Reisen macht mir viel Freude, ich habe eine gute Zeit. Viele Menschen werden instinktiv neidisch, wenn sie von meiner unbeschwerten Langzeitreise hören. Dabei muss ich unterwegs auf einiges verzichten. Dinge, die uns allen im Laufe der Jahre wichtig geworden sind. Doch nun frage ich mich, wie wichtig die wirklich sind.
In den letzten Monaten habe ich mich immer wieder mit dem Minimalismus auseinandergesetzt. Bereits vor dieser Reise kannte ich dieses Konzept und fand es eine nette Idee. Doch mit dem Reisen wuchs der Wunsch, mit weniger zu leben und zwar mit weniger Zeug, weniger unproduktiver Arbeit, weniger Zeitverschwendung, weniger Pflichten, Ängsten, Sorgen und Schuldgefühlen.
Unser Besitz, unser Komfort, die Art, wie wir unsere Zeit verbringen und die Informationsflut, der wir uns aussetzen, halten uns von dem ab, was wir eigentlich wollen. Wir verschwenden unser Geld und unsere Zeit und nehmen uns dadurch unsere Freiheit. Das Ergebnis: Keine Zeit, kein Geld, keine Zufriedenheit.
Das zu ändern, darum geht es beim Minimalismus und das Reisen hat mich dem ein Stück näher gebracht.
Weniger Zeug
Ich bin noch nie ein Freund davon gewesen, mich mit Dingen zuzumüllen. Und trotzdem hat sich über die Jahre einiges angesammelt. Je mehr Geld ich verdiene, desto mehr kaufe ich und je größer meine Wohnung ist, desto mehr stelle ich hinein.
Bei meiner Wohnungsauflösung habe ich gemerkt, wie viel Zeug ich tatsächlich habe und, dass ich vieles davon gar nicht brauche. Und so ist eine Menge bei eBay, Amazon oder auf dem Müll gelandet.
Auf Reisen muss ich mich von Beginn an einschränken, denn ich habe nur begrenzt Platz. Jedes Gepäckstück und jedes Kilogramm muss ich letztendlich monatelang um die halbe Welt schleppen. Da überlege ich mir mehrmals, was genau ich brauche. Und auch wenn ich immer noch einen Tick zu viel dabei habe, so habe ich mich stark eingeschränkt.
Wer zum ersten Mal eine Rucksackreise unternimmt, wird schnell feststellen: Es geht auch mit wenig Zeug. Ich habe kaum einmal das Verlangen nach etwas, das nicht in meinem Rucksack steckt. Ich trage ständig die gleiche Kleidung und das stört mich nicht. Bei der nächsten Reise kann ich sogar noch das eine oder andere einsparen.
Ich bin kein Stück unglücklicher mit meinem wenigen Gepäck. Im Gegenteil: Ich habe mich eingeschränkt und dadurch wird das Reisen leichter. Ich kaufe unterwegs auch nichts dazu. Mit Souveniren weiß ich ohnehin nichts anzufangen. Das meiste liegt später nur herum. Außerdem müsste ich es nach Hause schicken und das macht etwas Mühe. Ich bin einfach freier, wenn ich nichts kaufe.
Und damit ist nicht Schluss, denn diese Idee lässt sich auch auf das Leben zuhause übertragen. All die Dinge, die ich besitze, schränken mich ein. Jede Entscheidung für eine lange Reise, jeder Umzug wird schwerer, je mehr Zeug ich habe.
Mir gefällt der Gedanke, auch nach meiner Rückkehr ortsunabhängig zu arbeiten und mal hier, mal dort zu sein. Vielleicht brauche ich nicht einmal eine permanente Wohnung? Doch dann ist all das Zeug nur Ballast und muss weg.
Ich freue mich schon darauf, nach meiner Rückkehr weiter ausmisten zu können. Alles, was auf dem Dachboden meiner Eltern herumliegt, habe ich neun Monate lang nicht gebraucht. Vielleicht brauche ich das meiste also überhaupt nicht? Vieles davon ist nice to have. Aber vor allem nice to have oder just in case schränken uns ein. Ein echter Minimalist (der ich nicht bin) besitzt nur Dinge, die er tatsächlich regelmäßig benutzt.
Weniger Komfort
Was sind wir doch für bequeme Menschen geworden. Da nehme ich mich überhaupt nicht aus. Ich bin sogar Mr. Convenience!
Aber Komfort geht ins Geld. Das gilt zuhause, aber genauso auf Reisen.
Ein Snack im Convenience Store ist teurer als im Supermarkt, ein Hotel teurer als ein Hostel, ein Inlandsflug teurer als eine lange Busfahrt. Nach neun Monaten summiert sich das alles zu horrenden Beträgen, zumal ich die Hälfte der Reisezeit in westlichen Ländern verbringe.
Mit der Zeit habe ich meinen Komfort heruntergefahren. Habe ich in den USA noch fast jede Nacht in Hotels und Motels verbracht, leiste ich mir diesen Luxus in Australien und Neuseeland kaum noch.
Anstatt eines gemütlichen Motelzimmers gibt es Campingplätze und Schlafsäle. Oft sind die Unterkünfte nicht gerade glänzend schön, sondern abgewohnt und auch unbequem. Anstatt eines gemütlichen Sofas findet sich vielleicht nur eine Holzbank oder ein Stuhl oder nur ein Bett oder ein Zelt.
Auch der Transport ist nicht immer bequem. Flüge buche ich immer möglichst billig, auch wenn das eine unmögliche Abflug- oder Ankunftszeit mit sich bringt oder einen Umstieg mehr erfordert, während ich das gleiche unbeschwerter für ein paar Hundert Euro mehr haben könnte.
Im Inland nehme ich zudem nicht immer Inlandsflüge mit, sondern häufiger hält ein Bus her, der zwar die fünffache Zeit benötigt, aber auch nur einen Bruchteil des Preises kostet.
„Travel is only glamorous in retrospect“ (Paul Theroux)
Und dann wäre da noch das Essen: Ich gehe mittlerweile nur wenig auswärts essen, da es in Australien und Neuseeland zu sehr ins Geld geht. Dann wird es eben etwas aus dem Supermarkt. Dieser Komfortverlust tut mir wahrscheinlich am meisten weh.
Das Leben unterwegs ist also relativ schlicht und das macht es oft auch anstrengend. Wie das o.g. Zitat schon sagt: Reisen ist nur im Rückblick glamourös. All das schreibe ich nicht, um zu jammern, sondern um ein Argument anzubringen: Ein bisschen Komfortverzicht setzt Budget frei, das man in etwas investieren kann, das man wirklich machen will (z.B. länger reisen).
Dabei möchte ich gern zugeben, dass ich immer noch recht luxuriös reise. Immerhin leiste ich mir einen Mietwagen in Australien und Neuseeland. Aber hey, ich bin 30, da ist es schon schwerer, die Bequemlichkeitsuhr zurückzudrehen ;-)
Weniger Informationen
Vor einiger Zeit bin ich einmal unzufrieden mit meinem Allgemeinwissen gewesen. Um etwas dagegen zu tun, habe ich mir in allen Browsern (Laptop, Smartphone, Tablet) eine Allgemeinwissen-Lesezeichenliste erstellt, die ich für einige Wochen täglich gelesen habe. Alles rund um Politik, Wirtschaft, Sport, Wissenschaft, Reisen, Klatsch & mehr. Das hat ziemlich viel Zeit gekostet.
Heute weiß ich, dass das unsinnig war. Wir haben ohnehin viel zu viele Informationen in der Welt. Mehr, als wir jemals aufnehmen und verarbeiten könnten. Aber vor allem mehr, als wir jemals gebrauchen könnten.
Neuigkeiten aus aller Welt sind ständig verfügbar, ob über TV, Websites, abonnierten Zeitschriften oder in sozialen Netzwerken. Es ist mehr als wir lesen können. Ich will auch gar nicht über Tausende Dinge ein bisschen Bescheid wissen, nur um beim nächsten Small Talk mit einem Fetzen Wissen zu glänzen.
Auf Reisen bin ich etwas weiter weg von den Dingen. Natürlich ist man heute nicht mehr so abgeschnitten, wie es früher einmal gewesen sein muss. Mit der ständigen Wifi-Verfügbarkeit und dem Arbeiten unterwegs, bin ich natürlich informiert. Aber weniger als vorher.
Ich empfange keine abonnierten Magazine mehr und setze mich dadurch nicht selbst dem Stress aus, die bezahlte Abogebühr „abzulesen“.
Aber auch Nachrichten Websites lese ich weniger oft und weniger intensiv. Was habt ihr in Deutschland allein in den letzten Wochen nicht an „Skandalen“ durchlitten? Plagiate (immer noch), Steinbrück, Pferdefleisch, Amazon, Sexismus und dann werden auch noch Meteoriten die Erde zerstören. Das interessiert mich alles nicht und auch für die Mehrheit der Menschen dieser Welt hat das alles keinerlei Bedeutung. Jeder hat seine eigenen Probleme.
Und ich weiß bis heute nicht, was der Harlem Shake ist und habe das Gefühl, dass das auch in Ordnung ist.
Ohne diesen Überfluss an Informationen kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und mir überlegen, was ich eigentlich will. Das ist wesentlich leichter wenn die ganzen Nebengeräusche abgeschaltet sind. Das heißt auch, bewusst entscheiden zu können, was ich tatsächlich wissen und lernen will oder was mich nur von meinen Zielen ablenkt.
Weniger machen
Ich lehne mich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass sich die meisten Menschen in unserer westlichen Gesellschaft heute gestresst fühlen und vor allem fühlen sie sich so, als seien sie dem machtlos ausgeliefert. Das ist natürlich Quatsch. Stress ist immer selbst auferlegt und wir können uns dagegen entscheiden (ich sage nicht, dass es leicht ist).
Wir machen einfach viel zu viel, wollen an allem teilhaben, keine Chancen verpassen, es jedem recht machen und stehen dadurch ständig unter Strom. Dabei müssen wir viele Dinge gar nicht tun. Wir müssen uns einfach nur dagegen entscheiden und entsprechend handeln. Das heißt aber auch, Verzicht zu üben, nicht auf jeder Hochzeit zu tanzen und einmal nicht mitreden zu können. Dafür können wir unsere Zeit für Dinge aufwenden, die wir wirklich wollen (z.B. reisen).
Unterwegs ist das Leben etwas ruhiger, einen Gang heruntergeschaltet – solange man das zulässt. Ich muss auch auf ein paar Dinge verzichten. Egal wie lange ich mich in einem Land aufhalte, ich werde nie alles sehen und erleben können. Gleichzeitig macht es auch keinen Sinn, so viele Länder wie möglich mitzunehmen. Vielmehr vertraue ich darauf, dass es eine nächste Reise geben wird.
Das weniger machen, bezieht sich jedoch nicht nur darauf, weniger intensiv zu reisen. Ich arbeite unterwegs ja auch etwas oder schreibe diesen Blog und das ist mir immer eine willkommene Abwechslung. Allerdings ist es so wie in jedem Business: Ich könnte immer noch mehr machen. Ich muss jedes mal entscheiden, wie wichtig eine Aufgabe wirklich ist. Das muss natürlich jeder machen, doch meine Frage ist nicht mehr: Aufgabe A oder Aufgabe B? Sondern Aufgabe A oder ein Reiseerlebnis?
Ich hoffe, dass ich diese Einstellung mit nach Hause nehmen kann, denn oft muss Aufgabe B überhaupt nicht gemacht werden und wir erledigen sie nur, um uns keine Aufgabe C ausdenken zu müssen. Wenn die Alternative jedoch nicht „mehr unproduktive Arbeit“ heißt, sondern Qualitätszeit, macht die Arbeit auch mehr Spaß.
Fazit
Reisen bringt uns einem einfacheren Leben ein ganzes Stück näher. Es zwingt uns sogar dazu. Vielleicht liebäugelst Du schon länger mit dem Minimalismus, kannst Dich aber nicht dazu durchringen? Dann reise doch mal wieder und lass Dich überzeugen. Du wirst feststellen, dass es auch ohne den ganzen Überfluss geht.
Jetzt geht es auch für mich „nur“ noch daran, das ins „normale Leben“ zu übertragen und die Erkenntnisse nicht auf halbem Wege zu vergessen. Doch ich bin guter Dinge.
Was soll man da sagen außer JA,JA, JA!
Die selben Erfahrungen, die selben Gedanken.
LG Simone
Ein sehr schöner Beitrag, dem ich voll und ganz zu stimmen kann! Ich bin immer noch auf der Suche nach dem perfekten Rucksackinhalt, aber von Reise zu Reise findet man das besser heraus!
Wann hast Du denn vor zurück zu kommen und mit dem Entrümpeln anzufangen? :) Es wäre schön, wenn man sich das „weniger machen“ und „weniger Informationen sammeln“ noch nach der Reise bewahren könnte- leider vergisst man das zu oft wieder. Viele Grüße!
Noch gute sechs Wochen, dann kann das Entrümpeln beginnen.
Ich hoffe, das alles nicht zu vergessen. Vielleicht sollte ich meinen eigenen Artikel wieder und wieder lesen :)
Genieß die letzten Wochen! Und das mit dem Nachlesen ist eine gute Idee ;)
Pingback: Auf Reise: Weniger ist mehr
kann ich nur 100% beifpflichten!! bei meinem roadtrip durch die USA ist mir das auch wieder mal klar geworden!
Ich habe vor zehn Jahren etwas ähnliches durchgemacht, als ich meine ersten zwei oder drei längeren Backpackerreisen unternommen habe. Auch ich hab den Bus genommen statt das Flugzeug, weils billiger war. Aber inzwischen merke ich, dass ich mit zunehmendem Alter mir das nicht mehr leisten kann. Als Student steckte ich mir eine durchgemachte Nacht locker weg. Doch wenn ich heute noch so reisen würde, werde ich krank. Ich hab gemerkt, dass ich einfach keine Lust mehr habe, mich in Bussen auf schlechten Strassen durchrütteln zu lassen, um am Ende 20 Euro zu sparen. Ich bin einmal gespannt, was du in ein paar Jahren sagen wirst…
Hi Oli,
danke für Deinen Kommentar.
Deine Erfahrung kann ich schon ganz gut nachvollziehen. Wegen 20 Euro überlege ich mir auch, wie viel Unbequemlichkeit ich mir zumute.
Es geht mir ja darum, mir nicht sinnlosen Luxus zu leisten, sondern auf unnötige Bequemlichkeit zu verzichten, wenn ich dafür ordentlich sparen kann. Krank und ständig übermüdet sein, ist keine Option ;-)
da kann ich mich ja glücklich schätzen, dass ich Hotels gar nicht mag. Bevorzuge Hostels oder Couchsurfen, wenn Campen ausfallen muss, weil man da nicht nur günstiger bei wegkommt, sondern auch noch besseren Kontakt zu anderen Reisenden oder sogar Einheimischen bekommt. Auch die Wahl des Transportes ist mir „langsamer“ lieber, weil man so eher etwas vom Land mitbekommt, als am sterilen Flughafen. Das ist doch der Grund warum wir reisen, oder etwa nicht? ;)
Viel Spass noch
P.S. Was sind Nachrichten? Ich besitze keinen Fernseher, höre sehr selten Radio und lese noch seltener Zeitung (analog oder digital). Die wirklich wichtigen Nachrichten bekommt man sowieso irgendwann mit und der Rest ist sowieso nur Ablenkung vom Wesentlichen.
P.P.S. und denoch bin ich auch noch weit von einem Minimalistendasein entfernt…
Hallo Kami,
klingt, als seist Du auf einem guten Weg :)
Grüße
Patrick
Hi Patrick,
vielen Dank für deine Gedanken zum Reisen, fand ich sehr interessant und kann ich nachvollziehen. Durch solche Erfahrungen habe ich u.a. gemerkt, wie Komfort auch zur Last werden kann. Diese Erfarhungen dann auch im Alltagstrott anzuwenden finde ich immer wieder eine Herausforderung! Die aber gut tut!
Viel Spass noch
Sandra
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Hi Patrick,
Ich liebe das Reisen ebenfalls! Und stimme dir ganz und gar zu, man sollte nicht so viel kaufen unterwegs… die wichtigsten Momente behält man sowieso in Erinnerung.
Außerdem kann man sich dafür mehr Sachen im Land anschauen und ohne viel Gepäck fühlt man sich definitiv freier.
Und danke für die Idee auszumisten ;) haha sollte ich auch tun, wenn ich zurück bin!
Warst du denn schon auf Mauritius oder auf einer anderen Insel im Indischen Ozean? Auf jeden Fall sehenswert! Mal schauen wohin es mich als nächstes verschlägt… ein Ratschlag?? :)
Sonnige Grüße aus Mauritius :)
Man man man, da avanciert man ja glatt zum kleinen Philosoph! :)
Aber du hast recht! Der „kleine“ Nachteil der Globalisierung ist nun mal, dass man immer mehr Zeug, Komfort und Wissen ansammelt, den man so gar nicht verarbeiten kann! Ich habe die Erfahrung auch schon gemacht, dass weniger oft mehr ist…aber auch, dass ich zunächst mehr Arbeiten muss um mehr Reisen zu dürfen! ;)
Ich hoffe da in näherer Zukunft nach meinem Studium noch ein besseres Gleichgewicht zu finden, dass mich glücklich macht! Du scheinst da ja schon ein Stückchen weiter zu sein! ^^
Weiterhin eine sichere Reise und lass von dir hören!
Ausgezeichneter Artikel zu Minimalismus und mir gefällt besonders, dass Du auch noch Dinge neben Besitztümern erwähnst. Auch ich lebe schon so einen Minimalismus und gehe wie folgt vor:
1. Suche Dir ein für Dich extrem wichtiges Ziel. Meines: Mit meiner Leidenschaft Geld im Internet verdienen.
2. Richte Dein komplettes Leben danach aus
2.1. Spare kein Geld bei Nervennahrung, die relevant für Dein Ziel ist: Bücher, Blog-Artikel, Filme, Seminare usw.
2.2. Spare kein Geld bei Körpernahrung, damit Du vital, fit und quicklebendig bleibst
2.3 Spare kein Geld bei Hilfsmitteln, die Dir die Erreichung Deines Ziels erleichtern. Bei mir sind das Zimmer, Computer, Schreibtisch, Bett, Dienstleistungen Dritter
2.4. Spare nicht an Zeit, die Du mit Menschen verbringst, die Dein Wohlbefinden steigern
Ja, das klingt sinnvoll. Ich würde sagen, man könnte 2.1-2.4 auch als Investitionen bezeichnen.
Der erste Schritt ist immer der schwerste. Der Wunsch, ein völlig anderes Leben an einem anderen Ort zu führen ist die eine Sache, es dann wirklich auch zu TUN ist ein ganz anderes Ding.
Die wichtigste Frage, ist die Frage nach dem WARUM.
Es geht darum, aus einem konditionierten Massenverhalten, das von den meisten Leuten nicht hinterfragt wird, da sie niemals etwas anderes im Leben kennengelernt haben, auszubrechen.
Ohne Vergleichsmöglichkeiten wird es schwer sein, sich selbst die Frage nach dem „Warum“ zu beantworten.
Reisen sind eine gute Möglichkeit, Einsichten zu gewinnen.
Es begann bei mir vor einige Jahren mit einer langen Reise nach Südostasien.Ich erinnere mich noch gut an die ganzen Ängste, Fragen und Unsicherheiten. Das erste Mal ganz alleine so weit und so lange zu reisen, das erste Mal im Leben zu fliegen, das erste Mal in einem völlig fremden Land, einer völlig fremde Kultur, mit einer Sprache, die ich damals noch nicht verstand.
Es gab keine Hotelbuchungen, keine speziellen Reiseziele, keine Menschen, die mich erwartet hätten, kein spezielles Rückreise Datum.
Nach zwei Tagen und mehr als 15 Stunden Flugzeit, mehrmaligen Umsteigen war es dann soweit.
Bei der Landung kamen alle Ängste, Unsicherheiten und Zweifel noch einmal so stark hoch und steigerten sich fast bis zur Obsession. Was zum Teufel habe ich da getan, wäre ich doch lieber zu Hause geblieben, was würde jetzt geschehen, wo werde ich hingehen, wo werde ich einen Platz zum Schlafen finden und tausend andere Dinge.
Den Moment, als ich dann aus dem Flugzeug stieg, die Wärme, die Gerüche, die Menschen….
Das war ein einziger Moment im Leben, den es zuvor nie gab und der sich auch nie wiederholen wird, dieses Gefühl von Freiheit und alles was mit dem früheren, alten Leben zusammenhing war völlig verschwunden.
Es war das Gefühl angekommen zu sein. Endlich. Nach all den Jahren.
Das daraus das größte Abenteuer meines Lebens werden sollte, wusste ich damals noch nicht.
Schöne Story, Ralf! Danke fürs Teilen :)
Großartiger Artikel! ich bin grade auf einer Backpacktour, die soweit das minimalistischste ist, was ich bisher gemacht habe. Viele der Gedanken hatte ich schon davor, wenn auch nicht ganz so bewusst. Bis jetzt war es eher ein beinahe unterbewusstes Bedürfnis. Es tut sehr gut, zu hören, dass andere Menschen genauso fühlen, ich hoffe wirklich, dass ich diese Gedanken mit zurück in den Alltag nehmen kann!