An dieser Stelle möchte ich mal die auf meiner Reise gelesenen Bücher festhalten, da mich nach einem Urlaub bestimmte Bücher immer an ein bestimmtes Land erinnern (z.B. Eating Animals an Peru, Oscar Wao an Mexiko oder Freedom an Kolumbien).
In Kolumbien habe ich in drei Wochen rekordverdächtige 11 Bücher gelesen. Dieses mal sind es deutlich weniger, was vor allem drei Gründe hat: Die USA finde ich spannender als Kolumbien, hier habe ich ein Auto und keine langen Busfahrten und ich habe ein Notebook dabei ;-)
Ich habe potentiell etwa 1.400 Bücher in meinem Reisegepäck und die wiegen zusammen 170 g. In den letzten sechs Wochen haben es die folgenden sechs Bücher auf meine Leseliste geschafft:
Middlesex von Jeffrey Eugenides
Dieses Buch stand schon seit einigen Jahren auf meiner amazon Wunschliste, ohne mich so richtig vom Kauf zu überzeugen. Irgendwann habe ich es mir dann mal für wenige Euro auf den Kindle gezogen. Zurecht hatte es mich so lange nicht überzeugt! Der Roman fühlt sich unendlich lang hat und ist seit Ewigkeiten das erste Buch, das ich nicht zu Ende gelesen habe. Bei mir kam überhaupt keine Leselust auf, da ich mich für die Story nicht begeistern konnte. Nach etwa der Hälfte habe ich aufgegeben. Meine Bewertung: 2/5
Die Verwandlung von Franz Kafka
Nach Middlesex brauchte ich mal ein schnelles Erfolgserlebnis. Da kam mir „Die Verwandlung“ gerade recht, denn das Buch ist sehr kurz. Die Kindle-Ausgabe hat es vor einigen Monaten mal kostenlos oder für einen Euro gegeben und das Buch erinnert mich an die gute alte Schulzeit, als dieses und andere Werke in kleinen gelben Reclam-Heftchen zu Tode analysiert wurden. Umso mehr Spaß hat es gemacht, das Buch dieses mal ohne Interpretationsdruck lesen zu können. Meine Bewertung: 3/5
The Long Walk von Slavomir Rawicz
Der Untertitel dieses Buches lautet „The True Story of a Trek to Freedom“. Es handelt von einem Polen, der 1941 aus einem sibirischen Arbeitslager geflohen ist und mit einigen Mitgefangenen den langen Weg bis nach Indien auf sich nimmt. Ich glaube etwa zwei Jahre hat die Flucht angedauert, wenn ich mich richtig erinnere. Vier Flüchtlinge sind dabei ums Leben gekommen. Die Story wird wirklich sehr gut erzählt und ist sehr spannend. So lange man sie für wahr hält. Leider habe ich kurz vor Ende des Buches angefangen zu recherchieren und dabei festgestellt, dass es mittlerweile als erwiesen gilt, dass der Autor zwar im sibirischen Arbeitslager war, von dort aber nie geflohen ist. Diese Flüchtlingstruppe hat es wohl tatsächlich gegeben, aber der Autor hatte nichts mit ihr zu tun. Demnach ist die grobe Story also wahr, alle Details aber erfunden. Irgendwie raubt das dem Ganzen die Authentizität ;-) Meine Bewertung: 4/5 (Wenn man es nicht weiß.)
Homicide von David Simon
Homicide ist die (wirklich) wahre Geschichte eines Journalisten, der ein Jahr lang im Homicide Department (Mordkommission) in Baltimore den Detectives über die Schulter geschaut hat. Im Verlauf dieses dicken Wälzers lernt man eine ganze Menge Detectives und deren Vorgesetzter kennen und verfolgt einige der etwa 240 Mordfälle, die es zu dieser Zeit in Baltimore im Jahr gegeben hat. Einer der Fälle zieht sich durch das gesamte Buch und man fiebert der Auflösung entgegen. Die gibt es allerdings nicht, denn es ist ja keine Fiktion, sondern Realität und in dieser wird nicht jeder Fall gelöst. Am Anfang zieht sich die Story etwas und ich hatte Probleme, den ganzen Namen zu folgen (am Anfang gibt es ein Namensverzeichnis, doch das nutzt in der Kindle-Version wenig), aber mit der Zeit kennt man seine Detectives und es ist interessant, ihren Alltag zu verfolgen. Schön ist auch das Nachwort, in dem man erfährt, was die Leute heute so machen (das Buch ist schon etwas älter). Der Autor David Simon hat später übrigens die Serie „The Wire“ geschrieben (eine der erfolgreichsten HBO-Serien) – so bin ich auf das Buch aufmerksam geworden. Meine Bewertung: 4/5
Vagabonding von Rolf Potts
Vagabonding ist ein Buch von einem Langzeitreisenden, der seinen Lesern ein paar Tipps geben will, wie man jahrelang unterwegs sein kann oder überhaupt erstmal in die Gänge kommt. Wenn man schon ein paar Mal „Backpacken“ war, ist das Buch nicht mehr allzu spannend, auch wenn einige Anekdoten und gedankliche Ansätze ganz interessant sind. Hängengeblieben ist bei mir vor allem seine Schwierigkeit mit der Rückkehr, nachdem er in etlichen Ländern war und wahnsinnig viel erlebt hat und daheim niemand etwas damit anfangen kann: „yeah, that sounds like a great trip .. you know, I hooked up with Susan vom High School“ ;-) Meine Bewertung: 3/5
You are not alone von Jermaine Jackson
Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Jermaine im letzten Jahr ein Buch über seinen Bruder Michael Jackson geschrieben hat. Darüber bin ich vor 2-3 Wochen zufällig gestolpert und habe es mir gleich heruntergeladen. Michael Jackson begleitet mich seit etwa 20 Jahren (ich ertappe mich in letzter Zeit öfter dabei, zu sagen „seit 20 Jahren..“) und immer noch fasziniert mich seine Story und seine Musik sowieso. Ich werde nie müde, seine Soloalben zu hören (alles vor „Invincible“ zumindest). Mal gibt’s ein paar Monate Pause, doch dann höre ich innerhalb einiger Tage 10 mal in Folge das „Dangerous“ Album.
Anyway, Jermaine’s Buch ist eine Art Biographie von Michael und von Jermaine selbst. Viele Dinge sind nun wirklich nicht neu, wenn man sich 20 Jahre lang immer mal wieder mit einem Künstler beschäftigt hat und doch ist es mal eine andere Perspektive, wenn jemand aus der Familie etwas zu all den abstrusen Geschichten sagt. Die erste Hälfte des Buches ist ziemlich locker und lustig und vermittelt ein gutes Gefühl. Später wird es etwas düsterer und zum Schluss natürlich auch traurig.
Über die Familie von Michael kursieren ja auch wilde Gerüchte. Aktuell seien sie hinter seinem Erbe her. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Wenn man jahrzehntelang Bulls*** über Michael Jackson liest, weiß man auch nicht, welche der Stories über seine Geschwister wahr sind. Interessiert mich aber auch nicht. Das Buch ist sehr liebevoll geschrieben und wirkt auf mich sehr authentisch. Ich habe einige Tage gebraucht, um es durchzulesen, was vor allem daran liegt, dass man an so viele Songs erinnert wird und auf neue Geschichten stößt, die ich noch nicht kannte, so dass ich ständig bei Google, Youtube und iTunes recherchiert habe. Das macht das Ganze zu einem Multimedia-Erlebnis :-) Wer mal ein Buch über Michael Jackson lesen will, aber auch wirklich nur ein Buch: „You are not alone“ ist die richtige Wahl. Meine Bewertung: 5/5
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