Nach einer kurzen Nacht des wilden Campings bin ich schon gegen 6 Uhr morgens in Richtung Phillip Island aufgebrochen. Diese kleine Insel liegt ca. 2 Stunden südlich von Melbourne und ist ein beliebtes Touristenziel. Viele Familien verbringen hier einen Kurzurlaub und darüber hinaus gibt es von Melbourne aus Tagestouren, um die Pinguine auf Phillip Island zu sehen.
Nach meiner frühen Ankunft habe ich mir zunächst ein Café zum Frühstücken gesucht, was vor 8 Uhr morgens gar nicht so leicht ist, denn wie fast überall in Australien passiert vor 8 Uhr oder gar 9 Uhr auf Phillip Island nichts. Danach habe ich dem Visitor Centre einen Besuch abgestattet, um zu erfahren, ob es auf der Insel Highlights gibt, von denen ich noch nichts wusste. Gibt es nicht. Dort hat mich ein deutscher Mitarbeiter begrüßt, der einfach auch mal erzählen wollte, was ihn an Australien so stört. Ob er im Visitor Centre richtig aufgehoben ist, weiß ich nicht ;-) Außerdem hat er mich schon darauf vorbereitet, dass ein Campingplatz auf Phillip Island um die $50 kostet. Da ich am Abend nicht wieder stundenlang suchen wollte, habe ich das Thema Campingplatzsuche gleich am Vormittag abgearbeitet. Zunächst habe ich den „Backpacker“ Campingplatz angesteuert. Dort wurde mir der bisher höchste Preis für einen Zeltplatz genannt: $65! „It’s high season“. Ja klar, es ist Hochsaison, aber das ist doch wohl kein Grund dafür, dass ein kleines Stück Wiese und die Benutzung einer Dusche mehr als 50 Euro kosten sollen. Das war mir entschieden zu viel und so bin ich ein paar Kilometer weiter gefahren, abseits der kleinen Orte auf Phillip Island. Dort habe ich einen Campingplatz für $35 gefunden. Das ist immer noch der höchste Preis, den ich in Australien fürs Camping bezahlt habe, aber auf dieser Insel scheint es ein Schnäppchen zu sein (wildes Camping ist hier übrigens verboten).
Was macht man denn hier nun auf dieser teuren Insel? Nun, man kann hier als Familie sicherlich eine Woche verbringen. Wenn man jedoch jeden Tag etwas Neues sehen will, ist man nach einem Tag auch durch. Ich habe mich trotzdem zu einem zweiten Tag entschlossen, da es hier ein paar gute Cafés gibt, in denen ich mal ein paar Aufgaben abarbeiten und diese Artikel schreiben kann.
Auf Phillip Island gibt es einen Wildlife Park und das Koala Conservation Centre. Letzteres habe ich mir angesehen, war aber nur mäßig spektakulär. Es gibt viele Informationen zu Koalas, was tatsächlich ganz interessant ist, aber man sieht nur wenige Koalas und die hängen so weit oben in den Bäumen. Man sollte sie dazu zwingen, auf Augenhöhe zu sitzen! Haha, nicht im Ernst. Über zwei Boardwalks kann man jedenfalls unter einer Reihe von Eukalyptusbäumen entlanglaufen und immer mal wieder einen Koala erblicken.
Wer etwas wandern möchte, kann das bei Cape Woolamai tun. Dort gibt es ein paar Hiking Trails, die am Strand beginnen und sich dann an der Küste entlangschlängeln. Hin und wieder gibt es eine gute Aussicht und vor allem viel Ruhe. Wanderalternativen gibt’s bei Conservation Hill, wo man auf Stegen mitten durch einen Sumpf läuft.
Am anderen Ende der Insel befinden sich die Noobies. Das sind zwei große Felsen, die im Wasser stehen und für ein paar gute Fotos herhalten. Nebenan gibt es ein kostenloses Zentrum mit Infos rund um Haie, Wale, Seelöwen und Delfine. Je nach Jahreszeit kann man mit viel Glück alle bei den Noobies sehen. Ich hatte nicht viel Glück (oder die falsche Jahreszeit).
Das eigentliche Highlight auf Phillip Island sind allerdings die Little Penguins. Um die 30.000 Pinguine leben nämlich auf Phillip Island und locken täglich Tausende Touristen an und die kommen alle gleichzeitig! Denn Pinguine sind tagsüber damit beschäftigt, im Wasser zu jagen und kommen nach Sonnenuntergang zurück an Land. Genau dann sitzen 3.000-4.000 Menschen auf Tribünen am Strand (!) und schauen zu, wie die Pinguine am Strand entlangwatscheln. Nicht alle 30.000 Pinguine kommen jeden Abend zurück, denn die meisten bleiben für einige Tage oder Wochen unterwegs. Doch etwa 1.000 Little Penguins kommen jeden Abend zuverlässig an Land und so ist daraus eine große Show entstanden, die $22 kostet und jeden Tag Busladungen von Melbourne nach Phillip Island zieht. Und es ist tatsächlich ein schönes Spektakel (nennt sich offiziell übrigens Penguin Parade). Wer gute Plätze haben will, sitzt etwa eine Stunde vor dem antizipierten Eintreffen der Pinguine am Strand und hält die Kälte und den Wind aus. Gegen 21:15 Uhr sieht man dann in der Ferne einen nach dem anderen aus dem Wasser steigen und warten. Wenn sich Gruppen von 20-30 Pinguinen gesammelt haben, watscheln sie zusammen über den Strand und haben es plötzlich ganz eilig. Später kann man dann auf Stegen, die durch die Dünen führen, beobachten, wie die Pinguine ihr Zuhause und ihre Verwandten wiederfinden. Offenbar können Pinguine einander nur erkennen, wenn sie miteinander „reden“ und so wird es im Hinterland ganz schön laut. (Der Little Penguin ist übrigens der kleinste Pinguin der Welt. Er misst nicht mehr als 30 cm und wiegt nur etwa 1kg.) Gegen 22 Uhr wurde es so kalt, dass ich den Heimweg angetreten habe. Noch einmal unters Auto geschaut, ob sich nicht ein Pinguin dort befindet und los geht’s. Am nächsten Tag wiederholt sich das Spektakel und es geht immer so weiter. Gegen 21 Uhr kommen die Pinguine. Fotos gibt es von der Parade übrigens nicht, denn Fotografieren ist verboten.
Das war es dann auch schon fast auf Phillip Island. Der größte Ort ist Cowes und bei seiner Größe dürfte es hier eigentlich nicht viel geben, aber da hier so viele Touristen sind, kann man es auch in Cowes ganz gut aushalten und ein paar Stunden verbringen. Morgen zieht es mich noch nach Churchill Island, wo es eine Heritage Farm gibt. Was genau das bedeutet, werde ich sehen. Danach geht es weiter in Richtung Wilsons Prom.
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