Ich bin schon seit fast einer Woche in Vietnam. Die Zeit vergeht hier erstaunlich schnell. Die ersten Tage habe ich in Hanoi verbracht (separater Beitrag folgt) und habe von hier aus an einer dreitägigen Tour zur Ha Long Bucht teilgenommen. Ursprünglich dachte ich mal, das auf eigene Faust zu machen, aber es hat sich gezeigt, dass das so nicht vorgesehen ist. Zwar machbar, aber sehr umständlich. Die meisten Besucher buchen eine Tour und damit meine ich wirklich nahezu alle, die sich in Hanoi aufhalten. Jeden Tag fahren etliche Busse die Strecke nach Ha Long und verfrachten uns Touristen von einem Ort zum anderen. Üblich ist eine 2-Tagestour mit einer Übernachtung. Ich bin allerdings zwei Nächte geblieben, da mir eine doch recht kurz vorkam.
Die Tour wird zu etwas Besonderem, weil man auf Booten übernachten kann und die sind gar nicht mal schlecht. Mein Badezimmer war besser als in allen Unterkünften, die ich bisher in Asien hatte. Dementsprechend hat der Ausflug aber auch seinen Preis (ca. 200 Euro für zwei Nächte inkl. allem außer Getränken). In Ha Long selbst hält man sich nicht länger als 10 Minuten auf, da es dort ohnehin nichts zu sehen gibt. Stattdessen geht es sofort auf die Boote, gefolgt von einem guten Mittagessen. Am Nachmittag beginnen die Ausflüge.
Zuerst fuhren wir zur Thien Cung Höhle, die sehr schön ist und zudem bunt beleuchtet. Das lässt sie natürlich „funky“ aussehen, aber natürlicher wäre es dann doch ohne Beleuchtung oder mit normalem Licht gewesen. Die Höhle ist extrem voll, da hier alle Boote anhalten. Eine lange Menschenschlange bewegt sich langsam durch die gesamte Höhle. Die Höhle selbst ist aber auch wirklich spektakulär. Schon erstaunlich, welche riesigen Höhlen sich unter den Felsen verbergen und hinein führt nur ein winziges Loch, das schwer zu finden ist (für den Tourismus wurden nun zwei weitere Eingänge geschaffen).
Später sind wir mit Kayaks durch die Gegend gepaddelt und haben eine schwimmendes Fischerdorf besucht. Das Dorf war sehr klein und kaum als Dorf zu erkennen, da die schwimmenden Häuser recht weit auseinander liegen. Das Paddeln war eine angenehme Abwechslung und wäre noch besser gewesen, wenn der Japaner in meinem Kayak hätte steuern können ;-) Beim nächsten Mal setze ich mich gleich nach hinten.
Der erste Tag endete mit einem guten Abendessen auf dem Boot und obwohl der Tour Guide immer wieder „Dancing and Singing“ angekündigt hat, wollte das wohl niemand. So blieb die Karaokeanlage ungenutzt. Stattdessen habe ich am Abend noch lange mit dem Guide in der Lounge gesessen und viel von ihm und über das Leben als Tour Guide in Vietnam erfahren. Spätestens seitdem war er mir äußerst sympathisch. Ich hatte aber ohnehin schon den ganzen Tag bewundert, wie konstant er immer wieder alle informiert hat, was als nächstes ansteht, was mitzubringen ist, wie der Rest des Tages aussieht, wie lange wir ggf. warten müssen etc. Klingt normal? Ist es in Asien sicherlich nicht und in Vietnam erst recht nicht. Das sind Dinge, die man lernen muss und viele Guides sind schlecht ausgebildet. Also, Chuong ist ein guter Typ! Umso erstaunlicher war es, dass am nächsten Tag zwei Amerikaner ständig an ihm herumgenörgelt haben und meinten, der Guide wäre unmöglich. So unterschiedlich können Meinungen sein, wenn man unterschiedliche Situationen erlebt und sich dann in Probleme versteift, die man selbst geschaffen hat (Wer kommt auf die Idee, eigenes Bier ins Restaurant zu nehmen?! Wer braucht 20 Minuten, um sich zu entscheiden, ob Trekking oder Biking besser ist und entscheidet sich dann für’s eine, um sich ein paar Minuten später wieder umzuentscheiden?). Jedenfalls habe ich jetzt ein besseres Bild davon, wer die 2% der Leute sind, die bei Tripadvisor eine hervorragend bewertete Tour oder Hotel absolut scheußlich finden.
Die zweite Nacht habe ich allerdings nicht mehr auf dem Boot verbracht, denn es hat sich herausgestellt, dass die 2-Nächte-Touren nicht wirklich 2-Nächte-Touren sind, sondern irgendwie zusammengefriemelte 1-Tages-Touren. So muss man nach der ersten Nacht vom Boot auschecken, macht dann seine Touren, schleppt das Gepäck von einem Ort zum anderen und irgendwann am Abend wird man zu einem anderen Boot gebracht. Das war nicht mein Verständnis von einer 2-Nächte-auf-dem-Boot-Tour. Am ersten Tag habe ich schon gesehen, wie das läuft, als zum Abendessen plötzlich drei neue Leute auf dem Boot waren, die überhaupt nicht in die Gruppe integriert waren. Offensichtlich gibt’s 2-Nächte-Touren in der Nebensaion in der Praxis nicht, aber der Guide hat schon von sich aus angeboten, mich in der zweiten Nacht in einem 4-Sterne-Resort unterzubringen. Das war auch tatsächlich eine gute Entscheidung.
Am Vormittag waren wir im Cat Ba Island Nationalpark. Eine Gruppe ist Fahrrad gefahren (4 km auf einer Straße zu irgendeiner Höhle – das klang mir nicht vielversprechend) und ich bin auf einen der Felsen gestiegen. Die Aussicht von dort oben war richtig toll. Im ersten Moment waren nur fünf andere Leute dort, doch ein paar Minuten später wurde es richtig voll. Plötzlich waren 30-40 Leute dort oben auf sehr geringem Raum und ich habe zugesehen, dort wieder wegzukommen.
Danach konnten wir ins Resort einchecken und es gab ein richtig gutes Mittagessen. Das habe ich mit zwei Kanadiern zu mir genommen, die zu meiner Tour gehörten: Bill und Ernie. Die beiden gehören jetzt zu meinen Lieblingsbekanntschaften dieser Reise. Beide um die 50 Jahre alt und für 6 Monate unterwegs. Sie schreiben auch ihren eigenen Blog, allerdings gibt’s dort noch nichts zu sehen, da sie vor Vietnam nur in China waren und sie dort auf ihren eigenen Blog nicht zugreifen konnten, weil Blogspot in China gesperrt ist und außerdem haben sie nicht so viel Lust zu schreiben ;-)
Am Nachmittag sind wir nach Monkey Island aufgebrochen – ja, es gab mal wieder Affen zu sehen. Erst wollten sie sich nicht so richtig zeigen und wir sind erstmal auf den höchsten Punkt der Insel gestiegen (recht schwierig, aber wieder guter Ausblick). Als wir wieder unten ankamen, waren auch schon die ersten Affen da und haben Dosenbier getrunken. Mit der Zeit wurden es immer mehr (vielleicht 10 Affen) und je mehr Touristen um sie herumstanden und sie mit Alkohol versorgten und veralberten, desto aggressiver wurden die Affen und haben ein paar Leute gejagt und wollten deren Zeug klauen. Aggressive Alkoholiker-Affen? Da hat der Mensch ganze Arbeit geleistet.
Am Abend gab es im Hotel wieder ein großartiges Menü (mit Bill & Ernie). Was das Essen angeht, könnte ich mich an 4-Sterne-Resorts wirklich gewöhnen! Der Rest ist allerdings nicht so viel besser, dass es den vier- bis fünffachen Preis rechtfertigen würde.
Am dritten Tag ging es noch einmal auf’s Boot und zurück nach Ha Long und von dort auf eine lange Busfahrt zurück nach Hanoi. In den drei Tagen war das Wetter leider mies (durchgehend bewölkt und nur 15-20 Grad), daher sind die Bilder nicht ganz so beeindruckend. Aber der Ausflug war trotzdem klasse: Ein schöner Tag auf dem Boot, ein super Tour Guide, hervorragendes Essen und ein Tag mit Bill & Ernie ;-)
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Ja, man muß sich wohl bei diesem Ausflug auf Nebel bzw. diesige Sicht einstellen. Und darauf, daß man ein festes Programm bekommt, ob man will, oder nicht. Sie fahren im Prinzip einmal raus, ankern da über Nacht im Rudel, und dann geht es morgens rechtzeitig zurück, damit man die nächste Busladung aufnehmen kann. Wir hatten auch Kajaken im Programm, außerdem wurden wir zu einem Strand gekarrt (40 min lang? Ich war nicht mit, denn das Ding war winzig und mit uns näherten sich 4 Boote gleichzeitig), außerdem gab es einen Kochkurs (Frühlingsrollen – jetzt weiß ich, daß da Ei drin ist, und warum es mich immer so gejuckt hat), und abends Krebse und Krabben, toll dekoriert und ein Erlebnis, obwohl man sich schon ausrechnen kann, daß Seafood dort das preisgünstigste Essen von allen ist. Dank der Bedienung (nach internationalem Standard!) weiß ich jetzt, wo man den Nußknacker beim Krebs ansetzen muß. Das Tintenfisch- und Quallenstechen am Abend hab ich mir ebenfalls erspart – die Tiere werden mit Licht angelockt. Und ich habe gelernt, daß eine Tropennacht am Wasser auch abends warm ist, und daß ich mein Halstuch und die Fleecejacke umsonst eingesteckt hatte. Ist eben doch nicht Nordsee.
Haha, genau, es ist dort auch abends warm. Sogar im Dezember war es noch ausreichend warm, so dass ich auf dem Boot bei offenem Fenster und Wassergeplätscher schlafen konnte :-)
Stimmt, diese Trips sind akurat durchgeplant, da gibt es keine Abweichungen. Immer das Standardprogramm: Höhle, Strand (Monkey Island?), Kayak, Essen und ab nach Hause – oder noch eine Nacht dran hängen auf Cat Ba Island.
Hallo Patrick,
du schreibst, dass man auch vorab online buchen kann. Ist es kurzfristig direkt vor Ort nicht deutlich günstiger? Im Endeffekt würdest du aber trotzdem die 2 Nächte Tour der kürzeren vorziehen, oder?
Viele Grüße von einem Stammleser,
Sebastian
Als Tipps: 2013 sind wir von Hanoi mit dem Bus und Boot individuell nach Cat Ba gefahren. Dauerte ca. 6 Std., war aber ein schönes Erlebnis, da wir die einzigen Touristen waren.
Von dort haben wir zu dritt ein Boot bei Catbaventures gemietet. für eine 2 Nächte, 3 Tagestour. Absoluter Traum: 1 Guide, 1 Koch, 1 Kapitän. Die Nächte haben wir uns die Matratzen aufs Deck gelegt und unterm Sternenhimmel geschlafen. Wir konnten entscheiden, wann wir Kajaken wollten und wann in ein Cave oder an einen Strand. So sind wir gegen die Massen gereist. Abends dann trinken mit den Vietnamesen und Verständigung per Hand und Fuß. Essen ein Traum natürlich! Sogar das Boot lenken durften wir mal ;-)