In den letzten Tagen wurde ein dpa-Artikel von einigen regionalen Tageszeitungen aufgegriffen. In dem Beitrag geht es um das Leben als digitaler Nomade. Und da man für eine Story immer einen Protagonisten braucht, an dem man das alles festmachen kann, hat der Autor meine Geschichte dafür verwendet.
Wann immer Menschen an dieses Thema herangeführt werden, taucht eine Frage mit Sicherheit auf: „Aber wie sorgst du denn vor?“ Auch bei der Konferenz für digitale Nomaden im Mai wurde sie gestellt. Auf einmal landete das Mikrofon bei mir und ich gab die etwas lapidare Antwort: „Ich gebe jeden Monat weniger Geld aus als ich einnehme.“ Ich weiß nicht, ob das bei den Zuhörern richtig ankam. Nun möchte ich mal etwas genauer darauf eingehen.
Aus meiner Sicht tritt diese Frage nur deshalb immer wieder auf, weil drei falsche Annahmen getroffen werden.
Falsche Annahme #1: Digitale Nomaden sind ein Sonderfall
Mittlerweile habe ich mich an diese Frage gewöhnt. Doch als ich sie anfangs zum ersten Mal hörte, war mir nicht klar, warum ich das gefragt werde. Diese Frage könnte man doch jedem Selbständigen und Unternehmer stellen! Digitale Nomaden sind ja nichts weiter als Selbständige, die ein bisschen um die Welt reisen. Sie sind (meistens) nicht völlig losgelöst aus der Gesellschaft, auch wenn der Name das suggeriert.
Jeder stellt sich ein wenig anders auf, doch ich zahle meine Steuern in Deutschland, ich bin privat krankenversichert und wie die meisten Selbständigen zahle ich nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein, sondern muss selbst Geld zurücklegen.
Falsche Annahme #2: Selbständige verdienen wenig Geld
In Deutschland herrscht ein großes Misstrauen gegenüber Selbständigkeit. Was in den USA als eine Chance verstanden wird, ist in Deutschland ein Risiko. Natürlich ist es beides. Aber es ist nicht so riskant, wie es bei uns wahrgenommen wird – schon gar nicht, wenn man online arbeitet.
Selbständigkeit – und insbesondere digitales Nomadentum – wird oft damit gleichgesetzt, wenig Geld zu verdienen. Ja, es gibt ein paar Leute, die sich medienwirksam darüber freuen, dass sie in Thailand nicht mehr als 1.000 Euro im Monat brauchen. Diese Meldungen unterstreichen nur das Bild des verarmenden Online-Unternehmers. So muss es nicht sein! Ein gutes Beispiel ist Conni von Planet Backpack, die allein mit ihrem Blog zwischen 4.000 und 6.000 Euro im Monat verdient. Es gibt andere, doch nicht jeder geht so offen mit Zahlen um.
Ein Problem mit diesen geringen Erwartungshaltungen ist, dass du immer nur das verdienen wirst, was du erwartest. Wenn du denkst, 2.000 Euro im Monat seien schon ein Knaller, dann wirst du irgendwann dort landen. Wer aber 10.000 Euro verdienen will, geht automatisch mit einer anderen Denkweise an die Selbständigkeit heran.
Ich verstehe allerdings nicht, weshalb die Erwartungshaltung überhaupt so gering ist. Als Angestellter gelingt es dir ja irgendwie, genügend Wert zu schaffen, um damit dein Gehalt und die Sozialversicherungen zu zahlen und auch noch einen Gewinn für den Unternehmer zu erwirtschaften. Du hast also die Kapazität dafür! Warum sollst du es nicht als Selbständiger können?
Der einzige Unterschied ist aus meiner Sicht, dass Angestellte sofort Geld verdienen, während Selbständige häufig in Vorleistung gehen müssen. Es dauert eine Weile bis alles rund läuft, doch wenn es soweit ist, können Selbständige für die gleiche Arbeit deutlich besser verdienen – oder sich die Freiheit nehmen, nicht mehr so viel zu arbeiten.
Digitale Nomaden in den Medien
Falsche Annahme #3: Angestellte sorgen wie durch ein Wunder automatisch vor
Diese dritte Annahme enthält eigentlich zwei falsche Annahmen.
a) Dass man als Angestellter ganz wie von selbst vorsorgt
Angestellte interessieren sich vor allem für ihr Nettogehalt. Das, was auf dem Konto ankommt. Alles, was bis dahin schon davon abgegangen ist, bekommen sie nie zu sehen. Daher wirkt es nicht so als würden sie mit eigenem Geld vorsorgen. Doch diese Abgaben hat der Angestellte selbst erwirtschaftet. Darüber hinaus gibt es noch einen Arbeitgeberanteil, der aber auch nichts weiter ist als eine Abgabe, die der Angestellte erwirtschaftet hat.
Das sind große Summen, die da jeden Monat zusammenkommen. Wärest du nicht gesetzlich versichert, würde das gleiche Geld auf deinem Konto landen. So ist es bei Selbständigen. Die müssen dann lediglich die Disziplin haben, das Geld nicht auszugeben, sondern als Vorsorge zu verstehen.
b) Dass die gesetzliche Rentenversicherung eine Vorsorge ist.
Wer in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, spart nicht für sich selbst sondern zahlt für die heutigen Rentner. Dafür zahlen spätere Generationen (Menschen, die noch nicht einmal geboren sind) einmal für unsere Rente. Das ist solidarisch. Allerdings sieht es nicht danach aus als würde diese Rechnung in einigen Jahrzehnten noch aufgehen.
Derzeit gibt es keine Lösung für dieses Dilemma. Wir müssen also davon ausgehen, dass der Wert der Renten sinken wird. Dann reden wir vielleicht von Sozialhilfeniveau. Genaues weiß man nicht. Die Zukunft ist in dieser Hinsicht also von Unsicherheit geprägt. Also genau das, wovor alle Angst haben, wenn sie sich selbständig machen.
Es ist jedenfalls sehr wahrscheinlich, dass du später nicht das herausbekommst, was du heute einzahlst. Und weil das alles nicht aufgeht, müssen auch Angestellte längst mit Zusatzversicherungen oder Ersparnissen vorsorgen.
Wärest du nicht gesetzlich versichert, könntest du das gleiche Geld für dich selbst anlegen. Du kannst es auf deinem Konto liegen lassen oder private Versicherungen abschließen oder Wohnungen kaufen oder andere Lösungen finden.
So sorge ich vor
Wenn man mit diesen falschen Annahmen einmal aufräumt, sollte es leicht nachvollziehbar sein, wie ich vorsorge: Ich gebe jeden Monat weniger Geld aus als ich einnehme. Weil ich das als Selbständiger eben tun muss. Meine Überschüsse werden nicht sofort an den Staat abgeführt und dort für mich verwahrt. Sondern sie liegen auf meinem Konto. Und zukünftig stecken sie vielleicht in einer Eigentumswohnung.
Das was Conni etc. machen ist ganz normales Online Business mit einem Thema was Ihnen am Herzen liegt, was so viele andere auch machen und fängt mit der Monetarisierung an. Man macht sich Gedanken und versucht passive Einkommenströhme zu generieren. Ob man das jetzt als Dig.Nomade oder Internetunternehmer bezeichnet. Wenn man sein Hobby damit Integriert ist natürlich beneidenswert.
PS.
@101places ….
Ich finde diesen Blog super….wo wird´s gemacht.
Dein Ebook ist auch überragend….
Hi cab,
danke für das Lob! Freut mich :)
Ich habe keine Rentenversicherung.
Meine Rente ist mein Kopf. Mit dem kann ich es immer schaffen, mehr als genug Geld zu verdienen. Immer. Auch in 70 Jahren noch.
Also: Investiert eure Kohle doch mal anständig. Ins eigene Business. Ins den eigenen Kopf. In euren Körper, denn den tragt ihr noch viele, viele Jahre mit euch rum.
Hi Valentin,
diesen Ansatz mag ich grundsätzlich auch.
Aber ich möchte zumindest auch in Betracht ziehen, dass ich mit 70 Jahren nicht mehr die gleiche Lust und Kraft habe wie heute.
Danke für den super Artikel!
Warum Menschen immer so ein großes Angstgefühl entwickeln, nur weil jemand sein Leben anders gestaltet als jeder xbeliebige Angestellte ist mir immer noch ein Rätsel. Ich finde es super, dass du mit dieser Dauerdebatte um Absicherung und Vorsorge einfach mal Klartext redest und von deinen eigenen Erfahrungen und Plänen erzählst. Das gibt Mut für (angehende) digitale Nomaden und Argumente gegen olle Miesepeter.
Diese Frage habe ich mir, da auf dem Weg zum (Teil-)Selbständigen, letzte Woche auch gestellt. Die Antwort ist eigentlich einfach und simpel, so wie du es darstellst Patrick. Aus meiner Sicht ist nicht das Selbständig sein ein Risiko hinsichtlich Altersvorsorge, sondern das Angestelltenverhältnis. Wie du es richtig antönst, ist keineswegs gesichert ob wir jemals von den einbezahlten Beiträgen eine Altersvorsorge erhalten werden. Was in zwanzig, dreissig Jahren sein wird kann heute niemand sagen. Hier in der Schweiz bezahle ich zur Zeit umgerechnet knapp 600 Euro pro Monat in „meine“ Altersvorsorge. Wäre es nicht besser, ich würde diesen haufen Geld selber auf ein eigenes Konto anlegen? Ob ich damit in einen Fonds investiere oder mir irgendwann ein Eigenheim leiste ist eigentlich egal. Fakt ist, dass auf diese Art mein Geld auch mein Geld bleibt. Als Angestellter zahle ich hingegen Monat für Monat in einen Pott ein, ohne zu Wissen ob ich als Rentner daraus noch etwas erhalten, resp. genug zum Leben habe.
Wie auch immer, Danke für den tollen Artikel Patrick! Liebe Grüsse aus der Schweiz, Reto
Sehr gut aufbereitet. Was glaube ich auch noch mitspielt, ist die Angst, dass man mit seinem Projekt scheitert. Was ist, wenn ich zwar jetzt erfolgreich bin, aber morgen mein Business niemand mehr interessiert. Das mir das in einem Angestellten Verhältnis auch passieren kann, wird viel leichter ausgeblendet.
Hi Tanja,
genau, morgen kann sich dein Chef entscheiden (aus welchen Gründen auch immer), dass das Unternehmen dich nicht mehr braucht. Kann alles passieren. Als Selbständiger hat man es schon noch mehr selbst in der Hand. Und wenn man am Zahn der Zeit bleibt, ist auch nicht von heute auf morgen das Business-Modell dahin.
Patrick, das ist mal wieder ein super Artikel. Von diesen Herangehensweisen bzw. Irrtümern hatte ich das noch garnicht betrachtet. Danke.
Diese Existenzangst scheint ein typisch deutsches Phänomenen zu sein.
Und das, obwohl man hierzulande wohl mit am besten abgesichert ist.
Wer weiß schon, was später ist. Unser eigenes Geld ist schon lange unter der Kontrolle anderer.
Schönen Gruß
Ronny
Hi Ronny,
ich habe mal ein schönes Zitat gelesen, das sich hier wunderbar anwenden lässt: „The price of security is insecurity.“
Tiptop Beitrag, Herr Hundt, fantastisch!
Jetzt hab ich endlich was zum verlinken auf die Frage ;)
Ne, im Ernst: Besser hätte ich es nicht ausdrücken können, high five!
High Five :)
Hey Patrick,
genau das ist es, was ich als die deutsche „Vollkaskomentalität“ bezeichne. Jeder lernt von kleinauf, das man sich gegen (oder für) alles versichert und dass irgendjemand dafür dann zahlt, also der Staat garantiert die Rente, die Pflegekasse, die Arbeitslosenversicherung etc.
Dass ein Selbstständiger das nicht hat oder selbst dafür aufkommt, verstehen die meisten nicht (wirklich). Weltweit sind wir mit unseren sozialen Sicherungssystemen fast einmalig. Daher auch die Denke.. Was passsiert, wenn…. obwohl einem in Deutschland wahrscheinlich am wenigsten passieren kann. In vielen anderen Ländern leben die Menschen eher von heute auf morgen und denken sich gar nichts dabei, für sie ist es normal. Das man dann etwas für das Alter zurücklegt oder eben arbeiten muss bis man umfällt ist dort auch klar. Gut aber, dass Du hier einfach mal Klartext redest! Nur wer mal Selbstständig war, weiss wie sich das anfühlt. Auf der einen Seite viel Freiheit und Selbstbestimmung, auf der anderen Seite aber auch Disziplin und manchmal auch Überlebensangst, wenn es mal länger „nicht so läuft“. Eine interessante Erfahrung!
Hi Holger,
genau, selbständig zu sein hat Vor- und Nachteile. Die Nachteile sind aber nicht unbedingt jene, vor denen alle Angst haben :-) Das Stichwort Disziplin ist hier ein Wichtiges (für mich momentan jedenfalls).
Danke für diesen Eintrag! Ich kämpe sehr oft mit der Angst und dem „Was, wenn etwas passiert…?“. Ich stehe noch vor meinem Schritt, und ich bin sehr dankbar über alles Hilfreiche, und dazu zählt eben auch dieser Eintrag :-)
DANKE!
Hallo Sandra,
solange du keine Lösung für die „was wäre, wenn..“-Fragen hast, brauchst du sie dir gar nicht erst zu stellen. Klar, kannst du versuchen, dich gegen alles abzusichern. Aber erstens hast du dann keinen Spaß mehr und zweitens kommt sowieso alles anders (selbst wenn du glaubst, alle Szenarien durchdacht zu haben).
Hallo Patrick,
wieder einmal ein schöner Artikel! Spannend, dass die Leute eigentlich immer wieder die gleichen Fragen stellen und sich nie Gedanken darüber machen, dass ihr Job genauso wenig sicher ist wie ihre Rente.
Als Selbstständiger kann man wenigstens selbst entscheiden in welche Richtung man mit seiner Arbeit gehen möchte.
Einen schönen Abend wünscht Steffi
In Deutschland ist es so…
jeder Angestellte läuft in seinem Hamsterrad und arbeitet von 8-18 Uhr, 5x die Woche und das ca.45 Jahre lang.
Merkt Ihr nicht selbst? Alles wird optimiert und schneller und dennoch gibt es diese 8h Arbeitszeiten….Es gibt E-Mails statt Briefe, Züge fahren 300 kmh statt wie früher 70kmh, und am Ende des Tages hat man immer noch nicht alles geschafft und landet im Stress. Man wird nie alles schaffen solange man Angestellter ist. Stichwort: Volkskrankheit BurnOut!
Man arbeitet darauf hin im Rentenalter ein un-beschwerliches Leben zu haben und schiebt deshalb seine Wünsche und Träume bis dorthin. Wenn man im „jungen“ alter seine Wünsche und Träume erfüllt , was spricht dagegen solang man noch Fit ist mit 70 nebenbei ein wenig Geld zu verdienen? Gönne dir einfach kleine Auszeiten…Leb dein Leben!
Warum soll ich mir jetzt sorgen machen was in 40-50 Jahren ist? Denkt Ihr eure 2000€ Rente sind in 50 Jahren noch 2000€ Wert? Wohl kaum….alles wird mehr kosten (Inflation)
Also macht euch nicht zu viele Sorgen…Ihr lebt in Deutschland….ihr habt Glück…..theoretisch brauchst du nichts machen und wirst trotzdem überleben.Also wo habt Ihr Risiko ?….wo gibt es sowas schon.
Einfach machen.und gewinnen..!!!
Hallo Patrick,
vielen Dank für diesen Artikel!!!
Ich vertrete die selbe Einstellung.
Momentan kommen aber immer öfter die Fragen „Was willst denn später machen?“ „Was ist mit der Rente?“ Ich finde es etwas schockierend, dass die meisten Menschen glauben, es gäbe nur zwei Ansätze fürs Geldverdienen.
Und den Erwartungen hast du auch zu 100% recht. Wenn man nichts erwartet, bekommt man natürlich auch nichts.
Ein hoch auf diejenigen, die an ihre Träume glauben :)
Liebe Grüße
Eve
Klasse Beitrag, Patrick. Das die vollständige Vorsorge für das Alter in der Zukunft nicht mehr im Wohlfühlpaket des Staates inbegriffen sein wird, verstehen wohl so langsam alle. Da haben wir als Selbständige natürlich einen großen Vorsprung, da wir uns sowieso eigene Gedanken um die Absicherung machen. Dieses Umdenken wird ist aber sicher auch bei vielen Angestellten schon im Gange, weshalb du ganz richtig diese falschen Annahmen aufgeführt hast.
Generell bin auch ich ein großer Fan davon, jetzt und heute in mein Wissen, mein Business und meine Beziehungen zu investieren. Das schützt nicht nur vor Inflation, sondern schafft langfristig einen echten Wert, der immer wieder zu Geld gemacht werden kann. Eine Investition in Sachwerte ist sicher auch nicht verkehrt, um die Risiken von schlechter Gesundheit und fehlender Motivation im Alter zu reduzieren.
Hallo Sebastian,
genau, ein super Ansatz von dir: In dich selbst, dein Wissen, deine Erfahrungen und Beziehungen investieren. Das ist wirklich die beste Vorsorge.
Hi Patrick,
wirklich schöner Artikel und du triffst es auf den Punkt. Der Mensch hängt in seiner Gewohnheit fest und die meisten sind vermutlich nicht in der Lage daraus auszubrechen. Ich finde es toll, dass das Thema immer mehr in die Öffentlichkeit gerät. Für mich ist es dennoch leichter gesagt als getan und ein langer Prozess, den es zu bestreiten gilt. Aber ich bin optimistisch! :))
Ich verfolge deinen Blog natürlich immer und hole mir alle Tipps! :))
Liebste Grüße!
Hi Simone,
genau, ich sehe das auch selbst so, dass es für mich immer leichter gesagt ist als für andere getan. Aber ich denke mir dann, es ist doch besser, als es nicht zu sagen ;-)
Dir viel Erfolg!
Super Artikel, Patrick! Ich wurde auch schon öfter danach gefragt, wie ich denn so vorsorge. Dabei bin ich einfach Freelancer, tingel (noch) nicht so oft durch die Welt. Und jedes Mal frage ich mich, wieso sich die Leute darüber den Kopf zerbrechen, was ich mal im Rentenalter haben werde. Denn wer weiß das schon? Selbst als Angestellter weiß man doch heute nicht, was in 30, 40 Jahren sein wird. Aber klar, im ersten Schritt verlassen sich die meisten auf das „bekannte“ System, hat ja die letzten Jahre auch funktioniert (mehr o. weniger). Ich vertraue aber eher auf meine eigene Initiative, vorzusorgen. Eigentumswohnung ist da eine gute Idee, die mich auch schon länger beschäftigt. :)
Hallo,
da hast du etwas sehr wichtiges geschrieben: weniger ausgeben als man einnimmt. Es ist so einfach. Aber viele begreifen es nicht. Ein Grund mag mitunter sein, dass sie sich an Materielles klammern und nach der Ausbildung/Studium ersteinmal in den eigenen Status investieren. Neues Auto, größere Wohnung oder teure und langweilige Club Urlaube. Das habe ich bei vielen Bekannten und Kollegen gesehen. Dabei muss man nicht immer seine Einnahmen erhöhen, man kann auch seine Ausgaben einschränken. Heutzutage ist fast nichts mehr sicher. Lebensversicherungen sind mit Staatsanleihen insolventer Staaten besichert. Wie es mit der Rente in 30-40 Jahren aussieht, weiß keiner. Am besten wäre noch das eigene Portfolio zu streuen in bspw. Eigentumswohnung, Edelmetalle oder Tagesgeldkonto.
Grüße Myri
Du sprichst mir aus dem Herzen! Was ebenfalls viele Vergessen ist, dass Du als Unternehmer/Selbstständiger mit de Zeit mit Deinem Unternehmen einen Vermögenswert aufbaust (Dein Unternehmen an sich also bereits die Vorsorge ist). Ein Angestellter kann nicht nach einigen Jahren eventuell seine Stelle verkaufen. Bei 3b) würde ich sogar behaupten, dass Du nicht nur weniger aus der gesetzlichen Rente heraus bekommst sondern gar nix. Puff. Von dem Aspekt her, könnte der Spieß fast herum gedreht werden. Der Angestellte geht ein höheres Risiko ein mittlerweile ;-)…V.G. und weiter so.
Ja, guter Punkt. Das stimmt, wenn das Unternehmen nicht nur aus dir selbst besteht, sondern unabhängig von dir laufen kann. Dann ist es eine der besten Anlagen!
Warum ein digitaler Nomade eine Sonderstellung in den Augen von Medien, Angestellten etc. hat ist im Prinzip doch darin begründet dass andere Leute denken, man würde bei der ganzen Rumreiserei nicht viel arbeiten. Und tatsächlich sind es vermutlich keine 8-10h am Tag – aber das hat man sich ja schließlich bis dahin erarbeitet.
Ich denke wie man das mit seiner Altersvorsorge regelt ist eine Frage von Charakter / Lebenseinstellung. Manche Selbständige brauchen ihre BU, Unfall, Rüruprente etc., für ein sicheres Gefühl in allen möglichen Lebenslagen. Andere – wie ich – packen das Geld erst einmal aufs Tagesgeldkonto. Mal sehen, was kommt.
Hi Tanja,
ich glaube auch, dass die individuelle Persönlichkeit eine Rolle spielt. Aber der Wunsch nach möglichst vielen Versicherungen wird zum Teil auch anerzogen. Wer das aus seinem Umfeld kennt, der möchte sich auch eher gegen alle Gefahren absichern.
Hallo,
ob Selbständiger oder Angestellter ist in der heutigen Zeit doch egal?
Beide müssen selber vorsorgen, wenn Sie im Rentenalter nicht von der Sozialhilfe leben wollen.
Ich bin beides. Hauptberuflich Angestellter und Selsbständiger im Nebengewerbe.
Unsere Vorsorge haben wir aber schon als Angestellte begonnen, da uns klar war, dass bis zu unserer Rente wenig von der Rentenversicherung zu erwarten ist.
Die Eigentumswohnung ist inzwischen unsere eigene.
Und ein Teil des verdienten Gehaltes geht seit Jahrzehnten in verschiedene Anlageformen, welche in der Rente mal als Polster dienen sollen.
Ich sehe in der Vorsorge keinen großen Unterschied.
Lediglich in den Köpfen vieler Angestellten ist es noch nicht angekommen, dass unser Rentensystem nicht mehr dauerhaft wie bisher funktionieren wird.
Ein Blick auf den Anteil an Rentenempfängern zeigt, dass diese rasant angestiegen sind und weiter ansteigen werden. Weniger Arbeitnehmer müssen zukünftig für mehr Rentenempfänger bezahlen.
Derzeit verlassen sich immernoch viel zu viele Arbeitnehmer auf den Staat. Obwohl schon seit über zehn Jahren von der Politik eine zusätzliche Eigenvorsorge empfohlen wird.
LG
Bernd
Ja selbst als „normaler“ Selbstständiger wird man ja oft schon schief angeschaut. Wenn man dann noch sagt „ich reise dabei“ hören die Frage oft nicht mehr auf! Oder das Kopfschütteln.
Was genau machst du denn? Wie bezahlst du das alles? Wie bezahlst du denn überhaupt etwas? Was is mit später?
Das man gerade Anfangs mehr arbeitet um sich etwas aufzubauen (wie Tobias schon sagte: man baut sich etwas auf, dass im besten Fall später zur Vorsorge beirägt) ist vielen nicht bewusst!
Auf jeden Fall toller Beitrag zu dem Thema. Ich finde es schade, dass so viele noch so steif zu diesem Thema eingestellt sind und einem irgendwie immer reinreden wollen (aber das ist ja bei vielen Dingen so. Leider.)
Ich bin ebenfalls selbständig und lese auch viel in Blogs von anderen Selbständigen und wie sie mit bestimmten Themen umgehen – aber so gut habe ich diese verzerrte Wahrnehmung bislang noch nicht zusammengefasst gelesen. Vielen Dank!
Du hast recht man muss als Selbstständiger wirklich aufpassen. Es kann so schnell passieren das der große Hammer kommt. Ich selbst lege so viel wie geht auf ein Tagesgeldkonto und gehe nicht dran außer es geht wirklich nicht anders.
Hast du schon einmal überlegt mit Aktien oder ETFs vorzusorgen? Viele denken zwar das das sehr risikoreich ist, aber wenn man sich ein bisschen mit der Thematik beschäftigt bevor man kauft ist das denke ich ziemlich sicher.
Auf die Gefahr hin, mich der bisher rechtr eindeutigen Meinungstendenz entgegenzustellen: für mich wurde die Frage der Vorsorge als selbstständiger Reiseblogger bisher nicht zu meiner Zufriedenheit beantwortet. Unabhängig dessen bin ich sehr dankbar für den Beitrag, denn über finanzielle Aspekte wird meines Dafürhaltens in der Reisebloggerszene zu wenig disktutiert.
Bevor ich meine skeptische Haltung begründe kurz zu meiner Ausgangsposition: Angestellt, noch kinderlos in den Dreißigern, aktiv vorsorgend und mit dem Gedanken des längeren Reisens spielend. Eher nicht verbunden mit Selbstständigkeit sondern als Sabbatical, aber fix ist da nichts.
Jetzt ab ins Thema: die Conlusio des Artikels („mehr einnehmen als ausgeben“) kann in meinen Augen nur der Anfang der Gedankengänge sein. Übrigens sowohl für Angestellte als auch Selbstständige. Ausgehend vom gut geschilderten Rentenproblem gibt’s vielleicht noch 30 % vom letzten Lohn für Lohnempfänger, Selbständige werden (in D) mit wachsender Steuerlast & Versicherungskosten (nur Basics wie KV, HV oder BU) zu kämpfen haben, die an ihren Einnahmen nagen.
Das heißt: Vorsorge ist grundsätzlich nötig und/oder zumindest sinnvoll, am besten mit mehreren Bausteinen (z.B. Riester-Verträge, betriebliche AV, Immo-Erwerb, fondsgebundene Rürup-Verträge, ETFs) – und zwar natürlich vom eigenen „Netto“ und über die gesetzliche Rente hinaus.
Meine (unbeantwortete) Kernfrage lautet: wie lässt sich eine Vorsorge annähernd konstant aufrechterhalten, wenn monatlich eben nicht mehr drei Scheine (oder zweieinhalb oder vier Scheine) netto aufs Girokonto wandern und nur verteilt werden wollen? Und wie verändert sich die Kalkulation durch Familienplanung? Oder noch konkreter: welche Summen hältst du im Schritt 1 als Autor für ausreichend? Sprechen wir z.B. über jährlich 2.000,- € Rücklage (da wäre mir mulmig zumute), 10.000,- € (da wäre mir wohl immer noch mulmig zumute) oder 40.000,- € (damit könnte ich leben). Und wie realistisch sind solche Summen im Schritt 2 für die Mehrzahl der Blogger, deren Follower und Facebook-Likes sich im dreistelligen Bereich bewegt?
Ganz wichtig dabei: weder geht’s mir um eine Grundsatzdiskussion Angestellte vs. Selbstständige (in vielen Kommentaren wirkt das auf mich ein wenig „schulterklopferisch“) noch um eine Grundsatzdiskussion persönliche Freiheit vs. materielle Sicherheit (dieses Pendel muss jeder für sich definieren, ich habe es bereits getan). Überdies bitte ich, Sondereffekte (Einzelkind mit wohlhabender Familie, absehbare Unternehmensübernahme, etc.) nicht zu berücksichtigen.
Hi Dan,
ich verstehe dein Problem mit dem Artikel! Er löst keine Vorsorgefragen und lässt konkrete Zahlen offen. Dieser Artikel soll nur auf das fehlende Verständnis vieler Angestellter eingehen, die gar nicht wissen, was ohne gesetzliche Rente passiert.
Grundsätzlich scheint die finanzielle Wohlfühlzone bei jedem anders auszusehen, daher ist es schwierig, alles über einen Kamm zu scheren – zumal es glaube ich nicht einmal sooo viele Angestellte gibt, die „drei Scheine“ netto im Monat nach Hause bringen :-)
Aber für mich persönlich: Ich denke, als Selbständiger sollte man auf lange Sicht etwa 60.000 Euro im Jahr (brutto) verdienen. Das braucht man für ein komfortables Leben und sichere Rücklagen. Ich vermute, das geht auch noch mit einem Kind (bei einem zweiten Verdiener in der Familie). Je mehr Kinder da sind, desto höher sollte natürlich der Betrag sein, aber da ich keine Kinder habe, könnte ich die Zahlen nur aus der Luft greifen.
Hi Patrick,
danke für deine schnelle Rückmeldung! Es geht so schnell (in der Textmitte) verloren, deshalb nochmal: grundsätzlich freue ich mich über deine Beackerung des Themenfeldes. :-) Danke auch für deine grobe Einschätzung des Finanzbedarfs und der Rücklagenbildung.
Und du hast natürlich recht: wer als Angestellter sein Gehalt bis zum letzten Euro für Pay-TV, Mallorca-Parties und „nen fetten Spoiler“ ausgiebt (um mal alle Vorurteile über die modernen Hedonisten rauszuhauen), wird am Ende – also mit Mitte 60 – schlechter dastehen als ein Selbstständiger (Reiseblogger, Grafikdesigner, Kurier oder Handelsvertreter), der sich zwangsläufig mit dem Thema beschäftigen muss.
Wahrscheinlich gehen „meine Fragezeichen“ in eine etwas andere Richtung. Regelmäßig denke ich mir bei Beiträgen in den zehn bis fünfzehn Reiseblogs meiner Wahl, wie man dieses Leben dauerhaft finanzieren kann, ohne nach der süßen Jugend mit Anfang Fünfzig jemandem auf der Tasche liegen oder sich deutlich einschränken zu müssen.
Wie im ersten Beitrag geschildert suche ich für mich noch nach einer befriedigenden Lösung, um guten Gewissens aus zwei, bis drei großen – aber zeitlich beschränkten – Reisen pro Jahr einen langen Aufenthalt zu machen. Ich melde mich, wenn meine Kalkulation steht. ;-)
An erster Stelle steht wohl die Gesundheit und wie ich mich fit halte. Darüber hinaus denke ich dass man in Deutschland am besten überleben kann. Falls es mit der Rente nicht reicht muss ich mir Gedanken machen, wo ich am besten unterkomme. Vielleicht in einer Wohngemeinschaft?