffee“ hin. Und tatsächlich treffen an jedem Morgen beinahe alle der wenigen Touristen des Dorfes bei Emmanuel ein.
Für einen kleinen Nebenverdienst bietet Emmanuel Kaffeeröst-Workshops an. Hier kann jeder Gast seinen eigenen Kaffee rösten und anschließend mit nach Hause nehmen. Kostenpunkt: 15 Euro. Einschließlich des ganzen Kaffees, den man während des Workshops trinken kann. Für laotische Verhältnisse nicht wahnsinnig billig – aber günstiger wird ein Roasting Workshop anderswo sicher auch nicht.
Das Ziel ist, zuhause selbst Kaffee rösten zu können. Ich sehe nicht, dass ich das jemals machen werde. Doch ich könnte, wenn ich wollte. Neben den neuen Fähigkeiten habe ich dort aber vor allem einen schönen Vormittag verbracht. Letztendlich war ich vier Stunden dort und hatte eine gute Zeit.
Und so geht’s: Kaffee selber rösten
Emmanuel kauft den Kaffee in getrocknetem Zustand. Die Bohnen befinden sich noch in ihrer weißen Schale. Mit einem riesigen Mörser wird so lange auf den Bohnen herumgedrückt, bis sich die Schalte löst. Das geht ordentlich in die Arme!
Mit dem Mörser auf den Bohnen herumdrücken
Danach wird alles ein bisschen durchgeschüttelt, so dass die Schale durch eine Art Sieb hindurch fällt.
Die grünen Bohnen sind nun von der Schale befreit
Dann werden die „weiblichen“ von den „männlichen“ Bohnen getrennt. Das ist alles Handarbeit. Die männlichen Bohnen sehen weniger schön aus; sie sind klein und rund. Doch es gibt Liebhaber, die darauf schwören und so verkauft Emmanuel diese Bohnen für teures Geld an Japaner und Thais.
Die weiblichen Bohnen werden sofort geröstet. Dafür setzt Emmanuel ein Feuer an und stellt seinen Wok über die Glut. In den Wok werden etwa 600 Gramm Bohnen geschüttet, die man sofort gut durchrührt und zwar zügig und ohne Pause. Der Wok wird bis zu 250 Grad heiß und jede Pause führt zu verbrannten Bohnen.
Richtig heiß!
Je nach Temperatur des Feuers dauert die Prozedur zwischen 20 und 30 Minuten. In dieser Zeit kann man dabei zuschauen, wie die Bohnen minütlich dunkler werden und immer besser riechen.
Die noch grünen Bohnen im Wok
20 Minuten später: Die braunen Bohnen im Wok
Im Anschluss werden die Bohnen luftgekühlt, indem Emmanuel sie gekonnt in die Luft schleudert und wieder auffängt. Dann lässt man sie noch ein wenig liegen und fertig ist der Kaffee. Für gewöhnlich serviert Emmanuel die frisch gerösteten Bohnen zwei bis drei Tage später.
Emmanuel übt sich in der „Lufttrocknung“
Nur noch ein paar verbrannte Bohnen aussortieren
Der fertige Kaffee schmeckt richtig gut
Emmanuel hat meinen Kaffee gleich eingetütet. Mein Rucksack roch für die letzten Tage meiner Reise wunderbar nach gerösteten Kaffee.