Vor zwei Wochen verließ ich Kapstadt, um auf dem Land etwas mehr Ruhe zu finden. Für jeweils eine Woche blieb ich auf zwei Farmen im Landesinneren der Region Westkap. Ich hatte keine Präferenz bezüglich der Region, da ich mir nichts anschauen wollte, sondern nur zwei gemütliche Unterkünfte suchte, in denen ich mich wohlfühlen konnte. Das ist mir über AirBnB gelungen, wobei ich einige Zeit suchen musste. Nicht zu wissen, wohin ich will, macht die Suche eben nicht leichter. Meine beiden Rückzugsorte möchte ich euch nun vorstellen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie für den einen oder anderen von Interesse sein werden. Beide liegen zwischen Kapstadt und der Garden Route und bieten sich somit für einen Zwischenstopp an. Nennenswerte Sehenswürdigkeiten liegen jedoch nicht in der Nähe. Sie eignen sich nur zum Abschalten.
1. „Elkes Paradies“ in Stormsvlei
Die erste Woche verbrachte ich in Stormsvlei, 180 Kilometer östlich von Kapstadt. In Stormsvlei ist schon eine Übertreibung, denn der Ort besteht aus kaum mehr als ein paar Häusern und die Unterkunft liegt von diesen noch vier Kilometer entfernt. Dort aber findest du dann wirklich ein kleines Paradies, wie die deutsche Besitzerin Elke es nennt. Sie lebt dort mit ihrer Hündin Sophie, der Katze Isis sowie einigen Hühnern und Hähnen. Kleine Schildkröten verköstigen sich in Elkes Selbstversorgergarten und manchmal sieht man Paviane durch die Landschaft laufen. Elkes Haus und die zu vermietende Cottage werden nur durch ihr Art-Studio getrennt. Die Hütte lässt keine Wünsche offen. Sie enthält ein gemütliches Schlafzimmer, ein Bad und eine sehr große Wohnküche. Die Küche ist für Selbstversorger gut ausgestattet. Es gibt WLAN (solange man nichts herunterlädt oder streamt), aber auch die mobile Verbindung mit Vodacom ist dort sehr gut.
An einem Abend lud Elke mich zum Essen ein. Sonst habe ich mich selbst versorgt. Viel mehr wird dir auch nicht übrig bleiben. Es gibt ein Restaurant in vier Kilometern Entfernung, dass tagsüber (aber nicht abends) geöffnet hat, doch dort bin ich nicht gewesen. Der nächste Ort (Bonnievale) ist etwa 20 Kilometer entfernt. Dort gibt es einen Supermarkt, Tankstellen und mindestens ein nennenswertes Restaurant mit Coffee Shop. Die nächste Stadt (Swellendam) liegt 40 Kilometer von Stormsvlei entfernt. Neben diesen beiden Orten besuchte ich an einem Tag die Küste. In 90 Kilometern Entfernung liegt Cape Agulhas, der südlichste Punkt Südafrikas. Der nahe gelegene Ort Struisbaai wirkt unter der Woche wie ausgestorben und auch am Kap selbst war nicht viel los, aber du kannst dort einen Leuchtturm besteigen. Ausblick vom Leuchtturm an Cape Agulhas Mehr Aktivitäten sind in Stormsvlei kaum möglich. In unmittelbarer Nähe gibt es nur einen kurzen Wanderweg. Der Rest besteht aus Wildnis und Farmen. Du brauchst folglich nur nach Stormsvlei zu kommen, wenn du es mit dir selbst (oder deinem Partner) für ein paar Tage aushältst. Dann ist es wirklich ein kleines Paradies. Ausblick vom Wanderweg hinter Elkes Hütte Ein paar Infos zur Buchung Für sieben Nächte habe ich via AirBnB 263 Euro bezahlt. Bleibst du nur ein paar Tage ist der Preis pro Nacht jedoch höher. Das Inserat findest du hier bei AirBnB oder hier bei Budget Getaways. Du kannst Elke auch direkt anschreiben: edehoust [at] gmail.com. Elke war während meines Aufenthalts nicht immer da. Aber wenn sie unterwegs ist, wohnt ein Haussitter bei ihr, der aus der Region stammt. So gibt es immer einen Ansprechpartner oder jemandem, mit dem du mal reden kannst, wenn dir die Decke auf den Kopf fällt.
2. „The Place“ bei Ladismith
Nach einer Woche brach ich auf zu meinem zweiten Retreat. Ich fuhr weiter in den Nordosten in Richtung Ladismith (325 Kilometer östlich von Kapstadt). Die Farm selbst liegt jedoch etwa 30 Kilometer von dieser Kleinstadt entfernt – mitten im Nirgendwo. Zur Farm gehören auch hier Hühner, Hähne, eine Katze und zwei Hunde. Hier bewohne ich eine kleine Hütte, die kaum 30 Quadratmeter misst. Sie ist wesentlich kleiner als die Hütte in Stormsvlei, aber nicht weniger gemütlich. Trotz der kleinen Fläche ist alles da, was man braucht: Bett, kleines Sofa, Esstisch, Küche und eine Terrasse mit BBQ-Grill. Das WLAN ist hier stark begrenzt und recht langsam. Auch die mobile Verbindung mit Vodacom ist hier lahm. Schon zum Einzug erhielt ich ein frisch gebackenes Brot von den Gastgebern (noch warm!) und Holz für den Grill. Außerdem kann ich jederzeit Eier, Brot und Gemüse aus dem Garten nachkaufen. Auf Wunsch gibt es Frühstück für vier bis fünf Euro dazu. Alles frisch zubereitet und vegetarisch. Frisch zubereitet: Pancakes mit Joghurt, Pflaumenmus, Banane und Käse
Die Gegend rund um die Farm ist sehr weitläufig. Im Gegensatz zu Stormsvlei kann man hier in alle Richtungen zu Fuß ausschwärmen. Es gibt viele Wege, aber auch querfeldein ist hier kein Problem, da es nur wenig Vegetation gibt. 100 Meter von der Hütte entfernt fließt ein Fluß entlang, der jedoch aktuell kaum Wasser führt (zu jeder Jahreszeit kann es regenreiche oder regenarme Monate geben). Nachts ist der Sternenhimmel wunderbar klar und wird durch kein Licht getrübt. Im Sommer sind hier tagsüber 35 bis 40 Grad normal, wobei sich die Hütte nicht sehr stark aufheizt. Morgens und abends ist es auch draußen angenehm. Ausblick von der Hütte aus Abgesehen von Ladismith (Supermarkt, Tankstelle, ein paar Restaurants) gibt es in der Nähe nichts. Die nächsten Städte sind 60 bis 70 Kilometer entfernt. Das bei Touristen beliebte Oudtshoorn – dort war ich letztes Jahr – liegt etwa 120 Kilometer von der Farm entfernt. Ein paar Infos zur Buchung Für sieben Nächte habe ich über AirBnB 234 Euro bezahlt. Für einen kürzeren Aufenthalt ist der Tagespreis auch hier teurer. Hinzu kommen bei Bedarf noch Frühstück und die Lebensmittel von der Farm (Brot, Eier, Gemüse). Künstler erhalten auf Anfrage 20 Prozent Rabatt. Auch hier gibt es ein Art-Studio. Meine Unterkunft nennen sie hier „Studio Flat“. Du kannst sie bei AirBnB buchen. Wenn dir die Hütte zu klein ist, gibt es noch eine wesentlich größere (und teurere): Die Red Rock Cottage. Um die Gäste kümmert sich Lizelle. Von ihr erhielt ich direkt nach der Buchung dreiseitige Informationen über meine Anreise und was mich hier erwartet. Sie bereitet auch das Frühstück zu. Per SMS ist sie für Gäste jederzeit erreichbar. Der Kontakt mit den Inhabern fällt hier insgesamt geringer aus als in Stormsvlei.
Welches Retreat ist besser?
Diese Frage kann ich nicht einmal für mich beantworten. Sie sind beide wunderbare Paradiese. Vorteile Stormsvlei: Der Kontakt zu Elke und ihrem Haussitter war etwas enger. Außerdem ist die Küste vergleichsweise nah und immerhin zwei Orte lassen sich in relativ kurzer Zeit erreichen. Die Temperaturen waren etwas angenehmer. Das WLAN ist besser. Vorteile Ladismith: Hier kann ich mich besser entfalten und lange Wege gehen, wohin ich will. Das Frühstück ist sehr gut und preiswert, so dass ich nicht durchgängig Selbstversorger sein muss. Alles in allem ist es ziemlich ausgeglichen und ich bin froh, in beiden Unterkünften eine Woche verbracht zu haben.
Noch ein Hinweis in eigener Sache: Ich habe beide Unterkünfte vollständig selbst bezahlt und mich erst mittendrin entschlossen, einen Artikel über diese Retreats zu schreiben – weil mir danach war.
Mein klarer Favorit ist Elkes Paradies. Allerdings ist das nicht immer ganz einfach zu entscheiden wenn man noch nicht vor Ort gewesen ist.
Danke für den Beitrag. Freue mich schon auf den nächsten.
Hallo Patrick,
du bist echt mit vollem Elan wieder zurück – yeah! Danke für die beiden Unterkünfte. Wahrscheinlich werde ich nie so lange Zeit in Südafrika haben, aber falls doch ist dein Beitrag eine super Hilfestellung und gerade die erste Unterkunft gefällt mir optisch sehr gut!
Viele Grüße
Tanja
Hi Tanja,
musst ja nicht gleich je eine Woche bleiben. Zwei oder drei Tage reichen fürs Erste auch :-)
Endlich mal wieder ein Blog Eintrag von dir …
Die Fotos sind zum neidisch werden. Ich schließe Elke in meine Planung mit ein.
Vielen Dank…ich schreibe dich bestimmt nochmal wegen einiger Tipps an.
Gruß
Sasho
Hallo Patrick,
vielen Dank für den schönen Beitrag. Beide Unterkünfte hören sich klasse an und die Bilder sind toll. Wie ist es mit dem Sicherheitsaspekt? Ich weiß nicht, ob ich als alleinreisende Frau ein gutes Gefühl hätte, wenn ich allein so im Niemandsland in so einer Hütte wohnen würde.. Wie schätzt du das ein? Ich war vor 2 Jahren in Kapstadt; es hat mir gut gefallen, aber so sicher wie z.B. in Asien habe ich mich dort vor allem abends nicht gefühlt, auch wenn nie was passiert ist (wobei wir sehr oft angebettelt oder angesprochen wurden).
Wie ist das generell in dieser Gegend abseits der Touri-Gebiete, bist du z.B. im Supermarkt komisch angeguckt worden?
Viel Spaß noch in Südafrika & danke, dass du uns teilhaben lässt.
Viele Grüße
Leonie
Hallo Leonie,
Sicherheit ist weiterhin ein großes Thema in Südafrika und von dem, was ich so höre, wird es eher schlimmer bevor es irgendwann mal besser wird. Vielleicht sind die Einheimischen aber auch nur etwas pessimistisch.
Hier auf dem Land fühle ich mich wesentlich sicherer als in Kapstadt. Hier sind ja ohnehin so gut wie keine Menschen, der nächste Ort ist 30 Kilometer entfernt. Die übliche Kriminalität wie Gelegenheitsdiebstähle / -überfälle spielen hier also keine Rolle. Elke lässt z.B. ihr Haus offen stehen, wenn sie nur mal eine Stunde spazieren geht. Sie wohnt da seit vielen Jahren und noch nie ist etwas passiert. Hier bei Ladismith fühle ich mich sogar noch sicherer.
In den Ortschaften hier werde ich auch nicht komisch angeschaut. Ich bin aber immer noch am Westkap – das würde ich mal als die „beste“ und sicherste Gegend in Südafrika bezeichnen.
Letztes Jahr war ich im ganzen Land unterwegs. Außerhalb Kapstadts und der Garden Route hatte ich mich in jeder Stadt etwas unwohl gefühlt und hatte auch immer das Gefühl, angestarrt zu werden. Daher beschränke ich mich dieses Jahr aufs Westkap. Ich fühle mich einfach wohler hier.
Viele Grüße,
Patrick
Hallo Patrick,
alle zwei Unterkünfte sehen total süß und gemütlich aus, da könnte ich mich auch nicht entscheiden welche schöner ist. Mir gefällt vor allem das weitläufige und große Areal der zweiten Unterkunft. Da ich auch in nächster Zeit mal nach Südafrika reisen möchte, werde ich mir Deine Tipps mal im Hinterkopf behalten. Ich bin vor allem sehr erstaunt, dass man so tolle Unterkünfte auch außerhalb der Städte bei Airbnb findet!
Liebe Grüße,
Melanie