Es ist wieder Zeit für einen Gastbeitrag. Dieses mal von Christian Heikaus, der auf Wildlife-Crossing.de über seine Erfahrungen in Australien schreibt. Christian hat dort einen spannenden Job: Er arbeitet für ein Minenunternehmen und pendelt mit dem Flugzeug zu wechselnden Arbeitsorten in die abgelegensten Gegenden. Aber lest selbst.
Mit dem Flieger zu pendeln mag sich für mitteleuropäische Verhältnisse merkwürdig anhören, ist aber im australischen Outback eine übliche Form der Anreise zur Arbeitsstätte: Genannt FiFo – Fly in Fly out. Gependelt wird zu den australischen Minen, vor allem in Western Australia und in Queensland. In den menschenleeren Gegenden gibt es nicht genügend Arbeitskräfte, sodass Mitarbeiter von den Betreibergesellschaften eingeflogen werden.
Die Schicht in der Mine dauert für die meisten Mitarbeiter acht bis vierzehn Tage, bevor es wieder für einige Tage zurück zur Familie in Städte wie Perth, Brisbane oder Adelaide geht.
Der Verdienst ist dabei so gut, dass einige Mitarbeiter auf eigene Kosten zum Abflugort reisen. So mancher bezahlt den regelmäßigen Flug von Sydney oder Canberra nach Perth selbst, um von dort aus mit dem Charterflieger der Minenbetreiber zum Arbeitsort zu fliegen. Sogar aus Neuseeland reisen Arbeitskräfte an.
Die meisten Arbeiter verdienen zwischen $35 und $50 in der Stunde, was sich bei 12-stündigen Arbeitstagen und den langen Schichten schnell bezahlt macht. Viele der einfachen Arbeitskräfte und Fahrer bekommen mehr Gehalt als studierte Fachkräfte in den Städten. Dafür sind die Arbeiter jedoch lange von der Familie getrennt und arbeiten unter teils harten Bedingungen. Im Sommer wird es im Norden Western Australias, der Pilbara, tagsüber weit über vierzig Grad und im „Pit“ staut sich die Hitze weiter. Dazu kommt der allgegenwärtige Staub, der nach und nach durch sämtliche Ritzen kriecht und alles eindeckt.
Die großen Minenunternehmen geben sich deshalb auch Mühe, die Arbeiter bei Laune zu halten. Die Camps, in denen die Arbeiter untergebracht sind, sind in der Regel gut ausgestattet. Fitness Center mit Trainern, Pub und Pool gehören ebenso zur Standardausstattung wie ein großzügiger Speisesaal mit gutem Essen. Die Unterkünfte sind meist zweckmäßige Containerbauten, die aber mit Dusche, Fernseher und Internetanschluss gut ausgestattet sind.
Unterkunft und Verpflegung sind dabei kostenlos und die Kabinen werden von Reinigungspersonal gereinigt. Selbst die Betten werden gemacht.
Doch trotz der Annehmlichkeiten im Camp und der guten Bezahlung, ist nicht jeder für den „FiFo-Lifestyle“ gemacht. Manche Beziehungen leiden unter den langen Arbeitszeiten und Depressionen sind unter den FiFo-Arbeitern verbreiteter als in anderen Berufen. Mit speziellen Programmen werden Arbeiter, die durch den Arbeitsrhythmus Probleme bekommen, mittlerweile betreut und vorbereitet. Auch viele daheimgebliebene Familien treffen sich regelmäßig untereinander und helfen sich aus, bis die Partner zurückkommen.
Mir selbst macht die Arbeit in den australischen Bergwerken jedoch große Freude und dank vergleichsweise kurzer Schichten „on site“, habe ich auch kein Problem mit der Trennung von Freunden und Familie. Da ich regelmäßig in unterschiedlichen Minen eingesetzt werde, weiß ich, dass die Unterschiede von Camp zu Camp groß sein können.
Die Camps in der Pilbara, der Gegend in Western Australia, in der vor allem Eisenerz abgebaut wird, sind meistens vergleichsweise neu und gut ausgestattet. Erst vor kurzem war ich in einem neuen Camp in der Nähe von Newman, das neben großem Pool, modernen und klimatisierten Zimmern auch mit Sport- und Rasenflächen ausgestattet war und von den Arbeitern ehrfürchtig nur „The Palace“ genannt wurde.
Die Mining Camps in den Goldfields in der Umgebung von Kalgoorlie bestehen dagegen meist schon länger und sich oft ziemlich einfach ausgestattet. Die Kabinen sind alt und abgewohnt, es gibt weniger Geräte im Fitness-Raum und auch das Essen ist nicht ganz so lecker und üppig wie in manchen anderen Camps. Meist bin ich dann doch froh wieder woanders arbeiten zu können.
Auch bei den Flügen gibt es Unterschiede. Viele Betreiber chartern eigene Flugzeuge von kleinen australischen Airlines, die dann älter sind und in denen auch keine Filme oder andere Programme gezeigt werden. Auf dem Flug werden dann nur zwei Flugbegleiter eingesetzt und der Service ist minimal. Andere Betreiber hingegen lassen die Bergwerke und Camps von Qantas anfliegen. Entertainment Programm und Service an Board sind dann ebenso inklusive wie Flugmeilen im Qantas Vielfliegerprogramm.
Unterm Strich bedeutet eine FiFo-Tätigkeit also Verzicht, belohnt aber auch mit abwechslungsreicher Arbeit an einmaligen Orten mitten im australischen Outback.
Mehr zu Mining, Australien und weltweitem Leben und Arbeiten auf Wildlife Crossing.
Hi Patrick,
thanks very much for your article. I’m currently searching for FIFO jobs. Can you recommend me some adress or certain contacts where I could try?
Thanks in advance for your help!
Cheers
Chris