Anzeige: Ich wurde zu der hier beschriebenen Food-Tour vom Veranstalter eingeladen. Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links, das heißt ich erhalte eine Provision, wenn du sie klickst und Produkte bestellst, eine Unterkunft buchst o.ä.
Bevor ich in eine fremde Stadt reise, informiere ich mich online darüber, was ich vor Ort nicht verpassen sollte. Ich recherchiere Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkte, Cafés etc. Allerdings fehlt mir die Geduld, mich über die Geschichte einer Stadt zu belesen. Manchmal nehme ich es mir vor, doch dazu kommt es nie. Nur wenn ich an einer Stadtführung teilnehme, bringe ich die Motivation auf, mehr über einen Ort zu erfahren.
Allerdings höre ich ungern drei Stunden zu und oft interessieren mich die größten Sehenswürdigkeiten einer Stadt am wenigsten. Die Geschichten von Kathedralen, Schlössern und Burganlagen aus dem 12. Jahrhundert lassen mich kalt. Ich mag Stadtführungen mit mehr Bezug zum Leben. Kulinarische Touren sind ein guter Kompromiss, denn sie verbinden das Angenehme (Essen) mit dem Nützlichen (Lernen). So bin ich gestrickt. Essen interessiert mich mehr als Geschichte. Deswegen wollte ich an einer Food Tour teilnehmen, als ich nach Lissabon reiste.
Über den Anbieter Taste of Lisboa
Bei meiner Internetrecherche stieß ich auf Taste of Lisboa und hatte sofort das Gefühl, dass das der richtige Anbieter für mich sein würde. Taste of Lisboa bietet drei verschiedene Food-Touren an, davon zwei Walking Tours und eine im Eco-Tuk-Tuk. Ich entschied mich für die Walking Tour #28 Tram-Campo de Ourique. Der Name bezieht sich auf den Treffpunkt: die Endhaltestelle der historischen Tram 28E.
Die Tour beginnt von Dienstag bis Samstag jeden Morgen um 10:30 Uhr. Sie soll drei bis dreieinhalb Stunden dauern. Bei mir waren es fast vier Stunden, obwohl wir nur zu dritt waren. Im Winter ist diese Gruppengröße normal. Im Sommer hingegen sind es bis zu 12 Teilnehmer. Die Tour kostet 60 Euro pro Person. Das ist happig, aber sie ist ihr Geld wert.
Die Tour durch Campo de Ourique sieht sieben Stopps vor, die man alle fußläufig erreicht. Vegetarier sollten ihre Wünsche vorab kommunizieren, sodass der Guide vegetarische Gerichte bestellen kann. Für Veganer ist die Tour allerdings ungeeignet.
Tipp: Falls du nur am Nachmittag Zeit hast, schau dir mal die zweite Walking Tour von Taste of Lisboa an. Sie beginnt täglich (außer sonntags) um 15 Uhr.
So verlief die Food Tour
Die Gruppe traf sich am Eingang des Friedhofs Cemitério dos Prazeres. Als ich dort ankam, wartete die Reiseleiterin Madalena bereits mit den anderen beiden Teilnehmern auf mich. Nach einer herzlichen Begrüßung ging es auch schon los. Madalena gab uns einen Flyer, auf dem wir die Tour nachvollziehen konnten. Auch ein paar portugiesische Vokabeln brachte sie uns bei.
Zunächst erzählte sie von dem Stadtteil, in dem wir uns befanden: Campo de Ourique. Nach einem heftigen Erdbeben im Jahr 1755 wurde die Stadt dort oben auf dem Hügel neu aufgebaut. Bis heute wirkt Campo de Ourique deshalb wie ein eigener Ort und nicht wie ein Viertel, das weit vom Zentrum entfernt liegt.
Unsere erste Station war eine Konditorei, die jeden Tag 150 Kuchen backt und in die ganze Stadt verkauft. Dort sollten wir den angeblich besten Schokoladenkuchen der Welt probieren. Mit dieser Behauptung wirbt der stolze Inhaber Carlos Braz Lopes. Der Kuchen besteht hauptsächlich aus Butter, Zucker und Eiern. Er schmeckte vorzüglich und tatsächlich anders als gewöhnliche Schokokuchen. Die Tour ging schon mal gut los!
Anschließend liefen wir zum Mercado de Campo de Ourique. Dort verkaufen Händler frische Lebensmittel – Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch, Käse, Wurst etc. – und nebenan liegt ein Food Court, in dem Restaurants leckere Speisen anbieten. Wir bekamen eine Auswahl an Fisch, gebratenen Pilzen und frischem Brot serviert, dazu ein Glas Rosé-Wein. Madalena erzählte derweil vom Fischfang in Portugal. Da wir im Mercado Gerichte von zwei Restaurants probierten, zählt der Markt im Rahmen der Tour als zwei Stopps.
Unsere nächste Station war das Restaurant Pigmeu, was übersetzt so viel heißen soll wie „Mein Schwein“. Hier gibt es alles vom Schwein. Wirklich alles. Die Fleischesser unter uns bekamen ein Brett mit Köstlichkeiten gereicht, auf dem mehrere Produkte schweinischen Ursprungs lagen (auch wenn man es nicht jedem Produkt ansah). Ich erhielt ein vegetarisches Sandwich mit Salat, Erdnüssen und einem Rote-Beete-Dip. Sehr lecker! Dazu tranken wir alle ein Glas Rotwein.
Nach diesem schweinischen Erlebnis liefen wir weiter zu einem Restaurant namens „Moules & Beer“, das nur Muscheln und Bier auf der Speisekarte hat. Zu den Muscheln gibt es normalerweise Pommes Frites, doch bei einer Food Tour muss man sich damit nicht den Magen vollschlagen. Madalena hatte mir vom Markt einen einheimischen Käse mitgebracht, den ich statt der Muscheln aß. Dazu trank jeder ein Glas Bier.
Schon leicht gesättigt gingen wir ins nächste Lokal, das Flagrante Delitro. In dem Familienrestaurant kocht die Mutti noch selbst, deshalb dauerte es hier etwas länger, bis wir unsere Speisen bekamen. Während wir warteten, tranken wir schon mal ein Glas portugiesischen Vinho Verde. Dann kamen die Cod Fish Cakes (Kabeljau, der portugiesische „Nationalfisch“) mit Reis und Bohnen. Auch das war wieder lecker.
Zuletzt beendeten wir die Tour so, wie wir sie begonnen hatten: mit einem Dessert. Im Restaurant des Hotels da Estrela bekamen wir eine Tasse Tee sowie ein Stück Sponge Cake gereicht. Ich weiß nicht, ob es dafür eine passende Übersetzung gibt. Diese Art Kuchen kannte ich bis dahin nicht. Mir würde aber auch nichts fehlen, wenn ich nie wieder Sponge Cake essen dürfte.
Nach diesem letzten Stück Kuchen verabschiedeten wir uns, lösten die Gruppe auf und machten uns satt und zufrieden auf den Rückweg ins Zentrum.
Mein Fazit zur Tour
Ich habe die Food Tour sehr genossen. Dass dabei fast vier Stunden vergangen sein sollen, konnte ich mir kaum vorstellen. Madalena war freundlich und mit Begeisterung bei der Sache, obwohl sie die Tour schon etliche Male durchgeführt hat. Sie erzählte vom Alltag in Lissabon, von der Geschichte der Stadt und natürlich vom Essen. Da wir immer wieder die Stationen wechselten, wurde es nie eintönig. Jede Location gab uns neue Inspiration für Gespräche und natürlich neue Speisen.
Die Tour ist mit 60 Euro nicht gerade billig. Aber man bekommt einiges für sein Geld: fast vier Stunden Unterhaltung und leckere Gerichte, die man ohne die Tour nie essen würde. Zudem isst man nicht nur zwei, drei Speisen, sondern etwa zehn verschiedene Gerichte. Für so viel Vielfalt müsste man normalerweise eine Woche lang Essen gehen.
Außerdem sind die Portionen sättigend. Das ist nicht selbstverständlich. Vor einem Jahr nahm ich an einer ähnlichen Tour in Leipzig teil und musste mir anschließend ein Mittagessen kochen, weil ich Hunger hatte. Die Taste-of-Lisboa-Tour hingegen ersetzt etwa zwei Mahlzeiten. Das relativiert den Preis.
In Lissabon sind noch mehr Anbieter am Markt, manche sind 20 Euro günstiger und dauern ähnlich lange. Aber ich vermute, dass dort am Essen gespart wird. Bei Taste of Lisboa hatte ich nie das Gefühl, eine Portion sei zu klein gewesen. Wenn dir 60 Euro dennoch zu viel ist, schau dir mal diese beiden Angebote an:
- Gastronomischer Rundgang und Weinverkostung (ab 39 Euro)
- 3-stündiger Rundgang mit Kostproben (ab 45 Euro)
Die Tour war ein Höhepunkt meiner Lissabon-Reise. Auch andere Teilnehmer sind begeistert, wie die Rezensionen bei Tripadvisor zeigen. Ich habe jetzt schon Lust, während meiner nächsten Städtereise wieder an einer kulinarischen Führung teilzunehmen.
Vor und nach der Tour
Ich fuhr nicht nur wegen der Tour nach Campo de Ourique. Den Aufenthalt nutzte ich gleich für weiteres Sightseeing. Die Tour beginnt am Eingang des Friedhofs Cemitério dos Prazeres. Dieser ist gleichzeitig die Endhaltestelle der historischen Straßenbahn Electrico 28. Beides sind Sehenswürdigkeiten, die auf meiner Liste standen.
Von Bairro Alto aus fuhr ich mit der Tram 28E in Richtung Prazeres. Eine Fahrt in der historischen Straßenbahn kostet 2,90 Euro, wenn du das Ticket in der Tram kaufst. Mit einer Viva Viagem Card zahlst du nur 1,30 Euro.
An der Endhaltestelle stieg ich aus und besuchte den Friedhof, der schöner ist als andere Friedhöfe. Die meisten Gräber liegen überirdisch in kleinen Häuschen. Hier fand ich die Ruhe für einen kleinen Spaziergang in der Morgensonne. Außerdem genoss ich von der Friedhofsmauer den wunderbaren Blick auf die Ponte 25 de Abril. Für den Friedhof solltest du vor der Tour etwa 30 Minuten einplanen.
Die Food-Tour endete vier Stunden später in der Nähe des Jardim da Estrela, einer grünen Oase mit vielen Sitzgelegenheiten, einem Teich, Spielplatz und Café. Gegenüber des Parks befindet sich die Basílica da Estrela. Wenn du schon in der Nähe bist, kannst du beiden einen Besuch abstatten. Anschließend bringt dich die Electrico 28 wieder zurück ins Stadtzentrum.
Toll, wie viele nützliche Infos du immer in so einen Artikel bekommst!
Einen Friedhof zu besichtigen ist mir glaube ich noch nie in den Sinn gekommen :D. Und das, obwohl es wirklich sehr schöne Friedhöfe gibt.
Mich würde allerdings noch interessieren, ob du das Gefühl hattest, dass ihr da zu authentischen Locations geführt wurdet? Waren da viele Touristen unterwegs?
Beste Grüße,
Marie
Hallo Marie,
ja, ich würde sagen, das war authentisch. Der ganze Stadtteil Campo de Ourique ist nicht allzu touristisch, da er ein Stück außerhalb des Zentrums liegt. Viel los war zu der Zeit nicht, da es Winter war und wir um die Mittagszeit unterwegs waren. Doch wenn wir andere Leute gesehen haben, dann waren es Portugiesen.
Viele Grüße
Patrick
Ich mag solche Touren auch immer besonders gern, weil man wirklich oft in Stadtteile geht die nicht so touristisch sind und mit Einheimischen in Kontakt kommt! Ich hab mal eine Food-Tour in Mailand gemacht und muss sagen, dass sie ebenfalls mein Highlight an dem Trip war, auch wenn sie etwas teurer sind.
Auf jeden Fall mal wieder ein schöner Artikel.
Lg Anne
Ich liebe Meeresfrüchte, aber da sieht einfach alles lecker aus :). Sehr tolle Aufnahmen und danke für Erfahrung. LG aus dem fischen in Österreich