Singapur – eine schöne Mischung aus Tradition und Moderne. Und auch ein wirklich guter Einstieg nach Asien. Nach der langen Reise von den USA nach Singapur steigt man nicht mit einem Kulturschock aus dem Flieger, sondern wird sanft und langsam von einer Kultur zur nächsten gebracht. Schon am Flughafen merkt man, dass das nicht das typische asiatische Land ist, sondern vielmehr eines der Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in der Welt und ein Land, das versucht, nicht übertrieben asiatisch zu sein, sondern sich an die westliche Welt anzugleichen. Gleich nach der sehr unkomplizierten Immigration steht dort jemand mit einem iPad in der Hand und bittet in perfektem Englisch um eine kurze Bewertung des Immigrationserlebnisses. Auch die Flughafentoilette kann nach der Benutzung bewertet werden. Ich kaufe ihnen ab, dass man sich hier ernsthaft immer weiter verbessern will. Das Preisniveau ist für asiatische Verhältnisse ziemlich hoch aber doch ein Stück geringer als in Deutschland. Die Geldscheine scheinen alle recht neu zu sein und fühlen sich wie Spielgeld an. Ich habe noch nirgends auf der Welt so viele Geldautomaten gesehen wie in Singapur.
Singapur steht vor allem dafür, effizient zu sein, sehr viel Wert auf Bildung zu legen und Einwohner zu haben, die sich an zum Teil strenge Regeln halten. Für kleine Fehltritte wie Essen in der Metro werden mal schnell $1000 fällig und auf Drogenhandel steht die Todesstrafe.
Auf der anderen Seite spricht hier nahezu jeder Englisch. Die jungen Singapurer sprechen es nahezu perfekt, aber auch die älteren Generationen verstehen sich, in Englisch gut auszudrücken. In den Straßen, in der Metro und in den Geschäften ist alles in Englisch ausgeschildert. Auch im Radio und Fernsehen scheint hauptsächlich Englisch gesprochen zu werden. Für mich macht das natürlich alles einfacher. Die Metro ist übrigens hervorragend und könnte auch für einen Neuling in der Stadt nicht einfacher zu gebrauchen sein.
Und sonst so? Die Bevölkerung besteht aus einem interessanten Mix aus Chinesen, Indern und Malaysiern. Architektonisch ist die ganze Stadt ein Highlight. Jedes größere Gebäude hat irgendwas Besonderes. Es wirkt so, als wäre es nicht erlaubt, ein ganz normales großes Gebäude zu bauen. Schön ist auch der Wechsel zwischen Vierteln wie Chinatown und dem Banking District, das sich gleich anschließt, wo man nicht mehr sicher sein kann, ob man nicht doch in London oder New York ist.
Achja, und: Mein Lieblingsstraßenname ist Bras Basah. Hört sich ausgesprochen richtig gut an :-)
Hotel
In Singapur gibt es natürlich nicht unbegrenzt Platz. In einem Land, das nur aus einer Stadt besteht, muss man schauen wo man bleibt. Das merkt man auch an den Hotels. Die Zimmer sind für gewöhnlich sehr klein, so auch meins, aber ich wüsste nicht wozu man als Alleinreisender mehr Platz bräuchte. Das Zimmer kostet etwa 75 Euro pro Nacht. Wer deutlich günstiger wegkommen will, muss in ein Hostel Dorm. Abgesehen davon geht’s aber bei 60-70 Euro erst langsam los.
Bei Tripadvisor sind die meisten Hotels dieser Preisklasse eher mäßig bewertet (auch meines), aber nach den letzten Tagen kann ich das nicht bestätigen. Das Santa Grand Hotel Lai Chun Yuen liegt mitten in Chinatown und wenn man dort bleibt, muss klar sein, dass es abends noch laut ist und dass es keine doppelt verglasten Fenster gibt wie in Deutschland, sollte auch klar sein. Zimmer sind hier wie gesagt immer klein und dass das Bad eine einzige Nasszelle ist (also beim Duschen alles nass wird) habe ich auch schon in etlichen anderen Unterkünften erlebt.
Ich fühle mich in dem Hotel jedenfalls sehr wohl. Es gibt sogar ein brauchbares Frühstück inklusive und das beste ist die riesige Lobby (siehe Fotos), in der man es sich wirklich gut gehen lassen kann – vielleicht noch mit einem Drink von der Bar.
Chinatown
Chinatown ist nicht allzu groß, aber trotzdem kann man hier einige Zeit verbringen. Wie wahrscheinlich in jedem Chinatown sind die Straßen voll mit etlichen kleinen Läden, die sich bis weit auf die Straße erstrecken, so dass es richtig schön eng wird. Natürlich gibt’s hier auch Hunderte Möglichkeiten, gutes Essen zu bekommen – ob in einem Restaurant für 20 Dollar oder im Food Court oder auf der Straße für wenige Dollar. Außerdem habe ich hier das Chinatown Heritage Center besucht, um etwas über die Entstehung von Chinatown zu erfahren. Das ist ein kleines Museum in einem Originalgebäude und hier wird sehr lebendig über die Ankunft der Chinesen in Singapur und deren Leben hier berichtet. Ein paar Hundert Meter weiter befinden sich der Buddha Tooth Relic Tempel (sehr schön mit etlichen Buddha Statuen und starkem Räucherstäbchengeruch) und der Sri Mariamman Tempel (ein kleiner indischer Tempel. Hier kam ich gerade zur Gebetszeit).
Unweit von Chinatown liegt Clarke Quay, eine moderne Uferpromenade am Singapore River. Von dort kann man an einer Flussfahrt teilnehmen, die mir einen Vorgeschmack auf einige Highlights gab, die in den Tagen danach noch folgen sollten. Die 40-minütige Fahrt kostet $18 (ca. 12 Euro), aber ist das meiner Meinung nach wert. Das Boot war zudem schön leer.
Little India
Zum Abschluss dieses zweiten Tages (am ersten Tag habe ich fast nichts gemacht, außer mich von der Anreise zu erholen) bin ich noch nach Little India gefahren. Wie Chinatown, nur eben indisch. Im Mittelpunkt dieses Viertels verläuft die lange Serangoon Road. Hier kommt man auch an etlichen Shops vorbei, wobei etwa ein Viertel (keine Übertreibung) Goldschmiede oder Schmuckgeschäfte sind. Inder lieben einfach Gold. Außerdem liegt der Geruch von Curry in der Luft. Interessanterweise habe ich in Little India zum ersten Mal das iPhone 5 in der Hand gehabt – in einem kleinen entwicklungslandmäßigen Elektronikladen. Auf der Serangoon Road kommt man sich für einen Moment wirklich wie in Indien vor und doch liegt nur ein paar Hundert Meter weiter die Orchard Road.
Verschiedene Singapur Fotos
Orchard Road
Die Orchard Road ist eine kilometerlange Einkaufstraße. Hier geht ein Shopping-Center ins nächste über. Wer hier aus der Metro steigt, steht schon mitten im Shopping-Center. Hier ist alles hochmodern und mit Geld lässt sich alles kaufen. Es würde mich wundern, wenn man hier irgendetwas nicht findet. Außer vielleicht das iPhone 5, das habe ich in den Apple-Partner-Stores nämlich nicht gesehen (Routine-Check). In der Orchard Road gibt es natürlich auch zahlreiche Restaurants aus aller Welt (Deutschland, Irland, Schweiz…).
Am nächsten Tag bin ich zunächst zum Golden Mile Complex gefahren. Klingt glamourös, ist es aber nicht. Hier gibt’s Bustickets für meine Weiterreise nach Malaysia. Anschließend habe ich den Rest des Tages in Marina Bay verbracht.
Botanic Gardens
Der vierte Tag stand im Zeichen der Natur. Nach so viel Stadt wurde das auch mal wieder Zeit. In Singapur gibt es durchaus auch einige Oasen, in denen man die Seele baumeln lassen kann. Eine davon sind die Botanischen Gärten. Ein großer Park, in dem man entlangspazieren oder an Tausenden Schildern nachlesen kann, wie der Baum heißt, der gerade vor einem steht. Nachteilig ist einzig, dass es in der Gegend besonders schwülwarm und das T-Shirt durchgängig durchnässt ist. Das Highlight der Botanic Gardens ist der Orchid Garden, also der Orchideen Garten. Für den muss man auch einen kleinen Eintritt berappen, aber das ist in Ordnung. Hier werden etliche Orchideen Züchtungen präsentiert. Wer etwas davon versteht oder Orchideen mag, hätte seine Freude daran gehabt. Aber auch ich fand’s nicht schlecht :-)
MacRitchie Reservoir
Anschließend bin ich mit der Metro noch ins MacRitchie Reservoir gefahren. Ein See mit Wald drum herum, der mitten in der Stadt nahe eines Wohngebiets liegt. Als ich aus der Metro stieg, sah ich schon die dunkle Wolkenwand vor mir. Den ganzen Tag über war es bewölkt, aber hier konnte man sehen, dass das Unheil nahte. Kurz bevor ich beim MacRitchie Trail ankam, fing es auch schon an zu tröpfeln. Da ich am ersten Tag gesehen hatte, was passiert nachdem es tröpfelt, habe ich mich erstmal untergestellt. Kurz darauf kam es dann auch für eine halbe Stunde richtig runter. Zu mir gesellte sich ein Singapurer namens Raymond (oder so). Wir haben uns ganz gut unterhalten und er konnte mir viele Fragen über das Leben in Singapur beantworten.
Als der Regen aufgehört hat, bin ich dann losgestiefelt auf dem MacRitchie Trail. Ein Schotterweg, der quer durch einen Wald führt. Hier sitzen die Affen am Wegesrand und warten nur darauf, von den Menschen gefüttert zu werden. Ein großer Teil des Weges führt auch direkt am Wasser lang. Hier gab’s Schildkröten zu beobachten. Der Regen hatte die Luft zumindest vorübergehend etwas abgekühlt. Letztendlich war es nur eine 90-minütige Wanderung, aber es war wirklich schön und eine Abwechslung zur turbulenten Stadt.
Asian Civilization Museum & Fort Canning
Heute, am letzten Tag in Singapur, habe ich es ruhig angehen lassen. Am späten Vormittag bin ich ins Asian Civilization Museum gegangen, nachdem ich über dieses mehrfach Lobeshymnen gelesen habe. Es ist tatsächlich ein sehr gutes Museum. Sehr geschmackvoll eingerichtet, einige interessante Informationen. Ich habe nicht die Geduld, dort viele Stunden zu bleiben, wie man es durchaus könnte, aber für eine gute Stunde gibt es einiges her über die Geschichte der asiatischen Zivilisation (vor allem Südostasien).
Nach einem guten Food-Court-Mittagessen bin ich durch den Fort Canning Park dann wieder in Richtung Orchard Road gelaufen, wo ich jetzt in einem Café sitze und diesen langen Artikel schreibe.
Essen
Die Auswahl an Essen ist hier natürlich gewaltig. Die vielen kulturellen Einflüsse in Singapur führen auch zu einer großen Auswahl an wirklich gutem Essen. In Chinatown gibt’s natürlich vor allem chinesisch, in Little India indisch und überall sonst gibt es einen großen Mix aus vielen asiatischen Einflüssen. Auch einfache Restaurants können hier recht teuer sein. Ich habe schon einige Male 20 Euro für ein Abendessen gelassen. Es gibt aber auch überall Food Courts, die im Zweifel vorzuziehen sind. Hier gibt’s wirklich gutes Essen für 3-5 Euro und am Nachbarstand noch einen frisch gepressten Saft für 1-2 Euro dazu. So gefällt mir das. Ich erwarte, dass es in den nächsten Wochen so weiter geht :-) Ich mag auch diese kleinen Deluxe Bakeries wie Bread Society oder BreadTalk (viel besser als deutsche Backshops).
Fazit
Die Zeit in Singapur geht nun dem Ende entgegen. Morgen gegen 5:30 Uhr breche ich in Richtung Malaysia auf. Fünf Tage sind eine gute Zeit für eine Stadt wie Singapur. Mit weniger Zeit müsste man etwas mehr hetzen, mit ein paar mehr Tagen, würde man durchaus noch weitere Dinge sehen können, die auch lohnen, aber ich habe nicht das Gefühl, zu wenig von Singapur mitbekommen zu haben. Abschließend muss ich aber auch sagen, dass Singapur nicht ganz die Stadt ist, die sich über die letzten Jahre in meine Vorstellung eingebrannt hat: Nicht so futuristisch. Ich hatte wohl insgeheim fliegende Autos und eine Glaskuppel für die ganzheitliche Klimatisierung der Stadt erwartet. Beides gibt’s hier nicht :)
Danke für die Eindrücke. Ich fliege am 10. mit meiner Freundin nach Bali mit einer Übernachtung in Singapur. Du bist nicht zufällig in der Zeit vom 10. Oktober – 30. Oktober in der Gegend Bali, Lombok oder den Gili Inseln?
Ne, da bin ich noch mitten in Malaysia. Ob ich überhaupt nach Indonesien komme, ist noch völlig unklar. Aber viel Spaß in Deinem Urlaub. Bin danach auch für Indonesien-Tipps offen :)
Hej, super vielen Dank für den ausführlichen Beitrag und die vielen Tipps! Fliege im Juli nach Singapur und Malaysia und da kommt mir der Post wirklich gelegen :) Jetzt schau ich mir noch mal Deine Beiträge über Malaysia an !
Ich hoffe es sind ein paar brauchbare Tipps für Dich dabei und wünsche schon mal viel Spaß!
Hallo! Deine Reiseberichte sind sehr interessant. Ich habe einen Brieffreund aus Singapur und möchte ihn irgendwann mal besuchen. Meine Frage: wie viel „Taschengeld“ sollte man für eine Woche Singapur mitnehmen? :)
L.G. Anna-Lena
Hi Anna-Lena,
kommt drauf an, was du dort machen willst und ob du bei deinem Brieffreund übernachten kannst. Zwischen: Hotelübernachtung mit täglichem Sightseeing und beim Freund übernachten und nicht viel machen liegen riesige Unterschiede von mehreren Hundert Euro.