Glaub nicht, dass die Heimat auf Dich wartet, während Du um die Welt ziehst. Wenn Deine Reise zu Ende geht, brauchst Du einen Ort, an den Du tatsächlich zurückkehren kannst.
Ich schaue mich in dieser „Branche“ (der Langzeitreisenden) nun schon eine Weile um und treffe dabei immer wieder auf Menschen, die ihre große Reise planen. Einigen kann es gar nicht lange genug weg gehen. Sie planen nicht nur ein Jahr, sondern zwei oder drei oder sprechen gar von „unbestimmter Dauer“.
Ich verstehe die Verlockung, schließlich gibt es da draußen viel zu erleben und wenn die Finanzen geklärt sind: Warum nicht? Aus eigenem Erleben kann ich zudem sagen, dass aus einer Reise von unbestimmter Dauer ziemlich sicher ein tatsächlich langer Ausflug wird. Ich hatte mir nur sechs Monate vorgenommen, diese aber bald auf neun Monate verlängert. Letztendlich bin ich nur zurückgekehrt, weil ich versprochen hatte, zum familiären Geburtstagsmarathon im Mai zuhause zu sein. Doch abgesehen davon sah ich keinen Grund, heimzukehren. Ich war so richtig schön im „Fluss“, der mich noch lange hätte um die Welt treiben können.
Irgendwann nahm meine Reise ein Ende und auch wenn ich es mir anfangs kaum vorstellen konnte: Zurück in Deutschland suchte ich ein Stück Heimat, einen Ort, an den ich wirklich zurückkehren konnte.
Für mich sollte das zunächst Berlin sein. Schließlich war ich im Berliner Umland aufgewachsen und die letzten Jahre in Leipzig wollte ich hinter mir lassen. So landete ich nach meiner Rückkehr zunächst hier (Berlin), obwohl ich kurz zuvor schon ahnte, dass ich in Leipzig besser aufgehoben wäre.
Da die nächsten Kurzreisen schon wieder anstanden, geriet ich ein wenig in Freizeitstress, war mal hier, mal dort. Für Leipzig blieben nur zwei Wochen, bevor es für mich nach Réunion, Dubai und Estland ging.
Als ich Leipzig verließ, nahm ich mir vor, nach den drei Kurzreisen zurückzukehren. Doch dann kam es anders und ich entschied mich wider besseren Wissens erneut für Berlin. Unsere Hauptstadt ist natürlich sehr lebenswert, aber für mich weder fremd, noch richtig vertraut. Heimat ist sie nicht. Auch wenn ich – nach meiner Herkunft befragt – stets Berlin nenne, habe ich jedoch in der Stadt selbst nie gelebt und entsprechend fehlt mir hier das Umfeld. Ich fühle mich nicht richtig wohl.
Vor zwei Wochen dann unternahm ich einen Ausflug nach Leipzig. Ursprünglich wegen eines geschäftlichen Termins und ich wollte nur zwei oder drei Tage bleiben. Bei Facebook fragte ich, ob mir jemand Unterschlupf gewähren würde. Zu meiner Freude bekam ich ein paar Angebote. Letztendlich blieb ich nicht drei, sondern fünf Tage und ließ sogar ein gebuchtes Rückfahrticket verfallen. Tagsüber lief ich durch die sonnigen Parks, an jedem Abend traf ich Freunde, spielte Squash und Fussball, fand also wieder mein altes Umfeld. Das hat sich nach Heimat angefühlt. Es war die beste Zeit in den letzten zwei Monaten.
Doch auch in der „Heimat“ bleibt nicht alles, wie es mal war. Das soziale Umfeld ist schon dadurch kleiner geworden, dass ich ein Jahr weg war und ein Leben lebe, das nichts mehr mit der Wirklichkeit der meisten Menschen zu tun hat.
Ich bin niemand, der ständig Leute um sich haben muss. Aber selbst für mich wäre es katastrophal wenn dieses Umfeld ganz wegfiele. Daher ist eine Reise, die länger als ein Jahr dauert für mich nicht mehr denkbar. Ich finde es heute sogar naiv, gezielt für zwei, drei oder noch mehr Jahre loszuziehen und zu glauben, im Anschluss wäre alles gleich. Doch danach wird vieles nicht mehr sein wie es einmal war. Das Leben der Daheimgebliebenen geht voran, Du veränderst Dich selbst und die Beziehungen zueinander verlieren ein Stückchen des Fundaments.
Deshalb möchte ich dafür werben, die Wurzeln nicht zu verlieren, Freunde und Familie nicht zu vergessen. Unterwegs spielt die Heimat keine so große Rolle, doch später könnte es Dir Leid tun.
Heimatlos zu sein kann echt anstrengend sein :). Und gute Freunde sind auch soooooo wichtig. Trotzdem find ich ein Halb-Halb Leben perfekt. Ein bischen Beständigkeit, ein bischen Abendteuer :)
Hallo Partrick,das was du geschrieben hast kann ich verstehen ,ich war 1 jahr auf mauritius ,roderiges und reunion,es war sehr schön.Aber wenn man zurückkommt hat sich natürlich auch viel verändert und viele leute können es garnicht nachvollziehen ,dieses leben .es wird mich aber nicht aufhalten so was wiederzu machen!
gruss sylvia
Hi Patrick,
mit dem „ein Leben lebe, das nichts mehr mit der Wirklichkeit der meisten Menschen zu tun hat.“ kann ich mich sehr gut identifizieren! Das kommt aber allein schon daher, dass meine Reisen in meinem Leben nun Priorität haben und alle anderen gerade Familie gründen.
Da prallen Welten aufeinander.
Aber das es naiv ist, für mehrere Jahre loszuziehen würde ich so pauschal nicht sagen. Ich bin mir bewusst, dass sich hier alles ändern wird, wenn ich länger weg bin. Aber weißt Du was?
Das würde es auch wenn ich hier bleiben würde…
Dir mag es dann vielleicht nicht so sehr auffallen, aber darin gibt es keinen Unterschied, ausser das man sich vielleicht langsamer an Veränderungen anpassen kann.
Viel schlimmer fände ich es hierzubleiben und zuzuschauen wie alle anderen ihr Leben leben, Schritte nach vorn machen und ich schaue dabei zu. Dann lebe ich lieber meines, geh meinen eigenen Weg und sehe mir die Welt an.
Und finde es dann spanned zu sehen was sich alles getan hat, wenn ich wiederkomme :-)
Viele Grüße,
Carina
Vielleicht sprechen wir uns in „unbestimmter Zeit“ noch mal ;-)
14 Monate reichen also als Referenz nicht?? :-D
jaa, ich kann sehr gut verstehen, was du meinst… ich lebe seit gut 1,5 jahren in mexiko-stadt und möchte gerne noch mehrere jahre hier bleiben. auch wenn ich hier einen „normalen“ bürojob habe, ist mein lebensumfeld doch sehr anders als das meiner freunde in deutschland. das prägt und verändert mich. ich weiß, dass ich in ein paar jahren wieder zurückkehren möchte nach deutschland – und ich weiß auch, dass der „neustart“ nicht einfach werden wird… aber bis dahin genieße ich es, in mexiko zu leben :-)
Ich würde noch weiter gehen, und nicht länger als 4 oder 5 Monte weg sein wollen – es sind vor allem der eigene Partner (der meine Reiserei schon extrem tolerant hinnimmt) oder auch Familienangehörige, die schon sehr alt sind und bei denen man einfach Angst hat, dass man sich ’nicht noch einmal gesehen hat‘. Auch die engsten Freundschaften, die es gut verkraften sich selten zu sehen, benötigen hin und wieder eine Auffrischung mit physischer Präsenz.
Für mich wäre ein 50/50, so wie Feli es vorschlägt auch eine perfekte Lösung. Zur Zeit ist es eher 30/70, was auch schon gut ist. Am Ende des Tages muss hier jeder sein Idealmaß finden.
in dem moment wo einem alle möglichkeiten offen stehen und man nichts mehr hat sucht man von alleine wieder nach dem gegenteil :) und wenn man das wieder hat…..
Daher ist die Idee auf keins von beiden verzichten zu müssen super. Und das geht als Digitaler Nomade sehr gut. Man kann jederzeit auch hier bleiben :)
:D Wir freuen uns schon auf den Weihnachtsmarkt !
Ich mich auch! Nach drei Monaten Mittelamerika ist der Leipziger Weihnachtsmarkt bestimmt ein sehr schönes Kontrastprogramm :-)
Ich bin gerade in meine Heimat zurückgekehrt, nachdem ich über fünf Jahre im Ausland (China) gelebt habe. Ich empfand das Nachhausekommen als kein besonders grosses Problem. Die Beziehung zur Familie und zu den engen Freunden hat sich in den Jahren kaum verändert. Einzig die eher flüchtigen Bekannten, also die Leute, mit denen man vielleicht mal ein Bier trinken geht ohne sich wirklich gut zu kennen, die haben sich – wie der Name schon sagt – etwas verflüchtigt.
Dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen finde ich es wichtig, dass man sich von Anfang an über die Rückkehr Gedanken macht. Ich hatte mir beispielsweise lange eine Skype-In Nummer gehalten, die ich dann auf mein chinesisches Handy umgeleitet habe, so dass mich Freunde über eine Schweizer Nummer anrufen können. Ich hatte auch jede Woche eine Stunde oder mehr verbracht, um Freunden und Bekannten Emails zu schreiben. Vor allem aber bin ich jedes Jahr einmal in die Schweiz gereist – einmal sogar mehrere Monate -und habe dort einen regelrechten Besuchsmarathon zurückgelegt.
Und nun, nach meiner Rückkehr, kann ich sagen: Diese Bemühungen haben sich gelohnt.
Ich bin seit 2004 im Ausland und habe Ende 2011 versucht wieder in Deutschland Fuss zu fassen. Die ersten 4 Wochen war das auch kein Problem. Doch dann setzte so langsam der Reversed Culture Shock ein und ich stellte fest, dass ich mich um mich zu (re)integrieren in eine Richtung entwickeln müsste, in die ich mich nicht entwickeln will.
Mir wurde auch bewusst, dass es bestimmte Dinge in Deutschland gibt, die ich mag, für die ich aber nicht ganzjährig dort leben muss. Ein, zwei Monate im Jahr würden vollkommen reichen. Dies war für mich Grund genug nach 16 Monaten wieder zurück nachThailand zu gehen.
Freunde aus meiner Zeit vor Thailand sind mir keine geblieben. Nicht nur, weil der Kontakt irgendwann weniger wurde, sondern auch weil es keine Gemeinsamkeiten mehr gibt, weil Weltanschauungen sich verändert haben. Die Freunde, die ich in Europa habe, habe ich alle im Ausland kennengelernt und zu denen halte ich auch weiterhin Kontakt.
Was die Familie angeht, gebe ich Tim Recht, mir wäre auch lieber meine nahen Verwandten häufiger zu sehen und ihnen die Gelegenheit geben meinen Sohn zu sehen.
Aber ich habe aus rein egoistischen Gründen, die Entscheidung getroffen im Ausland zu leben, weil ich hier einfach glücklicher bin.
@Oli: Schön, dass sich Deine „Vorkehrungen“ gelohnt haben. Ich halte die für absolut sinnvoll.
@Sebastian: Interessante Einsichten von Dir als Ausgewandertem. Kannte ich ja schon, aber die meisten Leser hier sicher noch nicht.
Genau das denke ich auch: Wir verändern uns, die Daheimgebliebenen verändern sich ebenso. Aber weil wir völlig unterschiedlich Leben, verändern wir uns in verschiedene Richtungen.
Ich habe mich jedes Mal (ich habe zwei Jahre in Frankreich gelebt und jetzt die Weltreise) auf das Nachhausekommen gefreut. Ich hatte den Eindruck, dass Dinge von Früher so etwas wie Stabilität und Vertrautheit geben, selbst wenn sie sich verändert haben.
Das habe ich dann auch auf Weltreise manchmal gemerkt; Der subtile Wunsch nach Bekanntem, nach Routinen, dem gewohnten Umfeld und alten Freunden und Familie. Vermutlich fühlt sich deswegen das Nachhausekommen so schön an und deswegen kann ich dir auch zustimmen: Komme immer wieder (mal) nach Hause und vergess auch auf der Reise dein Zuhause nicht.
Mein Mann und ich planen auch gerade eine Weltreise mit unbestimmter Dauer. Und ich mache mir ehrlich gesagt keine Gedanken darüber, ob meine Heimat auf mich wartet. Das mache ich jetzt ja auch nicht. Denn „Zuhause ist da wo dein Herz ist!“ Ich wohne schon seit ich bei meinen Eltern ausgezogen bin relativ weit weg. Zwar innerhalb Deutschlands, aber 500 km überwindet man auch nicht gerade mal so im Vorbeigehen. Da bin ich es gewohnt, ganz bewusst meine Besuche in der Heimat zu koordinieren und zu genießen! Und das funktioniert meiner Erfahrung nach mitunter besser, als wenn man sich wie selbstverständlich täglich sehen könnte. Ja, 500 km mit dem Zug sind leichter zu überwinden als 5000 km mit dem Flugzeug, aber das ist letztendlich alles eine Frage der Organisation.
Und der Einstellung. Denn es ist egal, wo ich bin oder lebe, jede Beziehung, die man hat, ob zu Freunden oder Familie, muss man pflegen. Man muss sich bemühen und darf sie nicht als selbstverständlich hinnehmen. Dabei spielen Entfernungen keine Rolle. Auch wenn ich nebenan wohne, kann ich mich in eine ganz andere Richtung entwickeln und Freunde „verlieren“. (Wobei ich das eher als „loslassen“ empfinde.) Die Menschen, auf die es ankommt, werden mich auch willkommen heißen, wenn ich auf unbestimmte Zeit in der Welt unterwegs bin.
Da stimme ich dem zu, was Oli geschrieben hat.
Abgesehen davon werde auch ich zwischendrin Heimweh haben. Aber Gott sei Dank zwingt mich ja niemand zu reisen. Wenn ich mich also unterwegs so gar nicht zuhause und wohl fühle, dann geht es halt wieder zurück!
Hi Steffi,
zum Thema Heimat gibt es vielleicht so viele Einstellungen wie es Menschen gibt, deshalb möchte ich auf Eure Kommentare auch gar nicht für oder wider argumentieren.
In diesem Artikel teile ich meine eigenen Erfahrungen nach mehr als einem Jahr des Reisens. Was ihr als Leser damit anfangt, ist ohnehin sehr individuell :)
Viele Grüße
Patrick
Hallo Patrick. Ich finde es interessant, dass du mal diesen Aspekt ansprichst, der mit längeren Reisen verbunden ist. Ich konnte da ähnliche Erfahrungen sammeln und habe gemerkt, dass es neben all den spannenden Erlebnissen, die beispielsweise eine Weltreise oder ein längerer Auslandsaufenthalt mit sich bringen, doch auch unglaublich wichtig ist, einen Ort und vorallem Menschen zu haben, zu denen man wieder zurückkehren kann und möchte. LG, Neylaa
Hi,
ich finde deinen Beitrag wirklich wichtig. Bin nur zufällig auf deinem Blog gelandet und finde mich in einer sehr ähnlichen Situation, wie du sie hier beschreibst…
Man sollte die von dir aufgeführten Gegebenheiten wirklich bedenken und nicht einfach ignorieren.
Ich spreche da (leider) aus Erfahrung.
Ich war 2 1/2 Jahre am Stück weg nur um nach 3 Monaten in Deutschland wieder für ein halbes Jahr abzuhauen.
Nachdem man die Schule verlässt verteilt sich das alte Umfeld (Freunde, Bekannte, etc.) sowieso schon in ganz Deutschland (oder der Welt) und es bleiben eigentlich nur noch relativ wenig Leute über. Wenn man diese dann auch noch vernachlässigt brechen Kontakte sehr schnell ab oder man verliert Freunde sogar ganz. Es unterscheidet einen nach so einer Erfahrung dann auch einiges von seinem alten Umfeld…
Diese „verlorenen“ Freundschaften dann wieder aufzubauen ist nicht ganz einfach, da man die Basis nach so einer langen Zeit erst langsam wieder schaffen muss, denn oft hat man der Freundschaft genau diese Basis (durch die lange Abwesenheit und den komplett anderen Lebensstil) entzogen.
Für viele Außenstehende ist der Wunsch immer fern ab der Heimat unterwegs zu sein auch sehr schwer nachvollziehbar was die ganze Sache dann natürlich zusätzlich verkompliziert :(
Hallo Flo,
danke für Deinen wertvollen Beitrag. Auch wenn das alles nicht auf jeden Menschen zutreffen mag, unterstreicht Deine Erfahrung jedoch, was ich mit diesem Artikel ausdrücken wollte.
Viele Grüße,
Patrick
Also ich finde noch da muss jeder für sich eine Lösung finden. Gutes Tun kann man überall und jedem. Sogar jeden Tag. Das müssen nicht zwingend Kinder sein.
Manche Leute sind genau der Typ für ein Leben ohne Halt, andere eben nicht. Kann man nur ausprobieren. Oder: Muss ja nicht immer entweder oder sein sondern Halb/Halb geht ja auch ;). Glaub macht schon Unterschied ob man komplett ohne Wohnung ist oder eine Base hat die man z.B. untervermietet.
Werden die alten Schul- und Unifreunde oder Saufkumpane nicht ein wenig überschätzt? Außer dem gleichen Jahrgang und das selbe Fach hat man ja oft nicht viel gemeinsam. Spätestens dann nicht, wenn man auf Reisen Erfahrungen sammelt, die einen ja zwangsläufig verändern.
Ich würde sogar sagen dass Deutschland überschätzt wird. Nur weil ich dort geboren wurde heißt ja net, dass ich dort auch leben und sterben will. Bei der Geburt hatte ich keine Wahl, jetzt habe ich eine Wahl und da schauts momentan schlecht aus für das Land mit den Jahreszeiten.
Wenn ich in Deutschland bin, versuche ich trotzdem jedes Mal meine alten Schafkopfrunden zu reaktivieren und so viele Freunde zu besuchen wie möglich. Das sind aber mittlerweile auch Freunde, die ich auf Reisen kennengelernt habe und die sind nicht mehr oder weniger wichtig.
Hey Florian,
ich habe eine Reihe von Freunden, die ich in den letzten Jahren gewonnen habe, also weit nach meiner Unizeit. Es wäre schon mehr als schade, die zu verlieren.
Und gerade weil wir uns durch das viele Reisen in eine andere Richtung entwickeln, finde ich es umso wichtiger, den Anschluss nicht zu verlieren.
Irgendwann will ich womöglich nicht mehr reisen und dann wäre es umso blöder, nur noch „Reisefreunde“ zu haben.
Und ich finde Deutschland klasse :-)
Naja, das kommt dann wohl auf Deine persönliche Situation an. Da lässt sich jetzt nur noch mein Lieblingszitat anbringen:
„Everyone generalizes from one example. At least, I do.“
Steven Brust
http://lesswrong.com/lw/dr/generalizing_from_one_example/
Hallo Patrick,
„Vergiss nicht wo Du herkomst“ – in meinem Falle mache ich das in der Tat nicht, aber das heisst nicht, dass ich die Region, aus der ich komme, als „Heimat“ empfinde.
Ich gehöre zu den Leuten, die „keine Heimat“ haben, da sie im Leben (zu?) viel umgezogen sind. Ich habe in 13 Wohnungen/Häusern gelebt, lebe seit Mai 1996 nicht mehr in Deutschland und lebe/arbeite jetzt im sechsten Land (zur Zeit „im Westen“ = Brüssel).
„Vergiss nicht wo Du herkomst“ – mache ich nicht, gehöre aber auch nicht mehr dazu (in meinem Falle Norddeutschland, die Gegend zwischen HH und HL).
Wie weiter oben (Florian) schon gesagt, wir haben keine Wahl bei der Geburt (Familie und Ort), aber sobald wir „erwachsen“ sind, können wir wählen; nicht alle machen das, aber es gibt wenigstens die Möglichkeit.
Hallo Patrick,
ich stimme dir zu und wiederum auch nicht. Ich bin selbst mit 17 von zuhause ausgezogen und habe meine Ausbildung am andern Ende von Deutschland gemacht, fernab von Familie und Freunden. Bei der Familie ist das alles leichter man lebt sich nicht auseinander sondern versucht nur das Heimweh zu mildern. Ich war die ersten Jahre so 3-4 mal im Jahr zu Hause und habe viel Zeit mit Freunden verbracht, um diese Freundschaften aufrecht zu erhalten, allerdings merkt ich auch das wir uns über die Zeit immer mehr auseinander lebten. Jeder baut sich etwas auf und entwickelt sich weiter. So wurden auch die Besuche von mir immer weniger und die letzten Jahre, war ich gerade mal noch 1-2 mal „zuhause“ wenn überhaupt. Neue Gegend, neue Kontakte, neue Freundschaften, so ist das nun einmal, finde ich. Niemand versichert mir wenn ich nach „Hause“ komme, dass meine Freunde dann noch da sind und nicht selber neue Wege gegangen sind. Kontakte zu Menschen die, die Zeit überdauern bewundere ich sehr, heutzutage ist das nicht leicht. Freundschaften sind wichtig und geben einen Sicherheit aber deswegen möchten nicht auf eine Langzeitreise verzichten. Naiv find ich das nicht, vielleicht etwas egoistisch. Das wären mal meine Gedanken zum Thema Herkunft.
Viele Grüße
Flo
Hey Flo,
danke für Deinen Kommentar!
Ich finde es ja nicht naiv, auf Langzeitreise zu gehen. Sondern zu glauben, dass alle zuhause warten und danach alles sei wie vorher. Das klappt auf Dauer glaube ich nicht.
Viele Grüße
Patrick
Eine interessante Sichtweise, in vielen Punkten kann ich das auch nachvollziehen. Denn seien wir doch ehrlich, das Reisen, bei all den Erfahrungen oder sogar Erleuchtungen, die es mit sich bringt, zerreißt einen innerlich. Wer einmal angefangen hat, den wird es immer wieder in die Welt hinaus ziehen und der kann nie wieder die Erfahrung machen, an einem Ort wirklich alles zu haben, was er braucht, weil geliebte Menschen über die ganze Welt verteilt sind.
Ich persönlich möchte nicht, dass diese Zerrissenheit mein gesamtes Leben in Anspruch nimmt. Aber ich bin auch zu melancholisch um die romantisch verklärte Idee von mir als „ewig heimatlose Reisende“ ohne Schmerz Betrachten zu können.
Es bleibt jedenfalls abzuwägen, ob die Freundschaften, welche die Distanz und Veränderung nicht überstehen, wirklich erhaltenswert sind. Bekannte sind austauschbar, wahre Freundschaften nicht. Da lohnt es sich, Energie hineinzustecken, aber der Unterschied besteht wohl darin, dass es sich dann nicht wie Arbeit oder Verzicht anfühlt, sondern wie eine Bereicherung. Natürlich verschwinden Kontakte, Reisen ohne Rückticket ist ja eher so wie auswandern. Nur dass man nicht irgendwo woanders angekommen ist.
Hallo Maren,
ich denke, jede noch so gute Freundschaft schläft irgendwann ein, wenn sie nicht gepflegt wird und das geht von unterwegs beim Dauerreisen kaum.
Daher suche ich mir nun wieder eine Basis, in der ich viel Zeit verbringe und immer wieder zurückkehren kann.
Beste Grüße,
Patrick