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Vor zehn Tagen folgte ich endlich dem Rat einer Freundin, mir Circus Halligalli anzuschauen. Bestimmt ein Jahr lang hatte sie mir gut zugeredet, bis ich Joko und Klaas eine Chance gab. In ihrer gemeinsamen Sendung versuchen die beiden Entertainer sich in verschiedenen Spielen gegenseitig auszustechen. Eines davon heißt „Aushalten: nicht lachen“. In dieser Rubrik bringt der eine den anderen zum Lachen. Wer öfter aushält ohne zu lachen, gewinnt das Spiel. Es inspirierte mich zu diesem Artikel, da mir das Wort „aushalten“ schon seit geraumer Zeit durch den Kopf geht. Gewissermaßen spiele ich ein ähnliches Spiel mit mir selbst. Ich nenne es: „Aushalten: nicht weglaufen“.
In den letzten Jahren war ich nicht nur verreist, sondern auch davongelaufen. Als ich im April dieses Jahres wieder eine eigene Wohnung bezog, sollte damit Schluss sein. Der Frühling war die beste Zeit, um mich niederzulassen. Die Welt blühte auf, die Tage wurden länger, alles war neu – vom Mobiliar bis zum Stadtteil. Es war leicht, mich für meine Heimat, ein soziales Umfeld, alltägliche Routinen und manche kleine Verpflichtung zu begeistern.
Winter is coming
Jetzt ist es ein bisschen schwerer geworden. Der Herbst ist längst da und mit ihm setzt die Realität ein. Wenn ich morgens aufstehe, ist es noch dunkel, tagsüber ist es kalt und zum Abend hin bleiben die Tage kurz.
Mein Sozialleben nähert sich wieder dem Normalzustand an: Traf ich nach meiner Rückkehr noch alle losen Freunde und Bekannten, sehe ich die meisten nun kaum häufiger als während meiner heimatlosen Zeit. Eine bessere Freundschaft bekam Risse und wurde um Jahre zurückgeworfen. Und auch das (Online-) Dating läuft nur mäßig, weil mir der Elan fehlt, mich durch Profile zu wühlen und mir auffällige Sprüche auszudenken.
In meiner Arbeit bin ich weniger belastbar als früher. Vor einigen Jahren war es für mich kein Problem, zehn Stunden oder mehr für meine Agentur zu arbeiten. Nun ich stelle fest, dass Schreiben mich schneller ausgelaugt und ich nach wenigen Stunden nur noch erschöpft prokrastiniere. Manchmal geht mir auch die Kreativität verloren. Dann fällt mir nichts mehr ein, über das ich schreiben könnte oder ich bin unzufrieden mit dem, was ich fabriziert habe. Schnell kommen die Zweifel über den Sinn des Ganzen.
Nur wer aushält, gewinnt
Das meiste davon ist mir bekannt. In den letzten beiden Jahren hieß es daraufhin für mich, meinen Rucksack zu packen. In 2013 hielt ich es nur bis Mitte September aus. Letztes Jahr war ich Anfang November weg. Dieses Mal wird es anders, denn wer nicht aushält, verliert. Wie bei Joko und Klaas.
Ja, unterwegs ist alles ein bisschen leichter. Die Sonne scheint, ich kann mich mit anderen Nomaden treffen, die immer Zeit haben. Ich gehe Essen anstatt zu kochen, habe keinen Haushalt zu führen und keine Termine. Alles easy! Auf Reisen halte ich mir Probleme einfach vom Hals. Ich habe keine Verpflichtungen – aber auch keine Bindungen. Ich bin nichts und niemandem wirklich nah. Das ist die Kehrseite.
Kürzlich las ich die ältesten Artikel hier im Blog. Damals, im Sommer 2012, schrieb ich über meinen Road Trip durch die USA. Die Fotos zeigen nur blauen Himmel, den sportlichen Mietwagen, tolle Landschaften, amerikanischen Lifestyle. Sofort sehne ich mich nach einem nächsten Road Trip. Allerdings verbinde ich nichts mit dieser Zeit. Ohne meine eigenen Texte zu lesen kann ich mich an kaum etwas erinnern. Ein einziger Mensch ist mir im Gedächtnis geblieben. Sonst ist alles nur verschwommen.
Manchmal befürchte ich der einzige Idiot zu sein, dem unterwegs keine tiefen Bindungen gelingen. Aber im letzten halben Jahr erhielt ich viel Feedback von Menschen, die schon lange unterwegs sind und meine Erfahrungen bestätigen. Einige wollen deshalb nach Hause, aber nicht jeder traut sich zurück in den Alltag mit seinen Herausforderungen.
Dass es auch anderen so geht, unterstützt mich in meiner Ansicht, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es ist schon gut wieder eine Heimat zu haben, auch wenn es mal schwierig wird. Wir können nicht immer nur glücklich sein – und müssen es auch nicht. Das wiederhole ich gern: Wir müssen nicht immer glücklich sein. Es ist in Ordnung, auch mal Dinge auszuhalten.
Meine Strategien zum Aushalten
Joko und Klaas versuchen an etwas anderes zu denken, wenn sie nicht lachen wollen. Das gelingt ihnen selten. Ich will es besser machen als die beiden und bemühe mich etwas mehr. Ich glaube, auch dann gut leben zu können, wenn ich nicht um die Welt reise. Um dennoch nicht nur in Leipzig zu bleiben, mache ich hin und wieder Ausflüge in die nähere Umgebung. Im September sah ich mir Weimar an, diesen Artikel beginne ich im Zug nach Nürnberg. In drei Wochen geht’s nach München und im November für ein paar Tage in die Schweiz. Auch meine Wanderungen über 100 und 150 Kilometer waren eine schöne Erfahrung, die ich gern wiederholen möchte.
Auch wenn die Arbeit mal erschöpfend ist oder mir die Inspiration fehlt, so arbeite ich wenigstens nicht allein, sondern schreibe an Healthy Habits gemeinsam mit Jasmin. Zweimal in der Woche sitzen wir dabei an einem Tisch. Erst heute wieder half sie meiner Kreativität auf die Sprünge. Unterwegs ginge das nicht. Genauso wenig könnte ich auf Reisen mit ihr oder anderen langjährigen Freunden Zeit verbringen.
Gerade jetzt im Herbst besuche ich ein paar Veranstaltungen – mal mit Freunden, mal alleine – um etwas Neues zu sehen und unter Leute zu kommen. Ich besuche die Fuck-Up-Nights in Leipzig, gehe zu Poetry Slams, Lesebühnen, demnächst mal ein Konzert. Ich möchte gern kleine Erlebnisse mitnehmen, die hier vor Ort passieren. Das habe ich früher nur selten gemacht.
Ich versuche gesund zu leben. Das heißt, ich koche regelmäßig und treibe dreimal pro Woche Sport. Das sind Gewohnheiten, die unterwegs schwieriger einzuhalten sind. Ja, alles ist irgendwie möglich, aber auch nur irgendwie und nicht so, wie ich es brauche. Zu Hause schaffe ich mir gesunde Routinen, an denen ich dranbleibe.
Insgesamt konzentriere ich mich auf die kleinen Dinge im Alltag. Seit anderthalb Jahren schreibe ich täglich gute Dinge auf. Am Anfang waren es drei, jetzt sind es jeden Tag fünf. Wenn ich mich vor guten Dingen nicht retten kann, auch mal zehn. Sonnenuntergänge am Strand zählen nicht dazu. Aber es gibt auch zu Hause schöne Kleinigkeiten. Für die meisten muss ich selbst etwas tun und genau darum geht’s mir hier: Sich das Leben schön zu machen, statt abzuhauen.
Ich kann sogar – das ist keine erfundene Pointe – einem grauen Herbstmorgen, der im Dunkeln beginnt, etwas abgewinnen. Nämlich Gemütlichkeit! Ich stehe momentan bewusst früh auf. Mal um 6 Uhr, mal um 7 Uhr, brühe mir eine Tasse Kaffee auf, schalte gemütliches Licht ein, setze mich an den Wohnzimmertisch und schreibe. Am frühen Morgen bin ich noch geistig frisch, kann schwierige Passagen überwinden – und sehe beim Schreiben durch mein riesiges Wohnzimmerfenster, wie es draußen allmählich hell wird und die Welt zum Leben erwacht. Da macht es noch nicht einmal viel aus, wenn es regnet. Es steigert in diesem Moment nur die warme Gemütlichkeit.
Dennoch hat das Aushalten seine Grenzen, denn ich habe einen Urlaub gebucht. Vier Wochen Indonesien. Nicht als digitaler Nomade, sondern ganz un-digital als Tourist. Mitte Dezember geht’s los. Damit entfliehe ich einer Zeit, in der meine Strategien nicht wirken, da alle mit sich selbst und ihren Familien beschäftigt sind. In der Zeit gäbe es für mich keine Kurzreisen, keine gemeinsame Arbeit an Healthy Habits, keine Veranstaltungen. So viel möchte ich dann doch nicht aushalten.
Foto: Kaffeetasse im Herbst von Shutterstock
Hi Patrick,
interessante Entwicklung bei dir. Ich verfolge das ja alles ein wenig aus der Ferne und habe dabei einen Blick auf die gesamte ‚Szene‘: Conni, Markus & Feli, Sebastian, Tim & Kris und die ganzen wilden Vagabunden.
Deinen Abschnitt grade finde ich am spannendsten, weil ich das Gefühl habe die Anderen von uns haben das auch irgendwann vor uns. Du bist der Pionier und musst rausfinden wie wir den Lagerkoller irgendwann umgehen :-)
Vielleicht schreibst du ja mal ein Buch vom Ankommen.
Hi Marc,
vielleicht trifft es nicht alle, sondern nur einen bestimmten Schlag Menschen? Wer weiß.
So ein Buch liegt übrigens angefangen in der Schublade, ist aber noch nicht sehr weit gediehen. Mal schauen, vielleicht kann ich mich noch oft genug aufraffen :-)
Wow, mal wieder ein ehrlicher Artikel,der in mir was angestoßen hat. Danke und LG Rebekka
Danke dir fürs treue Mitlesen :)
Toller Artikel Patrick! Hilft mir gerade sehr beim aushalten und macht Mut, dass es einem nicht nur alleine so geht. Danke dafür!
LG Jen
Hey Patrick,
toller Artikel, da finde ich mich total wieder…. mir geht das ganz genauso wie Dir. Und lustigerweise habe ich Ende November auch erstmal drei Wochen Indonesien gebucht :-) Schön zu lessen, dass es nicht nur einem selbst immer so geht und es durchaus „Leidensgenossen“ gibt. Gutes Gelingen beim Aushalten! :-)
LG Vivien
Hey Vivien,
dir auch frohes Aushalten und dann viel Spaß in Indonesien :)
Hallo Patrick,
ich kann weiß so ungefähr wie du dich gerade fühlst, denn ich sehe bei mir oft die selben Gedanken, Zweifel und bin beim schreiben ebenso schnell erschöpft. Manchmal fällt mir auch gar nichts ein und dann prokasteniere ich noch mehr vor mich hin. Dabei steht mein aktueller Blog kurz vor dem Launch und ich müsste eigentlich richtig ranklotzen.
Ich will aber Aushalten und mache in solchen Momenten eben kleinere Schritte die mich dem Ziel näher bringen. Vor dem Lagerkoller habe ich allerdings schon etwas Angst, denn der wird bei mir sicher auch irgendwann kommen. Ich hoffe es dauert noch..bin ja erst seit kurzem in der „Szene“dabei. Die zurückliegende DNX ha mich aber wieder richtig Motiviert den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und an den Erfolg zu glauben.
Indonesien ist eine gute Wahl, wobei Myanmar sicher auch ein Highlight gewesen wäre ;) Mit dem früh aufstehen werde ich mal ausprobieren, vielleicht komme ich dann etwas produktiver in den grauen und ungemütlichen Tag. vg René
Hi René,
ich verstehe, dass das DNX-Umfeld sehr motivierend ist. Aber falls Langzeitreisen nicht zu deinen Zielen gehört, könnte es vielleicht unglücklich machen, sich mit Menschen zu vergleichen, die sich am anderen Ende der Welt die Sonne auf den Bauch scheinen lassen :-)
Hallo Patrick,
danke für deine Gedanken und ich bin sehr froh, dass du vielen Menschen hier die Möglichkeit gibst, sich mit sich auseinanderzusetzen.
Bei mir ist es so, dass ich den November als schrecklichste Zeit in Deutschland empfinde und deshalb in diesem Monat immer weg bin. Dieses Jahr Indien. Dezember finde ich dann wieder schön hier zu sein, zumal ich das oft nutze, mich verstärkt zu treffen. Glücklicherweise kann ich mir erlauben (außer Jan/Feb) so oft zu reisen, wie ich mag. Allerdings merke ich auch, wenn ich zu oft weg bin, gehen mir die Bindungen hier in D flöten. Und ja, ich muss aufpassen, dass es nicht beliebig wird, wenn ich oft reise.
Was ich nicht mehr möchte, ist mich mit anderen vergleichen, jeder hat seinen eigenen Weg. Und der ändert sich. Meiner geht gerade mehr in die Tiefe (ins Innere). Das Äußere ist derzeit nicht so wichtig.
Egal ob reisen oder nicht, ich nehme mich überall mit und meiner Meinung nach ist der beste Weg, sich so anzunehmen, wie man ist, will sagen, ich bin auf Reisen manchmal genauso unzufrieden, wie zu Hause. Das ist Teil meiner Persönlichkeit. Geht aber auch wieder vorbei, wenn die Richtung stimmt. Diese permanente Suche nach Glück ist meiner Meinung nach Utopie.
Für das Jahr 2016 habe ich mir aber auch vorgenommen, wieder vermehrt Kontakte zu suchen, nachdem ich die letzten Jahre damit zugebracht habe, mich von Kontakten zu lösen, mit denen ich mich nicht mehr wohl gefühlt habe.
Egal wie, es bleibt spannend
und ich wünsche dir bald deine Herzensdame zu finden :-)
liebe Grüße
Petra
Hallo Petra,
dich nicht mit anderen zu vergleichen ist schon mal ein guter Weg. Auf Beziehungen zu setzen auch. Ich wünsche dir gutes Gelingen dabei :-)
Viele Grüße,
Patrick
PS: November ist auch mein unliebster Monat.
Lieber Patrick,
du bist wirklich einer der ersten deiner „Mitstreiter“ der so offen darüber schreibt, dass Vagabundenleben keine reines Ponyschlecken ist. Bei manchen werde ich das Gefühl nicht los, dass sie sich das Leben schön reden. Dabei will ich gar nicht abstreiten, dass diese Freiheit nicht auch sehr erfüllend sein kann. Aber am Ende des Tages ist man doch irgendwie nirgendwo wirklich angekommen.
Insofern vielen Dank für deine aufrichtigen Worte und lass dich nicht entmutigen auf deinem Weg!
Liebe Grüße
Ann-Kathrin
PS: Deinen Urlaub empfinde ich nicht als Flucht. Du machst dir das Leben schön, daran ist nichts auszusetzen. Immerhin bist dur dir bewusst, warum du genau dann verreist und dann ist es doch gut.
Hey Patrick,
eine wirklich interessante Entwicklung und ich finde es richtig gut, dass du uns so teilhaben lässt an deinen Gedanken! Ich spiele auch schon seit längerer Zeit aushalten. Nur in die andere Richtung wie du. Ich will endlich ausbrechen hier, raus aus meinem lähmenden 9-to-5 Job und die Welt sehen. Bei meiner Freundin Sara und mir geht das alles, was du bereits hinter dir hast, erst im Januar los. Wir verlassen Deutschland für längere Zeit und im Moment ist es das Größte was wir uns nur vorstellen können.
Ich kann aber auch deine Denkweise komplett verstehen und alles nachvollziehen. Mich würde das auch nicht wundern, wenn das bei uns auch mal der Fall sein wird in ein paar Jahren. Und ich ziehe wirklich meinen Hut vor dir, dass du so offen darüber redest.
Liebe Grüße
Marco
Hey. Nachdem ich gerade diese ungewohnte Ruhe in einer Hängematte in koh Phangan genieße, habe ich mich auch schon die letzten Tage gefragt wie das wohl sein wird in 2,5 Wochen in den Alltag zu verfallen, ohne die Freiheit des Reisen zu haben…
Super Artikel!! Liebe Grüße
Ja! Genau das, was ich gerade gebraucht habe :-)
Hi Patrick,
schön mal wieder neuen Content auf 101places zu lesen.
Ich kann Deine Kausal-Kette des Aushaltens gut nachvollziehen. Etwas aushalten, reflektieren und schlussendlich weitermachen. Doch der letzte Absatz hat mich sehr verwirrt. Für mich wirkt die gebuchte Reise nach Indonesien wie ein Widerspruch zu allem was Du vorher geschrieben hast.
Auch für mich ist die Weihnachtszeit ja nicht das Highlight im Jahr – ich glaube, da muss man eben Fan von sein. Doch wirkt für mich Deine Entscheidung für diesen Zeitraum einen Flug zu buchen nicht wie ein Zeichen des Aushaltens aus, sondern wie eines des Weglaufens. Auch wenn Du dabei nicht arbeiten solltest.
Ich bin der letzte der Dir das übel nimmt ;)
Aber warum dann dieser Artikel?
Viele Grüße,
Denny
Hi Denny,
ich habe nicht den Anspruch, widerspruchsfrei zu sein, denn ich bin ja nicht perfekt.
So groß ist der Widerspruch aber auch nicht. Ich habe einfach Urlaub gebucht (normaler Vorgang) und zwar in der Zeit, in der ich hier am wenigsten so leben kann wie ich es möchte.
Viele Grüße,
Patrick
Lieber Patrick,
ich bin gerade hin und her gerissen. Einerseits freue ich mich für dich dass du scheinbar erkannt hast, dass glücklich sein nicht von Externalitäten abhängen sollte und dass du die Zeit nutzt um dich zu entwickeln und eventuell innerlich aufzuräumen.
Andererseits frag ich mich auch so ein bisschen: was ist das Ziel?
Wirst du am deines Lebens sagen „wie gut dass ich das damals ausgehalten habe“?
Ich finde aushalten schon an sich so ein schwieriger Wort. Das impliziert negative Emotionen.
Im allgemeinen hört sich der artikel nicht so an als ob es dir gerade besonders gut geht und das macht mir ein bisschen Sorgen….
Viele Grüße aus Berlin
Judith
Hi Judith,
mir geht’s überwiegend ganz gut, mit kleinen Schwankungen. So wie es vermutlich den meisten Menschen geht. Hier und da gibt es kleine Dinge, die nicht ganz rund laufen – und genau so ist das Leben. Kein Grund, gleich wieder abzuhauen. Das wollte ich sagen :-)
Viele Grüße,
Patrick
Hallo Patrick,
ein super Beitrag und so ehrlich wie du mit dem „nicht Flüchten“ umgehst!
Mir ist in den letzten Wochen klar geworden, dass das Gefühl nach Urlaub auch immer etwas mit Alltagsflucht zu tun hat. Ich male mir dann aus, was ich im Urlaub mache, wie es sich anfühlt… Oft kommt es dann aber ganz anders… Und ein Urlaub ist oft leider nicht nachhaltig, denn zuhause ist man wieder im alten Trott wenn man nichts ändert.
Mein Ziel ist es deshalb, den ganz normalen Alltag angenehmer zu gestalten und Schönes zu unternehmen und Aufzutanken bei Sachen die mir Spaß machen (v.a. Natur). Und das spart auch noch Geld ;-)
Viele Grüße, Claudia
Hallo Claudia,
danke für deinen Kommentar!
Urlaub möchte ich schon auch weiter machen und reise nach wie vor recht gerne, habe aber tatsächlich auch einen leichten Bauchschmerz damit, wenn Menschen unbedingt Urlaub brauchen, weil sie im Alltag völlig gestresst sind. Das kann ja auch nicht sein.
Hi Patrick,
wie schon erwähnt: ein sehr schöner Artikel. In nahezu allen Gedankengängen kann ich mich wieder finden. Insgesamt finde ich den Beitrag aber etwas zu negativ (oder melancholisch) geraten. Nicht jede Reise ist eine Flucht vor sich selbst oder unserer Umwelt. Beim Reisen wirklich tiefe Bindungen zu erreichen ist natürlich nicht ganz einfach. Das geht fast nur, wenn man länger an einem Ort bleibt oder eben nicht alleine reist. Bei Langzeitreisen ist das ja aber durchaus möglich. Dass du nichts mit deinem Roadtrip durch die USA verbindest ist natürlich schade. Das liegt wohl wirklich daran, dass du keine interessanten Leute kennengelernt hast bzw. eine Beziehung zu ihnen aufbauen konntest. Die Menschen, die wir auf Reisen treffen, haben großen Einfluss auf unsere Erinnerung. Das kann auch in die andere Richtung gehen: Von einem Ort, an dem wir tolle Menschen kennengelernt haben, haben wir möglicherweise eine zu gute Erinnerung. Wir glauben, dass es dort wunderschön war, obwohl die Beziehungen zu den getroffenen Personen den Großteil der positiven Erinnerung ausmachen. Deshalb sind mehrfache Reisen an genau den selben Ort oftmals enttäuschend. Insgesamt vertrete ich aber eine These, die ich vor ein paar Jahren in einem Buch gelesen habe: „Reisen werden schöner, je länger sie her sind.“ Der Autor vertritt die Meinung, dass wir uns vor allem an das Positive erinnern, und weniger schöne Erlebnisse mit der Zeit vergessen. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. An mein Jahr in Kanada habe ich nur schöne Erinnerungen. Als mich meine Schwester vor kurzem an ein negatives Ereignis erinnerte, musste ich lachen, weil ich es komplett vergessen hatte. Aber selbst jetzt, wo ich daran erinnert wurde, war der Gedanke daran überhaupt nicht mehr schlimm.
So viel zu dem Punkt, in dem ich dir nicht ganz zustimme. Aber wie immer hast du mit vielem, was du so sagst, natürlich Recht ;)
Als Novemberkind finde ich die „dunkle“ Jahreszeit übrigens nicht so schlimm. Wandern ist zum Beispiel cool, wie du ja auch schreibst. Snowboarden ist noch cooler. Also wenn du mal wieder was neues ausprobieren willst: Zufällig bin ich Snowboard-Lehrer =)
Gruß Steffen
Hi Patrick,
du schreibst: „Genauso wenig könnte ich auf Reisen mit […] langjährigen Freunden Zeit verbringen.“
Warum nicht, wie genau meinst du die Aussage? Sind nicht gerade langjährige Freunde auch gute Reisepartner, weil man sich schon so lange kennt? Oder ist es schwierig weil man 24/7 aufeinander hockt?
VG,
Erik
Hi Erik,
meine Freunde verreisen für gewöhnlich mit ihren Partnern.
Zudem meine ich hier vor allem Langzeitreisen, für die schon gar niemand Zeit hat ;-)
Naja was soll ich sagen? Diese „Problemchen“ kenne ich genauso und Speziell ab Oktober bis until ?? Ein wenig Winterblues und vorallem der Körper macht auch nicht so mehr mit ( im Winter)wie vor 20 Jahren usw.Auch die Eliaserrmüdung ist mir bestens bekannt . Meine Lösung für mich ist das ich ab Ende Oktober 3 Monate in Chiang Mai verbringe um aus den Teufelskreis auszubrechen..Tut meiner “ Birne“ unheimlich gut und vereinsamen ist für mich in Chaing Mai auch keine Gefahr.
Bzw eine Partnerin vor Ort is für mich auch nicht schwer zu fingen. (bzw. habe schon länger ein Partnerin vor Ort) :)
One life Live it! Von einem der praktisch schon mal auf den Sterbebett probegelegen ist! Hehe
Greeting gigi
Danke für die ehrlichen, klaren Gedanken! Du hast das Thema wunderbar auf den Punkt gebracht und mich wieder ein Stück mehr motiviert auch dem grauen, einsamen Arbeitsalltag etwas Schönes abzugewinnen :)
Wir freuen uns schon sehr auf Deinen Besuch!
Ich freue mich auch :-)
Toller Artikel, Patrick! Hat mich wirklich auch zum Nachdenken angeregt ;-)
Viele Grüße
Mathias – underwaygs.com
Ich lese gerade wahnsinnig viele Buecher ueber das leben als digitaler nomade. Dabei wird diese Art zu leben oft extrem gefeiert, wenn man nur die entsprechende Charakterstaerke hat, ohne Kehrseiten zu sehen oder zu formulieren. Ich finde deine Gedanken und Artikel, die diese Seite beleuchten deshalb sehr interessant. Danke dafuer.
Und liebe Gruesse aus Vancouver.
Nicht als digitaler Normade, sondern normaler Work und Traveller mit Job vor Ort und Partner im Gepaeck ;)
Deine Reisen sind Reisen und keine Abenteuer! Der Unterschied ist ganz easy. Wenn du immer dein Geld dabei hast, brauchst du nichts anderes als deine Karte durchziehen und alles erledigt sich wie von selbst und genau solche langweiligen, oberflächlichen Menschen lernst du auch kennen. Du kaufst dir den Ort, die Leute sind nett wegen deiner Kohle, aber kein Mensch in dem fremden Land interessiert sich für dich.Dich den Patrick, sondern nur für deine Kohle.
Alles ändert sich ohne Geld. Warum? Weil du Gefühle entwickelst wie Hunger, Angst, Not, du wirst von der Gunst der Leute abhängig, vom Wetter von der Natur…Was willst du hier aushalten? Halt mal krank sein am Ende der Welt aus, hör dem flüstern der Welt zu, entwickelt echte Gefühle und keine Wohlstandsempfindungen…
Ich bin von Mexiko nach Panama und zurück barfuß ohne Geld gereist, ich weiß nicht wo ich anfangen soll zu erzählen, es war das schönste, schlimmste, gefährlichst, verrückteste was ich in meinem ganzen Leben gemacht habe. Am Ende saß ich bei einem Ritual für Indianer auf einer Insel….
Setz dich in Flieger ohne Geld, ohne Möglichkeint und schau was passiert und ich sag dir es wird was passieren und es wird gut wenn du deinem inneren zuhörst weißt du wo du hin musst.
Lieber Patrick,
im Vergleich zu allen anderen Kommentaren bin ich ja wirklich spät hier gelandet. Ich bin auch keine regelmäßige Leserin, sondern einfach in einem Reiselesesog über Google und andere Blogs spontan hier gelandet. In den letzten Monaten habe ich mich (wie die meisten anderen wohl auch) wenig mit der Reiserei beschäftigt, aber langsam juckt es mich doch wieder in den Fingern. Besonders deine persönlichen Beiträge finde ich sehr interessant und sie passen gut zu den Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe, deswegen möchte ich direkt ein paar Zeilen hier lassen. .
Was ich ebenfalls vergessen hatte: Wie suspekt mir viele Reiseblogger und Digitale Nomaden sind. Ich bin sicher, dass viele sehr sympathisch sind und auch die, die ich persönlich unterwegs kennengelernt habe, waren alles nette und sehr aufgeschlossene Leute. Ich war selber einige Jahre viel unterwegs, aber hatte immer einen Heimathafen, den ich nur untervermietet habe, ein Studium zu dem ich zurück wollte o.ä. – Anker im allerweitesten Sinne. Und ich hatte auch häufig den unbewussten Vibe, dass einige vor irgendetwas weglaufen. Ich hatte nie den Eindruck, dass die Leute, die ich getroffen habe irgendwie unglücklich seien oder nicht im Moment glücklich waren, aber unbewusst haben sie mich häufig irritiert. Diejenigen bei denen ich das nicht hatte, waren diejenigen, die in irgendeiner Weise in sich geruht haben – und das heißt nicht, dass sie alle nur im Urlaub waren und zuhause Reihenhaus und Kinder geplant haben. Aber alle diese Menschen hatten im weitesten Sinne Routinen (starke Verbindungen zur Heimat, zwei oder mehr feste Regionen in denen sie unterwegs sind, …) und stabile soziale Bindungen.
Meine nomadischste Freundin beispielsweise würde ich eher mit einem Zugvogel vergleichen – sie hat eine stabile Winterbasis mit einem saisonalen Job zu dem sie zurückkehrt und einige Freundeskreise in verschiedenen Ländern, die sie über das Jahr sozusagen „abklappert“. Sie ist viel unterwegs, wirkt auf mich aber nie rastlos.
Anyhow, ich finde es sehr spannend, dass du diese Tendenzen in dir selber erkannt hast und hier auch öffentlich thematisierst, die ich immer nur Second-Hand vermutet habe. Sicherlich gibt es auch Unterschiede zwischen den Bindungsbedürfnissen einzelner Menschen, ein Grundbedürfnis zu stabilen sozialen Bindungen ist dem Menschen aber glaube ich gegeben – es muss ja nicht bei jedem die klassische heteronormative Kernfamilie sein, ich denke da gibt es andere Wege.
Ich habe mich immer sehr mit diesem Zitat identifiziert, das für mich den Kern von wirklich längeren Reisen: „You will never be completely at home again because part of your heart will always be elsewhere. That is the price you pay for the richness of loving and knowing people in more than one place.“
Was mir erst bei der Lektüre deiner Artikel aufgefallen ist, ist die Betonung auf den Menschen, die man liebt. Für mich war das immer selbstverständlich, weil ich meist langsam gereist bin (und ansonsten geht es für mich eher Richtung Urlaub, aber das ist Wortklauberei) und dann natürlich auch vor Ort Wurzeln geschlagen habe. Diese dann sozusagen wieder auszureißen weil man weiterzieht ist schmerzhaft. Da ist es dann an der nächsten Station ggfs. einfacher sich nicht wieder voll auf die Menschen einzulassen.
Wer mich in den letzten Jahren – zu diesem und vielen anderen Themen – sehr inspiriert hat ist Brené Brown mit ihren Arbeiten zum Menschsein. Unter anderem arbeitet sie zum Thema Belonging/Zugehörigkeit mit einem Zitat von Maya Angelou: „You only are free when you realize you belong no place – you belong every place – no place at all. The price is high. The reward is great.“
Ich denke das fasst es perfekt zusammen. Nur wenn man zu sich selbst gehört, es „mit sich selbst aushalten kann“, ist man angekommen. Das ist dann aber ortsunabhängig.
Ich glaube, dass die Leute von denen du dachtest sie hätten dich „abgehängt“ ihre Komfortzone häufig (natürlich wieder eine individuelle Sache!) nie verlassen haben oder so wenig, dass sie sich den Fragen, denen du dich stellst, nie stellen mussten. Wenn man ein sehr stabiles Umfeld hat – örtlich, menschlich, … fällt es denke ich einfach nicht so auf, wenn man seine Sicherheit (nur) auf dieses Umfeld stützt.
Ich wünsche dir jedenfalls viel Erfolg auf deinem Weg, bei allem was da noch kommt.
Liebe Grüße,
Janine
Hallo Janine,
vielen Dank für deinen sehr persönlichen Kommentar! Mittlerweile hat sich bei mir viel zum Besseren geändert – und das mit weniger Reisen :-)
Viele Grüße
Patrick
Das hatte ich vermutet, da es hier nicht weitergegangen ist :D Freut mich natürlich trotzdem das zu lesen :)
Aber ich denke das Thema bleibt aktuell, auch für viele die vielleicht noch in den kommenden Jahren deinen Blog finden. Von daher schön, dass du alles online gelassen hast.