In den ersten 1-2 Tagen hatte ich meine Probleme mit Hanoi bzw. Vietnam. Aus dem geradezu luxuriösen Hong Kong, das mir sehr gut gefallen hat, ging es wieder zurück in eine ärmere Gegend und dazu noch vom extremen Kapitalismus in den Kommunismus (wenn auch nicht so extrem). Da war mir die Lust kurzzeitig vergangen. Auch viele Erfahrungsberichte im Internet haben ihren Teil dazu beigetragen: Kaum ein Reisebericht, der nicht von aggressiven Vietnamesen und Abzockermethoden erzählt (am Flughafen habe ich das auch gleich erlebt). Dazu kommt der verrückte Verkehr, der am Anfang überwältigend gewirkt hat und zum ersten Mal auf dieser Reise wurden zwei meiner Kreditkarten gesperrt, was nicht cool ist, wenn man gerade einen größeren Betrag braucht. Nicht zuletzt war es für mich unverständlich, wie ich mich hier fortbewegen kann. Ursprüngliche (grobe) Pläne musste ich gleich wieder über den Haufen werfen.
Mittlerweile ist das alles geklärt. In den Verkehr füge ich mich ein, die Bankautomaten spucken wieder die Millionen aus, seit dem Flughafen bin ich nicht mehr abgezockt worden (jedenfalls nicht bewusst) und mir wird langsam klar, wie die Dinge hier laufen. Und dann ist Hanoi eigentlich ganz angenehm. Die Hauptstadt Vietnams hat 6,5 Mio. Einwohner und ist entsprechend groß, aber als Tourist beschränkt man sich auf einen ziemlich kleinen Raum im Zentrum. Dort gibt es schon nicht viel zu sehen, aber drum herum erst recht nicht.
Die touristischen Sehenswürdigkeiten Hanois sind überschaubar. Ein Museum hier, eine Pagode da, zwischendrin mal ein See und das war es dann auch schon. Vieles kann man im Vorbeigehen sehen (Ho Chi Mien Mausoleum, Hao Kiem Lake) oder beansprucht nicht viel Zeit (Hoa Lo Prison, Women’s Museum, Military History Muesum). Den Rest der Zeit kann man einfach durch die verwirrenden Straßen und Gassen schlendern oder in Cafés die Leute beobachten. Beim Schlendern kommt man dann schon mal an einer Ziege vorbei, die irgendwo am Baum festgebunden ist oder ein paar Hühnern, die auf dem Gehweg spazieren. An den Seen könnte man etwas vom Verkehrsstress entspannen und mal tief einatmen. Das kann ich aber nicht empfehlen, denn oft stinkt’s einfach unangenehm :)
Im Zentrum gibt es eine Reihe von Cafés und Restaurants, die höher gelegen sind und über große Balkone oder Dachterrassen verfügen. Von dort oben lässt sich in angenehmer Lounge Atmosphäre gut der Trubel beobachten, vor allem im Dunkeln und dunkel wird es hier zeitig.
Hanoi dient sonst als gute Basis für Touren in die Umgebung. So fahren von hier fast alle zur Ha Long Bucht und viele auch in das Bergdorf Sapa oder zur Perfume Pagode. Von den jeweiligen Zielen aus ist es immer am besten, wieder nach Hanoi zurückzukehren. Morgen ist es für mich Zeit, Abschied zu nehmen von Hanoi, dann wird es ländlicher.
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Hallo Patrick,
seltsam, wie wenig Dich Hanoi begeistert hat… ich war den ganzen Tag in der Altstadt unterwegs und konnte mich am Treiben nicht sattsehen.
Ich habe in Vietnam auch einiges gelernt, wenn auch nicht über Introvertiertsein. Nämlich, daß ich ein so exotisches Land (für mich, die ich bisher nur im Westen unterwegs war) nur nach und nach erfassen kann: Zuerst habe ich den Verkehr fotographiert – die Verkehrsregeln und die Fortbewegungsmittel. Erst danach hatte ich den Kopf für die nächsten Themen frei. Das waren dann die sonderbar schmalen Häuser und ihre Einrichtung. (Sehenswürdigkeiten habe ich eher unwillig am letzten Tag abgehakt). Und danach das Leben, das sich ja zum Großteil auf der Straße abspielt – von der Mutter, die morgens ihr Kind in Schuluniform mit aufs Motorbike nimmt über die Läden, die vorne offen sind, bis zur Familie, die abends vor ihrem Laden/Hotel auf den Plastikstühlchen hockt und dort ißt. Und dann die Gegensätze, nicht nur die zwischen Steinzeit (Reisernte!) und Moderne (Smartphones!), sondern auch das fensterlose Restaurant mit Namen „Sea View“ oder die Unkompliziertheit, was das Nebeneinanderstellen von verschiedenen Stilen und ganzen Welten angeht.
Das habe ich in Vietnam über mich bzw. meine Art, mich einem Land zu nähern, gelernt.
Vielen Dank an Dich, daß Du mich mit Deinem blog so gut auf meine Reise vorbereitet hast! Deine Verkehrsbeschreibung ist legendär.
Ach, so im Nachhinein sind meine Erinnerungen an Hanoi auch zu etwas Positivem verblasst ;-) Ich hatte damals einen schweren Einstieg in diese Stadt. Später habe ich Vietnam lieben gelernt, also wird wohl auch Hanoi gar nicht so schlecht sein. Schön, dass es Dir gefällt!
Hey Patrick, ich flieg in 4 Tagen nach Hanoi :)
Hab 6 Wochen Zeit und vor deine Route nach zu Reisen und mit zu machen was du ausgelassen hast und möglicherweise noch 1 Stop dort zu machen, wo es mich eben gerade hinzieht.
Ich habe eine Frage, und zwar möchte ich wissen, wie du abgezockt wurdest.
Dem möchte ich selbstverständlich entgehen und deshalb würde ich mich freuen, wenn du mir so schnell wie möglich antwortest :)
Lutz
Hi Lutz,
das war nichts Schlimmes. Beim Einsteigen in den Shuttle-Bus vom Flughafen in die Stadt habe ich den Preis erfragt. Ich meine, es waren $2. Auf der Fahrt sollte man dann angeben, wohin genau man möchte – was dann wiederum deutlich teurer wird. Das wollte ich nicht mitmachen und dann haben sie mich irgendwo im Zentrum raus gelassen, weil ich ohnehin genau dahin wollte und eine GPS-Karte auf dem Handy dabei hatte.
Ich glaube nicht, dass ich in Vietnam nennenswert abgezockt wurde, aber die Mentalität ist da schon so. Kommunismus und Tourismus, das verträgt sich vielleicht nicht so gut ;-)