In den letzten Wochen habe ich 19 Nächte in meinem kleinen Zelt verbracht. Eine kleine Unterbrechung von drei Tagen gab es nur in Adelaide. Grundsätzlich campe ich ganz gerne, denn es hat viele Vorteile:
Auch wenn ich mich manches Mal über die aufgerufenen Preise gewundert habe, ist Zelten ja dennoch wesentlich billiger als jedes australische Hotel. Der billigste Zeltplatz hat mich gerade einmal $12.50 gekostet – das ist unschlagbar (abgesehen von dem wilden Campen für $0). Auf Zeltplätzen kommt man zudem leicht mit anderen Reisenden in Kontakt. Das ist vor allem in Motels nahezu unmöglich. Das klappt nicht jeden Tag – und das ist auch gut so – aber hin und wieder schon und dann ist es eine willkommene Abwechslung, sich mal auszutauschen. Campingplätze muss man in Australien auch nicht lange suchen. Die größeren Plätze sind gut ausgeschildert und auch mein Navigationssystem kennt nahezu jeden Campingplatz und wenn dieses mal streikt, habe ich noch eine separate App für Camping in Australien (es gibt immer für alles eine App). Das heißt, ich steuere einfach irgendeinen Campingplatz an und finde meistens (nicht immer) etwas ohne vorausgebucht zu haben oder auch nur eine Minute Zeit mit der Entscheidungsfindung vergeudet zu haben. Zeltplätze liegen oft auch nah am Geschehen. Das stimmt natürlich nicht, wenn das „Geschehen“ mitten in Melbourne stattfindet, aber wer auf einem Naturtrip ist, der findet seine Unterkunft in der Regel nahe am Zielort. Die Natur ist ein weiterer Pluspunkt: Wir haben es uns ja schon abgewöhnt, beim Schlafen von natürlichen Geräuschen umgeben zu sein, aber das ist tatsächlich ganz angenehm. Eine Eingewöhnungsphase braucht es aber. Jetzt nach drei Wochen schlafe ich im Zelt wesentlich besser als am Anfang. Nicht zuletzt ist das Leben im Zelt natürlich auch minimalistischer und ich merke mit wie wenig ich auskomme. Nicht jeder Camper sieht das so, denn viele haben ihren ganzen Hausstand dabei und das hat auch seine Vorteile, aber für eine Weile ist das einfache Leben auch mal ganz gut.
Ich kann allerdings nicht behaupten, schon immer mal wochenlang am Stück im Zelt gelebt haben zu wollen. Und so merke ich, dass es langsam ermüdend wird. Eine große Rolle spielt dabei allerdings auch, dass nach vier Wochen Südaustralien für mich alles gleich aussieht und ich nicht mehr den Elan habe, jeden Tag weiterzuziehen. Es ist allerdings auch nicht verlockend, mehrere Tage an einem Ort zu bleiben, wenn man nur minimalistisch ausgestattet ist und z.B. nicht einmal einen Stuhl hat. Camping kann also auch sehr unbequem sein, wenn man tatsächlich zu viel Zeit beim Camping verbringt, anstatt unterwegs zu sein. Die Tage sind extrem lang: Selten steige ich mal nach 7 Uhr morgens aus dem Zelt und dann sind es mehr als 14 Stunden bis zum Sonnenuntergang. Am Anfang der Reise alles kein Problem, aber nach vier Wochen ist das anstrengend. Erschwerend hinzu kommen die australischen Öffnungszeiten: Spätestens um 17 Uhr macht hier alles zu, wo man seine Zeit verbringen könnte. Zudem juckt es mir zurzeit in den Fingern und ich möchte ein paar Ideen umsetzen, aber es gibt selten mal Wifi (immerhin habe ich UMTS, wenn auch beschränkt) und das größte Problem ist ein so simples: Strom. Im Übrigen ist auch Camping nicht immer billig. An touristischen Hubspots oder 200 km rund um Melbourne kann es teuer werden: Da werden schon mal $65 in den Raum geworfen.
Und wie geht’s jetzt weiter? Zunächst einmal habe ich mir für eine Nacht ein Motel gegönnt – das erste in Australien. Hier bin ich um 16 Uhr eingecheckt und habe mich an kleinen Dingen wie einem bequemen Bett, Stühlen, einem Kühlschrank, eigenem Bad, Wifi und Steckdosen erfreut. Das Zimmer kostet $105 und schien nach einer kurzen Recherche das billigste in der Region zu sein. (In sechs Wochen USA hatte das teuerste Motel $100 gekostet.) Da es für mich in Südaustralien nichts mehr zu geben scheint, fahre ich heute schon nach Melbourne zurück. Dort habe ich gestern wieder ein Zimmer über AirBnB gefunden, das vielversprechend aussieht und nicht einmal 30 Euro pro Nacht kostet. Die nächsten drei Tage werde ich dort nicht viel tun, außer zu lesen, zu arbeiten und an Ideen zu feilen. Am Montag fliege ich „hoch“ nach Cairns un dort geht es dann mit dem Zelten wieder von vorne los :-)
Pingback: Eine ruhige Zeit | 101places - .. ein bisschen von der Welt sehen.