Mesa Verde ist nicht nur Nationalpark, sondern auch Unesco Weltkulturerbe. Trotz dieser Auszeichnungen hat mich Mesa Verde aber nicht so sehr begeistert wie die Parks in den letzten Tagen, denn hier steht nicht die schöne Natur im Vordergrund, sondern ein Stück Geschichte. Das mag man nun gut finden oder nicht, aber Geschichte und ich: Das hat noch nie zusammengepasst (zumindest wenn sie mehr als 100 Jahre zurückliegt).
In Mesa Verde findet man einige Ausgrabungen von sehr frühen Indianersiedlungen (gute 700-1.400 Jahre alt). Einige dieser Siedlungen sind noch ziemlich gut erhalten, was sicherlich damit zusammenhängt, dass sie in die Felsen bzw. unter Felsvorsprünge gebaut wurden und damit etwas geschützt sind vor der Witterung. Vier Siedlungen kann man mehr oder weniger begehen, aber überwiegend nur in Begleitung von Park Rangern. Das hat den Vorteil, dass man gleich noch einige Informationen darüber bekommt, was man gerade sieht (wobei die einstündige Tour schon etwas aufgeblasen ist). Ein kleines Museum gibt es auf dem Gelände auch, doch das gibt vergleichsweise wenig her.
Mesa Verde ist also mal ganz nett für einen halben Tag, aber mehr auch nicht (zumindest für Geschichtsbanausen wie mich).
Mesa Verde Fotos
Warum mache ich daraus dann trotzdem einen Place? Weil mir die Gegend hier sehr gefällt. Aus Gründen der Sparsamkeit habe ich nicht die nächstbeste Stadt Cortez angesteuert, sondern bin etwa 20 Meilen weiter östlich in Mancos gelandet (Mesa Verde liegt genau dazwischen). Mancos ist nur ein Dorf mit etwa 1.300 Einwohnern, aber ein relativ schönes mit einem richtig guten Café, einem Bioladen/-restaurant und einem recht guten amerikanischen Restaurant, sowie einer Drive Through Bank. Hier lässt es sich ein paar Tage aushalten, wenn man mal etwas kürzer treten möchte oder ein wenig Arbeit und Reiseplanung hinter sich bringen will.
Mancos Fotos
Mein persönliches Highlight in dieser Gegend war der Besuch auf der James Ranch. Im örtlichen Bioladen lag ein Flyer dieser Ranch aus. Sie befindet sich etwa 60 km von Mancos entfernt, in der Nähe von Durango (einer sehr schönen Kleinstadt). Auf der James Ranch wird ein paar Mal in der Woche eine Tour angeboten – heute fand die letzte des Jahres statt.
Die James Ranch wurde im Jahr 1961 gegründet/gekauft und seitdem bewirtschaftet. Nachdem die fünf James-Kinder zunächst alle zum Studieren weggegangen sind, kamen sie mit der Zeit alle wieder zurück auf die Ranch. Die Bedingung der Eltern war: Man solle nicht einfach auf der Ranch für die Eltern arbeiten, sondern jeder soll sein eigenes Business starten. Nun gehört die Ranch den Familienmitgliedern in Form einer „Partnership“. Bewirtschaftet wird sie aber von mehreren kleinen Unternehmen. Einer der Söhne hält Milchkühe und ist im Milch- und Käsebusiness tätig. Ein anderer verdient sein Geld mit Bäumen (das Modell habe ich nicht ganz verstanden – es läuft auch am schlechtesten. Er hat noch einen Nebenjob ;-) ). Eine Tochter hat eine kleine Farm eröffnet und baut Gemüse, Obst und Blumen an (und führt die Touren durch). Die Eltern züchten zusammen mit einer Tochter Rinder (grass fed beef). Eine weitere Tochter hat einen Grillstand auf dem Gelände eröffnet und verkauft Burger und Salate aus der Familienproduktion. Zusammen betreiben sie noch einen kleinen Hofverkauf, wo sie alle ihre Produkte anbieten (und dann je nach Produktgruppe die Erlöse dem jeweiligen Familienmitglied zuweisen).
James Ranch Fotos
Ich kann mich natürlich vor allem für dieses Entrepreneurship begeistern! Ich hatte ursprünglich erwartet, dass es eine Großbauernfamilie sein würde, der die halbe Gegend gehört, aber so ist es nicht. Es gibt ein großes Stück Land und jeder hat sich seine kleine Nische geschaffen. Die Farm ist nicht sehr groß. Auch wenn sie dort sehr effizient anbauen, können sie nicht davon leben. Daher gibt’s die Touren dazu. Von knapp 40 Milchkühen wird auch Bruder Dan es schwer haben, zu leben (er hat aber auch noch Hühner). Und trotzdem arbeiten alle mit dem Anspruch, nur organisch und nachhaltig zu produzieren. Alle Produkte werden ihnen letztendlich auch aus den Händen gerissen.
Alles in allem war das sehr sympathisch und interessant. Die Tour hat zweieinhalb Stunden gedauert. Jede Tour ist letztendlich nur so gut wie der Tour-Guide und hier hat Jen(nifer) einen super Job gemacht. Auch wenn sie zweimal erwähnt hat, dass sie froh ist, dass die Toursaison heute zuende geht, hat man ihr nicht angemerkt, dass sie das alles dreimal in der Woche erzählt – zumal sie ja auch andere Dinge zu tun hat, wie z.B. die Farm zu führen.
An der Tour haben mit mir sieben Leute teilgenommen. Darunter auch eine Deutsche, die vor 30 Jahren ausgewandert ist. Sabine ist Jahrgang 1945 und hatte sichtlich Freude, mal wieder deutsch zu reden und jemandem ihre deutsche Lebensgeschichte mitzuteilen. Über ihre Flucht aus der DDR, Auswanderung, Hochzeit und Scheidung bin ich nun bestens informiert. Sie hatte eine amerikanische Freundin dabei, die jedoch so langsam gesprochen hat, dass sie nie eine Chance gegen Sabine hatte ;-)
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Schön zu sehen, dass noch andere den Mesa Verde NP besuchen.
Auf meiner diesjährigen Südwest-USA Resie habe ich wirklich viele Nationalparks besucht (Death Valley, Sequioa, Yosemite, Zion, Bryce, Grand Canyon, Canyonland und Arches) aber der Mesa Verde hat es mir wirklich angetan. Natürlich ist jeder Park wirklich wunderschön und einzigartig. Ich liebe ja die Natur und die wunderschönen Aussichten, doch dadurch das dieser Park nicht alleinig auf Naturwunder setzt, sondern die Cliffdwellings (also diese Felsbehausungen) im Mittelpunkt stehen hebt er sich wunderbar von den anderen Parks ab. Natürlich ist auch die Landschaft wunderschön (gelbliche Felsen sind in der ganzen roten Sandsteinwüste eine willkommene Abwechslung). Da dieser Park nicht zum üblichen Standartroadtrip gehört ist er deutlich weniger Besucht als die großen anderen Parks – das hat mir z.B. sehr gut gefallen.
Hallo Matthias,
mir hat gerade Mesa Verde nicht so gut gefallen – vor allem im Vergleich mit den anderen, die Du da nennst. Aber ich habe den Besuch trotzdem nicht bereut, denn mir hat die Region dort außerordentlich gut gefallen!
Viele Grüße
Patrick