Anfang März waren wir für ein Wochenende in Quedlinburg. Wir wollten mal rauskommen, ohne weit zu fahren und ohne viel Geld auszugeben. Je günstiger ein solcher Kurzurlaub ist, desto häufiger können wir sowas machen, dachte ich mir. Dass es ein Wochenende im Harz werden würde, war schnell klar, denn die Region liegt nur anderthalb Stunden von Leipzig entfernt und bei der großen Auswahl an Unterkünften ist es in dieser Jahreszeit kein Problem, kurzfristig etwas zu finden.
Ein paar Tage vor der Abfahrt reservierte ich ein Auto bei Enterprise. Das Unternehmen ist nicht meine liebste Autovermietung, aber an den Wochenenden haben sie die besten Angebote. Ein Kleinwagen kostete uns von Feitag bis Montag nur 50 Euro (allerdings mit einer Selbstbeteiligung bei der Kaskoversicherung). Freitag fuhren wir am frühen Abend los und trafen schon um 19 Uhr in Quedlinburg ein. Auf dem Weg dorthin kauften wir Lebensmittel ein, sodass wir uns weitgehend selbst versorgen konnten. Der Ausflug sollte ja preiswert bleiben.
Die Ferienwohnung mitten in Quedlinburg
Als wir bei unserer Ferienwohnung eintrafen, erwartete uns der Vermieter schon aus dem Fenster winkend. Ich hatte das Apartment zuvor bei Booking.com gebucht. Es liegt in einer ruhigen Seitenstraße, nur wenige Fußminuten vom Zentrum entfernt. Der Gastgeber empfing uns so freundlich, dass wir gar nicht anders konnten, als uns willkommen zu fühlen. Er erklärte uns alles über die Wohnung, erzählte von den Sehenswürdigkeiten der Stadt und hätte uns auch noch Restaurants empfohlen, wenn er nicht schon die Einkaufstüten gesehen hätte.
Dem Apartment sieht man an, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Wohnung handelt. Hier wurde ein Teeladen umgebaut und wohnlich gemacht! Die zur Straße zeigenden bodentiefen Fenster sind etwas irritierend, werden aber von den Rollos gut kaschiert. Die Küche ist mit allen Geräten ausgestattet, die man für ein paar Tage braucht. Das Bett ist groß und gemütlich, ein riesiges Sofa gibt es auch sowie einen Fernseher und schnelles WLAN. Was will man mehr? Für die zwei Nächte zahlten wir 137 Euro zzgl. Kurtaxe.
1. Tag: Wandern im Umland
Da das Wetter am Samstag (für Anfang März) richtig gut war, entschieden wir uns für eine Wanderung durch die Natur. Mit dem Auto fuhren wir nach Thale, um von dort durchs Bodetal hinauf zum Hexentanzplatz zu steigen. Dabei folgten wir der hier beschriebenen Route. Unterwegs begegneten wir nur wenigen Wanderern und auch nachdem wir oben angekommen waren, dachte ich, dass wir fast allein wären. Dabei waren wir nur noch nicht am großen Hexentanzplatz angekommen. Wenige hundert Meter weiter tummelten sich die Touristen, die mit dem Auto oder der Seilbahn hochgefahren waren.
Dort oben gibt es leider nichts zu Essen, was sich auch nur halbwegs gesund anfühlt, sodass wir auf unsere mitgebrachten Snacks angewiesen waren. Anschließend stiegen wir über eine zweite Route wieder ins Bodetal hinab. Der oben verlinkte Wanderweg führt nun wieder hinauf auf die Rosstrappe, doch wir blieben unten und gingen durchs Tal zurück zum Parkplatz.
Im Harz gibt es so viele Wanderwege, dass du dich wochenlang beschäftigen kannst. Einige davon führen hinauf zum Hexentanzplatz und zur Rosstrappe, aber auch der Brocken ist nicht weit. Viele Wege führen auf den mit 1.141 Metern höchsten Berg der Region. Doch im März wollten wir dort oben nicht durch den Schnee stapfen. Deswegen verschoben wir den Brocken auf ein andermal. Kurze und lange Routen findest du hier. Anschließend fuhren wir nach Quedlinburg zurück und liefen noch ein bisschen durch die Innenstadt. Das eigentliche Sightseeing hoben wir uns allerdings für den zweiten Tag auf.
2. Tag: Die Sehenswürdigkeiten Quedlinburgs
Quedlinburg ist eine kleine Stadt mit knapp 25.000 Einwohnern. Man kann sich hier nicht tagelang aufhalten, aber für ein Wochenende reicht es allemal – vor allem, wenn man auch etwas Zeit in der umliegenden Natur verbringt. Die folgenden Attraktionen fanden wir sehenswert:
1. Fachwerkbauten: Dank seiner mehr als 2.000 Fachwerkhäuser ist Quedlinburg seit 1994 Weltkulturerbe der UNESCO. Viele dieser Bauten sind krumm und schief. Es ist faszinierend, dass sie trotzdem stabil stehen. Außerdem sind sie offensichtlich für kleine Menschen gebaut worden. Die Deckenhöhe in unserem Apartment betrug kaum mehr als zwei Meter und viele Haustüren sind deutlich zu klein für mich.
Die Fachwerkbauten verleihen der Stadt einen ganz besonderen Charme. Es macht schon Spaß, einfach nur durch die Straßen zu schlendern und vor manchem Gebäude stehenzubleiben.
2. Altstadt und Neustadt: Die meisten dieser Häuser befinden sich in Quedlinburgs Alt- und Neustadt. Letztere ist gar nicht so neu, wie der Name vermuten lässt, denn die Neustadt entstand um das Jahr 1200 herum. In beiden Stadtteilen zählen die Kirchen zu den größten Sehenswürdigkeiten. Auch das Rathaus (in der Altstadt) ist sehr schön anzusehen. Was es dort sonst noch gibt, liest du hier: Altstadt und Neustadt.
3. Der Schlossberg: Auf einem Sandsteinfelsen ragt die Stiftskirche St. Servatius über der Altstadt. In der Kirche – auch als Quedlinburger Dom bekannt – befinden sich zwei Schatzkammern mit dem weltberühmten Domschatz, einschließlich des ältesten erhaltenen Knüpfteppichs Europas. Im unteren Teil der Kirche liegt die Krypta mit den Gräbern des ersten deutschen Königspaares.
Gleich gegenüber der Kirche steht ein altes Schloss aus der Renaissancezeit, in dem heute das Städtische Museum untergebracht ist. Das Museum zeigt die Geschichte der Besiedlung des Gebiets um Quedlinburg. Die Kirche und das Museum sind dienstags bis sonntags ab 10 Uhr geöffnet. Es gibt sowohl Einzel- als auch Kombitickets für beide Sehenswürdigkeiten.
4. Sternkiekerturm: Nicht weit vom Dom entfernt steht dieser mittelalterliche Wehrturm. Mit 42 Metern ist er der höchste Aussichtsturm der Stadt. Von hier hast du einen 360-Grad-Blick über den Schlossberg, die Altstadt und das Umland. Zugang zum Turm erhältst du über das Grundstück des benachbarten Schlosshotels. Für den Aufstieg benötigst du ein 1-Euro-Stück, um durch das Drehkreuz zu gelangen, hinter dem die Treppe liegt. Ich glaube nicht, dass viele Menschen auf diesen Turm steigen. Wir waren dort oben ganz allein.
5. Harzer Schmalspurbahnen: Viele Touristen kommen in die Region, um mit den Harzer Schmalspurbahnen zu fahren. Diese zumeist mit Dampf betriebenen Lokomotiven fahren auf einem 140 km langen Streckennetz durch den Harz. Zu diesen Zügen gehört auch die Brockenbahn, die bis auf den Brocken hinauf fährt. Eine einfache Fahrt kostet allerdings 27 Euro. Deshalb fahren mit ihr nur Touristen. Wir waren an den Schmalspurbahnen nicht sehr interessiert und haben diese Attraktion ausgespart.
Quedlinburg und sein Käsekuchen
Da wir uns mit Lebensmitteln aus dem Supermarkt weitgehend selbst versorgten, haben wir kaum Erfahrungen mit Restaurants sammeln können. Lediglich die herzhaften Pfannkuchen im Café Kaiser kann ich empfehlen.
Gleich zweimal allerdings besuchten wir das Café Vincent am Fuße des Schlossbergs. Das Café ist über die Stadtgrenzen hinaus für seinen Käsekuchen bekannt. Die Inhaber backen nach mehr als 140 verschiedenen Rezepten. Etwa 30 Sorten davon verkaufen sie jeden Tag in ihrem Café. Ein großes Stück kostet satte 4,50 Euro, die kleinen Stücke in einer Pappform sind etwas günstiger. Doch auch wenn der Preis happig ist, der Kuchen ist lecker! Wir probierten verschiedene Sorten, aber am liebsten war uns die Variante „nackig“ – das heißt, einfach nur Käsekuchen.
Nebenan wirbt ein weiteres Café mit dem „besten Käsekuchen Quedlinburgs“. Die Betreiber wollen offenbar auch etwas vom Kuchen abhaben. Allerdings ist die Auswahl an Käsekuchen wesentlich kleiner und sah bei unserer kurzen Stippvisite weniger appetitlich aus.
Mein Fazit zu Quedlinburg
Kann man mal machen! Bei einer Anfahrt von weniger als 200 Kilometern lohnt ein Ausflug nach Quedlinburg schon für ein kurzes Wochenende. Reist man bereits am Freitagabend an, hat man fast zwei volle Tage Zeit, um die Stadt zu erkunden und eine Wanderung im Umland zu unternehmen. Bei meinem nächsten Kurztrip in die Region würde ich mich wahrscheinlich für eine andere Stadt entscheiden, denn in Quedlinburg haben wir alles gesehen. Für ein Stück Käsekuchen würde ich allerdings einen Stopp in der Stadt einlegen.
Sehr schönes Foto neben der Tür Nr. 35 ?
Ich wollte neulich schon vorschlagen dass ihr mal ein Wochenende in den Westerwald kommt. Hiermit also die offizielle Einladung.
Liebe Grüße,
Marc
Oh, danke für die Einladung, Marc! :-)
Darauf kommen wir vielleicht mal zurück. Ich werd’s vorschlagen.
Letztes Jahr war ich auf einer Fortbildung in Quedlinburg. Bis dahin hatte ich von dem Ort noch nie etwas gehört! Wir haben im Hotel gegessen (bis auf abends) also hab ich mich bei den Cafes gar nicht erst durchprobiert. Schade, ich mag Käsekuchen gerne *lach*
netterweise konnten wir eine klasse Stadtführung mitmachen, die ich jedem weiterempfehlen würde!
Bei Anreise mit der Bahn sah die Gegend allerdings etwas, äh, heruntergekommen aus…
Es muss ja nicht immer die Ferne sein. Quedlinburg mit seinen kleinen urigen Häusern ist sicherlich eine Reise wert. Der Harz hat viel zu bieten und je nach Jahreszeit kann man sich in der Landschaft austoben. Gelungener Blog und viele tolle Fotos!
Ich mache auch gerne einmal einen Kurzurlaub in deutschen Städten in der Nähe. Meistens lohnt es sich auch und man findet echt interessante Orte. Vielleicht steht demnächst ja dann Quedlinburg als Ziel auf meiner Liste. Dein Bericht macht jedenfalls Lust darauf, dort hinzufahren. :)
Das Bode-Tal kann ich für Wanderer nur empfehlen. Nur würde ich durch das Bodetal nicht direkt zum Hexentanzplatz wandern. Das ist einfach zu sehr touristisch und man bekommt von dort kaum mit, was das Bodetal eigentlich zu bieten hat. Besser ist es, die 10 km durch das Tal bis nach Treseburg zu erwandern. Das ist auch für Wanderanfänger geeignet und man kommt an wunderbaren Plätzen vorbei. Mein Lieblingsplatz ist dort die Sonnenklippe.
Südwestlich von Quedlinburg befindet sich auch die Teufelsmauer Weddersleben. Die sollte man auch mal gesehen haben.