Dies ist ein Gastbeitrag von Jenny Menzel (Weltwunderer.de).
Neuseeland ist Wohnmobil-Land, so viel ist klar. An jeder Ecke kann man schnuckelige kleine Campervans oder weiß blitzende Luxus-Siebensitzer mieten, je nachdem, was das Herz begehrt. Ein Wohnmobil in Neuseeland zu mieten ist also die Norm – allerdings schlägt es ordentlich ins Reisebudget und macht den Traumurlaub gerade für Familien oft unerschwinglich.
Es gibt jedoch eine Alternative: einfach ein gebrauchtes Wohnmobil kaufen und am Ende der Reise wieder verkaufen. Im Idealfall macht man dabei ein gutes Geschäft, im schlimmsten Fall kommt man teurer, als hätte man ein Wohnmobil gemietet. Ich möchte beim Abwägen helfen.
Die Vorteile der Miete sind eindeutig:
– Bequemlichkeit: Wohnmobile kann (und sollte!) man übers Internet direkt vom heimischen Sofa buchen, Preisvergleiche sind schnell gemacht und die größeren Vermieter sprechen sogar Deutsch. So kann man, in Neuseeland angekommen, gleich mit der Reise starten und spart wertvolle Zeit (und Nerven!).
– Sicherheit: Der Vermieter kümmert sich darum, dass das Fahrzeug gut in Schuss ist, dass es im Fall des Falles repariert wird und, ganz wichtig, er übernimmt das Mietfahrzeug am Ende der Reise wieder.
Der große Nachteil ist ganz offensichtlich der Preis: Mietet man ein Wohnmobil länger als ein paar Wochen, wird es sehr teuer. Ob nun im Preis wiederum der Vorteil des Kaufens und Verkaufens liegt, ist im Vorhinein leider fast unmöglich abzuschätzen. Einflussfaktoren sind hier vor allem:
a) Der Zeitpunkt von Kauf und Verkauf, denn die Angebots- und Nachfragesituation auf den Automärkten schwankt saisonal sehr stark.
b) Der Ort von Kauf und Verkauf
c) Das eigene Verhandlungsgeschick
d) Der technische Zustand des gekauften Wagens. Unvorhergesehene Reparaturen können den Gesamtpreis schnell in die Höhe treiben.
e) Das eigene Fahrgeschick und natürlich pures Glück: Viele Unfälle passieren unverschuldet, die Kosten müssen aber trotzdem erst einmal selbst übernommen werden.
Als Faustregel sollte man davon ausgehen, dass man einen gekauften Campervan für weniger Geld wieder verkaufen wird, als man dafür bezahlt hat. Nun muss man selbst entscheiden: Wie hoch darf der Verlust bei diesem Geschäft sein, sodass er das Reisebudget nicht sprengt? Und ist der verbleibende Gesamtbetrag immer noch niedriger, als wenn man ein Wohnmobil für denselben Zeitraum mieten würde?
Jenny Menzel mit Familie in Neuseeland (Quelle: Weltwunderer.de)
Tipps zur Suche
Günstige gebrauchte Fahrzeuge finden sich am ehesten zum Ende der Hauptsaison Ende Februar/Anfang März. Sucht man während der Hauptreisezeit ab November, konkurriert man mit enorm vielen anderen Interessenten und wird für ein technisch einwandfreies und straßenzugelassenes Fahrzeug mit akzeptabler Ausstattung mindestens 7.000 NZD bezahlen.
Die meisten gebrauchten Campervans sind eher klein und spartanisch ausgestattet; Dusche und WC gibt es nur selten an Bord, was oft auch die Zulassung des Fahrzeugs zum Freedom Camping ausschließt. Campingmöbel etc. müssen von zu Hause mitgebracht oder selbst vor Ort gekauft werden.
Für Familien mit Kindern wird es noch komplizierter: Die meist älteren Modelle haben oft nicht genügend Sitzplätze, auf denen ein Kindersitz angebracht werden kann – und diesen selbst muss man natürlich ebenfalls selbst stellen.
Das Reisebudget sollte immer einen guten Puffer enthalten, der unerwartete Reparaturen oder einen verlustreichen Wiederverkauf auffangen kann! Um letzteres Risiko abzufedern, bieten einige professionelle Verkäufer (zum Beispiel „Bedmobils“ in Auckland oder „Cars2go“ in Christchurch) eine „buyback garantee“ für ihre Campervans; findet man keinen Käufer, bekommt man dann wenigstens 40 bis 60 Prozent des Kaufpreises zurück.
Für den Kauf eines Campervans bietet sich am ehesten Auckland an: Hier reisen die meisten Touristen ab, die ihre Fahrzeuge wieder verkaufen wollen. Zum Verkaufen ist genau aus diesem Grund eher Christchurch zu empfehlen: Die Konkurrenz zwischen den Verkäufern ist hier viel geringer, was die Preise stabil hält.
Wo kauft man am besten ein Wohnmobil?
a) Klassische Autohändler sollte man für den Kauf oder Verkauf eines Wohnmobils nur im Notfall nutzen. Händler müssen und wollen nämlich Profit machen und können in der Regel gut verhandeln.
b) Automärkte für Einheimische sind günstiger; in Auckland etwa sonntags von 9 bis 12 Uhr am Ellerslie Racecourse (Verkäufer zahlen 20 NZD), in Christchurch öffnet die „Canterbury Car Fair“ sonntags von 9 bis 12 Uhr im Stadtteil Middleton am Addington Raceway.
c) Websites wie Gumtree.co.nz oder Backpacker-Board.de kann man nutzen, um sich einen Eindruck von der Marktlage zu verschaffen, vielleicht findet man sogar schon einen interessanten Anbieter (neuseeländische Websites wie TradeMe.co.nz verlangen ein neuseeländisches Konto für die Anmeldung). Die Kaufabwicklung sollte aber immer vor Ort stattfinden, damit man nicht die Katze im Sack kauft!
d) Backpacker’s car markets in Auckland und Christchurch: Hier zahlen Verkäufer eine Gebühr für den Stellplatz ihres Fahrzeugs, Kaufinteressenten schauen kostenlos herum. Der „Backpacker’s Car Market“ in Auckland liegt auf der 19 East Street, nahe der Queen Street, und verlangt 105 NZD von den Verkäufern. Auf dem „Backpacker‘s Car Market“ in Christchurch (33 Battersea Street, Sydenham) kostet ein Stellplatz nur 95 NZD, das Angebot ist aber viel kleiner.
e) Einfache Aushänge am Schwarzen Brett von Hostels, in Supermärkten oder im Seitenfenster des zu verkaufenden Campervans sind auch heute noch beliebt und erfolgreich. Vorteil: Ein Zettel ist schnell und kostengünstig geschrieben. Für den Kontakt sollte man ein neuseeländisches Mobiltelefon (bzw. eine SIM-Karte) besitzen.
Typischer Campervan in Neuseeland (Quelle: Weltwunderer.de)
Kaufabwicklung und Papierkram
Nach dem Kauf (oder dem Verkauf) regelt das Personal der Automärkte die Übergabe und das Umschreiben des Besitzers. Das ist in Neuseeland geradezu lächerlich einfach, weshalb es auch für Privatkäufer (und -verkäufer) kein Problem darstellt: einfach mit dem Geschäftspartner zur nächsten Post gehen, die Rückseite des Registrierungsbelegs für die NZTA ausfüllen und den unteren Teil (portofrei) an die NZTA-Zentrale in Palmerston schicken lassen. Die Fahrzeugüberschreibung ist meist binnen 20 Minuten erledigt.
Mit einer gültigen WOF-Plakette erhält man auf der Post auch die Vehicle License (im Kiwi-Slang „rego“), die in die Windschutzscheibe geklebt wird. Je nach Dauer der Zulassung kostet eine „rego“ ab 70 NZD. Dieselfahrzeuge müssen außerdem regelmäßig eine Lizenz für die „Diesel Tax Recovery Fee“ kaufen; auch die gibt es bei der Post.
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte außerdem eine Haftpflichtversicherung („third party property damage“) abschließen, die bei Unfällen Sach- und Vermögensschäden des Unfallgegners abdeckt; Tarife für Urlauber beginnen ab etwa 170 NZD. Schäden am eigenen Fahrzeug und Diebstahl deckt dagegen nur eine Vollkaskoversicherung („comprehensive insurance“) ab, die in der Regel keine Nicht-Neuseeländer versichert und wenn, dann wesentlich mehr kostet.
Noch mehr Tipps zum Fahrzeugkauf
Viele gebrauchte Wohnmobile in Neuseeland haben schon zigtausende Kilometer auf den Reifen und sind immer wieder notdürftig repariert worden. Um ein technisch einwandfreies Fahrzeug zu finden, sollte man genau unter die Motorhaube schauen, eventuell in einer Werkstatt eine „pre-purchase inspection“ bestellen (Kosten: 100 bis 200 NZD, dauert etwa zwei Stunden) und auf jeden Fall eine Probefahrt machen.
Toyota und Ford sind die gängigsten Modelle, für die es auch genug Ersatzteile in Neuseeland gibt. Tabu sind Wohnmobile, die älter als 20 Jahre sind und/oder keine gültige WOF-Plakette haben (so etwas ähnliches wie die TÜV-Plakette). Die WOF-Plakette sollte am besten einige Monate länger gelten, als man selbst reisen will.
Nur selten wird man das gekaufte Wohnmobil bar bezahlen, die meisten Transaktionen (auch das Mieten von Wohnmobilen) laufen über Kreditkarte. Wer kein Großverdiener ist, sollte sicherheitshalber einige Wochen vor der Abreise seine Bank benachrichtigen, dass demnächst größere Zahlungen anstehen, und ggf. den Kreditrahmen der Kreditkarte erhöhen lassen.
Blick aus einem Wohnmobil (Quelle: Weltwunderer.de)
Fazit
Ein gebrauchtes Wohnmobil für die Reise durch Neuseeland zu kaufen und am Ende wieder zu verkaufen, kann durchaus Sinn machen. Als Faustregel rentiert sich der Kauf ab einer Reisedauer von drei bis fünf Wochen; für kürzere Reisen ist der Aufwand einfach zu hoch.
Ob sich die Aufregung, das Suchen und das Zittern gelohnt haben, weiß man immer erst am Ende der Reise – insofern ist die Option des Kaufens und Verkaufens nichts für Sicherheitsfanatiker oder Leute mit schwachen Nerven. Und so ökonomisch es auch scheint: Wer wirklich nur wenig Geld zur Verfügung hat, der kann mit dieser Variante ordentlich auf die Nase fallen.
Mehr Informationen und Tipps sowie umfangreiche Checklisten zum Kauf eines Wohnmobils hat Gastautorin Jenny Menzel in ihrem Buch Als Dach der Sternenhimmel: Camping in Neuseeland gesammelt. Dort gibt es außerdem Wissenswertes zum neuseeländischen Straßenverkehr, den schönsten Wohnmobil-Routen und hilfreiche Tipps zum Freedom Camping in Neuseeland; eine Liste der neuseeländischen Wohnmobil-Vermieter, Pack- und Einkaufslisten, Informationen für das Reisen mit Kindern und, und, und …
Jenny Menzel: Als Dach der Sternenhimmel: Camping in Neuseeland, 192 Seiten, 68 farbige Abbildungen, Format 21 cm x 14,8 cm (DIN-A5). Preis: 16,95 €, ISBN: 978-3-9815717-9-0. Erhältlich bei Amazon und im 360° medien shop.
Coole Tips! Hatte neulich schon überlegt mir einen Campervan zuzulegen, wegen der Flexibilität, und werde mich mit Hilfe Deines Beitrages mal genauer umschauen. Dankeschön :-)
Hallo Jenny,
Vielen Dank für den informativen Beitrag! Wir hatten uns für unsere halbjärige Tour auch einen Campervan gekauft, und es nur selten bereut. Leider war in der Tat einiges zu reparieren, aber unterm Strich hat uns die Kiste 500$ Wertverlust und ca. 1000$ an Reparaturen gekostet. Mieten kann man dafür vielleicht ein paar Wochen. Wir haben allerdings auch Reisende getroffen, die mit ihrem Campervan weniger Glück hatten, und wesentlich mehr investieren mussten. Zu dem Artikel fallen mit noch ein paar Gedanken ein:
Fahrzeugzustand: Hier finde ich grundsätzlich den Pflegezustand viel wichtiger, als das reine Alter oder die Laufleistung. Ein 30 Jahre alter Bus mit 300.000km auf der Uhr kann, wenn gut gepflegt, viel solider sein, als ein halb so altes, vernachlässigtes Modell. In einen Werkstattcheck sollte man aber auf jeden Fall investieren!
Werkstätten: Deren Qualität und Arbeitsmoral ist in Neuseeland, wie wohl überall, sehr durchwachsen: Wir haben in Nelson einen tollen Schrauber erlebt, der für gerade mal 250$ zwei Tage lang unseren Motor fit machte. Aber leider auch eine Werkstatt, die anscheinend darauf spekulierte, uns Touristen nie wieder zu sehen – und entsprechend schlechte Arbeit ablieferte. Eine gute Strategie war, Locals nach Empfehlungen zu fragen.
Kindersitze: Unserer Erfahrung nach haben die allermeisten älteren Campervans vorne eine Dreierbank mit Beckengurt in der Mitte. Darauf lässt sich durchaus eine Babyschale in der Mitte fixieren (muss dann für Beckengurte zu gelassen sein!). In Verkehrskontrollen haben wir damit nie Probleme bekommen. Es scheint allerdings eine Grauzone zu geben: Wir haben Reisende mit Mietcampern getroffen, denen die Vermietung die günstigen Vans verweigerte, da angeblich Babyschalen auf der Vordersitzbank nicht zulässig wären.
Kosten: Viele ältere Vans haben noch durstige Benzinmotoren. Unser Bus zog sich 14-20 Liter durch den Vergaser. Die höheren Spritkosten verglichen mit modernen Mietcampern sollte man in der Rechnung nicht vernachlässigen.
Zum Abschluss noch etwas zu den Backpacker’s Car Markets: Wir haben unseren Bus vom BCM in Christchurch gekauft. Laut eigener Aussage ist der Backpackers Car Market ein neutraler Vermittler. Allerdings muss gesagt werden, dass die von den Verkäufern für Standmiete und eventuell fällige Reparaturen / WOF ihr Geld bekommen, und natürlich Interesse haben, die Stellplätze frei zu bekommen. Dementsprechend fiel der vom BCM angebotene Gebrauchtwagencheck unseres Vans doch arg positiv aus. Das nächste mal würde ich auf jeden Fall von einer unabhängigen Werkstatt prüfen lassen.
Hallo Johannes,
das sind wirklich wertvolle Tipps – die sollst du doch aber nicht einfach so verraten, die stehen schließlich alle in meinem Buch! ;-)
LG
Jenny
…und bestimmt noch viel viel mehr! :-) Falls Du eine Fortsetzung planst, lasse ich dich gerne an unseren Erfahrungen teilhaben!
Wenn man ein günstigeres Fahrzeug kauft, ist der Wertverlust viel geringer. Mein Motorrad, das ich mir in Südamerika gekauft habe, konnte ich nach 9 Monaten und 28,000 km mit nur 400 Euro Wertverlust verkaufen…
Super Idee für einen Artikel. Vielen Dank.
Ich war vor zwei Jahren in NZ und hatte den Eindruck, dass die meisten Traveller eher im Norden Auckland ankommen und dann in den Süden nach Christchurch fahren. Das hat sich auch bei den Mietpriesen widergespiegelt: einen Camper von Süden nach Norden zu fahren war deutlich günstiger. als umgekehrt.
Ich nehme Deine Ratschläge, und Du hast sicherlich mehr Tips gegeben als den Ort des Verkaufs zu zu beschreiben, gerne an. Danke & Gruß, Patrick
Hi Jenny,
vielen Dank für den interessanten Artikel. Ich bin alles andere als ein Neuseelandkenner, aber ich könnte mir dort auch mal eine längere Campertour vorstellen.
Gerne möchte ich aber noch eine kleine Verständnisfrage stellen, wenn das erlaubt ist: du schreibst, dass die meisten Touristen in Christchurch ihre Tour starten und in Auckland aufhören und empfiehlst deswegen, „gegen den Strom“ zu fahren, weil man dadurch bessere Angebote bekommt.
Soweit leuchtet mir das ein. Nur würde mich interessieren, wieso die meisten Touristen offenbar die eine Richtung bevorzugen. Gibt es dafür einen objektiven Grund?
Hi Oli,
es liegt nicht unbedingt an der Richtung – in AKL sind einfach insgesamt mehr Reisende anzutreffen, entsprechend größer ist die WoMo-„Szene“; viele besuchen ja auch nur eine Insel oder bleiben länger an einer Station, und das ist dann meistens die Nordinsel. Es dürfte auch einfach mehr Flüge geben, de hier starten und landen. In CHC snd dagegen generell weniger Leute unterwegs, so dass man als Verkäufer den Preis bestimmen kann.
Klar soweit? :-)
LG
Jenny
Prima Beitrag, kann man für Australien fast genau so schreiben, nur heisst die Website dort gumtree.com.au heisst und der Ort wo weniger Backpacker einkaufen ist Perth :D Der Papierkram hängt allerdings vom Staat ab und ist etwas schwieriger.
Hallo,Patrick,
hast du vielleicht noch die Adresse des Autoschraubers in Nelson?Unsere Tochter ist gerade dort und bräuchte da einen Tipp,da sie Probleme mit dem Auto hat.LG
Angela
Hallo Angela, der Tipp mit dem Schrauber war von Johannes, nicht von Patrick :-) Wir haben Shane, den tollen Automechaniker, grade mal angesimst, ob die Handynummer noch stimmt. Schick uns doch bitte eine Mail, würde die Nummer ungern ins Internet stellen ;-)
Hallo,
wir verkaufen ab Anfang Februar unseren Nissan Elgrand 2005 Self-Contained in Christchurch. Bilder und weitere Informationen auf Anfrage. Alle Unterlagen vorhanden.
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Bei Interesse bitte melden:
Handy (Deutschland): +4915908695693
Handy (Neuseeland): +64212670981
Email: tobikna@posteo.de