Um 5:50 Uhr setzte ich mich ins Auto, um wandern zu gehen. Zwei Stunden später belohnte mich der Sentinel Hike mit einer atemberaubenden Aussicht. Doch die entspannte Wanderung sollte noch richtig anstrengend werden – weil ich nicht auf eine 40 Meter hohe Leiter steigen wollte.
Für einige Tage trieb ich mich in den Drakensbergen herum. Mit dieser mehr als 900 Kilometer langen Gebirgskette kam ich zum ersten Mal bereits in der Nähe des Krüger Nationalparks in Berührung.
Ihre ganze Pracht entfalten die Drakensberge jedoch weiter südlich. Ich entschied mich für das kleine Dorf Clarens als Basis, um die Region zu erkunden. Clarens ist so wunderbar, dass es einen eigenen Artikel verdient hat.
Etwa zwei Stunden entfernt, nordöstlich des Königreichs Lesotho, liegt der Royal Natal Nationalpark, an dessen Grenze einer der schönsten Wanderwege Südafrikas verläuft. Für mich war es sogar einer der besten Wege, die ich jemals gegangen bin.
Der Sentinel Parkplatz liegt nur etwa 85 Kilometer von Clarens entfernt. Dennoch muss man gute zwei Stunden einplanen. Die Straße führt durch den Golden Gate Highlands Nationalpark, das Township Phuthaditjhaba und wird danach zum Sandweg. Die letzten neun Kilometer sind eine einzige Geröllpiste, auf der man nur langsam voran kommt. An einer Stelle stand ich kurz davor, umzudrehen, da ich meinen Mietwagen nicht zerstören wollte. Nachdem ich ein paar Steine händisch zur Seite bewegt hatte, ging es weiter.
Erschwerte Bedingungen für den kleinen Honda
Für die Nutzung der Straße zahlt man 25 Rand pro Person. Nach der Ankunft am bewachten Parkplatz trägt man sich in eine Liste ein und zahlt weitere 50 Rand für den Wanderweg. Nach der Wanderung muss man sich hier wieder abmelden.
Das Ziel ist der Aufstieg auf den Mont-Aux-Sources. An den Enden des Berges befindet sich je eine Spitze, eine davon leiht der Wanderung den Namen: Sentinel Peak. Die lange Felsfront zwischen den Spitzen nennt sich Amphitheatre und macht mächtig Eindruck.
Der Sentinel Car Park liegt auf einer Höhe von 2.560 Metern. Am Ende der Wanderung steht man auf etwa 3.000 Metern. Der Höhenunterschied ist also nicht sehr groß, daher ist die Wanderung grundsätzlich nicht anstrengend. Man muss lediglich darauf achten, nicht wegzurutschen und sich auf dem Geröll nicht die Beine zu brechen.
Der Ausblick ist zu jedem Zeitpunkt atemberaubend. Saftiges Grün soweit das Auge reicht und die besten Perspektiven auf die majestätischen Felsen. Unterwegs sah ich einige Affen und beobachtete wie sie einen großen Stein den Abhang hinunter rollten. Seitdem habe ich öfter mal nach oben geschaut.
Nach anderthalb Stunden war der ausgetretene Pfad zu Ende (man liest häufig von 2,5 Stunden; ich bin allein jedoch meist zügig unterwegs). Er endete an einem hohen Felsen, an dem zwei Kettenleitern nebeneinander befestigt sind. Auf diesen geht es 40 Meter steil nach oben. Auf einem weiteren Abschnitt folgt eine zweite Leiter von 20 Metern Höhe. 60 Höhenmeter bis zum Ziel.
Schon der Anblick ist beängstigend, die ersten wackligen Schritte auch. Nach ein paar Stufen war die Sache für mich klar: Da gehe ich nicht hinauf.
Vorher las ich von einem alternativen Weg und hatte mich darüber auch in meinem Bed & Breakfast erkundigt. Er nennt sich „The Gully“ (Schlucht / Rinne). Auf dem Weg zu den Leitern hatte ich ihn nicht gesehen, also ging ich zurück, ohne zu wissen, wonach genau ich Ausschau hielt. Nach einer Weile sah ich einen kleinen Pfad bergauf, dem ich folgte. Doch schon bald war Schluss. Sackgasse.
Ein paar Hundert Meter weiter sah ich eine Rinne zwischen den Felsen. Sie war voll von Geröll und etwas Wasser plätscherte hinunter. Ein kleiner Pfad führte dorthin und ich war sicher: Das ist „The Gully“. Ein etwa 300 Meter langes Geröllfeld, das steil bergauf führt. Selten war ich so angestrengt und außer Atem – doch das ist der Preis, wenn man nicht die Leiter nehmen will. Knapp 25 Minuten habe ich für den Aufstieg gebraucht.
The Gully – in einer Wolke
The Gully – später ohne Wolke
Oben angekommen, erstreckt sich ein unerwartet riesiges Gelände. Kilometerweit grüne Wiesen. Ich habe nur einen Teil davon gesehen und die Leitern nicht wiedergefunden, wo es eine Hütte geben soll und man auch den Tugela Wasserfall sehen kann. Nach dem anstrengenden Aufstieg war ich zu müde, um oben noch Stunden herumzuirren. Von meiner Position hatte ich jedoch einen hervorragenden Ausblick.
Erst auf dem Rückweg sah ich andere Menschen. Die ersten drei Stunden war ich allein unterwegs. Um 8 Uhr war ich der erste Wanderer, der aufgebrochen war.
Es ist sehr ratsam, zeitig loszugehen, vor allem im südafrikanischen Sommer. Denn nachmittags kommen häufig und plötzlich Regen und Gewitter. Wenn es dazu kommt, wird es ungemütlich. An zwei von vier Tagen in der Region habe ich es selbst erlebt. Zwar blieb es auf dem Sentinel Hike trocken, doch die Sonne zeigte sich nur in den ersten Stunden – das war die schönste Zeit.
Auf 3.000 Metern kann es frisch werden, vor allem im Schatten. Wenn sich noch eine Wolke um die Berge legt (so war es für 30 Minuten), wird es gleich kühl und feucht. Daher würde ich etwas wärmere Kleidung einstecken. Außerdem sind feste Schuhe mit einem guten Profil sehr sinnvoll, denn es gibt einige Stellen, die auf der einen Seite glatt sind, und auf der anderen Seite tief in den Abgrund führen.
Sentinel Hike: Ganz klare Empfehlung
Die Wanderung am Sentinel Peak war eine der schönsten, die ich je unternommen habe. Zu jedem Zeitpunkt ist die Aussicht großartig und die Ruhe entspannend. Das weite Grün und die mächtigen Felsen lassen alles andere unwichtig erscheinen.
Die Leitern sind etwas einschüchternd, doch wer sich nicht traut, sollte sich den Spaß dadurch nicht verderben lassen – muss aber mit 25 Minuten höchster Anstrengung dafür bezahlen. Doch das ist es wert.
Puh… krasse Leiter! Die wäre ich auch nicht freiweillig hoch geklettert.
Aber wirklich ein toller Ausblick, den du hattest. :-)
Oh mein Gott, ich kann dich so dermaßen verstehen…. ich wäre nie im Leben auf diesen Leitern hoch geklettert.
Da zittern mir schon allein beim Foto anschauen die Knie o.O
Aber beeindruckende Bilder; ein wunderschönes Land, da will ich unbedingt auch einmal hin :D
Wow! Wunderschöne Bilder. Vielen Dank für’s teilen :)
Mit Spannung lese ich gerade Deine Berichte über Südafrika, da wir in 4 Wochen selber hin fliegen.
Danke für den Bericht zum Sentinel Hike, spät. jetzt ist klar, dass wir den gehen wollen. Die Bilder sind beeindruckend und ich freu mich jetzt schon total :-)
Hast Du denn auch ein paar Tips zu Unterkünten? In Clarens und im Allgemeinen?
Deine Seite ist im übrigen super – ich komme immer wieder gerne hierher, um von der weiten Welt zu lesen. Du schreibst sehr anschaulich und ich habe das Gefühl, also ob du mir die Geschichten direkt erzählst. Danke, für diese Möglichkeit!
Hallo Nadine,
danke für Deine lobenden Worte!
In Clarens war ich im Millpond House (http://millpondhouse.co.za/). Das ist sehr gemütlich, es gibt tolles Frühstück und die Betreiberin Merri ist sehr freundlich. Unter der Woche ist das ganze Dorf ziemlich leer, aber falls ihr dort am Wochenende aufschlagt, bucht besser ein paar Tage vorher. In Clarens gibt’s kaum Unterkünfte, die bei Booking.com gelistet sind. Da müsst ihr also per Telefon oder E-Mail anfragen.
Wenn Du für andere Orte noch Unterkunftstipps brauchst, schreib mir am besten eine E-Mail.
Ich war bisher in Johannesburg, Pretoria, Hazyview, Clarens und St. Lucia.
Unglaublich schöne Bilder! Ich selbst war 2 x in Südafrika, aber gewandert bin ich in den drakensbergen noch nicht, was ich nun bereue. Steht aber ab sofort auf meiner Wunschliste und ich glaube auch die Leiter würde mich reizen.
ich denke das die Bilder ähnlich dem Grand Canyon nicht annähernd rüberbringen wie es in echt ist… seufz :)
Ja, das stimmt. Die Fotos können nie das wiedergeben, wie es wirklich ist.
Wow die Fotos sind wundervoll und die Beschreibung der Wanderung auch. Würde ich demnächst nach Südafrika kommen, ich müßte auch genau diese machen. Allerdings würde ich auch den Umweg nehmen, oder meine Kletterausrüstung mitnehmen…ungesichert da hoch? Niemals. Das ist ja lebensgefährlich…standen da keine Schilder oder so?
Nein, Schilder stehen da nirgends. Es ist auch so gewollt, dass Du da ungesichert auf- und absteigst. Das machen schon Leute. Nur ich nicht ;-)
Hi Patrick, schön von dir zu lesen. Ich wünsch dir noch eine tolle Zeit in Afrika! Wenn es dir so gehen sollte, wie mir (was sich fast so liest), wirst du dich in das Land verlieben und gar nicht zurück kommen wollen. Alles Gute!
Hey Gilbert,
ich habe noch ein zwiespältiges Verhältnis zu Südafrika, darüber habe ich allerdings noch nicht geschrieben. Das kann auch daran liegen, dass ich in einer anderen Region gestartet bin als Du.
Nun habe ich noch ein paar Wochen um mein Bild dieses Landes zu verfeinern und dann schreibe ich das auch auf :-)
Ich war zwar noch nie in Südafrika wandern, aber es sieht schon mal ziemlich gut aus. Vor allem der Ausblick von Oben – grandios! für mcih geht es die Tage auch auf eine Wanderung und ich bin froh, so eine Leiter nicht hoch klettern zu müssen.
Ich hätte gerne eine Foto angehängt, wie ich lachend die Leiter hochklettere. Mir hat das super viel Spaß gemacht. Ich war damals auf einem 2-Tages Ausflug mit Südafrikanern unterwegs. Bis zum Amphitheater war es für uns ca 1/4 des Weges. Übernachtet haben wir in einer Höhle (ifidi cave). Auf dem Rückweg haben wir oberhalb des Wasserfalls in den zum Teil gefrorenen Pools gebadet (es war Winter)…ganze 8 Sekunden..gefühlte 2 Stunden :D
Schöner Blog :)
Wir sind diese immer noch recht soliden Leitern aus den 30iger Jahren des 20 Jahrhunderts hoch und wieder runter geklettert. Ging doch ganz gut. (Geführte Wanderung im Rahmen einer Wikinger Reise)
Allerdings blieben einige Reiseteilnehmer unten.