Die letzten zweieinhalb Tage habe ich in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, verbracht. Aktuell bin ich aber schon auf der Weiterreise in die Cameron Highlands, denn zweieinhalb Tage in KL genügen auch.
KL – so wird Kuala Lumpur von nahezu jedem genannt. Nahezu jeder hat mir auf dem Weg nach KL auch schon den Rat mitgegeben, dort nicht allzu viel Zeit zu verbringen. Auch die Reiseführer geben nicht viel her.
Auch wenn ich oft mit Übertreibung rechne, muss ich den Leuten dieses mal recht geben. Die Stadt gehört wirklich nicht zu meinen besten Reiseerfahrungen und reiht sich unter meinen Tipps ziemlich weit hinten ein. Natürlich – das sei noch gesagt – kommt es beim Erleben einer Stadt auch immer darauf an, was man in ihr will und wo sich die Basis (Unterkunft) befindet, denn von dort muss man ja immer wieder aufbrechen und legt entsprechend viel Strecke in dieser Gegend zurück.
Mein Hotel (Classic Inn) fand ich ziemlich gut. Mein Zimmer war ruhig, gut klimatisiert, ziemlich sauber (sauber in Entwicklungsländern hat natürlich nichts mit sauber in Deutschland zu tun), die Leute waren freundlich, das Wifi war so gut wie selten und es gab sogar Frühstück. Das Hotel liegt am Rande des „In-Bezirks“ Bukit Bintang direkt neben dem sogenannten Times Square Shopping Center. Alle Attraktionen der Stadt liegen etwa 20-30 Minuten Fußweg entfernt und so habe ich auch alles zu Fuß zurück gelegt. Es gibt zwar auch einige Möglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs, aber das wären immer nur 1-2 Stationen gewesen und hat sich nicht gelohnt.
Mit Bussen und Taxis wollte ich bewusst nicht unterwegs sein, denn KL ist in der Innenstadt komplett verstopft. Man könnte sogar sagen, es fahren gar nicht mal viele Autos auf den Straßen, denn sie stehen alle im Stau. Es gibt viele Baustellen, die der Verkehrssituation kurzfristig nicht gerade helfen, aber hoffentlich langfristig.
Trotz allem ist KL nicht gerade ein Paradies für Fußgänger. Bürgersteige sind hier zwar bekannt, aber trotzdem oft nicht vorhanden oder zu schmal oder zugemüllt oder nicht durchgehend (das betrifft aber nicht nur Kuala Lumpur). Fußgängerampeln sind oft ausgeschaltet und selbst wenn sie funktionieren, kann man nicht ernsthaft auf „grün“ warten, denn die Schaltzeiten sind merkwürdig. So läuft jeder kreuz und quer über die Straßen (dabei ist ein Stau für Fußgänger natürlich hilfreich) und die Erfahrung in allen solchen Ländern zeigt: Man muss einfach mitmachen, sonst wird das nichts.
Wenn man mal auf einem Gehweg läuft, heißt das nicht, dass einem nicht etliche Mofas entgegen kommen, die dem Stau ausweichen wollen. Etwas nervig ist es auch, wenn die Nerven mit den im Stau stehenden Leuten durchgehen und plötzlich alle gemeinsam hupen. Als wenn das etwas ändern würde. Auch Taxifahrer hupen vorsorglich wenn sie einen Ausländer die Straße entlanggehen sehen, als könne man unmöglich ernsthaft laufen wollen, anstatt in einem Taxi zu fahren. Eigentlich erstaunlich, dass mich das immer noch ein bisschen nervt, obwohl ich einige Male in Mittel- und Südamerika war, wo der Straßenverkehr unmittelbar mit Hupkonzerten verbunden ist (in Asien ist es viel weniger).
Und sonst so? KL ist nicht meine Lieblingsstadt, das dürfte soweit klar sein. Aber es hat natürlich auch bessere Seiten. Die Temperaturen sind hier etwas angenehmer gewesen, so habe ich es zumindest empfunden. Es gab aber auch nicht so viel Sonne in den letzten Tagen, sondern immer mal Regen, der mich aber nicht weiter beeinträchtigt hat (meist nur kurze Schauer).
Auch moderate Temperaturen halten die Betreiber von Museen, Cafés oder Bussen nicht davon ab, die Klimaanlagen zu überdrehen. Im Bus sitze ich gerade mit Pullover und in geschlossene Cafés gehe ich nicht mehr, ohne einen Pullover dabei zu haben. Gestern musste ich mal anderthalb Stunden in einem schönen Café ein paar Aufgaben erledigen und saß am Ende mit frierenden Händen und Füßen da.
Das erlebt man aber überall. Ich kann mich noch an ein Theater in Havanna erinnern, in dem wir zwei Stunden nur gefroren haben. Ich werde das wohl auch nie verstehen. Vielleicht ist es der Stolz auf den neuen „Reichtum“: Wir haben jetzt Klimaanlagen, also soll es schön kühl sein. Genauso wie wir uns jetzt Fleisch leisten können und deswegen Fleisch gegessen werden sollte (wenn auch mal nur Knorpel und Knochen ;-) ).
Was kann man denn nun in KL machen? Also neben der erwähnten Bukit Bitang Gegend – auch als Golden Triangle bezeichnet – mit vielen Geschäften und Restaurants kann man sich natürlich die Petronas Twin Towers anschauen (siehe Artikel von gestern). Außerdem gibt es auch in KL ein Chinatown und einen kleinen Colonial District. Dort habe ich an der „Malaysian Heritage Tour“ teilgenommen, die kostenlos von einer kleinen Agentur durchgeführt wird. Diese führt vor allem durch den Colonial District, Merdeka Square und endet in der nagelneuen Kuala Lumpur Gallery.
Westlich von Chinatown befinden sich zudem die Lake Gardens – ein ziemlich großer Park rund um einen kleinen See. Die Gegend ist sehr schön und sehr ruhig. Hier kommt man mal gut aus dem Verkehrsstress heraus. Leider konnte ich nicht lange bleiben, da gerade ein Gewitter aufzog.
Das war’s im Prinzip auch schon. Falls ich doch noch einmal herkommen sollte, würde ich mir noch die Batu Caves vornehmen. Ein wohl sehr religiöser Ort mit Tempeln, Höhlen und Affen ein ganzes Stück außerhalb der Innenstadt.
Erwähnenswert finde ich ansonsten noch ein Gespräch mit einem Studenten, der für ein Kinderkrankenhaus Spenden einsammelte (im Shopping-Center der Petronas Towers). Er hat das alles sehr offiziell gemacht mit mehreren Ausweisen, Spendenquittung und kleinem Katalog mit Fotos. Zudem hat er sich mehrmals entschuldigt, mich zu stören. Man hat schon gemerkt, dass er wohl auf viel Ablehnung trifft. Er hat mir dann auch erzählt, dass viele Leute verärgert sind, wenn er auf sie zukommt und er war darüber ernsthaft verwirrt. Ich habe ihm erklärt, dass man als „weißer Tourist“ in Ländern wie Malaysia ständig angesprochen wird und jeder will in irgendeiner Form Geld vom reichen Ausländer haben. Wenn man gerade im Urlaub ist und das jeden Tag mehrmals erlebt, kann das schon mal nerven und der erste Reflex ist Abweisung. Außerdem wird man – ob nun gewollt oder nicht – in Schuldgefühle getrieben, denn natürlich habe ich als Europäer wesentlich mehr Geld und kann für einzelne Leute einen Unterschied machen – aber eben auch nicht für alle. So richtig verstehen konnte er es aber nicht (dafür, dass Leute verärgert reagieren, habe ich aber auch kein Verständnis). Als wollte das Schicksal meinen Punkt bestätigen, hat es keine zwei Minuten gedauert: Als er wieder weg war, kam die nächste Malaysierin auf mich zu und wollte eine Spende für Gehörlose.
Noch weniger Verständnis hatte der Student dafür, dass ich allein reise, keine Ehefrau habe und – noch schlimmer! – keine suche/will. Wir haben uns trotzdem gut verstanden und nett unterhalten. Sein Englisch war wirklich gut. Zum Abschluss hat er mir gewünscht, eine gute Ehefrau zu finden ;-)
Ja, das war Kuala Lumpur. Ein recht langer Artikel für eine Stadt, in der nicht viel los war für mich. Aber es ist auch eine lange Busfahrt :)
„KL – nicht mein Favorit“ : Ich teile Ihre Meinung ;). Selbst als Malaysierin, KL ist nicht meine Wahlstadt zum Leben oder um Kinder grosszuziehen.
Hihi, sind jetzt seit 3 Wochen in KL, und ist auch nicht unser Favourit! wirklich nicht! ;-(
naja, aber wenn man hier arbeitet, dann sieht man alles noch mal von einer anderen Seite…Land, Leute, Kultur….aber Sehenswürdigkeiten gucken, ist hier eher nicht so drin! =)
Hallo ,
Also wenn ich die Berichte und Kommentare hier lese bin ich etwas erstaunt über die doch überwiegend negativen Meinungen zu Kuala Lumpur !! Ich war gerade 5 Tage dort und muß sagen das mir diese Stadt recht gut gefallen hat. Mein Hotel lag mitten in Chinatown was ich super fand denn somit brauchte ich nicht weit zu laufen um all die leckeren Gerichte für wenig Geld probieren zu können. Auch das Stadtzentrum mit den berühmten Petronas Towers fand ich sehenswert. KL Tower und Batu Caves habe ich natürlich auch besucht und auch dort hatte ich keine negativen Eindrücke. Die Metro von KL war ähnlich modern , schnell und sauber wie in Singapure.Ich gebe natürlich zu das die Angebote an Sehenswürdigkeiten , das Nachtleben und sonstige Flair nicht ganz mit Singapure und schon gar nicht mit einigen anderen Städten in Asien und Rest der Welt wie z.b. Paris oder New York mit halten kann aber einen Besuch wert ist KL meiner Meinung nach auf jeden Fall.
Gruß Sven L.
Wie Du selbst schreibst, ist das Erleben auf Reisen immer von den eigenen Bedürfnissen abhängig und sowieso völlig subjektiv. Wie ist man gerade drauf? Wo kommt man her? Und, und..
Ich bin seit Montag in KL und meine Vorfreude war verhalten. Zum einen, weil ich nach drei Monaten Australien verlassen musste; zum anderen, weil ich keinen wirklich enthusiastischen Reisebericht fand.
Was soll ich sagen? KL ist mit Sicherheit nicht die aufregendste Stadt der Welt, aber es gefällt mir wirklich richtig gut hier. Ich bin im gleichen Stadtteil untergekommen wie Du und erkunde von hier aus die Gegend.
Ich erlebe die Stadt als vielseitig, ziemlich sauber und was den Verkehr angeht tiefenentspannt im Vergleich zu jeder asiatischen Stadt, die ich bisher bereist habe.
Die Menschen sind unfassbar freundlich. In den 2,5 Tagen bisher wurde ich auf dem Markt zum Frühstück einladen, bekam Kuchen geschenkt, ein Tee, der gar nicht zu verkaufen war, sondern den ein Verkäufer in einem Street Stall nur für sich selbst machte, wurde extra für mich noch einmal zubereitet – ohne Bezahlung.
Wenn ich fotografiere, ist nach einer Milisekunde die Einverständnis da, ich treffe auf offene und interessante Menschen.
Die Batu Caves, die Du verpasst hast, sind nett, aber auch vollgeballert mit Street Stalls und Restaurants. Allerdings gibt es kein aggressives Verkaufen. Ich sage freundlich nein und gut ist.
Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Erwartungen und wenig Wissen über KL hatte, aber ich fühle mich hier pudelwohl, so dass ich von ursprünglich drei auf nun sechs Nächte verlängert habe. Muss dann mal schauen, ob noch Zeit für mehr Malaysia bleibt. Meine sechs Monate auf Reisen gehen dem Ende zu. Zu viel hat diese Welt zu bieten.
Liebe Grüße aus KL, Nina
Dein Bericht über Kuala Lumpur ist super. Hätten wir mal vor unserer Reiseplanung lesen sollen ;-)
Von Singapur so begeistert und über die 4 Tage enttäuscht (viel zu wenig Zeit) haben wir gleich für KL 14 Tage eingeplant und nun sitzen wir hier ;-) das gammeln tut uns auch mal gut aber schon irgendwie komisch und etwas planlos…..nix los hier?!
Wir nutzen die „Ruhephase“ um die weitere Route zu planen.