Vor Vang Vieng war mir etwas mulmig zumute. Aufgrund von Hinweisen im Reiseführer und im Internet wollte ich nicht einmal unbedingt hier halten, doch der Ort ist immerhin ein gut gelegener Zwischenstopp auf einer ansonsten quälend langen Busfahrt von Luang Prabang nach Vientiane. Zwei Nächte wollte ich höchstens bleiben. Am Ende wurden es jedoch fünf.
Vang Vieng eilt ein zweifelhafter Ruf voraus, und zwar als Mekka betrunkener und bekiffter Backpacker, die sich in Traktorreifen von einem Bier zum nächsten auf dem Fluss entlang treiben lassen. Eine wirklich aussagekräftige Beschreibung las ich in einem Restaurant, das zu einem gemeinnützigen Projekt gehört:
„Vang Vieng is no longer known as a tranquil town rich in Lao culture and tradition. Now it is known as a town with loud pumping music, backpackers taking drugs, drinking excessively, strolling around half naked and behaving inappropiately in public.“
Vielen Einheimischen war diese Backpacker Hölle schon längst nicht mehr geheuer, denn exzessives Saufen, Partys und halb nacktes Herumlaufen ist nicht gerade laotischer Stil.
In anderen aufstrebenden Orten heißt es zudem oft: Es soll nicht werden wie in Vang Vieng.
Einmal Hölle und zurück
Doch als ich in Vang Vieng ankam, habe ich davon nichts wiedererkannt. Anstatt eine Partyhölle zu sein, erschien Vang Vieng fast ausgestorben. Zu viele Hotels und vor allem zu viele und zu große Bars und Restaurants. Die meisten Lokale waren auch am Abend beinahe leer.
Was in noch keinem Reiseführer steht: Im September 2012 hat die laotische Regierung durchgegriffen und kurzerhand etliche Bars am Fluss geschlossen. Dort also, wo man sich im Reifen treibend Nachschub holen konnte, gibt es nichts mehr. Außerdem wird bei Drogenkonsum nun hart durchgegriffen, wo er vorher noch toleriert oder sogar ermutigt wurde.
Offenbar wollte man sich trotz des guten Geschäfts nicht mit dem schlechten Ruf Vang Vieng’s anfreunden, der aber auch gar nichts mit dem sonstigen Laos zu tun hatte.
Großartige Landschaft um Vang Vieng
Mir kam das natürlich gerade recht. Ich habe mir zudem eine Unterkunft gesucht, die etwas abseits liegt. Vang Vieng’s Innenstadt ist einfach hässlich – ob nun mit oder ohne betrunkenen Backpackern.
Auf der anderen Seite des Flusses befinden sich einige Bungalow Resorts. Ich kam im Maylyn Guesthouse unter und war dort mit meinem Bungalow für 6 Euro pro Nacht und dem Service sehr zufrieden. Das angeschlossene Restaurant ist zudem ideal, um andere Gäste kennenzulernen. Das Grundstück ist eine grüne Oase der Ruhe und von der Stadt bekommt man gar nichts mit.
Mein Bungalow für fünf Nächte
Ein wackliges Stück Brücke. Mit dem Motoroller ein Abenteuer!
Das halbe Dorf bei der Abendwäsche
Die Höhepunkte befinden sich ohnehin außerhalb Vang Vieng’s. Der kleine Ort ist umgeben von grünen Reisfeldern und Karstbergen. In diesen befinden sich unzählige Höhlen. Man könnte Wochen damit zubringen, allein die frei gegebenen Höhlen zu erkunden.
Diese Höhlen sind nicht beliebig, sondern wirklich spektakulär und sehr unterschiedlich. Vor allem trifft man selten mal einen anderen Menschen an. In anderen Ländern wären solche Höhlen bereits ausgelatscht, abgesichert, hell beleuchtet und nur mit Tourguide zu betreten. Über eine dieser Höhlen werde ich demnächst mal etwas ausführlicher schreiben.
Lediglich bei den Höhlen, die es in die Reiseführer geschafft haben, ist etwas mehr los. So zum Beispiel bei der Phu Kham Cave, die gleich im Paket mit einer schönen blauen Lagune kommt. Dort kann man anhand der Snackstände, mannshohen Beerlao-Kisten und Wooohooo-Rufen erahnen, wie es in Vang Vieng einmal gewesen sein muss.
Die blaue Lagune
Die Gegend erkunden
In den ersten beiden Tagen habe ich einen Motoroller angemietet. In Vang Vieng ist das mit 4 Euro am Tag sehr günstig, dafür gibt’s jedoch nur chinesische Maschinen minderer Qualität.
Einmal war ich mit dem Mountainbike unterwegs, denn das ist auf den Schotterwegen rund um Vang Vieng angenehmer als mit dem Chinaroller. Die 30 km Runde war zwar anstrengend, aber auch schön.
Und auch mit einer Motocross Maschine durfte ich wieder fahren. Jedenfalls würde ich als Laie sie so bezeichnen. Offiziell war es ein Trail Bike. Nur halb so stark wie meine Kawasaki in Chiang Mai, aber das reicht ja auch für einen Anfänger.
Dieses mal war es eine geführte Tour mit dem Waliser Tom. Er hat sich vor einigen Monaten in Laos niedergelassen und baut hier nun ein Geschäft rund um seine Leidenschaft auf.
Ein paar Stunden waren wir vor allem auf Sandwegen unterwegs, haben die Gegend und kleine Dörfer erkundet. Durch den ganzen Staub war meine Kleidung im Anschluss nur noch ein Häufchen Dreck.
Die Trail Bikes
Im Schlamm wälzen, das macht Spaß!
Tipp: Wer an einer solchen Tour teilnehmen möchte, kann das bei Uncle Tom’s im kleinen Ort Ban Theua, der 25 km südlich von Vang Vieng liegt. Tom’s Shop befindet sich auf dem Gelände des Blue Lagoon Resorts.
Fazit
Vang Vieng war eine wirklich positive Überraschung auf meiner Reise durch Laos. Ich habe eine Backpacker Hölle erwartet und ein kleines Paradies gefunden.
Auch wenn viele Geschäfte in Vang Vieng nun erst einmal mit weniger Umsatz leben müssen, hoffe ich, dass sich diese Kehrtwende langfristig auszahlen wird.
Hast Du noch das alte Vang Vieng miterlebt? Wie war das?
Ich habe sogar das ganz alte Vang Viang erlebt, bevor es „gesäubert“ wurde und sich dann wieder zur Partyhölle entwickelt hat. Vang Viang hatte schon immer Probleme mit Drogen konsumierenden Touris. Vor allem Opium ist dort ziemlich „in“. Vor schätzungsweise acht bis zehn Jahren gab es im Times Magazin eine mehrseitige Reportage über das wilde Treiben in Laos, worauf schon einmal ein grosser Teil der Bars geschlossen wurde. Ich rechne daher damit, dass diese jetztige Aktion auch nur eine Weile anhält, weil sich wohl zu viele Leute eine goldene Nase verdienen.
Nichtsdestotz finde ich Vang Viang einen wunderschönen Ort, weswegen ich schon zwei Mal dort war und im Laufe meines Travellerlebens bestimmt wieder hingehe. Es gibt nichts Entspannenderes, als in einem Reifen den langsam fliessenden Fluss runter zu strömen und ich hoffe, dass dieses Erlebnis noch viele Menschen nach mir haben dürfen.
Vang Viang ist grandios, trotz des schlechten Rufs!
Es gibt heute auch noch vereinzelt „Happy Pizza“ und „Happy Shakes“. Aber die ganz große Sause ist vorbei. Aus zweiter Hand weiß ich, dass sie heute Touristen gern hoch nehmen: Ein Engländer, den ich später in Tad Lo traf, hat sich in Vang Vieng in einer Bar Weed gekauft. Minuten später stand die Polizei vor seinem Bungalow. $600 später hatte er wieder seine Ruhe.
mich hat es 2004 nach vang vieng verschlagen, auf dem weg von vientiane nach luang prabang. damals wurde in diversen publikationen noch vor touren gen norden gewarnt, angeblich seinen die strassen nicht sicher. war zum gück blödsinn. vang vieng war zu der zeit noch ein echter geheimtipp auf dem sogenannten banana pancake trail, ein paar bars am wasser gab es aber schon, tuben, die hauptattraktion steckte noch in den kinderschuhen. das besondere war aber in der tat die landschaft, wir haben uns sehr lustige chinesische fahrräder mit gepolsterten gepäckträgern geliehen und sind damit über stock und stein geholpert, haben sehr sehr gastfreundlich laoten kennengelernt, die uns im grünen zu ihrem familienpicknik eingeladen haben und fanden den ganzen ort sehr liebenswürdig verpennt. auch wenn in einigen bars auch damals schon ‚happy pizza‘ mit pilzen auf dem menue stand. erst als ich jahre später auf der khao san road in bangkok betrunkene horden mit ‚i survived vang vieng‘ sah, wurde mir klar was aus dem kleinen nest in the middle of nowhere geworden war.
Ich war Ende 2009 in Vang Vieng und fand die Umgebung traumhaft. Werde direkt sehnsüchtig, wenn ich Deine Bilder sehe. Aber den Ort selbst und die Horden von Party-Backpackern fand ich abstossend. War für mich grosses Fremdschämen.
Jetzt mit der (vorübergehenden) Säuberung würde es mich extrem reizen noch einmal dorthin zu fahren.
Entgegen allen Vorbehalten war ich zur Regenzeit letztes Jahr (September 2012) auch für eine Woche in Vang Vieng und habe im „Bee Bee Guesthouse“ übernachtet.
Wenn ich heute über die Reise berichte, ist einer meiner Scherze, dass es zur Regenzeit oft (aber auch nicht immer) ein Mal am Tag dort regnet, meist am Nachmittag oder am frühen Abend für eine Stunde, während es in Hamburg ja nur ein Mal die Woche regnet – meist von Freitag bis Dienstag …
Angekommen in Viang Vieng bin ich – aus Luang Prabang kommend – nördlich am Busbahnhof, ca. 3 Kilometer von dem Städtchen entfernt. Der Verdacht liegt nahe, dass die Verlegung dem Geschäft der Taxifahrer zugute kommen sollte, die dann wegen der Provisionen ihre Fahrgäste zu den teureren Hotels bringen wollen …
Wer es aber bis hierher geschafft hat, kennt sich aber wohl längst mit den Tricks der Tuk-Tuk-Innung aus.
Auch ich mietete mir einen kleinen Motorroller und erkundete die Umgebung, besichtigte Höhlen und Wasserfälle, wurde von freundlichen Einheimischen eingeladen und verbrachte hier die schönsten Tage meiner Reise durch Asien.
Der Moped-Vermieter gab mir auch eine Straßenkarte der Umgebung, auf der die beiden Polizeistationen der Ortes verzeichnet waren, die es zu meiden gilt, was der Behauptung anderer Reisender, dass die Vermietung der Fahrzeuge an Ausländer verboten sein soll, eine gewisse Glaubhaftigkeit verlieh.
Die Restaurants waren meist völlig leer und wohl wegen der „Regenzeit“ waren generell auch nur sehr wenige Touristen unterwegs. Mir sind aber ein paar amerikanische Jugendliche aufgefallen, die wohl aufgrund ihrer Erziehung und der Verhältnisse in den „Staaten“ erhebliche Probleme mit Drogen und vor allem dem Alkohol hatten. Der Lao-Lao (einheimischer Whisky) ist spottbillig und ist mir sogar unentgeltlich nach dem Essen gereicht worden!
Hallo Manfred,
besten Dank für Deinen ausführlichen Kommentar!
In der Regenzeit ist es also auch leer, wie in der Trockenzeit. Es gibt dann wohl nur ein paar Monate im Jahr, in denen das Geschäft brummt.
Lao Lao finde ich übrigens widerlich ;)
Da kommen doch gleich wieder schöne Erinnerungen hoch. Und das Maylyn Guesthouse ist echt zu empfehlen. Der Besitzer ist Ire der seit ca. 15 Jahren in Laos wohnt und wenn er gut drauf ist, kann man richtig Spaß mit ihm haben. Versucht aber einen der hinteren Bungalows zu bekommen sonst werdet ihr beim ersten Sonnenstrahl von hyberaktiven, krächzenden Hähnen beschallt.
Ach ja und wenn die Bambusbrücke mal wieder den Wassermassen der Regenzeit zum Opfer gefallen ist, muss man auf die echte Brücke ausweichen. Dort muss man dann glaube ich pro Tag einen Euro Gebühr bezahlen um in die Stadt zu kommen. Trotzdem würde ich jederzeit wieder dort übernachten.
Ja, der Ire. Ich glaube Joe war sein Name. Er ist ein merkwürdiger Typ – kann sehr lustig sein, aber auch nerven. Er selbst vermutet, dass die Weiterempfehlungsquote für sein Gästehaus nicht besser ist, weil die Leute mit ihm nicht so klar kommen ;-)
Die große Brücke zu überqueren kostet 4.000 Kip (40 Cent), das ist dann hin und zurück. Vielleicht gibt’s auch eine Tagesflatrate? Das weiß ich nicht.
Ich war gerade in Vang Vieng auf der schönsten Seite.
Dort gibt es nicht nur tolle Bungalows wie bei Maylyn, sondern die anderen zwei sind ebenfalls sehr zu empfehlen!! : nämlich Mango, geführt von einem Franzosen und Paradise Island, bei einem Deutschen ( der Chef von Viman Vang Vieng Beergarden & Restaurant, direkt an der Toll Bridge Brücke! ). Alle drei sind von Lonely Planet empfohlen worden. Vang Vieng ist ein echtes Paradies, auch in der Regenzeit!
Hallo! Bei meiner Recherche darüber, was aus all den Orten geworden ist, die ich 2009 in Laos bereist habe, bin ich auf deinen Beitrag gestoßen. Ich bin tatsächlich auch tuben gegangen und habe mich am Ende total betrunken sehr darüber geschämt :-) Vor allem nachdem ich Mädels gesehen habe, die halbnackt Schlammcatchen angefangen haben. Habe dann auch etliche Leute mit aufgerissenen Beinen etc. gesehen, die es im Rausch nicht rechtzeitig aus dem Tube geschafft haben. Viele der Backpacker dort wurden ihrem Namen gar nicht gerecht, denn sie haben ihren gesamten Urlaub nur mit Tubing in Vang Vieng verbracht. Generell finde ich das Konzept aber trotzdem ganz lustig und einzigartig und wenn es in der jetzigen, reduzierten und sicheren Form bestehen bleibt eine tolle Sache. Mein damaliger Freund ist im Vang Vieng klettern gewesen und war sehr begeistert. Eine der Höhlen haben wir auch unsicher gemacht, auch sehr beeindruckend. Das neue Tourismuskonzept gefällt mir sehr, ich glaube, ich muss bald mal wieder nach Laos und mich persönlich davon überzeugen :-)
Uncle Tom ist mittlerweile umgezogen und im Bereich Muang Kasi unterwegs. Dementsprechend bietet er neue Touren an. Ich stehe gerade in Kontakt mit ihm für die nächste Tour, er arbeitet wohl auch an neuen Mehrtagestouren Richtung Luang Prabang und Phonsavan. Die Gegend gibt es ja her :)
Danke fürs Update!
Hallo Patrick,
ich befinde mich zur Zeit in Laos und habe „Google“ zu Vang Vieng befragt, da ich dort in den nächsten Tagen hin reisen möchte. (Und nein, ich gehöre nicht zu den dauerhaft betrunkenen Backpackern. ;-)) Das Resultat war u.a. dein Blog und ich freue mich sehr über diese gut zusammengefassten Informationen. Ich werde, falls ein Zimmer frei ist, im Maylyn Guesthouse nächtigen.
In diesem Sinne, danke! :-)
Ich war im Januar 2019 in Vang Vieng, ich muss euch sagen, es war die Hölle. Tubing, Bars, zuviele Restaurants, zuviele Guesthouses, zuviele Tubingoffices, zuviele betrunkene Backpacker, jede Menge Müll,defekte Reifen, ausgediente Kajaks, usw.
Dabei liegt Vang Vieng herrlich vom Regenwald und den vielen Karst-Formationen umgeben.