Zwei Monate war ich in Australien und habe es nicht zu Ayers Rock geschafft. Diese Lücke schließt nun Carina für mich. Sie hat in den 14 Monaten ihrer Weltreise nicht nur Australien und all seine Vorzüge lieben gelernt. Auch das Reisen an sich hat sie süchtig gemacht und so schreibt sie nun auf Pink Compass über ihre Erfahrungen und gibt Tipps und Anregungen zum Reisen! Doch bevor Du Dich in ihrem Blog verlierst, lies doch erstmal ihren Gastbeitrag zum Uluru.
Carina vor den Kata Tjuta
Als ich meinen Reiseplan für Australien aufgestellt habe, stand der Uluru nicht darauf. Ich hatte ein Jahr vor mir, genug um (fast) alle Ecken Australiens sehen zu können. Aber für diesen roten Berg inmitten des Outbacks, mindestens 400km von jeder Großstadt entfernt, interessierte ich mich nicht besonders.
Der klassische Reisplan Sydney-Ostküste-Uluru und ab nach Hause kam für mich nicht in Frage. Und der Uluru, oder Ayers Rock wie er auch noch häufig genannt wird, war für mich nur ein typischer Touristen-Ort, an den eben jeder fährt um ein Foto bei Sonnenauf- oder -untergang mit sich darauf zu schießen und sagen zu können: Ich war da!
Und dann vergingen die ersten Monate meiner Australien-Reise und ich bekam mehr und mehr ein Gefühl und ein Verständnis dafür, was für eine Anziehungskraft dieser Berg tatsächlich hat…
Ich weiß nicht ob Du mal die Geschichte des Ulurus gehört oder gelesen hast, also lass mich sie Dir ganz kurz erzählen:
Die schlafende Regenbogenschlange
Die Geschichte der mächtigen Regenbogenschlange
Bevor die Engländer beschlossen Australien zu einem Ablageplatz für ihre unerwünschten Häftlinge zu machen, gehörte dieses Land einem kleinen Volk, den Aborigines. Zu dieser Zeit war das Volk gar nicht mal so klein, aber doch eben klein genug um von den Engländern und nachströmenden Ansiedlern nach und nach verdrängt zu werden.
Nun ja, eben dieses Volk hatte seine Geschichte. Seinen Mythos. Seinen Glauben. So wie Christen an Gott und Jesus glauben, die Muslimen an Mohammed, so glauben die Aborigines an die Traumzeit und ihre Wesen. Die Traumzeit ist in ihrem Glauben so etwas wie die Entstehungszeit der Welt.
Und eben zu dieser Zeit gab es eine Naturgewalt in Form einer Riesenschlange. Der Regenbogenschlange. Sie schlängelte sich über die gesamte Erde und schuf mit ihrem massigen Körper Täler, Berge und Flüsse.
Und als die Erde geformt war, ringelte sie sich zusammen und erstarrte zu Stein. Dem Uluru.
Der Weg zum Heiligen Berg
Vibriert er? Summt er? Fühlt er sich besonders an?
Du fragst Dich jetzt vielleicht warum ich dir diese Geschichte erzähle, die eigentlich eher wie eine Gute-Nacht-Geschichte klingt, als der Grundstock des Glaubens eines ganzen Volkes.
Ganz einfach. Diese Geschichten sind der Schlüssel zu Australien. Und die Geschichte des Ulurus ist eine der wichtigsten davon. Sie variieren stark, je nachdem von wem man sie hört oder wo man sie liest. Aber da niemand sie je aufgeschrieben hat, bleiben sie eben nur durch Weitererzählen am Leben.
Bevor Du also den Heiligen Berg von Deiner Liste streichst und ihn als Touristenattraktion abtust, so wie ich es anfänglich getan habe, gib Dir etwas Zeit in Australien, wenn Du sie hast. Und versuche neben all der Modernität die heute in Städten wie Melbourne und Sydney herrscht, auch ein wenig ein Gefühl und einen Eindruck für die Geschichte des Landes und ihrem indigenen Volk zu bekommen.
Lass Dich nicht zu sehr von den Aussagen der Australier über die Aborigines leiten und sei generell vorsichtig, bevor Du einen Australier danach fragst. Das ist immer noch ein heikles Thema.
Wenn Du dann mehr und mehr der Geschichten hörst über Vorfahren, Geisterwesen und Götter der Traumzeit, dann bekommst Du vielleicht ähnlich wie ich, das Verlangen diesen Heiligen Berg zu besuchen. Ihn von Nahem zu sehen und heimlich, ohne das es jemand mitbekommt, seinen roten Stein zu berühren um zu fühlen ob da vielleicht nicht doch etwas von der Magie enthalten ist, an die die Urbewohner Australiens so fest glauben…
Der Klettersteig des Uluru
Eine Frage des Respekts
Jeder von uns kennt einen Ort der auf die eine oder andere Weise „heilig“ für uns ist. Nun stell Dir vor, jemand mit einer dicken Kamera um den Hals würde diesen Ort betreten, laut herumgröhlen, alles anfassen ohne gefragt zu haben, vielleicht noch Müll hinter sich fallen lassen und dann wieder gehen ohne sich noch einmal umzuschauen.
So ähnlich empfinden es die Aborigines wenn Du ihren Heiligen Berg besteigst.
Als Die Engländer die Oberhand über das indigene Volk erlangten, nahmen sie ihnen auch ihr Land und alle Heiligtümer darauf. Erst 1985 wurde ihnen ein Teil davon zurückgegeben, darunter das Land auf dem sich der Uluru befindet.
Was die wenigsten Besucher wissen: Man hat ihnen das Land unter der Bedingung zurückgegeben, es für 99 Jahre als Pachtland nutzen zu dürfen, Touristen dort hinbringen zu können und den Heiligen Berg als genau die Touristenattraktion zu verkaufen, als den ihn jeder Unwissende (wie ich damals) nun ansieht.
Deshalb konnten die Aborigines auch nichts daran ändern, als an einer Seite ein Klettersteig angebracht wurde um den Touristen den unvergleichlichen Ausblick von oben zu ermöglichen.
Was leider noch viel weniger Menschen wissen, ist dass die Aborigines ausdrücklich darum bitten, davon abzusehen den Berg zu besteigen. Nicht nur deshalb, weil es ein Heiligtum ist und keine Kletterburg. Auch nicht nur deshalb weil sie glauben, dass sich immer noch Geister vergangener Traumzeitwesen oben auf dem Berg befinden, die nicht gestört werden sollen.
Überraschenderweise gehen ihre Gründe viel tiefer als man zunächst denken mag: Auf dem Klettersteig sind in den vergangenen Jahren immer wieder Menschen verletzt worden oder sogar verunglückt. Jedes Mal wenn sich ein Mensch dort verletzt, stürzt es die Aborigines in große Trauer darüber, dass auf ihrem Heiligen Berg ein Mensch zu Schaden gekommen ist. Sie verbringen dann Tage damit eben diesen unvernünftigen, ignoranten oder vielleicht einfach unwissenden Touristen in verschiedensten Zeremonien zu betrauern.
Der Uluru kurz vor Sonnenuntergang
Und nun sag Du es mir…
Hast Du nun das Bedürfnis diesen Berg zu besuchen? Ihn zu betasten und Dir die Geschichten der Aborigines aus erster Hand erzählen zu lassen? Davor zu stehen und ihn zu bewundern, nicht für die Farben die er entwickelt wenn die Sonne untergeht, sondern wegen der Geschichte, die ihn umgibt? Sag Du es mir!
Meine Antwort zum Ayers Rock findest Du auf meinem Blog. ;-)
Viele Grüsse
Frances
Hallo Patrick (und Carina),
Ich finde die Frage kann man nicht pauschal beantworten. Ausserdem teilt sie sich in zwei Fragen:
1) Muss ich zum Uluru?
2) Muss ich auf den Uluru steigen?
Für mich war die erste Frage leicht zu beantworten, da ich auf jeden Fall zum Uluru wollte. Dafür war ich aber ab Darwin mit meinem eigenen Van mehrere Monate unterwegs, da ich auf dem Weg noch auf Farmen gearbeitet habe. Als ich dann nach einer Ewigkeit und tagelangen Fahrten durch die Wüste angekommen bin war das Gefühl unbeschreiblich. Nicht weil der Uluru so toll ist oder als ultimatives Touristenziel gilt, sondern weil das Ziel der letzten Wochen endlich am Horizont erschienen ist. Ich glaube wäre ich hin geflogen, mit einer Tour rausgefahren und wieder weg geflogen, so wäre der Uluru für mich völlig uninteressant gewesen.
Zur zweiten Frage kann ich sagen, dass ich nicht auf den Uluru gesteigen bin. Das lag allerdings daran, dass der Aufgang an meinem ersten Tag gesperrt war. „Cultural Reasons“ hieß es, es wurde nämlich an diesem Tag ein verstorbener Ureinwohner betrauert. Neues Ziel war also die Tourist Information an der ich erfahren habe, dass die Ureinwohner es generell vermeiden wollen, dass der Fels bestiegen wird (ausserdem wurden bereits 35 Todesfälle bei den Besteigungen gezählt). Da kommt noch hinzu, dass ich von den meisten Reisenden bisher gehört habe, dass der Gipfel an sich uninteressant ist. Ich bin in den nächsten Tagen also nicht auf den Uluru gestiegen.
Meine Empfehlung für einen Besuch ist allerdings einmal drumherum zu laufen. Es gibt zahlreiche Hinweisschilder auf dem Weg und man bekommt einen guten Eindruck der Größe. Ausserdem hatte ich damit das Gefühl einer der wenigen zu sein, die den Weg auf sich nehmen, da die meisten nur die Besteigung machen wollen %-)
Viel Spaß beim Spaziergang ;-)
Gruß Markus
Der Tipp mit dem Drumherum laufen, ist super – ein um Welten tiefer gehender Eindruck als das dämliche Besteigen! Wenn man dann noch in Begleitung eine/s/r Native/s ist, erfährt man auch einiges mehr über diesen ‚Heiligen Berg‘.
z.B. daß erst 1985 den Eingeborenen das ganze Gebiet rund um den Uluru (und die Kata Tjuta-Berge, früher die ‚Olgas’) vom australischen Staat zurück gegeben wurden, daß damit die Verpflichtung verbunden war, das Ganze mit sofortiger Wirkung an Australien auf 99 weitere Jahre als Nationalpark zu verpachten. Im Pachtvertrag ist festgehalten „dass alle Teile des Parks jederzeit zugänglich sein müssen“. Das ist der Grund, dass die Besteigung des roten Felsens von den Eingeborenen nicht verboten werden kann – und der Staat spricht das Verbot nicht explizit aus! Die einheimischen Guides, die Touren auf den Berg anbieten, gehören nicht zu den dort beheimateten Stämmen – keiner von denen würde den Berg jemals betreten oder gar Stammesfremde hinauf führen! Es gibt ein paar Bereiche des Berges, die für zeremonielle Zwecke (meist von Frauen) genutzt werden können – alle anderen Bereiche sind absolut ‚tabu’! Rund um den Berg gibt es kleine Gebiete, die eingezäunt sind und nicht mehr betreten werden können. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch der Aufstieg verboten wird – die Aborigines kämpfen vehement darum!
Auch der alte Name ‚Ayers Rock‘ sollte vermieden werden, war doch Sir Henry Ayers nicht zimperlich in der Ausbeutung der Aborigines zu seiner Regierungszeit.
Hallo Christine,
spannende Hintergrundinformationen. Danke dafür!
Hallo,
ich war 2008 auf einer (mehr oder weniger) selbst organisierten Australien-Rundreise und ein Besuch des Uluru stand zunächst auch nicht auf meinem Programm, doch als ein Freund meinte, dass eine Australienreise ohne Uluru nicht komplett sei, änderte ich das Programm und das war eine sehr gute Entscheidung. Ich kam mit einer sehr kleinen Reisegruppe dort an und als wir ganz früh am nächsten Morgen noch einmal zum Berg kamen, ging jeder für sich eine komplette Runde um den Berg und ich muss gestehen, dass es sogar für mich meistens eher rationalen und nüchternen Menschen ein faszinierendes Erlebnis war. Keiner aus unserer Gruppe hatte nach dem Rundgang den Wunsch den Berg zu besteigen und jeder hatte sich an die diversen Fotografierverbote während der Runde gehalten. Sollte ich noch einmal nach Australien kommen, werde ich den Uluru mit Sicherheit noch einmal besuchen.
Hallo ihr beiden,
auch wir waren zu Beginn skeptisch. Unsere Erwartungen: Touristenmassen und Abzocke.
Warum wir letztlich doch zum Uluru gereist sind? Ganz unter uns gesagt, er lag quasi auf dem Weg. Wir fuhren von Darwin nach Adelaide und verbrachten eine wunderschöne Woche in den West MacDonnell Ranges. Von da aus ging es zum Kings Canyon, tja und dann? Auf zum Uluru. Wenn man schon mal da ist, dachten wir.
Unser Fazit ist dann allerdings sehr positiv ausgefallen. Der Nationalpark, vor allem die nahe liegenden Kata Tjuta, sind wunderschön. Man kann herrliche Wanderungen unternehmen und läuft tatsächlich gar nicht sooo vielen Touristen über den Weg.
Man sollte es sich eben einfach selber anschauen und dann kann man sich eine Meinung bilden.
Ganz liebe Grüße,
Nicki
http://www.simplicity-leben-reisen-sein.de
Den Uluru sollte man sich schon mal angesehen haben, wenn man Urlaub oder eine Sprachreise in Australien macht. Da auch so viele für ein Work and Travel in Australien sind, finde ich, dass einfach dabei auch die klassischen Touristenattraktionen ein Muss sind, besonders bei Sprachreise und Co. ;)
Patrick, wir waren für 9 Monate in Down Under mit dem eigenen Wohnmobil unterwegs. Geplant waren eigentlich 4 Jahre, aber nach 9 Monaten war der Kopf so voll, dass nichts mehr reingepasst hat. In den 9 Monaten haben wir gerade einmal die Strecke Brisbane bis Perth geschafft, immer schön langsam an der Küste entlang mit vielen Abstechern ins Hinterland. Aber 1000 km von Adelaide zu Uluru waren uns zu viel. Wir haben Australien in toller Erinnerung auch ohne Uluru und bedauern es auch nicht ihn nicht gesehen zu haben.
Sind gerade dabei Südafrika zu planen und haben viele wertvolle Tipps auf Deiner Seite gefunden. Herzlichen Dank für Deinen Blog!
Liebe Grüße
Gerti & Klaus