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In diesem Blog schreibe ich häufig über meinen unabhängigen Lebensstil. Über das Herumreisen, das ortsunabhängige Arbeiten, das Leben ohne festen Wohnsitz, den Ausbruch aus dem Hamsterrad. Doch ich habe nicht über die Nebenwirkungen dieses freien Lebens gesprochen. Bis jetzt.
Ich lebe nah an der absoluten Freiheit: Keine beruflichen Verpflichtungen, keine Kinder, keine Beziehung, keine Wohnung und kaum Besitz. Um Geld muss ich mir bis auf Weiteres keine Sorgen machen und sollte es finanziell doch mal schlechter laufen, habe ich das Vertrauen in mich, jederzeit mehr als genug Geld verdienen zu können. Mit dieser Unabhängigkeit kann ich reisen wohin ich möchte und mehr oder weniger tun und lassen was ich will.
Seit mehr als einem Jahr höre ich häufig, wie gut ich es habe. „Du hast ein Leben“ oder „Das hätte ich auch gern!“ heißt es da halb anerkennend, halb neidisch.
Ich reagiere darauf nicht oder nur verhalten. Gern würde ich ein „ja, aber..“ einwenden, doch ich will mich nicht so schnell aus der Reserve locken lassen und meine Zweifel mitteilen, will keine Illusionen zerstören und auch kein Unverständnis ernten.
Schon lange strebe ich nach Freiheit und Unabhängigkeit. Nach dem Studium zog es mich weg vom Konzern, hin zu einem eher willkürlichen Praktikum nach Oslo. Dann in ein Startup mit schlechter Bezahlung, aber vielen Freiheiten. Kurz darauf in die Selbständigkeit und Jahre später hinaus in die Welt.
Natürlich geht es nicht nur mir so. Dieses Streben steckt in uns Menschen drin. Ein Teil von uns will immer frei sein.
Ja, aber…
Es gibt die Schattenseiten der Freiheit. Instinktiv scheinen dies viele Menschen bereits zu ahnen. Vielleicht deshalb wollen sie fertige Abläufe, feste Aufgaben, definierte Grenzen. Vielleicht deshalb will eben nicht jeder selbständig sein und ortsunabhängig arbeiten und um die Welt reisen, sondern klare Ansagen vom Chef, 26 Tage Urlaub und das Gehalt auf dem Konto. Sie vermeiden die Freiheit.
Viele reden sich ein, dass sie in ihrem Hamsterrad bleiben, weil es für sie keine Alternative gibt. Weil sie Geld verdienen und ihre Familie ernähren müssen und Ersparnisse brauchen und das Auto abbezahlen wollen. Wenn das alles nicht sein müsste, würden sie am liebsten sofort aufhören zu arbeiten. Wenn sie einmal nicht mehr arbeiten müssen, dann wird alles gut. Der unendliche Urlaub.
Keine Angst, heute will ich Dir Deine Ausreden nicht ausreden. Ich habe vielmehr Verständnis dafür. Ich beginne zu glauben, dass dieses Handeln wirklich auf Instinkten beruht. Im Inneren ahnen viele Menschen, dass die ultimative Freiheit gar nicht so erstrebenswert ist. Dass es das uneingeschränkte Glück gar nicht gibt. Und es ist wahr. Freiheit ist schwierig. Freiheit ist nur wieder eine neue Herausforderung.
Alles ist möglich – Versprechen oder Drohung?
In der Freiheit ist alles möglich. Doch ist das ein Versprechen oder eine Drohung? Es gibt keine Gewissheiten mehr, keine Aufgaben, keine Ziele, keine Zugehörigkeit, keinen Sinn. Der Kopf spielt da nicht mit, jedenfalls meiner nicht.
Ich frage mich heute häufig, wie sinnvoll die Dinge sind, für die ich Zeit aufwende. Nicht nur, ob ich damit Geld verdienen kann, sondern, ob ich einen Wert schaffe.
Ich würde nicht sagen, dass ich in meinem Leben besonders sinnlose Dinge geleistet habe. Ich glaube vielmehr, dass ein großer Teil der Jobs heute ziemlich sinnlos ist und keinen großen Nutzen stiftet. Es wird irgendetwas verwaltet oder etwas produziert und verkauft, das niemand wirklich braucht. Das verdiente Geld wird zu großen Teilen darauf verwendet, diese Dinge letztendlich selbst zu kaufen. Doch während wir Geld verdienen müssen, wird selten die Sinnfrage gestellt. Hauptsache der Chef oder Auftraggeber kennt den Sinn.
Heute kann ich mir den Luxus erlauben, die Sinnfrage zu stellen. Nur beantworten kann ich sie nicht. Ich habe jetzt die Verantwortung für meine eigene Zeit. Doch was fange ich damit an? Muss ich jetzt die Umwelt retten, afrikanischen Waisenkindern helfen oder wenigstens die Eurokrise lösen? Ich weiß es nicht.
Wir sind für diesen hohen Grad an Freiheit vielleicht gar nicht geschaffen. In der Geschichte der Menschheit mussten wir vor allem für unser Überleben sorgen. Einen stärkeren Antrieb kann es gar nicht geben. Seit einiger Zeit haben wir – zumindest in sozialen Marktwirtschaften – diese Sorge nicht mehr. Das gilt als eine der großen Errungenschaften der modernen Gesellschaft. Aber können wir das? Ich habe Zweifel und glaube, dass sich die Gesellschaft deshalb wie von selbst Hamsterräder schafft.
Anstatt die Freiheit zu suchen, machen wir Karriere, um Anerkennung für unsere Leistungen zu bekommen, um uns einen Sinn vorgeben zu lassen und um mehr konsumieren zu können (wofür es abermals Anerkennung gibt). Das vorgeblich große Ziel: Irgendwann aus diesem selbst auferlegten Hamsterrad ausbrechen. Das „Wie“ und „Wann“ bleibt dabei möglichst unkonkret.
Und vielleicht klappt es eines Tages wirklich. Das große Ziel zu erreichen wird sehr befriedigend sein, es ist ein großes Glücksgefühl. Doch hier ist das Problem mit dem Glück: Es ist nie mehr als eine Momentaufnahme. Es geht vorbei. Und dann bedeutet ein erreichtes Ziel nicht mehr, als dass es nun Zeit für das nächste Ziel ist.
An diesem Punkt stehe ich jetzt nach mehr als einem Jahr Freiheit. Es fühlte sich gut an, mich aus meinem eigenen Hamsterrad zu befreien und es war aufregend in die Welt zu ziehen. Nun bin ich unabhängig, ungebunden und offen für alles. Ich könnte auch sagen: ohne Aufgabe, ohne Ziele, einsam und auf der Suche nach dem Sinn.
Deshalb ziehe ich nun wieder für einige Monate in die Welt hinaus. Es wird wieder schön und mich erleichtern. Seit ich den Flug gebucht habe, geht es mir besser. Ich habe ein Ziel vor Augen, wenigstens für drei Monate. Morgen geht es los.
Aber dieses Mal ist es auch eine Flucht vor einer Herausforderung, die nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist.
Hach. Du bringst immer wieder Knaller Artikel. Mh, ich glaub anderen zu helfen stiftet am meisten Sinn in welcher Form auch immer. Mit der Freiheit kannst Du wenigsten mehr selbst bestimmen was Du tust :). Da es auf die Frage nicht so wirklich eine Antwort gibt finde ich ist es schön beschäftigt zu sein und zu reisen. Dann stellt man sie sich nicht so oft und findet eh keine Antwort ;). Und immer schön zwischendurch nach Hause kommen damit das Reisen auch wieder seinen Reiz hat und man nicht plötzlich gar nicht mehr bemerkt wie schön es ist. hihi
Ein toller Beitrag! Meinen vollen Respekt für diese offenen und wahren Worte hast du damit auf sicher.
Ich habe meinen Job (Agenturleiter in einem Reisebüro) auf Ende Jahr gekündigt – mit dem Plan, reisen zu gehen und die Welt zu entdecken. Was danach kommt? Keine Ahnung. Ein neues „Hamsterrad“? Der Plan wäre die Selbständigkeit und mich voll und ganz darauf verlassen zu müssen, was ich kann und was ich dazulernen werde. Und ja, vielleicht endet die Reise ja auch gar nie – mit den von dir angesprochenen Herausforderungen. Schön zu lesen, was da auf mich zukommen wird *g*.
Liebe Grüsse,
Jeremy
Ich kenne das Gefühl. Das „Ja, aber…“ nicht aussprechen zu wollen, weil einen der Gegenüber dann lediglich als undankbar ansieht.
Ein „Ja, aber…“ darf trotzdem durchaus sein, aber letztendlich wird man selbst mit Erklärung dabei vermutlich selten auf Verständnis stoßen.
Ich habe gerade eine große Chance über Bord geworfen, in der Welt etwas Gutes zu tun, aber ich versuche mein Gewissen damit kleinzureden, dass ich die letzten 10 Jahren Gutes getan habe. Jetzt komme mal eine Weile ich dran.
Sieh es vielleicht so: Du hast Dir diese Freiheit hart erarbeitet statt sie geschenkt zu bekommen. Und viel zu oft tun Menschen letztendlich nur Gutes um sich selbst ein gutes Gefühl damit zu verschaffen. Ich bin sicher, wenn Du es nicht erzwingst, zeigt sich Dir auch irgendwann Dein „Sinn“ in dem was Du gerade tust und wie Du lebst… und wofür es gut ist!
Hallo Patrick, ich glaube zu verstehen, was du meinst….mein grösster Traum ist das digitale Nomadentum, und mit ein bisschen Glück geht es auch nächstes Jahr los. Geplant ist erstmal eine Europatour mit dem Wohnmobil über ca. 2 Jahre. Falls wir das mit dem Womo nicht so schnell realisiert bekommen, werden wir diese Tour mit dem Fahrrad starten, Hauptsache los….smile. Was dann kommt oder sich bis dahin noch verändert, wer weiss…..aber ich muss zugeben, dass mich der Gedanke dieser „Freiheit“ auch so manch schlaflose Nacht kostet. Bin ich dafür geschaffen ? Wird es mir auf Dauer zu oberflächlich ? Wird mir der Sinn meines Daseins fehlen ? Waaaahnsinn ! Aber ich freue mich so sehr darauf und werde es feststellen, ob es nun die Erfüllung meines Traumes wird oder ob es sich zu einem Albtraum entwickelt….smile. Ich werde ehrlich genug sein und darüber berichten ! Dir wünsche ich auch weiterhin noch schöne Ziele und Erlebnisse und ich bin sicher, dass auch Du irgendwann den Sinn und Zweck Deines Tuns verstehen wirst. Alles Gute und herzliche Grüsse aus Wien……Petra
Schön das du mir meine Ausreden lässt ;) aber im Ernst du weißt es ja selbst, das ein paar Konstanten im Leben helfen auch auf etwas Bestimmtes hinzuarbeiten und nicht am Ende die freie Zeit nur sinnlos vertan zu haben. Die Frage ob das erreichte in der Arbeit wirklich einen tieferen Sinn oder überhaupt einen nutzbringenden Zweck erfüllt stellt und stellte sich mir oft nicht. Meine letzte Stelle, war dafür wohl ein Paradebeispiel aber dennoch vertrete ich die Meinung, das man nicht immer alles hinterfragen muss. Es reicht oft, mir geht es zumindest so, erst einmal das zu tun, was von einem erwartet wird. Das klingt langweilig aber es lebt sich so auch ganz angenehm und nicht unbedingt schlecht.
Daniel
Ich verstehe ganz gut wie Du es meinst. Für mich klappt das zwar nicht, denn ich muss hinterfragen und muss grübeln. Aber ich kann mir vorstellen, dass Du Deine Zufriedenheit darin findest und um mehr geht’s ja nicht. Damit haste mir was voraus :-)
Das entscheidende ist doch nicht, ob du im Hamsterrad strampelst, sondern in welchem. Je mehr Gutes du tust, um so mehr Sinn hat auch dein leben. Während deiner Reisen tust du Gutes in dem du anderen dabei hilfst, oder sie dazu motivierst, selbst eine schöne Reise zu erleben. Für mich ist das eine Form des Journalismus der informiert und unterhält, also auf jeden Fall etwas Gutes. Du hast die Qual der Wahl vor der hin und wieder jeder steht und das ist meistens schwerer als einfach zu tun was man dir sagt. Trotzdem ist es meiner Meinung nach ein Privileg so frei zu sein. Viele Menschen auf der Welt haben nicht einmal genügend Freiheit, um in Frieden leben zu können. Mit diesem Wissen schätze ich meine Freiheit sehr ;)
Toller Text :)
[…] „Vielleicht deshalb will eben nicht jeder selbständig sein und ortsunabhängig arbeiten und um die Welt reisen, sondern klare Ansagen vom Chef, 26 Tage Urlaub und das Gehalt auf dem Konto. Sie vermeiden die Freiheit.“ […]
Das ist bei den meisten glaube ich weniger eine Frage des Wollens, auch wenn sich viele ohne festen Vorgaben durch eine unselbstständige Tätigkeit sicher schwer tun würden.
Ich arbeite fleißig am Ausbruch aus dem Hamsterrad und bin gespannt, ob ich mir dann auch die Frage nach dem Sinn stelle werde. Momentan gibt es einen Haufen Dinge, die ich in der neu gewonnen Zeit machen möchte. Mal gucken wie es aussieht, wenn es soweit ist…
Ich habe eine Großfamilie und bin Hausfrau. Dadurch kann ich meine Zeit frei einteilen und arbeite notfalls statt Abendbrot zu machen auch mal an einem Projekt einfach weiter, und die Kinder müssen sich ihr Brot halt alleine schmieren. Ich mache Musik. Vor mir steht eine Asienreise – nur 2 Wochen, aber immerhin werde ich die Wolkenkratzer von Hongkong und die Heimat meines Freundes sehen. Wir haben ein Haus fast abbezahlt – es ist billiger, als wenn man eine Wohnung mit 7-9 Zimmern mieten müßte. Wir haben eine Solaranlage für 20 Jahre Förderung – wir können also nicht einfach unser Haus gegen ein anderes tauschen, selbst wenn wir Stelle und Kindergartenplatz wechseln könnten. Wir sind fest an unser Heidedorf gebunden, was es mir schwermacht, und die Telekommunikation ist mein Fenster in die Welt – Fernseher haben wir keinen.
Aber Hamsterrad? Nein. Ich kann alles tun, was mir wichtig erscheint. Ich muß es nur gut organisieren, aber das mußt Du auch. Der Gedanke an ein HAMSTERRAD scheint mir fest daran gekoppelt zu sein, daß man mit seinem Alltag UNZUFRIEDEN ist: Mir gibt dagegen die Gebundenheit in der Grundsituation die Freiheit, mich dem zu widmen, was mir wichtig erscheint. Das könnte ich nicht, wenn mich meine Grundsituation schon belasten würde. Nur aus der Freiheit heraus, daß meine Lebensumstände „laufen“ und mich dadurch auch wenig Gehirnschmalz kosten, bin ich in der Lage, mich sinnhaltigen Dingen zu widmen. Meine Lage gibt mir Boden unter den Füßen und entlastet mich.
Nachdem ich schon viele Jahre Kinder hatte (das 1. Kind war ein Unfall im Studium und sicher keine Wunschsituation) erkannte ich, daß der wahre Sinn des Lebens aber tatsächlich der ist, etwas zu hinterlassen! Wenn man Kinder hat, ist es einfach: Sie tragen das weiter, was man selbst ist (mit allen Einschränkungen, aber auch Möglichkeiten) – Sinn des Lebens erfüllt, fertig. Wenn man keine Kinder hat, ist es schwieriger, etwas Sinnvolles zu hinterlassen, aber wer sucht, findet seine Möglichkeit. Du, Patrick, zum Beispiel hilfst mir ganz toll bei meiner Reisevorbereitung, weil ich nämlich auch ein zurückhaltender Mensch bin und sicher nicht „Party machen“ will, und deshalb mit vielen Reisetips nichts anfangen kann. – Die Grundidee, die Markus Cerenak bei bloggen.co verbreitet ist ganz ähnlich: „Tu das, was Du gut kannst, mit aller Liebe.“ –
Ich sehe Sinn darin, meine Kinder möglichst gut zu erziehen, und mir dabei viel Mühe zu geben. Aber ich selbst bin mehr als nur Mutter und zeichne mich durch extreme Vielseitigkeit aus. Als Hamsterrad würde ich es empfinden, wenn ich mich den Zwängen des Haushalts zu sehr unterwerfen müßte und meinen eigenen Interessen nicht mehr nachgehen könnte! Dort schaffe ich Entlastung und versuche kein Hamsterrad draus werden zu lassen! Aber wenn mein „Job“ (Kinder erziehen) es mir erlaubt, darf ich mich durchaus meinen eigenen Interessen widmen. Ja, ich muß es sogar, wenn ich nicht unzufrieden werden will, was wiederum der Qualität meiner Erziehung schaden würde.
Beim Hausbau erschreckte mich die Perspektive, mit denselben Nachbarn (genau wie wir lauter junge Familien) bis zum Lebensende, gefangen zu sein. Aber ich habe mir eine Perspektive geschaffen: Sobald die Kinder aus dem Haus sind, will ich hier wegziehen. Oder aber das Haus als Basis stehen lassen und wie Du lange Reisen unternehmen… Wie genau, wird sich finden, aber ich muß hier nicht versauern, nur, weil ich jetzt gerade hier wohne.
Es ist mutig, sich einzugestehen, was man braucht, und für dieses dann auch zu sorgen. Und wenn es ein spießiges Leben ist (von außen betrachtet), meinetwegen. Für mich zählt nicht die Verpackung in Lebensumstände, sondern das, was man daraus macht. Wenn Du in Hongkong abends auch nur die Glotze anmachst, ist Dein Lebensstil nicht besser als meiner :)) Und Dein Artikel zeigt Deinen Mut und ist der 1. Schritt zur Besserung. Wenn Du nicht weißt, was Dich stört, kannst Du auch nichts verbessern.
Ich wünsche Dir viel Glück bei der Sinnfindung Deines Lebens! Dein „Ja, aber“ hat den wunden Punkt erwischt und zeugt von einer Unzufriedenheit, um die ich Dich bedauere. Ich wünsche Dir die Offenheit für Deinen nächsten Lebensabschnitt, wenn Du feststellen solltest, daß Du genug gereist bist, frei genug warst, daß Du Dich jetzt wieder mehr binden möchtest. Ich hoffe, daß Du Dich keiner Möglichkeit verschließt, nur, weil sie auf den ersten Blick vielleicht eng erscheint! Wie das Reisen mit seiner grenzenlosen Freiheit sind auch andere Lebensumstände keine Schreckgesicher per se, sondern es kommt darauf an, was man selbst daraus macht.
PS: Hätte ich vielleicht nicht erwähnen sollen, daß ich Kinder habe? Man steht sofort am Rand der Gesellschaft und wird nicht mehr als Mensch, sondern eben nur noch als MuTi (Muttertier) wahrgenommen. Also vergiß doch bitte, was ich über meine Lebensumstände schrieb, und versuche zu verstehen, daß ich meine Persönlichkeit über alles andere, aber nicht dadurch definiere, und daß ich nur wenige Jahre älter als Du bin. Ich hab das nur so direkt formuliert, weil ich zeigen wollte, daß mein Weg garantiert nicht Dein Weg ist, aber daß es nicht auf Äußerlichkeiten sondern auf die innere Einstellung dazu ankommt.
PPS: Ich wünsche mir einen Artikel, so wie über’s Geld unterwegs, über Internet unterwegs. Kaufst Du in jedem Land eine neue Sim-Karte? Hast Du diese Karte kennengelernt? http://www.discoverhongkong.com/de/plan-your-trip/practicalities/communications/tourist-sim-card.jsp?WT.mc_id=102382#details
Hallo Edda,
ich danke Dir für Deinen sehr intensiven Kommentar, dem ich gar nicht viel hinzuzufügen habe.
Am Ende kann Zufriedenheit nur dadurch erreicht werden, dass es immer wieder voran geht, so wie Du ja auch Deinen Plan für die Zeit hast, wenn Deine Kinder aus dem Haus sind.
Ich werde mir in den nächsten Wochen meinen eigenen Plan machen.
Viele Grüße,
Patrick
P.S. In HK hatte ich keine SIM-Karte. Ich habe mir das Thema aber als Artikelidee notiert und mache sicherlich bald mal etwas daraus. Danke für den Hinweis!
Schön, dass sich hier schon jemand mit Kindern geäußert hat. Ganz ehrlich, Patrick: Um deine „Freiheit“ ohne Beziehung und ohne Kinder beneide ich dich kein Stück. Und den Sinn darin zu erkennen, einfach so allein um die Welt zu reisen (und sich dabei vielleicht noch als „digital bohemian“ zu gefallen), den zu erkennen, fällt mir bei vielen von „euch Reisebloggern“ (sorry für die Pauschalisierung) tatsächlich schwer.
Leute, setzt erst mal Kinder in die Welt und übernehmt damit echte Verantwortung. Dann stellen sich viele Fragen, die man als Single mit 25 so wahnsinnig weltbewegend fand, gar nicht mehr ;-)
Ach ja: Und das Reisen macht mir trotzdem oder gerade deshalb Spaß, weil ich dabei meinen Kindern die Welt zeigen kann. Etwas weitergeben, das ist für mich der Sinn meines Lebens. Dann kommt mir der Rest auch nicht vor wie ein Hamsterrad..
Danke für diesen Beitrag, Patrick – ich mag diese Art von Artikeln :-)
Hi Jenny,
tja, das mit den Kindern ist so eine Sache. Einerseits leidet wohl statistisch gesehen das persönliche Wohlbefinden, aber wenn man das große Ganze sieht, dürften Kinder wohl die „natürlichste“ Möglichkeit der Sinnerfüllung sein.
sorry, hab ich nicht weiter ausgeführt, aber Kinder geben einem etwas zurück, was man nicht kaufen kann, und was man auch Kinderlosen kaum erklären kann.
Natürlich sind Kinder anstrengend, und Beziehungen auch (allein wegen der Zeiteinteilung, wenn man sich irgendwie absprechen muß, wann man essen will, wann man etwas gemeinsames macht usw.).
Ich ärgere mich aber über Leute, die meinen, sie hätten anderen was voraus, nur weil sie Kinder großziehen. Auch Kinderlose können durchaus echte Probleme haben! Und wer keine Kinder will, soll keine bekommen – das ist besser, als wenn nachher ungeliebte Kinder auf die Menschheit losgelassen werden.
Ob Dein persönliches Wohlbefinden leidet oder nicht, hängt meiner Meinung nach nicht davon ab, daß Du im ersten Jahr schlecht schläfst, sondern an Deiner inneren Bereitschaft zu dem, was Du tust. Wenn Du anerkennst, daß es sinnvoll ist, nachts aufzustehen, um Deinem Kind beizustehen, wirst Du es gelassener hinnehmen, als wenn Du nur rechnest, was Du früher alles an Zeit oder Geld hattest und was sich jetzt verändert hat. Kinder bedeuten eine Veränderung, mehr nicht. Die Bewertung dieser Veränderung mußt Du selbst mit Dir klarmachen. Zum Glück sind Introvertierte dazu in der Lage. Will meinen, ich weiß, daß Du einen Weg für Dich finden wirst, weil Du am richtigen Platz mit Deinen Grübeleien ansetzt.
Aber Patrick,
wer hat dir denn den Unsinn mit dem Wohlbefinden erzählt? So ein Quatsch…
Seien es nun Kinder oder irgendein anderes Lebensprojekt, für das man brennt – ohne eine selbst übernommene Verantwortung für etwas oder einen tiefen inneren Antrieb wirst du wohl lange nach einem Sinn in deinem Reisedasein suchen. Ich hoffe, du findest ein Ziel im Leben, auf das du mit gutem Gewissen hinarbeiten kannst (und ja, ich rede dabei von arbeiten – denn einfach so durch die Welt zu tingeln, ohne das Ganze irgendwie für mich und andere mit einem sinnvollen Überbau zu versehen, das stelle ich mir nicht als totale Freiheit, sondern als totale Langeweile vor.)
Ich denke außerdem auch, dass uns die extreme Privilegierung als Erste-Welt-Bewohner durchaus ein Stück verpflichtet, hier etwas zurückzugeben oder „gutzumachen“ – gerade wenn wir viel reisen und dabei hautnah die Ungerechtigkeit erleben, von der wir einfach durch unseren Geburtsort profitieren. Vielleicht kannst du ja hier ansetzen, wenn du einen SInn in deinen Reisen suchst.
Guter Artikel! Ich glaube, ich bin nach ebenfalls einem Jahr „Freiheit“ an einem ähnlichen Punkt wie Du. Eigentlich handelt es sich hier ja um Fragen der Lebensgestaltung, Selbstfindung, Sinngebung – eigentlich Luxusprobleme, wenn wir mal ehrlich sind, die so nur in ‚reichen‘, westlichen Gesellschaften vorkommen. Gerade wenn man auch in andere Länder und Kuturen reist, kommt man sich da schon manchmal komisch vor. Gleichzeitig haben wir eben viele Freiheiten und dadurch auch eine gewisse Verantwortung – sei es für uns selbst, sei es für andere. Zudem ist man in dieser Gesellschaft ja auch ’selbst Schuld‘, wenn man aus eigener Kraft nichts aus sich selbst und seinem Leben macht, Umstände ändert etc. – daraus resultiert auch ein großer Druck, finde ich.
Wer den ‚konventionellen‘ Weg von Festanstellung, 26 Tage Urlaub etc. geht, der kann sich beklagen, der kann sich fremdbestimmt fühlen, der kann für immer von etwas anderem träumen. (Das ist völlig ok.) Der ‚Weg der Freiheit‘ ist verheißungsvoll, aber härter, finde ich. Das sollte ruhig auch mal ausgesprochen werden.
Ich weiß selbst noch nicht, wie genau es jetzt weiterlaufen wird (jedenfalls ist erst mal keine längere Reise geplant…) und wie ich diese Fragen für mich beantworten werde. Ich bin jedenfalls gespannt, wie du weitermachst! ;-)
Hi Susi,
na dann beobachten wir uns mal gegenseitig, wie es weiter geht ;-)
Und ja, ich denke auch, es gibt einen gewissen Druck, etwas aus sich zu machen, wenn die Voraussetzungen schon so gut sind.
Hallo Patrick,
vielen Dank für diesen schönen persönlichen Beitrag, bei dem ich hin und wieder schmunzeln musste, weil ich mich bisweilen selbst wieder erkannt habe in meinem mal mehr mal weniger sinnvollen Treiben:D
Ich glaube, Du hast eigentlich schon „die Wahrheit“ bzw. die Lösung für Dein „Problem“ latent angesprochen: es geht letzten Endes darum, sich mehr oder weniger sinnvolle Ziele zu stecken und diese zu erreichen (oder auch nicht). Für den einen kann das das Hinaufsteigen der Karriereleiter bedeuten, für den anderen die Erziehung der Kinder, für die anderen eben eine längere Weltreise etc.
Das wirklich Tolle ist doch, dass wir überhaupt in der Lage sind, das so frei zu entscheiden und zu tun, ohne dass wir uns großartig dafür rechtfertigen müssen. Allerdings muss ich Dir in Bezug auf die Sinnlosigkeit vieler Jobs und Hamsterräder beipflichten; allzu viel darüber nachdenken würde ich aber nicht (das macht auf Dauer nur depressiv…)
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viele neue tolle Erfahrungen auf Deinem nächsten Trip und hoffe, dass Du weiterhin so tolle (philosophische) Artikel schreibst;)
Danke für den ehrlichen Artikel Patrick und alles Gute für eine spannende Zeit in Mexiko!
Hallo Patrick
Ein sehr ehrlicher Blog, den du da betreibst. Mach auf jeden Fall weiter so.
Zur frage des Sinns deiner Reise kann ich nur sagen man reist um zu lernen und nicht um sich selbst zu finden. Ich selber habe vor 4 jahren eine sehr lange Reise gemacht (ich mag den Begriff Weltreise nicht), von 3 Jahren Dauer.
Ich habe gekündigt und bin los, habe aber sehr viel Geld gespart davor und dann los in die Welt um zu lernen. Ich habe viele Reisende getroffen die immer wieder sagten ich hoffe mich dabei selbst zufinden und einen Sinn zu erfüllen. Das fand ich immer merkwürdig weil dann macht in meinen Augen die Reise keinen Sinn ausser, dass man viel über sich lernt ist natürlich auch sehr hilfreich und ein schöner Nebeneffekt.
Ich persönlich habe vor meiner grossen Reise schon sehr genau gewusst was ich wollte. Ein freies und unabhängiges Leben und dafür muss ich nicht reisen das wusste ich schon (Selbstversorger). Nach meiner Reise habe ich den Plan in die Tat umgesetzt. Heute lebe ich in einem haus auf dem Land im wünderschönen grünen Bayern und arbeite nur Teilzeit und produziere 80% meiner Lebensmittel selbst und bin verheiratet und ein Kind kommt auch bald, wundervoll.
So bin ich auch selbstbestimmt. Wenn ich will, kann ich jederzeit losziehen für eine Weile (nächster Trip mit meinem Landi und meiner kleinen Familie nach Marokko). Ich habe auf meinen Reisen auch immer gearbeitet vor allem in Neuseeland und Australien um aus meinem Ersparten noch mehr zu machen. In den anderen Ländern hab ich dann sozusagen Urlaub gemacht oder mich entspannt.
Und dadurch, dass ich fleißig auf dem Bau gearbeitet habe, habe ich vor allem mehr Geld gehabt als vor der Reise.
Ich kann dir nur einen Rat geben: Nutze die Zeit, die du hast für etwas was du wirklich lernen willst.
Ich z.B habe in drei Jahren folgende dinge gelernt: Spanisch, Russisch, Französisch, Englisch, Tauchen, Gleitschirmfliegen, Klettern, Segeln, Fallschirmspringer-Ausbildung und Windsurfen und noch ein paar andere Sachen und das war das was ich wollte.
Ich bin kein Sprachgenie aber in anderen Ländern lernt man die Sprache einfach viel leichter und das
war das was ich wollte, darum habe ich diesen Trip gemacht.
Ich kann dir nur sagen mach öfters Heimaturlaub, dass du ein Zuhause dort findest. Ich persönlich habe meine Heimat noch mehr zu schätzen gelernt als vorher.
Ich kann dir nur sagen reise um zu lernen nicht um zu flüchten vor dem Hamsterrad, das man sich immer selber macht. Denn wie man so schön sagt: Der Kopf ist immer dabei, egal wo man ist.
Wünsch dir noch viel Glück und Gesundheit!
Hi Mike,
danke für Deinen Beitrag! Ich finde klasse, dass Du für Dich genau das gefunden hast, was Du haben wolltest.
Auch der Ansatz, unterwegs vor allem viel zu lernen, finde ich sehr gut. Das sind ja eine Menge Sprachen, die Du Dir drauf geschafft hast. Ich fange in den nächsten Wochen erstmal mit Spanisch an :-)
Viele Grüße
Patrick
Lieber Patrick,
danke für diesen, wie ich finde: sehr klugen und wichtigen, Artikel.
Diese Art Krise, die Du vielleicht gerade erlebst, kenne ich auch und empfinde ich als sehr wichtig. Natürlich kommt man um die Sinnfrage und den Schmerz, den sie bereiten kann, herum, wenn man sich permanent verstrickt in mehr oder weniger sinnloses Tun. Aber das kann’s aus meiner Sicht auch nicht sein, sie um jeden Preis zu vermeiden mit neuen Zielen, neuem Lebens-Content.
Gleichzeitig stimme ich mit Dir überein – für so manchen Freiheitsstrebenden könnte sich die berufliche, zeitliche und örtliche Freiheit als Albtraum erweisen, weil sie vielleicht echt nicht der Weg ist, der für sie der beste ist.
Ich selbst reise nicht so wahnsinnig gern, obwohl ich ebenfalls (seit etwa 2,5 Jahren) vom Internet lebe und so gut wie keine Termine habe, also theoretisch auch viel auf Achse sein könnte. Dadurch entstehen häufiger Zeiten der Leere, die mir manchmal weh tun, Einsamkeit verschaffen. Ich habe aber für mich gelernt, dass diese Schmerzen und die Fragen, die dann so aufpoppen, sehr wichtig sein können. Dass es wichtig ist, die Leere zuzulassen. Dass in der Leere mehr stecken kann als in tausend Büchern.
Liebe Grüße
Tim
Hi Patrick,
danke für deinen wirklich sehr persönlichen und emotionalen Beitrag. Sei ein bisschen mehr egoistisch und mach dir nicht zu viel Kopf darüber, die Illusionen von anderen zu zerstören. Ich finde es wichtig, dass du das „Ja, aber…“ raus lässt. Es wird immer Menschen geben, die dich nicht verstehen, aber auch welche, die dich verstehen. Und vielleicht triffst du so auf mehr Verständnis und somit auf interessante Sichtweisen, als du denkst?
Das mit den Zielen ist ja so eine Sache. Wenn diese erreicht sind, dann kann man erstmal genießen und mit sich selbst zufrieden sein. Aber dann kommt meines Erachtens unweigerlich irgendwann die Frage: Und jetzt?
Diese Sinnfrage ist mit Sicherheit nicht einfach so mal schnell beantwortet und was dir heute als richtig und sinnvoll erscheint, musst du übermorgen vielleicht schon wieder überdenken.
Sieh deine Reise nicht als Flucht vor der Herausforderung sondern vielleicht eher als Teil eines Prozesses, der dir hilft deine Antwort/deinen Plan zu finden? Jetzt bist du vielleicht einfach noch nicht soweit?
Alle Gute
Steffi
Lese hier ’26 Tage Urlaub‘. Ich lebe in den USA mit 2 Kindern, habe 15 Tage Jahresurlaub. Muss man sich fragen warum man sich sowas eigentlich antut. Ein langer Urlaub ist hier maximal 10 Tage am Stueck, und dann hat man schon ein schlechtes Gewissen.
Sind schon selbt auferlegte Hamsterraeder.
Hallo Stephan,
ohja, in den USA ist es sehr extrem. Da sind 26 Tage Urlaub natürlich purer Luxus.
Und wenn Dich das stört, musst Du Dich in der Tat nach dem „Warum“ fragen.
Viele Grüße
Patrick
Hallo Patrick,
diese Fragen stell ich mir selber auch immer wieder, hab mittlerweile ca. 45 Länder bereist. Oft kommt da die Frage warum und wo ist mein Lebensziel. – Bestimmt nicht im Büro in irgendeiner großen Firma alt werden. z.T. kombiniere ich meine Reisen, in dem ich Menschen helfe, bei bekannten helfe, damit sie ein Hilfswerk aufbaun können, mich bisschen um Straßenkinder kümmere und aber auch einfach so reise.
Ich glaub, die Digitale Welt im Büro nimmt uns das Lebensgefühl. Weshalb ich oft meine Digitalen Geräte weitgehend daheim lasse.
Gruß
Ben
Hallo Patrick,
den Sinn im Leben kannst Du nicht finden. Du kannst ihn Dir erschaffen. Dies geschieht nicht in einem Augenblick, es ist ein Prozess, jeder Schritt führt Dich zum nächsten.
Was andere sagen, ist völlig egal. Du tust, was Du tust. Mach Dich nicht selbst zum vermeintlichen Opfer, nur damit andere sich irgendwie besser fühlen.
Der Artikel ist schön und… es müsste ihn gar nicht geben (obwohl es natürlich immer schön ist, wenn jemand so offen über seine Gefühle schreibt, nicht falsch verstehen bitte) … oder er hat nur den falschen Titel? Ich habe das Gefühl, es sind nicht Deine Fragen, die Du stellst. Es sind Fragen, die sich Dir von außen aufdrängen. Glaubenssätze darüber, wie man selbst oder das Leben zu sein hat. Unter anderem der, dass „alles doch auch eine Schattenseite haben muss“. Ich finde es immer merkwürdig, dass die Leute misstrauisch werden (und amüsanterweise auch wir uns selbst gegenüber) wenn alles gut zu sein scheint. „Das kann doch gar nicht sein…“ ;-) Dann kreieren wir uns „schnell“ ein paar Schattenseiten und schon wird das Gemüt wieder ruhiger… *lach*
Pippi Langstrumpf sagt: Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt. Und ich finde, das ist eine grandiose Idee!
Es gibt keine Schuld, kein Wiedergutmachenmüssen, keine Verpflichtung dazu, irgendwas auf dieser Welt beizutragen. Hab Spaß, sei glücklich, lache – damit dienst Du der Welt mehr als so mancher es tut!
Alles ist gut.
PS: Kinder bringen genauso viel oder wenig Sinn in ein Leben, wie alles andere, was man im eigenen Leben so veranstalten kann. Ob etwas „Sinn macht“ ist nämlich nicht die Frage. Die Frage ist immer, welchen Sinn GIBST DU den Dingen. Tag für Tag. Gute Reise für Dich!
Hallo Christina,
zum Glück konnte ich mich in den letzten Jahren immer mehr davon befreien, das tun zu wollen, was andere von mir erwarten. Sicherlich bin ich noch längst nicht ganz davon losgekommen, aber auf einem guten Weg.
In diesem Fall hat es tatsächlich nichts damit zu tun, was andere erwarten. Ich erwarte von mir selbst, mehr zu tun, als durch die Gegend zu reisen und dabei Geld zu akkumulieren. Dem kann ich keinen Sinn geben. Und so ein unbeschwerter Charakter wie Pippi Langstrumpf bin ich auch nicht ;-)
Aber seit dem Erscheinen dieses Artikels bin ich etwas optimistischer geworden, dass ich Aufgaben finden werde, denen ich einen Sinn geben kann.
Viele Grüße,
Patrick
Hallo Patrick,
danke für Deine Antwort und natürlich bist Du nicht so unbeschwert wie Pippi Langstrumpf. Sonst gäbe es ja diesen Artikel nicht in dieser Form ;-)
Ich finde auch, Du bist auf einem sehr guten Weg. Und vielleicht gefällt es Dir, Dir die Frage zu stellen: Welche Glaubenssätze lassen mich denken, kein unbeschwerter Charakter zu sein? ;-)
Warum bist Du lieber ein „beschwerter“ Charakter? Ist das angenehm? *lach*
Nur so meine spontanen Gedanken… sorry. :-)
Liebe Grüße
Christina
Wenn der Sinn des Lebens jeder Generation das Aufziehen der eigenen Nachkommenschaft ist, dann bleibt der größere Sinn allein die Vermehrung. Ist das alles, Mensch? Beziehungsweise: Sieht jemand, der den Sinn seines Lebens im Aufziehen der eigenen Kinder sieht, den „höhere Sinn“ dessen im Aufrechterhalten der Menschheit, oder doch eher im „Meinen Nachkommen ein schöneres Leben ermöglichen“? Wenn jedes Kind dann aber genauso denkt und handelt, dann leben alle Generation bis zum Ende der Menschheit für ihren selbst unerreichten Traum in Form eines so nicht vorhandenen Nutznießer in der Zukunft.
Der Sinn des Lebens ist leben. Und leben lassen. Denke ich.
Der Sinn des Lebens – und des Reisens – ist natürlich nicht das Vermehren (ich beziehe die süffisanten Kommentare mal auf mich und meine offenbar unklaren Formulierungen).
Worum es m. E. im Leben geht, ist das Weitergeben von Wissen, das Lehren von Fähigkeiten und Kenntnissen über die Welt, das Legen eines Verantwortungsgefühls für das Weiterbestehen der Erde und den sorgsamen Umgang mit ihr. Das alles sollte man sich zunächst selbst aneignen – wofür Reisen keine schlechte Möglichkeit ist. Ich habe Kinder und erachte es als meine erste Aufgabe und Pflicht, ihnen all das beizubringen – aber natürlich kann man auch ohne eigene Kinder diese Verantwortung wahrnehmen. Als Volunteer, als Lehrer, als Politiker, als Vorbild, als Blogger… tbc.
Was meint ihr?
Du hast es genau auf den Punkt gebracht. Meine Tochter (25) hat nach Abi, erfolgreichem dualem Studium ihre feste Anstellung be einem Weltkonzern geschmissen und war erst einmal 12 Monate auf Weltreise. Sie hat genau die gleichen Gedanken, die Du hier aufgezeigt hast. Ich bin gespannt, wie die Sache irgendwann ausgeht.
Man kann die Kinderkriegerei auch etwas kritisch sehen- Leben in die Welt setzen, um den eigenen Daseinssinn zu finden, seinem leben Sinn zu geben. Recht einfach, auf eine Art, wenn es sicher gleichzeitig herausfordernd und befriedigend ist, Menschen großzuziehen.
Freiheit ist ein hohes Gut und wenn einem die Freiheit wichtig erscheint und man nicht seine Zeit mit Kindererziehung nutzen will, ist das mindestens genauso gut, wie die Kinderentscheidung.
Ich persönlich habe etwas gegen diese Menschen, die denken sie hätten ihren Sinn erfüllt (persönlich und gesellschaftlich), nur weil sie Kinder kriegen. Es gibt davon ab schon eine Überbevölkerung (ja, polemisch, ich weiss). Es gibt vielerlei Möglichkeiten positives in die Welt zu bringen. Mehrwert zu schaffen. Reisen wird auf Dauer vermutlich zum schlalen Selbstzweck. Aber hei- bis es soweit ist- geh in die Welt, entdecke sie und finde deinen Sinn in Dir (und nicht in der Kinderkriegerei).
Öhm, ich kann es auch nochmal ganz deutlich sagen: Es geht nicht darum, Kinder zu bekommen – es geht darum, Verantwortung für die Zukunft der Erde zu übernehmen. Das machen (gute) Eltern automatisch, indem sie Weltbürger heranziehen (und dabei im Übrigen auch selbst mehr lernen als je zuvor!), aber es geht natürlich auch auf anderen Wegen. Wobei ich für mich keinerlei Freiheitsverlust im Elternsein erlebe – eher das Gegenteil.
Und nun mal Schluss mit dem „Eltern versus Kinderlose“-Bashing, bitte. Das Grundproblem, das Patrick anspricht, ist doch viel eher: Was tue ich mit meiner hart erkämpften „Freiheit“ (ich würde es eher „Unabhängigkeit“ nennen) eigentlich, wenn ich sie endlich habe? Vielleicht stellen sich Eltern diese Frage, wenn die Kinder eigene Wege gehen – ich bin gespannt ;-)
Ich denke auch wir haben genug über Kinder diskutiert. Ich glaube hier werden so schnell keine Meinungen umgekehrt ;-)
Genau, die grundsätzliche Frage ist: Was machen wir mit unserer Freiheit, jetzt wo wir sie ja haben. Wer übrigens gern mal eine etwas anspruchsvollere Herangehensweise lesen möchte, der ist mit dem gestern erschienenen Artikel „Das Paradox unserer Freiheit“ bei Geist und Gegenwart gut aufgehoben: http://www.geistundgegenwart.de/2013/09/paradox-der-freiheit.html
Toller und wichtiger Artikel.. Die Motivation vieler Menschen, die sie zu diesem Leben im Hamsterrad veranlasst, sind meistens medial oder durch das soziale Umfeld hervorgebracht. Konsum, Statussymbole, Anerkennung und Respekt anderer. Die Frage nach dem warum, und welcher Sinn dahinter steckt, stellen sich zu wenige. Ist einfach zu kompliziert – und viele Menschen gehen schlicht den einfachsten Weg. Zumal das Leben in diesem Hamsterrad, solange die Belohnungen von Zeit zu Zeit eintreffen, offenbar eine (oberflächliche) Zufriedenheit schafft. Ob es unter der Oberfläche immer noch genauso aussieht, halte ich für höchst Zweifelhaft.
Ob man als Reisender nun allerdings wesentlich glücklicher ist, ist eine andere Frage. Zumindest, so vermute ich, haben sich viele Reisende auf dem Weg gemacht, Sinn und Glück jenseits dieser kapitalistischen, konsumorientierten Oberflächlichkeit zu finden.
Auch ich bin vor Jahren ausgebrochen aus dem Hamsterrad. Ich fühlte mich frei, so ohne Netz und doppelten Boden – sprich ohne Versicherungen , Verpflichtungen etc. Ich hatte mich für ein Leben in der Wüste entschieden. Ich bin durch den Kulturschock gegangen, habe Fehler gemacht und mich letztendlich selber gefunden.
Als ich schwer krank wurde, das Geld knapp wurde und ich auf fremde Hilfe angewiesen war, war es mit der “ Freiheit “ am Ende. Ich bin mit letzter Kraft nach Deutschland zurück gekehrt. Ich habe hier bei null angefangen und lebe wieder ein Leben im “ Hamsterrad“. Aber mit einem Unterschied; ich empfinde es nicht mehr als „Hamsterrad“
Das Gegenteil ist der Fall. Ich bin froh und dankbar ein Leben in Sicherheit führen zu können.
Auch bin ich dankbar für die Erfahrungen und Eindrücke, die mir mein Ausstieg beschert hat. Ich durfte vieles lernen, Erfahren und habe nette Menschen kennen gelernt.
Jedoch weiß ich jetzt mein Ziel, ich lebe den Augenblick und schaue nur darauf, wo geht mein Weg weiter.
Es geht nicht darum große Ziele zu erreichen, die Welt zu verändern, sondern sich selber zu finden. Dann lebst du in einer Zufriedenheit und bist dankbar für alles, was das Leben dir schenkt.
Hallo Patrick,
ich möchte auch ein paar Gedanken loswerden zu diesem Thema, das mich auch immer wieder beschäftigt. Ich bin letztes Jahr zusammen mit meiner Frau (damals noch Freundin) 3 Monate durch Skandinavien gereist. Die Reise war über lange Strecken hart bishin zu furchtbar. Es hat geregnet, es war kalt, es war teuer, Couchsurfer waren schwer aufzutreiben und vor allem die Bestätigung durch den Job hat gefehlt. Na und an wen wendet man sich, wenn man sich selbst nicht genug ist? An seine Mitmenschen, in unserem Fall: an seinen Partner. Wenn das dann beide tun gibt das eine explosive Mischung, beide schwach, beide auf der Suche nach Anerkennung und das auf engstem Raum ohne Möglichkeit zur Flucht. Wir waren mehrfach kurz davor umzukehren, doch immer wenn es am schlimmsten war ist irgendetwas fantastisches passiert und wir haben durchgehalten (passiert Dir das auch immer wieder mal?). Ungefähr nach der Hälfte der Zeit waren wir auf der Couch bei einem sehr gläubigen Christen und der hat uns mit in den Gottesdienst geschleppt. Und obwohl wir beide nicht viel mit der Kirche am Hut hatten, die Predigt von Demut hat ins Mark getroffen. Einige Tage später hatten wir dann einen herrlichen Tag mit Sonnenschein, selbst gesammeltem Feuerholz und selbst geangeltem Fisch. Und irgendwie kam der Sinn zurück. Ganz von alleine. Und erstaunlicherweise mehr noch, eine innere Ruhe und Zufriedenheit.
Ich glaube der Sinnverlust, der uns immer wieder mal ereilt ist eine Mischung aus von aussen herangetragenen Erwartungen und einem schwachen Selbstwertgefühl. Das Hamsterrad in das man sich begibt verspricht vor allem eines: Anerkennung. Diese Droge geht einem ab, wenn man, so wie Du auf sich selbst gestellt ist. Wobei so ein Blog natürlich auch immer wieder eine gehörige Dosis Anerkennung gibt, insofern hast Du ja irgendwie auch nicht mit Deinem vorherigen Leben gebrochen.
Die Kunst ist aber meiner Meinung nach, sich von der Anerkennung durch andere unabhängig zu machen und das Kind in sich zu finden, dass sich selbst genug war. Man kann das beim besten Willen nicht zwingen, aber ungestörte Zeit mit sich alleine zu verbrigen (geht erstaunlicherweise auch mit dem richtigen Partner, vielleicht sogar nur mit dem) bringt einen dort wieder hin.
In diesem Moment zieht sich dann das Ego zurück und man geht mit offenen Augen entspannt durch die Welt. Ein Freund hat diesen Zustand mal als „all groovy with an occasional Whoohooo“ beschrieben.
Jetzt bin ich wieder daheim seit über einem Jahr und verbringe einige Zeit mit Arbeiten, andere damit meinen Träumen nachzujagen, oder mit meiner Frau neue zu schmieden. Ich habe in den Monaten nach der Reise gemerkt, wie diese mühsam erkämpfte Freiheit zusehends wieder von mir abgefallen ist. Ich bin sehr empfindsam für die Stimmungen meiner Mitmenschen und dann läuft mal ein Projekt nicht so gut und das geht einem dann wieder ans Ego und Zack steht man wieder so da wie eh und je: Unzufrieden mit sich selbst.
Und man beginnt wieder sich abzurackern um einem Bild zu entsprechen, das von aussen an einen herangetragen wurde und man arbeitet wieder hart und man braucht diese vermaledeite Anerkennung. Und um die zu bekommen geht man sehr weit. Und während man immer schwächer wird, nimmt man sich selbst immer wichtiger. Das Ego ist wieder da und will gefüttert werden. Bis die Stimme im Inneren wieder zur Flucht ruft und eine Auszeit braucht und man wieder zu sich selber finden kann.
Insofern finde ich, da ist schon was dran, dass man sich auf Reisen selber findet. Nur das braucht seine Zeit. Für mich hat es auch Weite und Natur gebraucht. Und es tut gerne auch mal richtig weh.
Tja, warum schreibe ich das nun alles. Ich habe ja selbst keine dauerhafte Lösung für dieses Dilemma gefunden und eventuell ist bei Dir der Auslöser der hin und wieder auftretenden Sinnleere auch ein anderer. Aber Denk mal über das Hamsterrad der Anerkennung nach und an welcher Position Du dich darin befindest. Vielleicht bringt Dich das einen Schritt weiter.
Ich für meinen Teil werde jetzt stündlich mails checken und schauen ob Du mir schon anerkennend geantwortet hast :D Damn!
Alles gute weiterhin!
Pascal.
Hallo Pascal,
ich danke Dir für Deinen Beitrag und entschuldige mich schon mal für meine späte anerkennende Antwort ;-)
Schön übrigens, dass ihr damals die extreme Situation überstanden habt. Immerhin habt ihr ja noch geheiratet.
Ich kann den Gedanken nicht ganz nachvollziehen, dass der Sinnverlust mit Erwartungen von außen zusammenhängen soll. Ich denke die Erwartungshaltung von außen ist eher, sich über Sinn keine Gedanken zu machen, sondern einfach mit dem zufrieden zu sein was man hat. Insofern glaube ich zumindest nicht, dass mich in diesem Fall die Erwartungen anderer Menschen quälen. Aber wer weiß, vielleicht rede ich mir das auch nur ein.
Anerkennung ist ein interessantes Thema. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass sich alles sinnlos anfühlt, wenn die Anerkennung durch andere Menschen fehlt. Vielleicht hat das bei mir zum Teil eine Rolle gespielt. Ja, mit einem gut besuchten Blog bekommt man etwas Anerkennung, aber das hält nicht lange.
Die Kunst ist tatsächlich, sich von der Sucht nach Anerkennung zu befreien. Aber ich denke nicht, dass es damit getan ist, mir zu sagen: „So, ich scheiße jetzt auf Anerkennung“ ;-)
Tatsächlich bin ich derzeit – vier Wochen nach diesem Artikel hier – auf einem ganz guten Weg. Darüber werde ich in ein paar Tagen etwas veröffentlichen.
Viele Grüße,
Patrick
Hallo Patrick,
danke für deinen ehrlichen und tollen Artikel und überhaupt für deinen sehr guten Blog! Ich bin begeistert, dass du es geschafft hast, finanziell relativ unabhängig zu werden und tun zu können, was du für richtig hältst.
Ich bin auch jemand, der gern reist, lernt – und der viel grübelt. Ich habe zwar im Moment nicht viel davon, aber auch ich will mit meiner freien Zeit etwas Sinnvolles anstellen. Und ich habe schon mal zwei Möglichkeiten für mich gefunden.
1. beteilige ich mich in meiner Stadt an der internationalen Nachhaltigkeitsbewegung der Transition Towns: http://www.youtube.com/watch?v=ygaoHMlQdHk
2. beschäftige ich mich mit Konzepten für alternative Finanzsysteme wie dem Plan B der Wissensmanufaktur: http://www.wissensmanufaktur.net/plan-b
@Pascal: Das Streben nach Anerkennung ist schwierig abzustellen. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass wir soziale Wesen sind. Ich versuche, mich aktiv mit Menschen zu umgeben, die dasselbe sinnvoll finden wie ich. Dann bekomme ich zumindest Anerkennung für das „Richtige“ ;-)
Viele liebe Grüße,
Anna
Hallo Anna,
es ist sehr schön, dass Du für Dich etwas gefunden hast, dem Du Sinn geben kannst.
Ich habe für mich herausgefunden, dass es wichtig ist, zu wissen, warum man etwas macht. Dazu in Kürze mehr :)
Viele Grüße,
Patrick
Hola Patrick,
lieben Dank für Deinen Blog und das Teilen Deiner Gedanken. Nun ist auch schon wieder etwas Zeit ins Land gegangen. Deinen Beitrag zum Warum suchen (als Folge bzw. Schattenauflösung) habe ich gelesen und überlege hin und her, ob ich Dein Buch kaufen mag …
Gern möchte ich aber von mir und meiner Freiheitsliebe erzählen. Jahrelang hat mich die Liedzeile „Freedom’s just another word for nothing left to lose“ mit der Stimme von Janis Joplin aus dem „Me and Bobby McGee“ verfolgt. Viele Jahre davon lag sie als Fluch über meinem Leben, dann als Aufgabe und letztlich wurde sie zur riesen Freude … Über die Zeit verändert sich viel, vor allem wenn man oder frau sich selber folgt.
Sei ganz lieb gegrüßt
Karen
Hallo Karen,
danke, dass Du Deine Erfahrung teilst!
Ja, es ist einige Zeit vergangen seit dem Artikel. Momentan genieße ich eher wieder die Vorzüge der Freiheit :) Es wird aber sicher auch wieder die Zeit kommen, in der sie sich wie eine Last anfühlt.
Was das eBook angeht: Die Frage nach dem „Warum“ hat eine wichtige Rolle dabei gespielt, es zu schreiben. Ich würd’s aber nur kaufen, wenn Du ernsthaft vorhast, mit Deinem Reiseblog bedeutende Einnahmen zu erzielen. Die eigentliche Investition (in Form von Arbeit) beginnt erst nach dem eBook :)
Hallo, ich bin eine begeisterte und neue Leserin Deiner Artikel. Sie sind sehr persönlich und sehr menschlich geschrieben. Wir sind auch digitale Nomaden. Ich wünsche Dir viel Freude und noch viele solche faszinierende Artikel.
Julia
Hallo Julia,
danke für Deine Worte und ich hoffe Du bleibst dabei :)
Hallo Patrick,
nun bin ich schon zum zweiten Mal erstaunt, dass es jemanden gibt, der ganz ähnlich erfährt und erfühlt, bei dem ich nicht der bunte Paradiesvogel zu sein brauche, für den mich Familie und die noch übriggebliebenen Freunde halten.
Elf Jahre ist es her, dass ich nur für sechs Monate mal den Alltag bei der Bank durchbrechen wollte und nach Griechenland ging. Dann ging es direkt auf ein Kreuzfahrtschiff, auf einmal wurde die Welt klein, USA, Mittel-und Südamerika, Asien folgten…
Lieber Patrick, nach einem Jahr fühlst Du Dich schon konfrontiert, mit der unvermeidlichen Kehrseite der Freiheit, der Schönheit, des Genusses des Reisens…Einsamkeit, Ziellosigkeit und Unruhe, bis zu dem Zeitpunkt, wo der Flug gebucht ist und die Reisevorbereitungen einen in Hochstimmung bringen.
Ich beschreibe meine Gefühle gern als Sinuskurve, entweder himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt, eine Mittellinie gibt es nicht mehr, ein Ausruhen, wie bei einer festen Tätigkeit auch nicht mehr, ebensowenig wie ein „An-die-Hand-Genommen-Werden“.
Ja Du bist frei, so frei, dass Du für keinen mehr wichtig wirst? So frei, dass Du schon gar nicht mehr erwartest, dass Dich jemand vom Flughafen abholt, dass Dich jemand erwartet, dass sich jemand sorgt?
Ja so frei, aber auch so frei, dass Du auf dem Weg wahnsinnig tiefgreifende Begegnungen hast, wieder echtes Lächeln kennenlernst, vielleicht Güte, auf jeden Fall andere, neue? oder vielmehr ganz alte traditionelle Werte erlebst.
Du erfährst auch von Fremden Zuneigung, Interesse, Liebe…nur sich an den sich wiederholenden Abschied zu gewöhnen, das ist schwer und nach elf Jahren kann ich für mich sprechen, es wird immer schwerer, jedes Mal bleibt ein Stück Herz zurück und kommt bleibt eine leichte Sehnsucht zurück.
Seit einigen Jahren, sage ich mir, es ist wichtig, dass ich zur Ruhe komme, aber ich kann nicht.
Ich bin süchtig nach dem intensiven Leben auf dem Reisen, nach neuen Gerüchen, neuen Begegnungen, neuen Farben, neuen Geschichten mit all seinen Nebenwirkungen.
Denn gegen dieses „Sich-Lebendig-Fühlen“ gegen dieses pure Glücks-und Freudeempfinden ist einfach noch kein Kraut gewachsen, zumindest keins, dass ich in den Souks des Vorderen Orients gefunden habe;-).
Alles Liebe
Mirja
Hallo Mirja,
diese Freiheit macht auf jeden Fall süchtig. Nach elf Jahren weißt Du wovon Du redest, viel besser als ich. Noch kann ich gar nicht sagen, ob es bei mir auf eine Sinus-Kurve hinausläuft, aber ich habe genau diese Befürchtung tatsächlich auch.
Die schlechteste Phase hatte ich im letzten Jahr, als ich zwei Monate am Stück zuhause war. Unterwegs war wieder alles schöner. Dann kam ich für nur zwei Wochen zurück und zog gleich wieder los.
Nach meiner aktuellen Reise wollte ich es in 2014 eigentlich ruhiger angehen und die nächsten drei Monate werden auch ruhiger, aber die Aussicht, viele Monate an einem Ort zu bleiben, hat mich genauso beUNruhigt. Und nun steht der nächste größere Trip schon wieder fest ;-)
Aber vielleicht ist es möglich, die eine Droge durch eine andere zu ersetzen? Dazu mehr unter Deinem anderen Kommentar.
Viele Grüße
Patrick
Hallo Patrick,
ja, es gibt eine andere Droge. Ich selbst kombiniere sie allerdings mit der Reisedroge… Das ist ein spiritueller Weg. Im Grunde ist es das, was wir Menschen meist wirklich suchen und weshalb fast jeder, der nicht einen spirituellen Weg geht, zu Drogen greift. Ich bin damals den „Weg des Kuenstlers“ von Julia Cameron gegangen. Seitdem habe ich fast alle Alltagsdrogen weggelassen und laufe stattdessen pro Tag zwei Stunden wenn moeglich in der Natur. Das erfuellt mich. Nur eines fehlt mir: die Mitlaeufer…
Danke fur deine ehrlichen Worte hier auf deinem Blog, auf den ich mit grosser Freude gerade gestossen bin. An anderer Stelle schreibe ich mehr.
Liebe Gruesse
Michelle
Hallo Mirja,
schoen wie du von dem Gluecks- und Freudeempfinden und dem „Sich-lebendig-Fuehlen“ schreibst. Genau das ist es, das man nicht mehr missen moechte, wenn man es mal kennengelernt hat. Danach erscheint so ein Alltagsleben einfach nur grau und keines Falls mehr erstrebenswert.
Liebe Gruesse
Michelle
Wie wahr die meisten Menschen heute vergeuden limitierte Lebenszeit um Dinge zu kaufen die sie nicht brauchen um Leute zu beeindrucken die sie nicht mögen. Da ist dein Text wirklich erfrischend zu lesen :)
Lieber Patrick,
ein wirklich interessanter Artikel ueber die Schattenseiten der Freiheit. Ich weiss, die Freiheit ist ein Weg, den man geht. Man sucht die Freiheit und findet sie. Und ploetzlich fragt man sich, was wollte man da eigentlich. Meine Einstellung zur Freiheit war bisher, dass man sie mit keinem Geld der Welt bezahlen kann, also dass sie mehr Wert ist, als alles andere auf der Welt. Zu mir sagten auch schon Menschen, ich waere die freieste Person, die sie kennen. Mitlerweile bin ich mir ueber den Wert der Freiheit nicht mehr so sicher.
Kuerzlich wollte ich naemlich beii einer Lebensgemeinschaft einsteigen und es ist daran gescheitert, dass ich nicht damit zurecht kam, nicht mehr die Freiheit zu besitzen hinzugehen wo ich will, so wie ich es gewohnt bin. „Du bist zu unabhaengig“, hiess es da. Auf so Leute waren sie nicht eingestellt.
Ich freue mich, dass ich heute hier im Netz andere Menschen kennengelernt habe, denen es aehnlich wie mir geht. Ich lebe seit zehn Jahren nomadisch, bzw. reisend. Frueher hatte ich noch eine Wohnung, seit fast sechs Jahren jedoch nicht mehr. Meine Spezialiaet war bisher freegan zu leben, ohne oder mit wenig Geld, aber auf die Dauer wird mir dieser Lebensstil etwas zu anstrengend. Es verbraucht sehr viel Energie, so dass ich auf der Suche nach Neuem bin, auch was eine Einkommesquelle anbelangt, denn seit fuenfeinhalb Jahren lebe ich ohne Einkommen jeglicher Art, das ist auf Dauer nicht sehr tragfaehig und zehrt zu sehr aus.
In einem unterscheiden wir uns jedoch, dass ich bei meinen Reisen naemlich eigentlich immer wieder dieselben Orte aufsuche, d.h., dass sich schon gewisse Beziehungen herausbilden, wenn sie auch nicht sehr tiefgehend sind. Einfach schon alleine deshalb, weil man ja nicht oft da ist ausser man legt eine Pause ein…
Liebe Gruesse und danke fuer deinen schoenen Blog mit vielen interessanten Artikeln und Informationen
Michelle vom Vagabundenblog
Hi Michelle,
ich denke, Freiheit hat für mich schon noch einen hohen Wert. Sie ist aber auch nicht mehr das ultimative Ziel, bei dem plötzlich alles gut ist, wenn man es erreicht hat.
Es verlangt viel Eigenverantwortung und Motivation, um mit dieser Freiheit überhaupt klar zu kommen.
Beste Grüße,
Patrick
Hallo Patrick,
was du hier ein Stück weit ansprichst ist wohl die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht und interessante Artikel zu diesem Thema gelesen. Und ich denke DEN Sinn des Lebens gibt es nicht. Vielleicht noch aus biologischer Sicht, den der Arterhaltung, dann hört es aber auch schon auf und jeder ist sich selbst überlassen. Das gibt einem riesige Möglichkeiten, kann aber auch richtig Angst machen! Für manche ist es das Höchste reich oder berühmt zu werden, oder beides. Andere „opfern sich auf“ um Kinder und Enkel zu erziehen und sehen darin das Glück ihres Lebens. Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was ihn oder sie glücklich und zufrieden macht. Wenn man in seinem Leben an einem Punkt ist, an dem man denkt „halt, hier stimmt was nicht; das ist nicht richtig; da fehlt etwas“, dann muss man seine Situation ändern und weiter suchen. Denn letztendlich bringt es niemandem etwas sich 40 Jahre oder mehr in einem Beruf abzuschufften, der einem nur Kopf- und Magenschmerzen bringt. Aber die meisten sind nur kleine Rädchen in diesem riesen Getriebe aus Geld verdienen und wieder ausgeben, aus produzieren und wieder zerstören. So funktioniert unsere Gesellschaft nun mal. Deshalb bewundere ich jeden, der aus diesem System ausbricht. Vor allem in unserem Land sind wir sehr privilegiert, was die Entscheidungsfreiheit über unser Leben angeht. Bei vielen anderen geht es oft nur ums blanke Überleben und wie man den kommenden Tag übersteht.
Deshalb mein „Rat“ an alle, nutzt eure Chancen. Macht das aus eurem Leben, das ihr später euren Urenkeln erzählen wollen würdet und auf das ihr neidisch seid, wenn ihr es von anderen hört, denn Neid zeigt uns immer nur, was wir selbst gern hätten.
Werte und Sinn sind offenbar nicht absolut, sondern werden den Dingen von uns zugeschrieben. Absolut gesehen ist es gleichgültig, was wir tun. Sich dies einzugestehen ist schwierig, weil es große Freiheit und damit Verantwortung mit sich bringt.
Diese Freiheit empfinden viele als so erdrückend und beängstigend, dass sie sich – vielleicht unterbewusst – in den Glauben flüchten, brav gesellschaftlichen Idealen nachrennen, die Liebe glorifizieren, in virtuelle Welten mit festen Werten abtauchen, sich mit Exzessen betäuben, unsere Triebe zum Ziel erkären oder einen von vielen anderen Wegen finden, sich von ihrer Freiheit zu befreien.
Was ist die Voraussetzung dafür, seinem Leben eigenverantwortlich Sinn zuzuschreiben und diesen als gültig anzuerkennen? Riesiges Selbstwertgefühl.
Daran kann man arbeiten und es gibt hilfreiche Literatur dazu, zum Beispiel „Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls“, in welchem der Fluch der Freiheit übrigens treffend beschrieben wird. Wünsche euch allen viel Mut und Zuversicht!
Hallo Niklas,
ich stimme dir zu und finde es eine bemerkenswerte Beobachtung, dass man ein starkes Selbstwertgefühl braucht, um mit dem Maß an Freiheit klar zu kommen.
Das Buch habe ich mir vor einigen Tagen bereits auf den Kindle geladen :)
Hi Patrick,
da Selbstwertgefühl das Gefühl ist, den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu sein, folgt das aus der Definition. Fehlt es einem an Selbstwertgefühl, fühlt man sich unzulänglich und kommt mit der Freiheit nicht klar. Beim Streben nach Freiheit und Erkenntnis muss man aufpassen, dass das eigene Selbstwertgefühl mitwächst, sonst fühlt man sich irgendwann verloren.
Liegt die Verantwortung, den Sinn seines Lebens zu bestimmen, plötzlich bei einem selbst, ist das zunächst beängstigend. Aber man kann es als Herausforderung nehmen und an ihr wachsen, bis man nicht mehr auf Autoritäten angewiesen ist, sondern seinem eigenen Urteil als Orientierung vertraut.
Mögest du mit dem Selbstwertgefühl eines jungen Gottes deinen Weg bestimmen und andere inspirieren :)
Hallo zusammen,
ich habe euren Austausch über das Thema Freiheit verfolgt und möchte gerne eine weitere Sichtweise beitragen.
Eigentlich teile ich die Sichtweise von Edda. Vor allem darin, dass Freiheit nicht in der Ferne liegt und Freiheit nicht bedeutet, keinen Zwängen mehr zu unterliegen. Was ich anders sehe, ist die Meinung, dass Freiheitsempfinden letzlich nur eine Frage der Einstellung ist.
Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass ich Freiheiten immer dann erlebt habe, wenn eigentlich alles um mich herum klar oragnisiert war. Zum Beispiel in der Schulzeit: Hier war klar, wie der Tagesablauf sein sollte, was man machen sollte etc. Die Freiheit bestand nun für mich immer wieder darin, innerhalb eines solches Korsetts, das eigene Ding zu machen. Diese Erfahrung hat sich auch später in anderen Zusammenhängen stets wiederholt.
Seit dem es nun kein vermeintliches Korsett mehr für mich gibt – ich erlebe die Anforderungen, die an mich beruflich oder familiär gestellt werden nicht als Pflicht, bin frei in meinen Gedanken und eigentlich auch in meinem Tun – seit dem erlebe ich immer weniger Freiheiten.
Das ist doch interessant: Eigentlich kann ich machen, was ich will. Ich kann meinen Job wechseln, ich kann meinen Wohnort wechseln, ich kann mein Hobby wählen, meine Freizeit gestalten etc. Aber ich tue es nicht.
Bin ich jetzt alt? Bin ich zu „satt“? Habe ich das schon besprochene Luxusproblem eines Westlers?
Vielleicht ist das so. Ich glaube aber, dass es einen anderen Grund gibt, warum ich keine Freiheiten erlebe: Menschen brauchen ein relativ engen Rahmen, um aufblühen zu können.
Wenn es Hindernisse, wenn es Einschränkungen, wenn es Mangel gibt, dann werden Menschen aktiv und kreativ. Und dann erleben sie beim Überwinden von Hindernissen Freiheit.
Kann man daraus etwas lernen?
Hallo Enrico,
das klingt nach einer speziellen Sichtweise. Ich denke, jeder empfindet Freiheit als etwas anderes. Vor allem ist es eine große Verantwortung uns selbst gegenüber. Wenn wir die nicht wahrnehmen können, fühlt sich Freiheit vermutlich so an, wie du sie gerade empfindest.
Danke fürs Teilen!
Viele Grüße,
Patrick
Zugegeben, ich habe nur die ersten paar Kommentare gelesen … aber am Ende reden wohl doch alle über das Gleiche und sind sich – ohne es vielleicht zu merken – sehr nah.
Das Thema ist nicht ganz neu; J.P. Sartre wäre hier die Leseempfehlung in die Runde: „Der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein.“
Beste Grüße aus Leipzig,
Thomas
Lieber Patrick,
dein Blog ist sehr spannend und inspirierend! Und vor allem sehr ehrlich, das gefällt mir:-) Wer aufrichtig sucht, wird die Wahrheit sicher finden! Das beste Buch über die Sinnfrage ist:Der mensch vor der Frage nach dem Sinn von Viktor E. Frankl. Ohne Sinn haben wir nähmlich keine Chance aufs glücklich sein.
Alles Liebe
Edith
Hallo Patrick!
Die Fragen, die du hier stellst, sind genau diejenigen, die die Grundlage für Yoga und Meditation bilden. Mit diesen Techniken kannst du ihrer Beantwortung näher kommen und nachhaltiges Glück und echte Befreiung finden.
Ich empfehle dir, ein paar Videos von Sadhguru anzuschauen, der auf sehr einleuchtende Weise über diese Themen spricht. Sein Kurs Inner Engineering wahr und ist für mich von unschätzbarem Wert.
Viel Spaß und viel Glück auf deinem Weg!
Amelie
Hallo zusammen,
ist dieser Thred noch aktuell?
Zunächst einmal muss ich festhalten, dass mir deine Art zu Fühlen und zu Denken und das dann auch Niederzuschreiben sehr imponiert- gerade das Offenlegen von Gefühlen ist sehr mutig. Chapeau, Patrick!
Was mich jedoch dazu bewegt hier meinen Senf dazuzugeben ist folgendes:
Ich finde, dass vielen Reisenden, Bloggern, Digitalen Normaden hier in einigen Aussagen vorallem Demut vor den Leuten fehlt, die eben nicht von zu Hause ausbrechen und in die weite Welt aufbrechen, sondern weiter im sogenannten Hamsterrrad ausharren.
Und ja, theoretisch ist es wirklich jedem einzelnen Menschen möglich, wie Ihr aufzubrechen, Jobs hinter sich zulassen, Errungenschaften des Konsums keine Beachtung mehr zu schenken, Verantwortungen abzugeben und sich von der Masse loszulösen, das ist mit Hürden verbunden, mit Menschen die darunter leiden, aber wenn man egoistisch ist( nicht negativ behaftet), dann ist das machbar, ja.
In der Praxis wird das für alle Menschen gesehen leider nicht funktionieren.
Letztlich sind es genau diese Menschen, die Euch diesen Lebensstil erlauben und Euch profitieren lassen, indem diese Leute Werte produzieren, welche Ihr während solch einer Reise genügend in Anspruch nehmt.
Diese Leute sind nun einmal Teil der globalen Leistungsgesellschaft, die einigen mehr, die anderen weniger; gesamtheitlich betrachtet sind diese Menschen aber Eure Voraussetzung, solche Arbeiten/Lebensstille zu pflegen. Ich finde einfach, zum Teil wird hier ein falsches Bild suggeriert…
Wenn wir ganz ehrlich sind, dann sind Fragen nach dem Sinn des Lebens, dem finalen Glück sehr, sehr dekadente Probleme. Das ist ohne Wertung zu verstehen, aber es gibt nunmal Menschen auf dieser großen Welt, die sich bestimmt Nie im Leben Gedanken darüber machen, was der Sinn des Lebens sei, sondern wann und woher die nächste Mahlzeit kommt.
Das geht nicht generell gegen das Reisen/Bloggen Arbeiten von „überall auf der Welt“, sondern nur um den Umgang und dem Suggerieren von nicht realisierbaren Bildern.
Liebe Grüße,
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
ich denke, da hast du vollkommen recht!
Gleichzeitig finde ich aber, dass auch Luxusprobleme echte Probleme sind. Wenn man erstmal das Dach über dem Kopf, sein Essen gesichert und feste soziale Beziehungen hat, dann kann man sich daran nicht mehr so richtig erfreuen, sondern sucht nach „mehr“. Das scheint menschlich zu sein. Deinen Aufruf zu mehr Demut möchte ich allerdings unterstützen!
Viele Grüße,
Patrick
Hallo Patrick,
ich erinnere mich gern an meine alte Reitlehrerin. Sie lebte dort, wo die Sachsen-Könige ihr Jagdrevier hatten. Also in einer sehr schönen landschaftlichen Gegend von Deutschland, damals Territorium der DDR. Meine Reitlehrerin war Österreicherin und kam während des Krieges als Ausbilderin von Kurierreitern hierher.
Für uns Ostdeutsche war es immer ein Ziel zu reisen. Man hatte uns ja eingeredet, wir seien eingesperrt und dürften nicht reisen. Daher fragte ich sie einmal, warum sie nie vereist, da sie doch als westliche Ausländerin überall hin könne. Ihre Antwort werde ich nie vergessen, habe sie mir ja nun schon fast 30 Jahre behalten, da mich diese Ansicht sehr beeindruckt hat: „Warum soll ich verreisen? Ich habe hier doch alles. Meine Pferde.“
Also warum wird immer dieses digitale Nomadentum und die Besitzlosigkeit als höchste Form der Selbstverwirklichung gepredigt? Das ist doch nur dazu da, um Menschen anspruchslos zu halten und überall verfügbar für Arbeiten, die anderen Menschen höhere Renditen versprechen. Ich hoffe jedenfalls, dass Du mit Deinen Links und Produktplatzierungen Geld verdienst – aber sei gewiss, die anderen verdienen daran richtig, richtig gut! Und diese Menschen kommen in ihr Heim, in dem es an keinen Annehmlichkeiten fehlt und möglicherweise haben sie auch ein paar Pferde im Stall.
Ich war bisher immer selbständig. Dass ich es nicht mehr bin, liegt an Strukturen, die große Konzerne begünstigen und den Mittelstand ausquetschen. Daher will auch ich weg – aber dauerhaft. Ich bedauere das, denn Deutschland ist schön und man kann von den Menschen hier ebenfalls sehr viel erfahren, ohne Sprachbarrieren (von Dialekten einmal abgesehen). Doch man muss für alles bezahlen. Wer das nicht tut liegt auf der Straße und krepiert in der Kälte. Das unterscheidet die Armut hierzulande übrigens von den Armen in Ländern in wärmeren Regionen. Dort erfriert niemand und gegessen wird teils, was wächst. Aber gehe einmal Deine Angel in die Spree werfen: Du wirst sogleich nach einem Angelschein gefragt.
Herzliche Grüße
Matthias
Sehr schöner, ehrlicher Artikel! Danke dafür!