Einer meiner letzten Ausflüge in Neuseeland führte mich nach Matamata. Ich fuhr zwischen grünen Wiesen hindurch, die auf kleinen Hügeln liegen und sah mehr Schafe als Menschen.
Die Landschaft erinnerte bereits sehr an das Auenland aus Herr der Ringe und das ist kein Zufall. Unweit von Matamata liegt das Original Filmset aus Herr der Ringe und Der Hobbit.
Ich bin kein großer Fan dieser Filme. Die Trilogie habe ich einmal gesehen und den Hobbit gar nicht. Doch ich schaue gern hinter die Kulissen der Filmindustrie. Es ist spannend wie ein Film entsteht, daher interessieren mich auch die Hintergründe. Ich hoffe Dich auch.
Die Alexander Farm
Im Jahr 1998 hat das Filmteam rund um Peter Jackson die Farm der Familie Alexander bei einem Helikopterflug entdeckt. Ja, 15 Jahre ist es schon her, dass die Arbeit an der Trilogie aufgenommen wurde.
Jackson hatte bereits verschiedene Sets für Hobbingen gefunden, brauchte allerdings noch eine Pinie am See (den Partybaum). Auf der Alexander Farm hat sich plötzlich alles gefügt: Es gab einen kleinen See, eine Pinie daneben und die Hügel rund herum eigneten sich bestens für die Hobbit-Höhlen. Das Gebiet war zudem von außen nicht einsehbar und auch aus Hobbingen heraus sieht man nichts, das an Zivilisation erinnert: Keine Autos, keine Straßen, keine Häuser.
Somit mussten die Hobbingen-Szenen nicht auf mehreren Sets gedreht werden, sondern nur auf einer Farm.
Aufbau des Sets
Innerhalb von neun Monaten wurde die Farm für die Filme umgebaut. Das neuseeländische Militär leistete die grobe Vorarbeit und hat beispielsweise eine 1,5 km lange Straße ins Set gebaut. Büsche, Bäume und Gärten wurden angepflanzt. Aus Styropor und Sperrholz wurden 37 Hobbit-Höhlen gebaut, sowie die Mühle und eine Brücke.
Die Eiche über Bilbo’s Höhle wurde irgendwo in der Nähe zersägt und dann wieder zusammengesetzt. Künstliches Laub wurde aus Taiwan importiert und von Studenten in Handarbeit an die Äste geknotet.
Das Team löste auch alle logistischen Herausforderungen (z.B. Strom, Wasser, Abwasser). Während der Dreharbeiten gab es Catering für bis zu 400 Menschen am Set.
Kleine Randnotiz: Auf der Alexander Farm gab es Tausende von Schafen. Doch die waren alle zu modern für Herr der Ringe. So flog man eine spezielle Rasse aus England ein.
Und.. Action!
Die Dreharbeiten auf der Farm dauerten etwa drei Monate. Die Hobbit-Höhlen gibt es hier in verschiedenen Größen. Gandalf wurde nur vor kleinen Höhlen gefilmt, um groß zu wirken. Die Hobbits standen vor großen Höhlen, um klein zu wirken.
Innenszenen wurden zwar im Studio in Wellington gedreht, doch das Prinzip war das gleiche. Der menschengroße Gandalf und der Hobbit Bilbo wurden nie im gleichen Raum gefilmt.
Die Dreharbeiten fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Erst als die Partyszene mit großem Feuerwerk gefilmt wurde, fragte man sich in der Nachbarschaft, was auf der Alexander Farm wirklich los ist.
Abriss von Hobbingen
Nach den Herr der Ringe Filmen wurde das Set – wie vereinbart – abgerissen. 22 der 37 Höhlen waren bereits dem Erdboden gleich gemacht, als es tagelang regnete und der Abriss für einige Wochen zu gefährlich wurde.
Der Abriss wurde vertagt. Doch in der Zwischenzeit kamen immer mehr Anwohner der Region, um das Set zu besuchen. Es gab zwar nicht mehr viel zu sehen, da die Hälfte bereits abgerissen war und der Rest nur aus Sperrholz und Styropor bestand, doch trotzdem entwickelte sich daraus ein erfolgreiches Touristenziel.
Der Hobbit: Neuaufbau des Sets
Für die neue Trilogie Der Hobbit wurde das Set neu aufgebaut. Und dabei hat die Familie Alexander clever verhandelt. Die Bedingung der Farmer: Dieses Mal sollte alles aus echtem Holz, Glas und Stein gebaut werden. Ein authentisches Hobbingen lässt sich einfach noch besser vermarkten!
Für die neuen Filme wurden weitere fünf Höhlen gebaut, die jedoch nie gefilmt wurden. Die „Green Dragon Bar“ wurde von den Farmern selbst aufgebaut und dem Film nachempfunden. Dort kann man als Tourist heute einkehren und einen kostenlosen Drink genießen.
Auch heute sind auf dem Set jeden Tag Gärtner unterwegs, die ganze Hobbingen pflegen. Auch an den Gebäuden und Höhlen wird weiterhin gearbeitet, um sie in Schuss zu halten.
Die Movie Set Tour
Die Tour selbst ist ein riesiges Geschäft. Viel größer, als ich es für möglich gehalten hätte. Täglich werden Touren im 30-Minuten-Takt von 09.30 Uhr bis 15.30 Uhr durchgeführt. In der Hochsaison sind es noch mehr. Kostenpunkt: $75 pro Person (ca. 47 Euro). Natürlich gibt es auf dem Gelände auch viele Merchandise-Artikel.
Ein gutes Geschäft für die Farmer, die so aus einem sehr kleinen Teil ihrer Farm richtig viel Geld herausholen. Auch Peter Jackson selbst ist an dem Business beteiligt (wie bei allem rund um Herr der Ringe).
Die Tour dauert nicht ganz zwei Stunden. Jede Gruppe wird mit einem Bus zum Set gekarrt – von außen sieht man nichts. Dann geht es mit Führung, Kommentaren und vielen Fotos über das gesamte Set. Durch die Gärten, vorbei an etlichen Hobbit-Höhlen, zum Partybaum am See, über die Brücke, an der Mühle vorbei bis in die Green Dragon Bar.
Dabei gibt’s immer wieder interessante Hintergrundinfos. Einige davon hast Du gerade gelesen.
Die Hobbingen Tour kannst Du hier buchen.
Mein Fazit
Ein Besuch des Auenlandes lohnt sich aus meiner Sicht nicht nur für Herr der Ringe Fans. Wenn Du Dich für Filme interessierst und wie sie entstehen, ist die Hobbingen Tour auch relevant für Dich. Die vielen Hintergrundinfos zum Filmbusiness – das zu großen Teilen aus Täuschung besteht – sind schon sehr interessant. Fans der beiden Trilogien werden natürlich noch mehr Freude haben.
Also ich bin ja auch kein Fan der Herr-der-Ringe-Trilogie oder vom Kleinen Hobbit, aber nach Deinem Artikel hier nehm ich Hobbingen doch noch mit in die engere Wahl meiner Reiseziele für nächsten Februar. Vielen Dank!!!!
Hallo nochmal:-),
die Häuser sind der Hammer, was für eine Liebe zum Detail, für mich als Natur und Gartenliebhaber ein wirklich schöner Bericht.
p.s. Jetzt habe ich 3 Deiner Seiten in der FAV Liste :-)
LG
Marco
Hi Marco,
cool. Mehr Websites habe ich auch nicht ;-)
Hallo, ich bin ein riesen HDR Fan. Ein Besuch im Auenland steht bei mir noch ganz weit oben auf der Wunschliste.
Grüße aus St Jakob Defereggental
Hi Patrick,
toller Bericht mit vielen interessanten Hintergründen! Wir waren im April 2016 auch gerade in Hobbingen und total begeistert vom Set, vor allem von der Liebe zum Detail, die man dort erkennen kann. Wir sind – genau wie du – eigentlich keine HDR-Fans, aber in Neuseeland ist der Film ja so omnipräsent, dass uns das HDR-Fieber dann doch gepackt hat ;)
Viele Grüße aus Albany
Claudia